Samstag, 22. Januar 2011

Nicht kämpfen

In den letzten Tagen hatte ich viel mit einem äußeren und inneren Konflikt zu tun. Ich will hier mal beispielhaft aufschreiben, wie ich damit umgehe.

Wenn ich merke, daß starke unangenehme/unfriedliche Gefühle mich bewegen und sich die Gelegenheit bietet, dann schließe ich die Augen und schaue in mich hinein, wobei ich versuche, dieses Gefühl bzw. den auslösenden Konflikt als „Dämon“ zu visualisieren.

Ich sehe vor meinem inneren Auge also einerseits mich und andererseits eine andere Gestalt, die bei mir das betreffende unangenehme Gefühl auslöst (z.B: Schmerz oder Wut). Anstatt nun gegen diesen Dämon zu kämpfen, gehe ich auf ihn ein. Ich frage ihn, wie er sich fühlt und was ihm fehlt, und wenn ich das herausgefunden habe, opfere ich mich ihm, um ihm die Nahrung zu geben, die ihm fehlt.

Ich habe früher schon ähnliche Übungen gemacht, bei denen ich die zweite Gestalt als mein inneres Kind visualisiert habe, mit dem ich dann umgegangen bin. Dabei sehe ich mich bewußt als Erwachsene, die mit einem Kind umgeht, es schützt, nährt, wertschätzt bzw. ihm generell das gibt, was es in der Kindheit vermißt hat – was ich mir als Erwachsene unterdessen selber geben kann. Diese Übungen sind sehr hilfreich, sind allerdings auf ein bestimmtes Rollenmodell festgelegt – hier die fürsorgliche Erwachsene, dort das verletzte innere Kind.

Seitdem ich das Buch „Den Dämonen Nahrung geben“ von Tsültrim Allione lese, habe ich von deren Methode noch einige Anregungen übernommen, weil diese noch stärker zu wirken scheinen. In der Dämonenübung soll ich meinen Körper in einen Nektar auflösen, den ich dem Dämon dann zur Nahrung anbiete, solange, bis er völlig gesättigt ist. Und das gerade auch dann, wenn es so scheint, als würde der Konflikt von außen an mich herangetragen, wenn ich mich also als Opfer fühle.

Bei mir sind die inneren Bilder nicht immer ganz entsprechend diesem Muster, aber ich empfinde die Übung als sehr wirksam.

Ein aktuelles Beispiel: vorhin fühlte ich mich verletzt, ich schloß die Augen und sah den Dämon als eine furchteinflößende Gestalt mit einem Stachelpanzer und einem weit aufgerissenen Maul mit vielen spitzen Zähnen (so ähnlich wie auf manchen fernöstlichen Dämonenmasken). Er bedrohte mich. Ich fragte ihn, was er braucht und trat näher an ihn heran. Da sah ich, daß die langen spitzen Stacheln, die von seinem Körper weg nach außen auf mich zu wiesen, ganz genauso auch nach innen zeigten und seinen eigenen Körper durchbohrten.

Ich war sofort tief und zu Tränen berührt. Er mußte wohl furchtbare Schmerzen leiden. Ich bot ihm Hilfe an und fing an, die Stacheln vorsichtig aus seinem Körper herauszuziehen, eine nach der anderen. Seinen Körper sah ich da schon nicht mehr als reptilienartig wie zuvor, sondern klar menschlich. Ein leidender Mensch. Ich weinte (ganz real, nicht nur in der Vorstellung), während ich weitere Stacheln herauszog.

Leider wurde ich unterbrochen und konnte die Übung nicht zu Ende führen. Das werde ich später nachholen.

Nach meiner bisherigen Erfahrung ist es so, daß sich die Gestalt des Dämons im Verlauf der Übung verändert und parallel dazu verändert sich auch meine Gefühlslage. Oft kommt es zumindest zu einer deutlichen Entspannung oder auch zu einem inneren Lächeln. Sobald dieses innere Lächeln aufscheint, weiß ich, daß für diesen Moment wieder alles gut ist. Frieden.

Bis zur nächsten Runde, wenn das nächste Gefühl sich meldet und beachtet/bearbeitet werden möchte, manchmal ein paar Stunden später.

Im Moment des Endes eines Übungsabschnitts habe ich meistens ein sehr zartes und sehr intimes Gefühl. Für mich ist das gleichbedeutend damit, mit einem inneren Anteil von mir Frieden geschlossen zu haben. Denn der vermeintliche „Feind von außen“ ist in der Regel etwas in mir.

Das bedeutet nicht, daß sämtliche tatsächlichen Gewalttaten, deren Opfer ich ggf. werde (oder früher geworden bin), nur „meine eigene Schuld“ sind, aber es bedeutet, daß ich von meiner Seite den ausgelösten Schmerz, die innere Verletzung, soweit möglich heilen kann und hoffentlich verhindern kann, daß der Schmerz weiteres Unheil stiftet, indem er dann in der Folge mich zu unheilvollen Handlungen gegenüber anderen antreibt.

Mittwoch, 19. Januar 2011

innerer Dämon

Oh Gott, ich wäre so froh, wenn ich mich von diesem Dämon endlich mal befreien könnte. Der hat mir einen großen Teil meines Lebens versaut (und auch anderen Menschen geschadet). Er ist vor kurzem erneut ausgebrochen und hat sich in einem schweren zwischenmenschlichen Konflikt manifestiert.

Der Dämon bin ich - ein innerer Anteil von mir.

Ich habe mich schon durch einige Schichten verdrängter Gefühle hindurchgegraben, seit Tagen mache ich kaum etwas anderes im freien Teil des Tages, und jetzt spüre ich, daß darunter etwas sehr Schönes liegt. Etwas Zartes.

Schneewittchen im Sarg oder so. :-) Muß nur noch wachgeküßt werden.

Sonntag, 9. Januar 2011

Tauwetter

Es geht mir gut. :-) Die Folge davon ist, daß ich derzeit wenig Energie verspüre, hier etwas zu schreiben. Meistens habe ich geschrieben, wenn ich irgendetwas aufarbeiten wollte, oder auch, wenn mich etwas sehr stark berührt hat und ich das mitteilen wollte.

Die Weihnachtszeit war für mich wunderbar friedlich. Seit einer Woche bin ich nun wieder im Arbeitsalltag, mit den gewohnten Schwierigkeiten - und trotzdem im Frieden damit. Selten genug. Das möchte ich einfach genießen.

Das Tauwetter erleichtert den Alltag. Ich empfinde aber dennoch weiterhin die Stille der kalten Jahreszeit. Frieden.

Wünsche allen Lesern dieses Blogs ein frohes neues Jahr!