Sonntag, 31. Januar 2010

Selbstironie

Am Wochenende war ich mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt und hatte nur wenig Zeit für mich alleine. Dennoch habe ich wie gewohnt beobachtet, wie der Prozeß weiter in mir abläuft. Das Grusel-Gefühl, das meine erste Annäherung an die Leere bei mir verursacht hatte, habe ich gut überwunden. Ich bin bereit für eine tiefere Erfahrung, so es denn sein soll.

Am Samstag schwankte ich zwischen Weinen und Lachen. Es scheint so zu sein, daß das Gewinnen von Erkenntnis untrennbar mit der Einsicht in die eigene Ohnmacht gekoppelt ist – bzw. daß die Ohnmacht der Erkenntnis sogar vorangeht. Somit besteht keine Gefahr, daß sich ein einzelner Mensch, der zu Erkenntnis gelangt ist, irgendwie über die Schöpfung erheben kann. Zudem scheint der Endpunkt der Erleuchtungserfahrung, soweit ich es bisher verstanden habe, dahinzugehen, daß man gar nichts mehr weiß und gar nichts mehr versteht. Darin liegt eine unglaublich tiefe Komik. Ich habe mich schon köstlich darüber amüsiert. ;-) Ich habe sowieso ein Faible für Selbstironie, das kommt hier voll zum Zuge.

Mir scheint, daß sich mein Gehirn schrittweise darauf vorbereitet, mit dem Schock weiterer Erfahrungen umgehen zu können. Die intellektuelle Einsicht läuft der tatsächlichen Erfahrung bei mir voraus. Mich beruhigt diesbezüglich, daß ich in „Pointers“ gelesen habe, daß der Sucher zuerst seine Bereitschaft erklären muß, sich selbst nicht mehr als getrennte Person zu sehen, und dann kann erst nach und nach Einsicht entstehen. Dann läuft das bei mir wohl gut, ich habe sowieso unterdessen sehr viel Vertrauen in meinen Prozeß.

Heute hatte ich über einige Stunden eine tiefe, schrecklich brennende Sehnsucht, nahezu unerträglich. Als sich dann endlich Gelegenheit für einen kurzen Rückzug ergab, legte ich mich aufs Bett, schloß die Augen und dachte nur: „Hier bin ich, Gott, nimm mich und mach mit mir, was Du willst.“ Ich kam ein wenig zur Ruhe, die Sehnsucht brannte aber zunächst weiter. Aber 1-2 Stunden danach kam wieder ein stiller Frieden in mir auf und ein Lächeln zauberte sich mir ins Gesicht. Ich fühle mich wieder ganz und bis auf weiteres befriedigt. Es geht mir gut heute abend.

Hoffentlich hält das eine Weile an. Morgen nachmittag muß ich meine Präsentation halten, die ich am Freitag zumindest noch zweimal geübt hatte. Ganz unvorbereitet bin ich also nicht. Wenn ich das hinter mir habe, kann ich mich vielleicht tiefer fallen lassen – in die nächste Erfahrung, so Gott will.

Samstag, 30. Januar 2010

Arbeitsstreß, selbstgemacht

Ich muß wahnsinnig sein. Am Montag muß ich eine wichtige Präsentation halten, und ich bin überhaupt nicht vorbereitet. Den Entwurf für die Folien habe ich gemacht, die Erstellung der Folien durfte ich glücklicherweise delegieren. Aber ich habe überhaupt nicht meinen Vortrag geübt. Und aus dem Stehgreif kann ich sowas nicht. Ich habe letztes Jahr einige sehr erfolgreiche Präsentationen gemacht, die hatte ich aber tagelang geübt.

Ich habe große Angst vor dem Termin am Montag. Es hilft auch nichts, wenn ich mir sage, daß das doch alles nur in dem von mir selbst geträumten Traum stattfindet, daß ich sowieso kein Jota an der Handlung ändern kann usw. usf. Ich bin voll identifiziert mit dieser Angst zu versagen. Das ist die „Musterschülerin“ in mir, die immer alles perfekt machen wollte. Diese Musterschülerin mußte jetzt schon so oft ihr völliges Versagen erdulden, ist auch schon recht kleinlaut geworden, aber sie ist nicht verschwunden.

Und so starre ich wie paralysiert auf diese Powerpoint-Folien, unfähig, mich damit wirklich zu befassen und mir einen Vortrag dazu einfallen zu lassen. Ich muß es laut sprechen, nur so funktioniert die Einübung bei mir. Und das mag ich nicht tun, solange mein Büro-Kollege anwesend ist. Ich suche jetzt, ob ich einen freien Raum finde, wo mein „Selbstgespräch“ nicht unangenehm auffällt.

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Ich glaube, daß ich die Erkenntnisse häppchenweise serviert bekomme, damit ich nicht völlig aus dem Alltagsleben herausfalle. Eine vollständige Erleuchtungserfahrung, so wie ich sie mir anhand verschiedener Beschreibungen vorstelle (was ja schon ein Unding an sich ist), würde mich vermutlich so destabilisieren, daß ich für einige Zeit gar nicht mehr (denkend) arbeiten könnte. Derzeit wahre ich ja noch halbwegs die Fassade, genau wie in meinem heutigen Alptraum (da bricht dann innen schonmal eine tragende Konstruktion zusammen, aber außen merkt man es nicht). Offenbar ist das in meiner Rollenbeschreibung so vorgesehen.

Ja, ich habe immer noch Angst davor ganz loszulassen. Dabei würde vermutlich alles, selbst die Präsentation, wesentlich reibungsloser ablaufen, wenn ich (Ego) endlich vollständig loslassen würde… Wenn es das Ego eigentlich gar nicht gibt, wie kann das Ego dann überhaupt loslassen? Noch so ein unlösbares Rätsel.

Ob diese Umstülpung der Wahrnehmung wohl demnächst öfters passieren wird? Diesen Schrecken habe ich im Verlauf des heutigen Tages fast überwunden. Es könnte doch auch spannend und interessant sein zu sehen, was dann passiert. Das Ungewisse ist faszinierend. Beruhigend für mein Gehirn ist immerhin, daß ich jetzt von vielen Menschen gelesen habe, die diese Erfahrung hinter sich haben, und die trotzdem noch „normal“ in dieser Welt zu funktionieren scheinen. Also kann es ja wohl so wild auch nicht sein.

Wer bin ich?

These: „Ich bin die Seifenblase im Nichts, die mir nach meiner Nichts-Erfahrung gestern abend mein Gehirn als inneres Bild angeboten hat.“

Früher habe ich gerne Denksportaufgaben gelöst, das hat dem Gehirn Spaß gemacht. Wie löst man ein Rätsel, das nur ohne Denken gelöst werden kann?

Indem man das Denken einfach nicht beachtet und stattdessen einfach IST. Das ist mir ja in meiner Versenkungserfahrung vor einigen Wochen auch beinahe schon gelungen. Aber nicht ganz. Es war immer noch ein Ich da, das die Glückseligkeit genossen hat.

Gestern war zum ersten Mal ganz kurz gar kein Ich mehr da. Ich sehe jetzt im Vergleich dazu, daß ich bisher bei meinen vermeintlichen „außerhalb-des-Verstands“-Erfahrungen immer nur bis zum Beobachter vorgedrungen war (der auch nur ein Gedanke ist, wie ich verschiedentlich gelesen habe).

Ob ich will oder nicht: dieser Prozeß scheint bei mir weiter fortzuschreiten, in seinem eigenen von mir nicht beeinflußbaren Rhythmus.

Freitag, 29. Januar 2010

Ahnung vom Nichts

Gestern spätabends hatte ich zum ersten Mal eine Ahnung vom Nichts. Ich habe in den letzten Tagen einige Satsang-Protokolle sowie erläuternde Texte von verschiedenen Satsang-Lehrern gelesen (das ist für mich neu, ich war ja noch nie bei einem Satsang). Und gestern traf mich ein Text so, daß es für einen winzigen Augenblick passierte: meine Wahrnehmung stülpte sich um und es gab die Wahrnehmung, daß es ein Ich überhaupt nicht gibt (und auch kein Selbst, sondern nur nichts, Leere). Die Erfahrung war nicht vollständig, es war nur eine erste Ahnung.

Ich habe das so oft gelesen, daß wir nicht das Wahrgenommene, sondern der Wahrnehmende sind. Und gestern habe ich zum ersten Mal ansatzweise erfahren, daß es den Wahrnehmenden gar nicht gibt.

Als ich aus meiner halben Erfahrung zurückkehrte, hatte ich noch ein inneres Bild (das der Verstand dann schnell dazu konstruiert hat): um mich herum der unendliche schwarze leere Weltraum, und darin wie in einer Seifenblase die gewohnte Realität, eine Seifenblase, die jederzeit zerplatzen kann, und dann ist da wirklich gar nichts mehr.

Heute Nacht hatte ich einen Alptraum: ich bin mit meiner Lebensgefährtin in deren Haus in der Küche. Es fließt kein warmes Wasser mehr aus dem Hahn, es kommt kein Tropfen. Ich schaue unter die Spüle, um die Absperrventile zu kontrollieren. Als ich aufsehe, ist der Fußboden in einer Ecke des Raums abgesackt, da ist ein gähnendes schwarzes Loch. Kurz danach gibt der gesamte Fußboden unter uns nach, wir rutschen zwei Meter tief in die Erde. Wir bleiben zwischen den ganzen eingestürzten Möbeln unverletzt, können uns aus dem Loch befreien und sind jetzt außerhalb des Hauses. Von außen sieht alles normal aus, die Fassade ist unberührt. Wir können nicht mehr in das Haus, weil die Eingangstür geschlossen ist und wir den Schlüssel nicht dabei hatten, als es passierte. Eine Gruppe von Menschen kommt und zieht an uns vorbei. Wir machen uns darüber Sorgen, wie wir den Vorfall vertuschen können, so daß es niemand merkt. Wir müssen irgendwie klarkommen ohne Küche. Niemand darf merken, daß dort der Fußboden abgesackt ist. Ich werde von einem Klingeln geweckt.

Ich wachte mit einem Gefühl von Schaudern und Schrecken auf. Der Schrecken sitzt mir jetzt, einige Stunden später, immer noch in den Gliedern. Die Interpretation dieses Traums ist einfach: ich verliere den Boden unter meinen Füßen, ich verliere den Boden meiner Realität. Und obwohl ich schon so viel darüber gelesen habe und es gedanklich auch bereits alles begriffen habe (soweit dies möglich ist), ist es was anderes, wenn man es selber erlebt.

Der Traum paßt zu meinem Erlebnis gestern abend. Ich nähere mich dem schwarzen Loch, dem Nichts. Und niemand darf es bemerken. Vor allem das eigene Ich nicht. Das Ich darf nicht merken, daß es gerade dabei ist verlorenzugehen. Und die anderen Menschen sollen bitte auch nichts merken, von außen soll alles normal aussehen. Im Inneren des Hauses ist zwar gerade etwas zusammengebrochen, aber das will ich doch lieber nicht wahrhaben. Das Ich ist ins Loch gefallen und ist jetzt ausgesperrt, da ist nur noch eine leere Fassade. Auch das Du (meine Lebensgefährtin) ist ins Loch gefallen und ist jetzt ausgesperrt. Das Haus ist leer, mit einem inneren Loch.

Ich fühle mich verloren, es ist furchteinflößend. Da ist nichts, einfach nichts.

Bin ich froh, daß mir diese Erfahrungen häppchenweise über Monate verteilt serviert werden, und nicht in einem einzigen Augenblick konzentriert. Ich mache diese Erfahrung, die andere Menschen plötzlich und in einem Moment machen, schrittweise, immer wieder ein klitzekleiner Baustein mehr. Ich bin dankbar dafür, denn so ist es etwas leichter zu ertragen und zu integrieren. Ich werde mir jetzt einen schönen warmen Kakao zubereiten, den trinke ich in letzter Zeit öfters. Dieses Getränk erinnert an unbeschwerte Kindertage, als es keine Sorgen gab und das Leben einfach glücklich gelebt wurde.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Freier Wille?

Endlich habe ich für mich das Paradoxon gelöst von angeblich freiem Willen einerseits und Handlungsunfähigkeit andererseits. Ich löste diesen Widerspruch heute morgen, als ich zum wiederholten Mal darüber nachdachte.

Es ist ganz einfach: der Mensch ist ENTSCHEIDUNGSFÄHIG, er hat einen eigenen freien Willen. Er kann Wünsche und Vorstellungen entwickeln, in seinem Gehirn.

Aber: der Mensch ist HANDLUNGSUNFÄHIG, er kann nicht aus eigener Macht seine eigenen Wünschen und Vorstellungen umsetzen, er kann nicht einmal den Finger krümmen oder mit der Wimper zucken.

Um das Spiel des Lebens spannender zu gestalten oder aus Liebe zu seiner Schöpfung (oder aus welchen Gründen auch immer) gibt „Gott“ den Wünschen der Menschen zeitweilig nach. So verstärkt sich für Menschen die Handlungsillusion. Jeder Mensch ist nur ein Aspekt Gottes, aber als solcher ein einmaliges Individuum. Und dieses einmalige Individuum kann eigenständige Gedanken entwickeln. Seine Wünsche nehmen indirekt Einfluß auf den Fortgang der Evolution. Gott in seinem Aspekt der universellen Lebenskraft/Energie verwirklicht diese Wünsche (oder auch nicht).

Wenn sich jetzt die Wünsche des Individuums mit der im kosmischen Schauspiel gerade passenden Handlung und der sowieso gerade fließenden Energie verbünden, dann wird es eine gute und kraftvolle Handlung in die „richtige“ Richtung. Andernfalls bremst das Individuum die Schöpfung oder lenkt die Energie in eine weniger harmonische Richtung.

Das sind meine Schlußfolgerungen. Ob diese stimmen, kann ich nicht wissen, denn zu dieser Frage hatte ich bisher keine Einsicht aus eigener Erfahrung. Ich muß aber einen Weg finden, nicht nur die gewohnten Handlungen in meinem Lebensalltag ablaufen zu lassen, sondern auch dort Veränderungen vorzunehmen, wo sie offensichtlich sinnvoll sind. Und dazu gehört ganz zentral meine Arbeitsleistung.

Ich werde also üben, meinen eigenen Arbeitswillen zu stärken, und dann werde ich ja sehen, ob die universelle Lebenskraft mir dafür Energie zur Verfügung stellt, ob es sich in den Handlungen, auf die ich keinen Einfluß habe, so ausdrückt. Derzeit bekomme ich immer noch viel Energie dafür, am Arbeitsplatz Selbsterkenntnis zu betreiben. Ich mache das gerne und es gibt mir ein gutes Gefühl, also scheint es richtig zu sein, auch wenn es nicht der allgemeinen Moral entspricht.

Ich hoffe aber, daß sich das mit der Zeit regulieren wird, wenn ich mehr innere Klarheit erlangt habe.

Der Mensch ist nur Objekt, er ist nicht Subjekt. Subjekt ist einzig Gott (das universelle Bewußtsein). Wenn Gott sich mit seinem Objekt identifiziert, z.B. mit „Louise“, dann erhalten die Gedanken von „Louise“, die natürlich auch nur ein Aspekt Gottes sind, ein scheinbares Eigenleben. Und dieses scheinbare Eigenleben ist der sogenannte freie Wille.

Vielleicht muß Gott sich in viele unterschiedliche Menschen aufteilen, um so zu originellen Lösungen zu gelangen, wie es mit dem Theaterstück des Lebens weitergehen könnte. Jedes menschliche Gehirn kommt dabei aus seiner beschränkten Sicht des Ganzen zu einer ebenso beschränkten Lösung, die aber vielleicht gerade deshalb originell ist.

Es bleibt für mich derzeit ein Mysterium. Gibt es nun zumindest „Louises Gedanken und Wünsche“, wenn „Louise“ auch sonst kein Individuum ist, und ist das nun „Louises“ Beitrag zum Leben?

Ich weiß nicht, ob es mir bestimmt ist, noch eine tiefergehende spirituelle Gotteserfahrung zu machen. Erzwingen kann ich es ja nicht. Da ich darauf nicht warten kann, brauche ich eine praktikable Zwischenlösung.

Vielleicht sollte ich einfach so tun, als hielte ich mich weiter für handlungsfähig, das würde den Alltag gewiß erleichtern. Und dabei müßte ich dann versuchen, die Handlungen auszuführen, die mir stimmig für das gesamte Schauspiel erscheinen (mit Blick nicht nur auf das Einzelwesen „Louise“, sondern mit Verantwortung für den gesamten Ablauf).

Eben, wie Suzanne Segal es nennt: „Folge dem Offensichtlichen“

Wenn ich es schaffe, das umzusetzen, könnte ich vielleicht entspannen und meine Suche tatsächlich drangeben. Die Suche ist sinnlos, weil ich die Erfahrung nicht herstellen kann, die definitiv die Suche beenden würde. Und trotzdem habe ich es auch nicht in der Hand, ob die Sucherin in mir wieder aktiv wird oder nicht. Die Sucherin ist die, die sich selbst sucht. Und erst, wenn sie sich selbst zweifelsfrei wiedergefunden hat, wird sie endgültig verschwinden.

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Nachtrag: ich schrieb diesen Text im Verlauf des heutigen Tags. Heute abend spüre ich: das ist es noch nicht, es stimmt noch nicht.

These: "Wille ist das, was sich an meiner Handlung zeigt, wenn ich nicht denke." So vielleicht?

Wille hat nichts mit den Gedanken zu tun. Das Denken geschieht. Und das Handeln geschieht. Und im Handeln drückt sich Wille aus. Das Denken kann genutzt werden, um Probleme zu lösen, die mit Denken zu tun haben. Es kann aber nicht dazu genutzt werden, Entscheidungen zu treffen oder sowas wie Willen zu entwickeln. Denn das Denken kann das Handeln nicht beeinflussen, beides geschieht unabhängig voneinander.

Wer bin ich?

Bin ich "das Handeln"? Bin ich "der Wille"?

Ich bin das, was da ist, wenn das Denken still ist oder zumindest nicht beachtet wird. Was bin ich?

Der Groschen will nicht fallen, aber es scheint doch soooo nahe dran zu sein...

Mittwoch, 27. Januar 2010

Verstecken mit mir selber

Innerhalb weniger Tage habe ich folgendes Buch verschlungen: „Erleuchtung – The Real is Illusion, the Illusion is real – oder: Ausbruch aus der Matrix“ (OWK).

Für mich ist es eine Fundgrube. Endlich umfassende, plausible Erklärungen, in sich stimmig, für mich inhaltlich überzeugend. Endlich muß ich mal nicht alles selber herausfinden. Ich glaube das alles, was er schreibt. Es berührt tief in mir etwas. Ich möchte fast sagen: das habe ich doch schon immer gewußt, daß es so sein muß. Dieser Satz ist gleichzeitig gelogen und wahr.

Ich weiß jetzt, daß ich „Gott“ bin, der sich selbst in dieser Rolle vergessen hat. Und doch weiß ich es nicht, denn ich hatte ganz eindeutig bisher KEINE Erleuchtungserfahrung. Gibt es auch einen anderen Weg, zur Wahrheit zu gelangen, als den über ein plötzliches und eindeutiges Ereignis? OWK erwähnt ein Beispiel einer Frau, die langsam über eine längere Zeit in den erwachten Zustand hinübergeglitten ist. Vielleicht bin ich auch so ein Fall.

Denn das, was ich gedanklich und emotional nachvollzogen habe, das fühlt sich sooo „echt“ an. Aber es ist nur Verständnis, es ist nicht die Transformation in ein neues Sein. Trotzdem fühlt es sich für mich richtig an. Ich bin noch nicht verdorben durch zu viel Wissen und zu viele Erfahrungen. Ich hatte mich schließlich viele Jahre lang gar nicht mehr mit dem Thema Selbsterkenntnis befaßt. Es ist für mich alles neu und frisch. Die Worte finden zu mir zum richtigen Zeitpunkt. Ich glaube, daß diese Berührung mit den passenden Worten bei mir schon zur Transformation beiträgt. Weil ich mich so sehr danach sehne, und weil ich so dankbar und offen bin für alle Worte, die mir weiterhelfen – ganz egal, von wo und von wem sie zu mir kommen.

Ich habe die Empfindung, daß ich hier Verstecken mit mir selber spiele. Das ist ja eine Zeitlang auch sehr spaßig, aber wird es nicht Zeit, langsam mal erwachsen zu werden? Lieber Gott, können wir dieses Spiel bitte bald beenden? Es gibt so viel zu tun, und solange ich durch diese sinnlose Suche blockiert bin, geht nichts voran.

Ich kann auf die Erfahrung mit der Leere gut und gerne verzichten, ich bin zufrieden mit meinem Leben. Das Leben ist wunderbar. Es kann alles so bleiben, wie es ist. Aber ich müßte dafür wieder normal funktionieren. Und ohne ein Ende der Suche klappt das anscheinend nicht.

Ich bin vorbereitet, so gut es geht. Ich habe genug Informationen. Ich habe genug verstanden, nachvollzogen und akzeptiert. Ich habe auch genug losgelassen. Es fehlt „nur“ noch die Erfahrung. Es fehlt, daß es „klick“ macht.

Vielleicht ist der Fehler aber auch der, daß ich glaube, fehlerhaft zu funktionieren. Vielleicht soll es so sein, daß ich nur unvollkommen meine Arbeit erledige. Vielleicht soll mich das einfach täglich daran erinnern, daß ich hier gar nichts tue.

Dienstag, 26. Januar 2010

Wer handelt?

Heute war ein recht „normaler“ Tag. Am Nachmittag hatte ich eine längere Phase, in der ich konzentriert einige Arbeiten erledigte, die ich länger vor mir hergeschoben hatte. Schwer zu sagen, ob ich dabei im Alltagsschlaf war oder ob einfach die Lebensenergie frei floß.

Als ich aufmerkte, war ich fast „erschrocken“ über meine Arbeitsleistung. Prompt klappte es danach nicht mehr so gut. ;-)

Ich habe heute viel darüber nachgedacht, wer denn nun entscheidet und beeinflußt, ob ich wieder normal arbeits- und leistungsfähig werde.

Mein Selbstbild sieht aktuell so aus: ich bin Gott/Göttin, der/die sich in der Identifikation mit dieser Frau selbst verloren und vergessen hat. Das ist aber keine eigene Erfahrung, das ist nur mein Glauben, anhand von dem, was ich gelesen und für plausibel gefunden habe (und was mich tief berührt).

[In einer Besprechung heute morgen, in der ich nur zuhören mußte, fiel es mir leicht, in allen Menschen um mich herum „Gott“ zu sehen, in jeweils anderer Verkleidung, und ich fand alle liebenswert, auch die Kollegen, die ich bisher nicht so mochte. Ich habe so viel Liebe in mir, sie wächst seit einigen Monaten schon. Ich stellte mir auch vor, daß diese ganze Veranstaltung nur zu dem Zweck abgehalten wird, daß Gott sich selbst erfahren kann, und daß die Inhalte sekundär sind, es geht nur um den Ablauf als solchen - das ist meine Interpretation sehr frei nach Nisargadatta Maharaj.]

Mein normales Ich-Bewußtsein ist aber nach wie vor bei mir als Mensch. Und als Mensch bin ich handlungsunfähig, das habe ich als echte Einsicht erfahren. Wenn ich jetzt beschließen soll, etwas zu tun, was aus dem gewohnten Trott der letzten Monate ausbricht, z.B. bessere Arbeit zu leisten, dann weiß ich nicht, wer entscheidet. Und wer handelt? Was ist Willen? Und wer hat oder ist Willen?

Es scheint naheliegend und vernünftig zu sein, daß ich nun nach dem Ende der Depression und nach meinen wunderbaren Erfahrungen endlich wieder zu einem „vollwertigen“ Mitglied der Gesellschaft werde. Es kann auf Dauer nicht richtig sein, daß ich mich für eine Arbeit bezahlen lasse, für die ich nur einen Teil der vorgesehenen Arbeitszeit einsetze.

Ist es nur Bockigkeit, die mich noch hindert?

Ich hatte heute einmal den Gedanken, und er war von starken Emotionen begleitet, daß ich dieses Leben als Geschenk erhalten habe. Ich habe diesen Körper als Geschenk erhalten, und wenn ich dieses Geschenk zurückweise, ist es ein Frevel. Ich habe das Recht (und vielleicht sogar die Pflicht), diesen Körper zu sinnvollen Handlungen einzusetzen. Und dazu gehört eben u.a. die Arbeitsleistung.

Mein Weg scheint zu sein, mehr zu glauben als zu wissen, und auf dieser Basis sinnvoll zu agieren.

Darf ich es jetzt einfach wagen, die „göttliche“ Perspektive einzunehmen und mir vorzustellen, daß „ich selbst“ = Gott durch diesen Körper handelt? Denn nur so entkäme ich meiner Zwickmühle. Ich hatte aber noch nicht die „offizielle Erleuchtungserfahrung“, die mich dazu berechtigen würde. [Das ist so, als würde ich ein Sakrament annehmen, für das ich noch nicht vorbereitet und geweiht bin.]

Mit der Vorstellung mich hinzugeben, keinen eigenen Willen zu haben, kann ich einfache Alltagssituationen bewältigen. Für die berufliche Arbeit, die aus anstrengendem Denken besteht, reicht Hingabe aber nicht. Da ist Einsatz und Willen gefragt, Programmieren ist eher eine „männliche“ Tätigkeit, mit Hingabe erreiche ich da nicht viel. Und da der Wille nicht mehr aus dem Ego kommen darf, muß er eben „von Gott“ kommen, wie auch immer.

Ich bleibe an dem Thema dran, denn das ist nach wie vor mein größtes Problemfeld, auch wenn es sich jetzt langsam aufzuhellen scheint.

Montag, 25. Januar 2010

Sensorische Deprivation

Das Wochenende war ruhig und weitgehend sehr angenehm. Am Samstag vormittag hatten mich noch alpdruckartige Ängste befallen, als ich in einer Aufstellung über Meditationszustände etwas über eine sehr düstere Phase, genannt „Dark Night“, las. Ich fragte mich, ob ich diese wohl noch vor mir oder schon hinter mir habe. Ich bin nicht sicher, aber vieles von dem, was ich bereits erlebt habe, war sehr düster. Kaum vorstellbar, daß es noch schlimmer kommen könnte.

Als ich merkte, daß es wieder nur meine eigenen Gedanken sind, die mich in die Hölle werfen, konzentrierte ich mich auf mein Vertrauen, daß Gott es gut mit mir meint. Die Stimmung hellte sich auf und blieb dann glücklich.

Gestern abend las ich dann viel im Buch „Erleuchtung“ von OWK. Er listet dort eine lange Reihe von Erfahrungen auf, die zu einer vollständigen spirituellen Erleuchtung gehören. Für meine Eigeneinschätzung ist das sehr hilfreich. Nur einen kleinen Teil dieser Erfahrungen kenne ich unterdessen aus eigenem Erleben, den weit überwiegenden Teil habe ich bisher allenfalls gedanklich erfaßt.

Unterdessen habe ich auch ein wenig über Meditationstechniken gelesen. Zur Verifikation, daß Wahrnehmungen unbeständig und leidhaft sind, soll man sich z.B. auf die Wahrnehmung eines Fingers konzentrieren und dann die Anzahl der Wahrnehmungen pro Sekunde zählen. Was für ein mühsames Vorgehen. Da bin ich wenig motiviert.

Bei meiner Auseinandersetzung mit der Ich-Illusion habe ich mich bisher auf den Aspekt Nicht-Selbst konzentriert, weil ich es auch nicht besser wußte. Heute dachte ich erstmals über Unbeständigkeit nach. Feste Körper erscheinen mir bisher sehr real und tatsächlich fest und beständig. Es ist schwer, etwas als Illusion zu erkennen, was so stabil erscheint.

Heute beim Mittagessen befiel mich dann eine tiefe Schwermut. Und da wußte ich plötzlich, daß jetzt das Abschiednehmen von meinen Sinneswahrnehmungen auf meinem Stundenplan steht. Ich habe darüber keinerlei Kontrolle. Dieser Prozeß läuft unkontrolliert in mir ab. Wenn so etwas an die Oberfläche dringt, habe ich allenfalls die Wahl, jetzt sofort hinzusehen oder längere Zeit daran zu leiden. Vermutlich habe ich nicht einmal DIESE Wahl, sie wird mir nur vorgegaukelt.

Noch ein Exkurs: ich habe jetzt gedanklich nachvollzogen, wie die Handlungs-Illusion entsteht. Gott in seiner Güte gibt den Wünschen des Egos häufig nach und führt eine Handlung aus, die das Ego in dem Glauben beläßt, es selbst hätte so entschieden. In Wahrheit hat das Ego keinerlei Handlungsfreiheit. Das Ego existiert ja nicht einmal, es handelt sich nur um eine falsche Identifikation von ICH SELBST=GOTT mit dem Menschen (Gott vergißt, daß er Gott ist, und glaubt, er sei ein Mensch). Aber solange das nicht vollständig erfahren wurde, bleibe ich ja in der menschlichen Perspektive.

Zurück zu meinen Sinneswahrnehmungen, die ich jetzt loslassen muß: alles, was meine Augen sehen, ist aus einer gewissen Perspektive nicht real. Die Welt ist wunderschön, aber ich darf sie nicht mehr sehen, da es sie gar nicht gibt, ich sage mich davon los. Alles, was meine Ohren hören, ist nur eine Illusion. Ich sage mich davon los. Alles, was ich mit meiner Nase riechen kann, ist nicht wirklich. Ich sage mich davon los.

Mich vom Geschmackssinn freizumachen, fällt besonders schwer. Ich esse leidenschaftlich gerne. Alles, was so köstlich schmeckt, ist nur ein fake, eine Sinnestäuschung. Das existiert gar nicht. Ich sage mich davon los.

Zuletzt der Tastsinn, auch dieser ist mir sehr wichtig. Ich liebe zärtliche Berührungen. Sie wirken so echt. Ich taste feste und weiche, flüssige, warme und kalte Körper, die alle schrecklich real wirken, aber dies nicht sind. Ich sage mich davon los.

Was bleibt dann? Totale sensorische Deprivation. Ein dunkles Vakuum, ein Nichts. Merkwürdigerweise habe ich seit meiner Kindheit von Erfahrungen phantasiert, die in diese Richtung gehen, und einige dieser Phantasien sogar in die Realität umgesetzt. Was passiert, wenn ich nichts mehr mit meinen Sinnen wahrnehmen kann? Die Frage löst nicht nur Schrecken aus, sondern auch Faszination.

Ohne Sinneswahrnehmungen löst sich der Körper in nichts auf. Das Denken bleibt dann vielleicht noch, aber ohne neuen Input wird es wahnsinnig werden. Oder still werden. Wenn es still wird, und alle Sinne still sind (letzteres war in meiner Versenkungserfahrung nicht der Fall), dann müßte das Ich sich auflösen.

Ich merke gerade, daß ich davor gar nicht mehr so viel Angst habe. Ich empfinde eher Neugierde, wie das wohl ist. Wenn ich die Gedanken, die Emotionen und die Körperwahrnehmungen zum Stillstand bringen könnte, dann müßte das Ich verschwinden. Das würde ich gerne mal ausprobieren. Einige Sinne kann ich ja bewußt ausschalten, nur beim Tastsinn ist das schwierig. Man spürt normalerweise immer die Unterlage, auf der man liegt oder sitzt. Und man spürt auch den Atem. Gedankenleere herzustellen müßte mir mit Konzentration gelingen, die Abwesenheit von Emotionen habe ich bisher nicht herstellen können, das käme auf den Versuch an.

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Dieser Eintrag hier ist ein Beispiel dafür, wie ich während des Schreibens eine Entdeckung mache. Ich durchlaufe während des Schreibens einen Prozeß. Das, was ich aufschreibe, durchlebe ich auch (wenn ich z.B. schreibe, daß ich mich von einer Sinneswahrnehmung lossage, dann stelle ich mir das vor, und dann treffe ich eine schmerzliche Entscheidung). Ich wußte am Anfang nicht, was am Ende stehen würde.

Was ich dabei so schreibe, kann manchmal schon am nächsten Tag als kompletter Blödsinn entlarvt werden, es ist einfach eine Verlaufsbeschreibung meines Prozesses. Vielleicht ist es nur eine meiner Vorstellungen, die ich abarbeiten und dann loslassen muß. Es ist oft eine Art von Inszenierung, aber mir hilft diese. Ich glaube, daß für mich diese Art des Schreibens (zuzüglich der daraus für mich resultierenden Übungen oder Rituale) das ersetzt, was andere während der Meditation erleben.

Samstag, 23. Januar 2010

Anfang

Es ist ein Anfang,
ein Neubeginn.

Es gibt so viel zu bereuen,
und so viel neu zu erfassen,
neu zu erleben, neu zu sein.

Erst war ich auf der Suche,
und wußte nicht, daß ich suche.
Dann wußte ich, daß ich suche,
aber wußte nicht, was ich suche.
Jetzt habe ich gefunden,
was ich gesucht habe:

mich selbst

Ich fand mich selbst schon vor einigen Wochen wieder,
aber mochte es zuerst nicht glauben.

Jetzt habe ich die Zweifel aus dem Weg geräumt,
und ich weiß: ich bin angekommen.

Arbeitswoche

Einige Erlebnisse aus meiner Arbeitswoche möchte ich noch schildern.

Ich hatte eine Besprechung mit mehreren Teilnehmern zu leiten. Ich habe dabei festgestellt, daß ich gar nichts tun muß außer voll anwesend zu sein. Ich war dabei in meiner friedlichen Grundstimmung. Die Diskussions-Atmosphäre war trotz stark unterschiedlicher Teilnehmer sehr angenehm, es war fließend und produktiv. Ich hatte eine starke Empfindung, daß wir gemeinsam ein Arbeitsergebnis schaffen, und daß der Sinn unserer Arbeit dabei einfach im Tun selber liegt, nicht im Ergebnis. Ich muß gar nichts „leiten“ oder „führen“, ich muß nur zulassen, daß jeder Teilnehmer seinen Beitrag leistet. Unsere Arbeit war nicht gekünstelt, sie war sachbezogen, niemand versuchte sich in Selbstdarstellung. Ich habe mich sehr stark als Teil dieser Gruppe gefühlt, so wie jeder andere auch. Die „Gruppenenergie“, wenn es so etwas gibt, war gut.

Ich erlebe in letzter Zeit häufiger solche Situationen. Früher wollte ich immer überall die Kontrolle haben, vor allem über mich selber, aber auch über andere. Und ich wollte perfekt sein, die Fäden selber in der Hand halten, alles möglichst alleine entscheiden, alles besser wissen usw. Seitdem das alles weggefallen ist (dieses Machtdenken), mache ich so angenehme Erfahrungen mit meinen Kollegen, das hätte ich mir früher kaum vorstellen können.

Und wunderbarerweise erlebe ich auch mehrfach, daß andere Kollegen mir Aufgaben abnehmen, die ich nicht geschafft habe, und daß mein Beitrag gar nicht so wahnsinnig wichtig ist, wie ich früher immer geglaubt habe. Ich darf das natürlich nicht auf Dauer ausnutzen, meine Arbeitsleistung ist immer noch unterdurchschnittlich (zumindest nach Wahrnehmung meines Über-Ichs, denn Kollegen und Chef sind mit mir überwiegend zufrieden!). Auch daß ich eine Woche krank war, hat dem Gesamtergebnis anscheinend nicht geschadet, da werden halt einige Aufträge etwas verschoben. Ich werde von meinen Kollegen und Vorgesetzten mitgetragen, so empfinde ich es, das ist ein sehr gutes Gefühl.

Dennoch bleibt derzeit noch der Stachel, daß ich nicht meine volle Leistungsfähigkeit abrufen kann, weil ich lange Pausen mache, in denen ich mich mit mir selbst beschäftige. Da meine Leistungsfähigkeit aber zum Teil dem Ehrgeiz und der Überheblichkeit meines Egos entsprang, ist es vielleicht ganz gut, daß ich jetzt nicht mehr so perfekt bin. Wenn alle mit mir zufrieden sind (außer mir), wo ist dann das Problem? Das Problem ist das Gewissen, und zwar das Gewissen, das nicht vom Kopf kommt. Ich hoffe also, daß ich meine Arbeitsleistung in der nächsten Zeit stabilisieren kann. Und zwar durch Loslassen, dann fließt die Lebensenergie freier durch mich.

Freitag, 22. Januar 2010

Erwachen

Ich habe in letzter Zeit ab und zu eine andere Wahrnehmung meiner selbst. Ich schaue irgendwie anders aus meinen Augen. Ich erlebe meinen Körper anders. Es ist nicht mehr dieses Gefühl „ich bin dieser Körper“ (und schon gar nicht „ich bin der Verstand“), sondern es ist mehr „ich nutze diesen Körper, um mich selbst auszudrücken“. Der ganze Körper ist mein Sinnes- und Ausdrucksorgan.

Vielleicht ist diese Wahrnehmung der erwachte Zustand. Es paßt jedenfalls zu den Beschreibungen, die ich dazu gelesen habe. Die Wahrnehmung ist einerseits völlig natürlich, normal und vertraut (ich bin ich selbst, was denn sonst?), und andererseits ist sie ganz neu, weil es eben viele Jahre lang völlig anders war, da war diese Selbstwahrnehmung völlig verlorengegangen.

Diese neue und doch vertraute Selbstwahrnehmung habe ich nicht immer, aber wiederholt, seit einiger Zeit schon. Ich glaube, das ist dieser „natürliche Zustand“, in dem jeder Mensch bereits ist.

Wenn ich diese Wahrnehmung habe, dann fühle ich mich mit mir selbst identisch. Dann bin ich einfach da. Dann bin ich in der Wirklichkeit, im Hier und Jetzt. Ich bin präsent, ich bin wach.

Nach dem, was ich in anderen Erfahrungsberichten gelesen habe, gibt es dann noch ganz unterschiedliche Tiefen der Wahrnehmung. Ich habe z.B. noch nie gesehen, daß sich feste Körper in Licht auflösen oder ähnliches. Aber dieses Gefühl, jetzt ganz da zu sein, das erkenne ich wieder. So gesehen brauche ich nichts mehr zu suchen, ich bin angekommen.

Dieser wache Zustand geht bei mir allerdings immer wieder verloren. Es gibt ja anscheinend Menschen, bei denen er nie mehr verloren geht, weil sich ihr Gehirn umstrukturiert hat und weil evt. das Ego ganz verschwunden ist. Insofern geht es in der Tiefe der Erfahrung natürlich immer weiter.

Es kann auch sein, daß ich aus meinem jetzt vorhandenen erhöhten Bewußtseinsgrad (wenn man das so nennen kann) irgendwann wieder zurückfalle in den Normalzustand. Denn wenn ich mein Leben betrachte, scheint es da schon noch etliche Bereiche zu geben, in denen ich aufräumen muß.

Diese vielen verschiedenen Begriffe sind so verwirrend. Soweit ich jetzt verstanden habe, ist samadhi ein Versenkungszustand in der Meditation, der mit dem Erwachen nicht direkt etwas zu tun hat. Erwachen ist dagegen dieses Gefühl, jetzt ganz da zu sein. Und das zeigt sich in jedem Moment oder auch nicht. Bei mir scheint es so zu sein, daß meine wiederholten samadhi-Erfahrungen mein Gefühl von Präsenz im Alltag positiv beeinflußt haben, ich habe sozusagen aus der Meditationserfahrung etwas in den Alltag mitgenommen (Energie, Bewußtheit, was auch immer).

Ich hatte zwar noch keine mystische Einsichtserfahrung der Verschmelzung mit dem Nichts, aber für das Gefühl, jetzt ganz wach zu sein, scheint das auch nicht notwendig zu sein.

Wenn ich das „dramatische Theater“ abziehe, bleibt bei mir der erwachte Zustand übrig. Das ist etwas überraschend. ;-) Ich war anscheinend nur noch in einem Eiertanz um mich selbst gefangen. Heute lösen sich mit rasender Geschwindigkeit die letzten Verstrickungen. Und das nur, weil mir gestern endlich mal jemand, den ich in dieser Frage für kompetent halte, bestätigt hat, daß ich wohl tatsächlich einen halbwegs fortgeschrittenen Meditationszustand erreicht habe. Das nimmt mir die Reste der eigenen Unsicherheit.

Zu Wochenbeginn hatte ich übrigens auch bereits ein Gespräch, das mir eine gewisse Bestätigung brachte (und diese Bestätigung der eigenen Erfahrung ist notwendig, um den inneren Kritiker zu überzeugen): mein Büro-Kollege, der seit sehr vielen Jahren äußerst konsequent einen Yoga-Weg geht, erläuterte mir seine eigenen sehr sporadischen und ganz kurz andauernden samadhi-Erfahrungen. Ich erwähnte nichts von meinen Erfahrungen, ich hörte nur erstaunt zu und stellte im Vergleich fest: ich bin weiter als er gelangt, und das ganz ohne Yoga-Erfahrung (von ein paar Körperübungen abgesehen).

Ich kann das jetzt mit Dankbarkeit feststellen, ohne mir irgendetwas darauf einzubilden. Es ist ein Geschenk, es ist eine große Gnade, ich habe das nicht „gemacht“, ich mache gar nichts mehr, ich lasse nur los, ich gebe mich hin. Das ist mein einziger „eigener“ Beitrag dazu.

Die „Ich-Illusion“ ist damit übrigens nicht durchschaut. Aber wenn es heißt, daß Kinder natürlicherweise im „erwachten Zustand“ sind, dann kann das Durchschauen der „Ich-Illusion“ dafür ja auch keine Voraussetzung sein. Ich bin jetzt zumindest in einzelnen Augenblicken mindestens genauso wach wie ich als Kind war.

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Heute abend habe ich erstmals in ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Erleuchtung“ (OWK) hineingesehen und mich gleich festgelesen. Das steigert die Verwirrung und gleichzeitig die Erleichterung unermeßlich.

OWK unterscheidet zwischen „Erwachen“ und „Erleuchtung“, wobei er „Erwachen“ auch als „psychologische Erleuchtung“ bezeichnet. Da fehlen dann die Einsichten in die Gotteserfahrung und in die Nicht-Existenz des Universums, aber trotzdem findet eine Transformation des Menschen statt. Erwachen sei „Selbstrealisation“ im Unterschied zur „Gottesrealisation“ bei der Erleuchtung.

Ich bekomme gerade den Eindruck, daß das alles völlig egal ist und daß am Ende nur entscheidend ist, woran man selber glaubt. OWK schreibt sogar ausdrücklich, daß jeder Weg funktioniert, wenn man nur fest genug daran glaubt. "Erleuchtung" durch Autosuggestion, warum nicht? ;-)

Für mich ist eigentlich entscheidend, ob ich mich gut fühle, ob ich mein Leben als sinnhaft erlebe, ob mein Leiden am Leben reduziert ist, ob ich gute zwischenmenschliche Erfahrungen mache, ob ich meinen Alltag wieder bewältige. Diese Punkte sind derzeit bei mir erfüllt (na ja, bei der Alltagsbewältigung muß ich noch beweisen, daß es wieder klappt). Das finde ich wunderbar, und wenn es so bliebe, wäre ich völlig zufrieden und ein glücklicher Mensch. Wie man das dann nennt, ist eigentlich ganz egal.


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Noch ein Nachtrag: ich merke selber, wie schwankend mein Willen ist. Das Ego läßt sich leicht vom Glück verführen (ohne zu bedenken, daß das Glück vergänglich ist). Ich möchte auch ungern den Kontakt zu „normalen“ Alltagsmenschen ganz verlieren. Aber letztlich entscheide ich (Ego) ja gar nicht, wann meine Suche beendet ist, das entscheidet Gott. Wenn meine Sehnsucht wieder brennt, werde ich weitergehen.

Noch etwas fällt krass auf: als ich den ersten Teil dieses Beitrags verfaßte, stand ich noch unter dem Eindruck dieses „erwachten“ Ich-Gefühls, das ich heute mittag eine kurze Zeit sehr stark erfahren habe. Im zweiten Teil des Beitrags war ich dann voll im Alltags-Ich des Egos, das wieder Angst davor bekommen hat, sich noch mehr aufgeben zu müssen.

Loslassen und Lösung

Gestern abend beim Tanzen gab es wieder einige sehr passende Übungen: u.a. sollten wir „wie gefesselt“ tanzen, und uns dann danach befreien. Am Schluß gab es eine viertelstündige freie Tanzimprovisation völlig ohne Vorgabe. Ich habe sie genutzt, um ganz intensiv zu erleben: „ich werde getanzt“, nicht „ich tanze“. Das war mit schmerzlichen Gefühlen und nur sehr geringen Bewegungen verbunden. Ich tanze sonst meist expressiv und habe mal bewußt ausgehalten, mich nur wenig bewegen zu lassen. Ich habe mich damit auch dem Gruppendruck entzogen, die Gruppenenergie war eher fröhlich und kontaktsuchend, ich war isoliert und nur auf mich bezogen, weil es in der Situation halt so paßte. Danach war ich sehr in mich gekehrt.

In der Abschlußrunde habe ich erstmals darüber gesprochen, daß ich nicht mehr die Freiheit des Ichs sondern die Freiheit vom Ich suche und habe das auch etwas ausgeführt. Die Stimmung der Gruppe wurde daraufhin sehr still und etwas bedrückt. Aber ich durfte so sein, wie ich bin, und das hat gutgetan. Nachher sprach mich eine Frau an, die Ouspensky gelesen hat (habe ich noch nicht, aber die Richtung kenne ich ja), es ergab sich ein kurzes Gespräch. Und eine andere Frau empfahl mir ein Kontaktimprovisations-Seminar, das sich interessant anhört. So ergeben sich unerwartet neue Perspektiven.

Ich habe gestern also sehr bewußt losgelassen: erst mit der Entscheidung, mich von allen Gefühlen zu lösen und später mit dem Ausagieren im Tanz. Ob es damit zu tun hat, daß ich heute zeitweise wieder ganz von diesem glückseligen Grundgefühl erfüllt bin? Es ist keine Euphorie oder Ekstase, es ist ein stilleres Glück, aber es ist umfassend. Es weicht nicht, unabhängig von den Tätigkeiten, die ich ausführe. Es wird auch nicht vom Denken vertrieben, wobei mein Denken heute recht leicht ist. Es fehlen die quälenden sorgenvollen Grübeleien, die ich nur zu gut kenne.

Muß ich nun „mit Gewalt“ dieses gute Gefühl vertreiben? Ich habe nochmal recherchiert und bin dabei auf die Aussage gestoßen, daß man die Glückseligkeit des samadhi in die äußere Welt mitnehmen solle. Mir erscheint das auch plausibel.

Dieses Glücksgefühl ist ein Geschenk, das mir zuteil wurde. Ich glaube, ich darf es nicht abweisen, da war ich gestern auf der falschen Fährte. Ich sollte es aber sinnvoll produktiv nutzen (meine notwendige Arbeit erledigen), und ich sollte auch anderen Menschen etwas davon abgeben. Letzteres tue ich, ich lächele jeden Menschen freundlich an, und es ergeben sich häufiger als sonst spontane, fließende Kontakte.

Mein Gefühl ist wie Verliebtsein, aber es ist noch viel besser. Denn es fehlt die quälende Sehnsucht bei Abwesenheit des Partners. Meine heutige Sehnsucht findet sofortige Erfüllung, denn ich bin ja jederzeit da. Heute ist die Sucherin in mir erneut verschwunden, ich fühle mich bereits angekommen, identisch mit mir selbst. (Die Sucherin wird wohl wiederkommen, das schwankt derzeit je nach Tagesform).

In dieser Woche habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, abends vor dem Einschlafen (schon im Bett liegend) stille gregorianische Musik zu hören und dabei die Versenkung in mich selbst zu üben. Wenn ich dann irgendwann einschlafe, bleibe ich vielleicht stärker in diesem Bewußtsein. Morgens wache ich dann oft gut gelaunt auf (wenn auch immer völlig übermüdet und nach wie vor wenig begeistert von den anstehenden Aufgaben). Seitdem ich (theoretisch) weiß, daß ich jede Nacht in das Selbst zurückfalle, also in den Zustand der Glückseligkeit, hat Schlaf für mich eine ganz neue Qualität. Mit meiner neuen Einschlafmethode versuche ich diese Qualität in den nächsten Tag mitzunehmen.

Suche nach der Leere

Ich möchte hier einmal einige Zitate aus dem aktuellen Buch von Gerd-Lothar Reschke („Selbsterkenntnis und die Erfahrung der Leere“) zusammenstellen, die mir derzeit als Wegorientierung dienen.

“Dem Ich bleibt nur die Niederlage, der völlige Untergang, soviel ist klar. Vorher muß es aber noch seinen ganz persönlichen „Großen“ Kampf liefern, den Kampf, der ihn zur endgültigen Demütigung hinführt. Und unbewußt strebt das Ich das auch ganz gezielt an. Weil es weiß, daß dahinter die Befreiung von sich selbst heraufdämmert, und damit die wahre Erlösung. […] Deshalb besteht das tiefere Geheimnis der Dekadenz in ihrem Streben nach der erlösenden Katharsis der vollständigen Niederlage.“ (S. 85)

“Das Loslassen und Einsinken ist die Vorbereitung zur Erfahrung der Leere. Gleichnisse nützen hier gar nichts, auch die sogenannten spirituellen Parabeln nicht. Denn es gibt weder eine Lehre noch Lehrbeispiele oder gar Schlußfolgerungen – jeder ist sein eigener, noch nie dagewesener, völlig unverwechselbarer Fall. Gerade darin, zu diesem Einsinken in das ureigene So-Sein, ist Bestärkung nötig – Bestärkung durch das Wissen, daß auch andere genau in dieser Situation eines absolut individuellen Nichtwissens und Nicht-weiter-Wissens gewesen sind; daß auch sie kapituliert, auf ganzer Linie existentiell kapituliert und sich hingegeben haben.“ (S. 285)

“Es ist die Suche des Selbst nach Erkennen seiner selbst, die zum Verstehen führt. Jeder führt sich selbst zum Verstehen, und dieses Verstehen ist stets Wiedererinnerung.“ (S. 475)

„Es hat alles mit Hingabe zu tun. Wer sich völlig hingeben kann (sich dem Geschehen der Hingabe ausliefern kann), der ist eins mit seinem Sein – der ist angekommen.“ (S. 525)

“Völlige Hingabe an die Einheit ist die unbedingte Voraussetzung. In dieser Hingabe wird das Ich der Wahrheit wie eine Opfergabe dargeboten. Wäre jeder nur sein Ich, dann wäre dieser Akt selbstverständlich unmöglich.“ (S. 589)


Die Eskapaden meines Egos in den letzten Monaten interpretiere ich als so einen Kampf (ob es der letzte war, muß natürlich die Zukunft erweisen, denn ich bin das Ego ja nicht losgeworden), ich habe mich da kräftig ausgetobt. Und zum erlösenden Abschluß gab es sehr viel Demütigung und Katharsis für mich. Das bekam ich wiederholt von außen, das kann man ja nicht selber „machen“. Ich bin einfach mit meinem Verhalten immer wieder bei verschiedenen Menschen voll an eine Wand gelaufen. Das war jedesmal schmerzhaft und ernüchternd.

Von innen arbeite ich mit Hingabe und Loslassen, ebenfalls bereits seit Monaten. Immer wieder gerate ich an einen Punkt, an dem ich erkenne, daß ich etwas opfern muß, an dem ich stark hänge. Das betraf schon alle möglichen Lebensbereiche, viele gedankliche Vorstellungen und auch Gefühle. Mehrfach habe ich kapituliert. Das war immer mit großen Ängsten verbunden. Beispielsweise mußte ich mich im Herbst zeitweise krankmelden, weil ich völlig unfähig war, mich noch auf meine Arbeit zu konzentrieren und mich jedes Denken zu berufsrelevanten Themen ungeheuer quälte. Die Ängste meines Verstands gingen dahin, daß mein Verstand zerstört wird, daß ich nie wieder richtig denken kann, daß ich meinen Job verliere und keinen neuen finde, daß ich auf Hartz IV abrutschen werde usw. usf.

Das ganze Horror-Szenario war völlig überflüssig, aber diese Ängste sind es, die einen Menschen normalerweise davon abhalten zu kapitulieren und sich hinzugeben. Und da muß man durchgehen, um dann zu erleben, daß nach der Zerstörung und Katastrophe neues Leben keimt. Und zwar keimt es von ganz alleine, ohne daß man irgendetwas dabei „machen“ kann.

Beides zusammengenommen, Demütigung von außen und Kapitulation/Hingabe von innen, haben bewirkt, daß ich sehr still geworden bin (innerlich still, demütig, offen, aufnahmebereit). Für mein zum Hochmut neigendes Ego war das ein Zangengriff. Ich bin davon überzeugt, daß diese Vorbereitung für mich eine notwendige Voraussetzung war, damit bei mir zum Jahresbeginn über mehrere Tage tiefgehende Versenkungserfahrungen (samadhi, in einem Anfänger-Stadium) möglich wurden.

Nun habe ich gelernt, daß samadhi zwar eine schöne Erfahrung ist, aber auf dem Weg der Erkenntnis nicht wirklich weiterführt, daß es eine Sackgasse ist. Ich muß mich also etwas umorientieren, weiß aber noch nicht genau wie.

Identifikation mit Gefühlen

Für das Erwachen muß ich meine Identifikation mit meinen Gedanken lösen. Das ist schon wiederholt ganz gut gelungen. Muß ich auch meine Emotionaliät opfern? Daß ich die Verhaftung an die entstandenen starken Glücksgefühle loslassen muß, habe ich ja bereits eingesehen. Aber muß ich darüber hinaus ALLE Gefühle loslassen?

Was bleibt denn dann noch? Friedhofsruhe? Seelische Kälte? Unlebendigkeit?

Ein Mensch ohne Gefühle ist für mich ein Mensch mit einem Herzen aus Stein. Mehr tot als lebendig. Ein Roboter.

Aber etwas ähnliches würde ich über einen Menschen ohne Gedanken ja auch sagen. Ohne Gedanken ist ein Mensch bloß ein Säugetier. Ohne Identität. So erscheint es zumindest dem Alltagsbewußtsein.

Es handelt sich um falsche Vorstellungen. Was ist ein Mensch wirklich? Die getrennte Person existiert nicht wirklich, soviel habe ich bereits akzeptiert, aber nicht in allen Folgerungen nachvollzogen. Es muß die Identifikation mit den Gedanken, den Erinnerungen, der Persönlichkeit, dem Charakter, dem Körper, und eben auch mit den Gefühlen losgelassen werden.

Der Beobachter, der hinter allem steht, sieht alles vollkommen unberührt.

Dieser Schritt fällt mir sehr, sehr schwer. Ich hänge sehr stark an meiner Emotionalität, ich halte sie für einen Kern meines Wesens. Aber was ist das überhaupt, dieses „Wesen“? Ich kann das Geheimnis unserer Existenz nur durchschauen, wenn ich mich erstmal vollständig von dieser Existenz löse.

Ich muß noch einen Tod sterben. Den Gefühlstod! So interpretiere ich jetzt den Hinweis, ich solle vom „dramatischen Theater“ Abstand nehmen.

Das ist sehr hart.

Und was bedeutet das jetzt? Muß ich jetzt wieder als Depressive durchs Leben gehen, wie schon so viele Jahre zuvor? Das kann doch nicht richtig sein.

Reicht eine symbolische Geste?

Zu meinen Gedanken konnte ich ganz gut eine abstandnehmende Haltung einnehmen, ich konnte mir vor allem vorstellen, was das heißt (innere Stille, Gedankenlosigkeit). Wenn ich zu meinen Gefühlen ebenfalls eine abstandnehmende Haltung einnehme, was heißt das dann konkret? Wie fühlt sich das an? Ich muß irgendwie in emotionale Leere eintauchen, in Neutralität, in Nüchternheit. Das hatte ich während meiner Versenkung einmal auch schon. Das hat sich normal und natürlich angefühlt, aber etwas langweilig.

Ich fürchte gähnende Langeweile, wenn ich meine Gefühle loslasse. Darf ich nicht noch einige Zeit diese Glücksgefühle genießen? Sie sind sooo schön. Sie sind wie eine Droge. Ich brauche einen Gefühls-Drogenentzug.

Ich will zu innerer Klarheit gelangen und zu einem tieferen Einblick in unsere Existenz. Das geht nicht, solange ich an diesen Gefühlsschwankungen hafte. Ich habe es jetzt eingesehen. Es war ein blinder Fleck bei mir. Ich möchte mich bereit machen. Und das bedeutet: ich brauche Gleichmut, ich brauche inneren Abstand von meinen Gefühlen.

Ich bin aber noch nicht ganz überzeugt. Ich werde recherchieren, ob ich zu diesem Thema etwas finde. Und kann ich mir wirklich im Selbstlernverfahren beibringen, in eine tiefe Meditation zu gelangen, wenn andere dafür jahrelang üben müssen? Es erscheint so sehr unwahrscheinlich, daß mir das gelingen kann. Nur meine Sehnsucht treibt mich an. Und diese ist sehr stark. Ich kann es nicht lassen. Mein Vertrauen ist stärker als meine Selbstzweifel. Und ich habe keine Zeit zu verlieren.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Suche geht weiter

Heute abend arbeitet es erneut heftig in mir. Ich bekomme ja immer Rückmeldungen, die mich platt auf die Erde werfen. Im Laufe der Zeit habe ich mich fast daran gewöhnt. „Was mich nicht umbringt, macht mich hart“.

Wenn ich dann nach ein paar Tagen aufstehe, den Staub abschüttele und feststelle, daß an mir noch alles dran ist, sage ich mir jedesmal: „Jetzt erst recht“. Es gibt nichts, was mich stärker motivieren könnte. Vermutlich ziehe ich diese Art von Rückmeldung an, weil ich genau das brauche (mein Drehbuch schreibe ich mir selber).

Ich wollte nicht aus falschem Stolz den letzten Teil des Wegs ganz alleingehen. Ich hatte auch noch einige Angst vor dem, was jetzt noch folgen könnte. Nachdem mir nun sehr klargemacht wurde, daß ich für die nächsten Monate jede Hoffnung auf irgendeine externe Unterstützung fahren lassen soll, werde ich nicht aus falscher Bescheidenheit kurz vor dem Ziel umkehren. Die letzten Sicherheiten, an die ich mich noch klammern wollte, sind durchtrennt.

Ich gehe jetzt alleine weiter. Es soll wohl so sein. Ich war schon wiederholt in der Wüste, wo ich ganz allein bin und nur noch mir selbst begegnen kann. Es gab dort immer wieder ein wenig mehr Erkenntnis, aber ich bin noch nicht am Ziel.

Die Sucherin in mir ist neu erwacht. Solange sie nicht verschwunden ist, geht die Suche weiter. Danach kann ich mich immer noch um meine „Kinderkrankheiten“ der mangelhaften Alltagsbewältigung kümmern.

Was noch wichtig war: der Hinweis „dramatisches Theater“ hat mich davon überzeugt, die Glücksgefühle entschlossen hinter mir zu lassen. Als ich diesen Blog eröffnete, hatte ich mich bereits entschieden: ich suche nicht nach Glück, ich suche nach Wahrheit! Ich suche nach Erkenntnis! Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich am Ziel angelangt bin!

Ich werde jetzt so oft wie möglich die Versenkung in mich selbst üben. Und falls ich erneut an den Punkt gelangen sollte, an dem mich unbeschreibliche Glückseligkeit durchflutet, dann werde ich tiefergehen.

Buddhi-Zustand

Gestern machte ich spätabends noch den Spül (um nicht die ganze Hausarbeit wie zuletzt auf das Wochenende zu schieben). Das Ego war dabei aktiv, weil es mit dem aktuellen Stand der Dinge (so wie im gestrigen Blog-Beitrag geschildert) nicht zufrieden ist. Es machte mir sofort schlechte Laune, ich beobachtete dies und bemühte mich, nicht zu sehr daran zu haften. Natürlich habe ich in den letzten Tagen phasenweise wieder viel gelitten (Schamgefühle, falscher Stolz etc.), aber das ist ok, das mahlt das Ego weiter klein, und es geht vorbei.

Sehr spät legte ich mich bei ruhiger Musik aufs Sofa, um zur Stille in mir zurückzufinden. Ich schlief dabei ein. Als ich nachts erwachte, war die schlechte Laune vertrieben, ich fühlte mich wieder gut bei mir. Und ich sah nochmal ganz klar, was mich in der Selbsterkenntnis so weit vorangetrieben hat: es war mein übergroßes Bedürfnis nach Hingabe, ich sehnte mich so sehr danach, mich hingeben und verschmelzen zu dürfen.

Ich habe mich zu dem ersten richtigen Meditationskurs meines Lebens angemeldet (das ist schon ein wenig grotesk). Als ich im letzten Herbst erstmals an einer buddhistischen Meditation teilnahm, hatte ich auch bereits starke Glücksgefühle. Das war allerdings eine Form von Euphorie, die schnell vorbeiging. Ich bin gespannt, ob dieses eher stille, friedliche Glücksgefühl, das ich nun schon seit einigen Wochen als untergründige Stimmung genießen darf (neben den starken Glücksgefühlen, die zeitweise obendrauf kommen), von längerer Dauer ist.

Seitdem die Depression vertrieben ist, kann ich mich am Arbeitsplatz wieder konzentrieren, und das ist wie ein Wunder. Es reicht allerdings noch nicht für eine volle Leistung, ich mache zwischendrin längere Pausen, daran werde ich zu arbeiten haben. Ich beobachte in den letzten Tagen auch, daß es mir sehr schwerfällt, einen Anfang zu finden, das kostet mich viel Überwindung. Aber wenn ich dann dabei bin, geht es viel besser als vor dem Jahreswechsel. Ich bin jetzt sicher, daß ich meine derzeitige Arbeit erstmal weitermachen soll. Ob sich später etwas anderes entwickelt, werde ich dann sehen.

Ich habe heute nochmals den Bericht von Esther Veltheim gelesen:

http://reines-sein.de/s_x_g_veltheim.htm

Jetzt habe ich ein Wort für meine Erfahrung: „Buddhi-Zustand“. Das könnte es sein. Daß ich darauf nicht stolz sein darf, ist mir klar, dieser Versuchung erliege ich auch nicht mehr (oder wenn doch, dann merke ich es schnell und komme wieder davon runter). Aber es fällt mir schwer, die Glücksgefühle hinter mir zu lassen. Nach langen Jahren einer leichten Depression bringe ich es derzeit nicht fertig, diese Glücksgefühle nicht zu genießen. Und wer sie genießt, ist natürlich das Ego.

Es ist für mich zu früh, mich ganz vom Ego zu verabschieden. Ich will die Glücksgefühle wenigstens zum Arbeiten nutzen.

Ich habe auch einen Text über Jhana-Meditation gefunden, in dem von 8 Vertiefungen die Rede ist. Nach der Beschreibung könnte es sein, daß ich die 4. Stufe erreicht habe.

http://www.budd-ges.de/Meditation/Jhana.htm

Ich bin ja so erschreckend ahnungslos bei diesen Themen. Aber es ist gut, daß ich erst jetzt im nachhinein diese Informationen erhalte. Davon war ich jedenfalls nicht beeinflußt.

Nach dieser Beschreibung wird erst in der 5. Vertiefung erkannt, daß es keine separaten getrennten Körper gibt. Und in dieser Stufe verliert man das Körpergefühl. Das war bei mir eindeutig nicht der Fall. Und das wäre für mich derzeit vielleicht noch zu gefährlich.

Während ich diese Texte lese, ist in mir ein Gefühl von Frieden und von stillem Glück. Ich spüre aber auch eine neue innere Unruhe. Ich habe wie schon öfters das Gefühl, daß mein Brustkorb eingeschnürt ist. Es ist, als wäre mein Herz immer noch eingeengt, als wolle es sich noch mehr weiten, noch mehr öffnen. Ich möchte noch mehr Fesseln sprengen.

Ob ich tatsächlich abwarte, bevor ich neue gefährliche Meditationsexperimente mache, ist fraglich. Mit Führung wäre es ungefährlicher, aber letztlich ist das Selbst der Führer. Es kann mir nichts Schlimmes passieren, es geschieht ohnehin nur das, was geschehen soll. Und an Mut mangelt es mir nicht. Ich werde mich aber erst prüfen, ob der Drang vom Ego kommt oder vom Selbst.

Ich spüre eine starke Sehnsucht danach, mich noch mehr hinzugeben, noch mehr zu verschmelzen. Ich habe gar nicht viel Angst, ich habe sehr viel Vertrauen.

Laut dem oben genannten Text über Meditation gibt es einen mühelosen Weg mit schnellem Verständnis, wenn folgende fünf Fähigkeiten stark entwickelt sind: Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit.

Willenskraft habe ich, auch wenn man mir das angesichts meiner Alltagsprobleme nicht anmerkt (der Willen hat mich halt in eine andere Richtung gelenkt). Achtsamkeit und Geistessammlung entwickele ich erst seit kurzer Zeit, aber da bin ich anscheinend schon fortgeschritten. Weisheit möchte ich mir selber nicht zuschreiben.

Aber ich spüre erneut die Sehnsucht weiterzugehen. Wenn Gott mich ruft, dann will ich mich ihm überlassen.

Dienstag, 19. Januar 2010

Bestandsaufnahme / Prioritätenwechsel

Seit zwei Tagen bin ich mit der Verarbeitung einer Rückmeldung beschäftigt, die ich erhalten habe. Ich bin dankbar, daß ich überhaupt eine Antwort erhalten habe angesichts des Mists, den ich zuvor gebaut hatte. Derzeit steht meine Teilnahme an der Phönix-Schule nicht zur Debatte, ich kann mich in ein paar Monaten wieder melden. Ich habe die Empfehlung erhalten, mich als nächstes um meinen Lebensalltag zu kümmern.

Dieser Empfehlung werde ich folgen. Ich empfinde es wie folgt: es ist so, als hätte ich gerade einen Fortgeschritten-Kurs besucht (zum Thema „Ich-Illusion“) und nach mehr oder weniger erfolgreichem Abschluß wäre jetzt als nächstes ein Thema eines Vor-Anfänger-Stadiums dran (Bewältigung des normalen Alltags).

Die innere Unruhe/brennende Sehnsucht war in mir so stark, daß ich zur Alltagsbewältigung nicht mehr fähig war. Nach meinen Erfahrungen der letzten Wochen ist diese Sehnsucht jetzt zunächst gestillt, ich bin zur Ruhe gekommen. Und nun kann ich zurückgehen und erstmal in meinem Leben aufräumen.

Es wird so sein, daß ich für eine tiefere Erkenntnis der Ich-Illusion noch nicht genug vorbereitet und nicht reif bin (das hatte ich vor einigen Tagen ja sogar selber schon vermutet), ich werde wohl zu einem späteren Zeitpunkt zu diesem Thema zurückkehren. Vielleicht wäre es auch zu gefährlich, dort jetzt weiterzugehen.

Diesen Blog hier habe ich auch zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt gestartet. Für mich hat er sich bisher als sehr wertvolles Hilfsmittel erwiesen.

Bevor ich von meinen spirituellen Erfahrungen Abstand gewinnen kann, möchte ich aber noch eine Bestandsaufnahme machen. Das brauche ich für mich als Bestätigung für mein Etappenziel.

Ich soll von dem „dramatischen Theater“ Abstand nehmen. Leider weiß ich ja selber nicht so genau, was hier von meinem Ego aufgebauscht und was echt ist.

Ich wüßte z.B. gerne, wie ich meine Erfahrung einordnen kann. War es nun eine Erleuchtungserfahrung oder war es keine? Die Glücksgefühle sind kein Kennzeichen dafür, soweit ich bisher darüber gelesen habe. Die kommen eher kurz davor und haben mich vielleicht sogar davon abgehalten, tiefer einzudringen in diese Erfahrung der Auflösung des Ichs.

Was für eine Erleuchtungserfahrung spricht: ich hatte wiederholt ein tiefes Empfinden von Einheit mit mir selbst, von Ganzheit und Heilsein, von Heimkommen. Ich habe aber keine Klarheit erlangt, daß es sich nicht um ein individuelles Selbst, sondern um das universelle Selbst gehandelt hat, mit dem ich da verschmolzen bin. Das weiß ich nur aus der Theorie. Nachdem ich ein wenig recherchiert habe, glaube ich, daß meine Erfahrung unvollständig war, noch nicht richtig tiefgehend.

Aber es war ganz gewiß ein Zustand, der normalerweise nur nach fortgeschrittener Meditation erreicht wird. Meine Vorbereitung dafür muß auf einer anderen Ebene stattgefunden haben. Ich vermute ja den direkten Zusammenhang mit meiner inneren Auseinandersetzung mit dem Thema „Ich-Illusion“. Und damit hätte ich mich angesichts meiner Abwehr und Panik niemals befaßt, wenn ich nicht durch Hinweise dazu aufgefordert worden wäre.

Ich hoffe jetzt, daß ich dieses Gefühl von Einheit mit mir selbst in meinen Alltag mitnehmen kann, und daß mich der erfahrene Frieden weiter begleitet. Dann wären alle Probleme gewiß viel leichter als bisher zu lösen.

Ich mache also ab sofort einen Prioritätenwechsel hin zum Alltag, der lange Zeit vernachlässigt wurde. Parallel bleibe ich natürlich weiterhin im spirituellen Kontext. Ich will nach und nach einige meiner gravierenden Wissens- und Erfahrungslücken zum Thema füllen. Zu viel esoterisches Wissen ist schädlich, aber ich habe eindeutig zu wenig esoterisches und spirituelles Wissen. Ich frage mich sowieso, womit ich meine letzten Lebensjahrzehnte vergeudet habe.

„Mir selbst dienen“: das heißt dann wohl, den Zielen des Selbst zu folgen anstatt den Zielen des Egos. Hoffentlich finde ich in der Praxis heraus, wie das geht. Da ich ja auch zumindest intellektuell begriffen habe, daß das Ego als mentale Fiktion handlungsunfähig ist, folge ich den Zielen des Selbst vielleicht einfach dadurch, daß ich loslasse. Alles Grübeln und Sich-Hineinsteigern in irgendwelche Verstandes-Produkte führt zu nichts außer Depression. Ich will versuchen, zumindest eine Beobachter-Position einzunehmen zum Geschehen. Das ist wohl eine Zwischenstufe, später kommt dann ein Mitgehen mit der universellen Lebenskraft dazu. Auch diesbezüglich habe ich noch erhebliche Wissens- und Erfahrungsdefizite.

Genug Arbeit also für einige Monate.

Sonntag, 17. Januar 2010

ich selbst

Erneut war heute ein ruhiger Tag. Nun war ich 9 Tage nacheinander überwiegend alleine und habe kein Stück im Haushalt getan, nur das Aller-/Allernötigste (obwohl ich ein großes Chaos und Berge von Gerümpel habe). Was ich stattdessen getan habe, war weit wichtiger: ich habe zu mir selbst gefunden. Ich bin immer noch unsicher, was genau denn nun mit „ich selbst“ gemeint ist, ich glaube, es gibt verschiedene Tiefen der Erfahrung.

Natürlich weiß ich aus vielerlei Erfahrungen, wie es sich anfühlt, ganz bei mir selbst zu sein. Ich weiß auch, was Spontaneität und Authentizität sind und wie sich das anfühlt. Und ich habe schon öfters (wenn auch viel zu selten) Gefühle von Verschmelzung erlebt: beim Betrachten von Tieren, der Wolken am Himmel oder des Sonnenuntergangs, oder auch beim Singen in einer Gemeinschaft.

Bei diesen Erfahrungen habe ich aber nie wahrgenommen, daß das Ich kurzzeitig verschwindet, und mir war auch nie bewußt, daß dann die Gedanken ruhig sind oder ganz ausbleiben (obwohl es gewiß so war).

Ich hatte bisher keine Erfahrung, die mir unmißverständlich gezeigt hätte, daß ich ein Teil vom Ganzen bin. In den letzten Wochen hatte ich starke Glücksgefühle, die anscheinend (so interpretiere ich das, kann natürlich falsch sein) aus der Rückverbindung mit der Einheit stammen. Der Theorie nach, wenn ich diese richtig verstanden habe, klappt das nur bei gleichzeitiger temporärer Aufgabe des individuellen Ichs. Das habe ich aber gar nicht gemerkt.

Ich habe lediglich vorher auf Verstandes-Ebene und emotionaler Ebene daran gearbeitet zu akzeptieren, daß es mich als getrenntes Individuum nicht gibt. Vielleicht war das die Voraussetzung dafür, diese starken Glücksgefühle zu haben. Aber früher hatte ich ähnliche Gefühle wie gesagt auch, ohne daß vorher mein individuelles „Ich“ sich als Illusion herausstellen mußte (oder ich habe es nicht gemerkt). Ich bin deshalb unsicher, was denn nun genau mit „Selbsterinnerung“ gemeint ist.

Das hindert mich aber nicht daran, die Gefühle zu genießen. Heute waren wieder Glücksgefühle da, wenn auch nicht ganz so intensiv. Dazu eine tiefe Ehrfurcht und Ergriffenheit, auch einige Tränen. Ich bin ein sehr gefühlsbetonter Mensch, vielleicht hafte ich zu stark an diesen Emotionen.

Das Beste daran ist dieses Gefühl: „Es ist alles richtig mit mir, es ist alles in Ordnung. Nichts ist falsch. Ich darf so sein, wie ich bin. Alles ist gut. Alles war schon immer gut und wird auch immer gut sein.“ Das gibt ein unglaublich wohltuendes Grundgefühl.

Trotzdem habe ich auch wieder etwas Angst vor der nächsten Arbeitswoche. Das ist bei mir ein Dauerbrenner. Es ist offenbar das Ego, das Angst hat. Das Ego, das nicht loslassen und sich hingeben kann. Aber das wird es schon noch lernen, nach meinem Eindruck mache ich Fortschritte.

Samstag, 16. Januar 2010

Loslassen

Der Tag verlief heute sehr ruhig. Meine Lebensgefährtin war hier. Wir haben viele Stunden nur auf dem Sofa gelegen und stille Musik gehört. Ich fühlte mich heute sehr normal, neutral, eher sogar leicht depressiv. Nach den ganzen ungewöhnlichen Wahrnehmungen und Glückszuständen der letzten Wochen ist das etwas enttäuschend.

Aber es hat schon seine Richtigkeit. Ich glaube, es hat was mit Loslassen zu tun. Ich lasse gerade die Vorstellung los, aus eigener Kraft ein Ziel erreichen zu müssen. Vielleicht sollte ich gleich die ganze Zielvorstellung loslassen.

Aber vorher werde ich nochmal um Hilfe bitten. Ich habe einen Email-Entwurf geschrieben, den ich aber erst nochmal überschlafen werde.

Seit gestern habe ich sporadisch Kopfschmerzen, die sich an einem Punkt im Hinterkopf konzentrieren. Bisher waren die Kopfschmerzen immer mehr im Stirnbereich und seitlich. Aktuell schmerzt es vorne und hinten. Die Gedanken waren heute überwiegend ruhig, aber ich war nicht richtig gelöst davon. Oder doch? Ich bin nicht sicher. Vielleicht war ich heute auch im Alltagsschlaf, es war alles so neutral.

Wenn Selbsterinnerung so ist, wie ich mich als Kind gefühlt habe, dann bin ich vielleicht schon da. Ich bin nicht sicher. Wenn ich mich auf den Augenblick konzentriere, dann fühle ich mich heute ganz normal. Etwas melancholisch.

noch nicht reif für die Wahrheit

Gestern abend fühlte ich mich in einem Moment ganz dicht an der Wahrheit. Die gewohnte Sicht auf die Realität erwies sich als völlig irreal, und es war mir, als müßte sich jetzt gleich die tatsächliche Wirklichkeit offenbaren.

Aber der Moment ging vorbei, und ich weiß auch warum. Ich bin noch nicht reif für die Wahrheit. Es hat sich wieder falscher Ehrgeiz in mir geregt (der Wunsch, das Ziel zu erreichen) und falscher Stolz (das wäre doch eine tolle „Leistung“, wenn ich das so schnell und fast ganz alleine schaffen würde).

Mein Ego steht mir im Weg, ganz offensichtlich.

Gestern nachmittag fiel mir eine Flasche mit einem Smoothie zu Boden, sie zerbrach und der klebrige Inhalt ergoß sich auf einen Teppichboden. Während ich auf den Knien den Boden scheuerte, fragte ich mich, warum das wohl passiert ist. Die Antwort war sofort da: es geht um die Demutsgeste. Und ich habe sofort gespürt, wie schwer mir das immer noch fällt.

Es wird wohl so sein, wie ich gestern auch schon vermutete. Ich muß noch schmoren, bevor ich die Wahrheit erkennen darf. Ich muß im übertragenen Sinne noch viele Fußböden schrubben. Ich muß noch mehr bezahlen. Ich muß den Ehrgeiz und den falschen Stolz komplett loslassen. Ich muß den eigenen Willen komplett ablegen. Ich muß mich vollständig dem Schicksal überlassen, muß akzeptieren, daß ich aus eigener Macht vollkommen handlungsunfähig bin.

„Ich ergebe mich. Dein Wille geschehe. Meine tägliche Ernüchterung gib mir heute.“

Freitag, 15. Januar 2010

Gottes Drehbuch

Heute ist der Glückszustand wieder da. Nicht ganz so stark, aber stark genug, um mich mit einem strahlenden Lächeln durch die Gegend laufen zu lassen. Und ich merke wiederholt, wie ich das Glücksgefühl vertreibe: sobald die gewohnten Gedankenschleifen sich zu Wort melden, ist Mißmut da. Heute schaffe ich es, sie schnell wieder zum Stillstand zu bringen. Es gibt nützliche Gedanken, und es gibt unnütze Gedanken. Letztere überwiegen in der Regel. Bei mir ist diese Regel derzeit außer Kraft gesetzt, ich kehre immer wieder in den gedankenfreien oder gedankenarmen Glückszustand zurück.

Mein aktueller Erkenntnisstand ist nach wie vor: ich habe keinerlei Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, ich bin vollkommen abhängig vom für mich vorgesehenen Drehbuch, ich kann aus eigener Entscheidung keinen Finger krümmen.

Wenn ich Gott wäre (ich nutze den Begriff "Gott" nur als Metapher), dann würde ich mich mit diesem Erkenntnisstand jetzt längere Zeit schmoren lassen. Ich würde mich solange in dem Glauben vollständiger Handlungsunfähigkeit belassen, bis die Reste vom Hochmut und vom Größenwahn vollständig ausgebrannt sind, bis mein Ego sehr hingabefähig und demütig geworden ist.

Und ich glaube, genau das wird auch passieren. Denn irgendwie schreibe ich mir mein Drehbuch ja selber, soviel habe ich (aber nur intellektuell) auch schon verstanden. Und es scheint mir auch die passende Bezahlung zu sein. Ich muß mir selbst dienen, und das muß ich jetzt erstmal längere Zeit unter Beweis stellen. Ich habe zwar noch nicht zweifelsfrei herausgefunden, was "ich selbst" bin, aber ich halte mich jetzt an den Rat, dem Offensichtlichen, dem Naheliegenden, zu folgen.

Vom Arzt hörte ich heute, was ich bereits befürchtet hatte: mein Langzeit-Blutzuckerwert ist leicht erhöht. Ich muß noch keine Medikamente nehmen, aber ich habe den dringenden Auftrag, 5-15 kg abzunehmen. So Gott will, wird mich das in den nächsten Monaten beschäftigen. Es scheint das Offensichtliche zu sein. ;-)

Donnerstag, 14. Januar 2010

sich verlieren

Das Tanzen heute abend war wunderbar. Ich konnte das Denken gut abschalten. Ich bin zeitweise ganz aufgegangen in der Bewegung.

In einer Übung hat meine Partnerin Hochmut und Zurückweisung getanzt, während ich gegen diesen Widerstand Demut, Hingabe und Liebe getanzt habe. Das war schwer, aber das hat mir sehr gutgetan. Eine gute Übung für das Ego.

In einer anderen Übung sollten wir uns erden. Das gelang mir erst überhaupt nicht, obwohl ich das früher immer gut konnte. Erst spät fiel der Groschen: ja klar, ich habe meine individuelle Mitte verloren, da klappt es nicht wie früher mit der Erdung. Nachdem das klar war, war Erdung wieder möglich – wie auch immer das funktioniert hat (?).

Dann sollten wir uns im Tanz verlieren: wunderbar. Ich habe mich ja bereits verloren. Danach sollten wir uns wiederfinden. Das ging gar nicht. Ich will mich ja gar nicht wiederfinden. Ich habe mir dann vorgestellt, daß ich mich "in allem" wiederfinde, das ging einigermaßen. Aber genau an diesem Punkt ist es bei mir noch diffus.

Die individuelle Person habe ich verloren. Heute habe ich erstmals Leere wahrgenommen, beim Tanzen in diesen Übungen. Die Mitte ist leer, ich bin nur eine leere Hülse.

Aber was finde ich stattdessen wieder? Das ist noch unklar, obwohl diese Glückszustände der letzten Tage dafür sprechen, daß ich irgendetwas gefunden habe, was den Verlust der individuellen Person mehr als ausgleicht. Die Theorie dazu kenne ich ja ein wenig, aber das in der Praxis erworbene Wissen fehlt noch.

Die Selbstwahrnehmung ist eigenartig, ungewohnt, fremd. Aber ich fühle mich dabei sehr gut.

Selbstvertreibung aus dem Paradies

Der Glückszustand, in dem ich gestern war, verschwand letzte Nacht, nachdem ich eine Email an einen Freund geschrieben hatte. Ich habe es genau beobachtet, der Zusammenhang ist mir völlig klar. In dieser Email hatte sich mein Ego gezeigt, an einem eigentlich eher harmlosen Detail. Das hat ausgereicht, damit ich mich selber aus dem Paradies entferne.

Dieser Glückszustand muß das sein, was als Paradies bezeichnet wird, das habe ich jetzt erkannt. Vollständige Befriedigung, Glückseligkeit, Einheit. Und durch die Erkenntnis von Gut und Böse, d.h. durch die Dualität, vertreibt sich Eva selber aus dem Paradies. Der Versucher ist nicht die Schlange, sondern das eigene Ego.

Auch heute morgen ist bei mir das Ego aktiv, die Gedanken kreisten um diese Email und das, was ich dort selbstsüchtig (also nicht wahrhaftig, nicht authentisch, sondern vom Ego gefärbt) geschrieben hatte. Mit Ego gibt es nicht diesen paradiesischen Zustand, dahin gelangt man nur bei zumindest temporärer vollständiger Opferung des Egos. Nur vollständige Hingabe und Aufgabe aller individuellen Wünsche und Ziele führt dahin.

Nun muß ich Buße tun, damit das Ego wieder still und demütig wird.

"Dein Wille geschehe. Meine tägliche Ernüchterung gib mir heute."

Mittwoch, 13. Januar 2010

gedankenfreier Glückszustand

Auch, wenn es nur ein temporärer, vergänglicher Zustand ist: er verdient eine Beschreibung, denn er ist himmlisch. Ich liege heute fast nur auf dem Sofa und ruhe in mir. Der Atem kommt ruhig aus dem Bauch. Phasenweise gibt es überhaupt keine Gedanken. Es ist anstrengungslos. Meine Gefühle dabei: vollkommene Ruhe, Frieden, Stille, Ehrfurcht, Glück, Trost, vollständige Befriedigung, Gesättigtsein, Heilung

Ein zwischengeschobenes Telefonat ist dagegen vergleichsweise furchtbar anstrengend, das Denken und Sprechen strengt an. Dieser stille Zustand ist einfach viel schöner.

Wenn die Gefühle so blieben, könnte ich den Rest meines Lebens so liegen bleiben, es würde mir an nichts fehlen. Gibt es in diesem Zustand ein Ich? Ich weiß es nicht, da ich dann nicht darüber nachdenke und auch nicht nachspüre (ja doch, irgendjemand muß ja wohl diese Wahrnehmungen haben, also "ich"). Es fühlt sich so ähnlich an wie diese köstlichen Momente kurz vor dem Einschlafen und kurz nach dem Aufwachen (das schönste am Schlaf, wie ich finde). Es ist also ähnlich wie Schlafen bei vollem Bewußtsein. Vermutlich ist Gewahrsein das bessere Wort, aber mit diesen Begriffen bin ich immer noch nicht so vertraut.

Zwischendurch habe ich einige Abschnitte in „Reines Sein“ gelesen und mich darin in verblüffender Weise wiedergefunden. Ich habe etwas Angst davor, daß es bei mir im weiteren Verlauf des Prozesses zu irgendwelchen körperlichen Erfahrungen/Veränderungen kommen könnte, die hatte ich bisher nicht. Diese Angst löst Kopfschmerzen aus, die zuvor während dieses Glückszustands völlig verschwunden waren. Zur Ablenkung von diesen angstvollen Gedanken will ich gleich noch den 2. Teil von Matrix sehen, das hatte ich sowieso vor.

Film Matrix

Letzte Nacht sah ich den ersten Teil des Spielfilms Matrix. Mit Bezug auf diesen Film habe ich meinen ersten Blog-Beitrag hier gestartet. Da wußte ich noch nicht, was mit dem Gefängnis gemeint ist (ich spürte nur, daß es eines gibt). Unterdessen weiß ich es. Das Gefängnis ist unser Verstand und unser Körper und unsere falsche Identifikation mit beidem.

Nach dem Ansehen des Films, der ja zumindest teilweise unsere Wirklichkeit trifft, machte ich mir einige handschriftliche Notizen:

- Es ist unerheblich, was andere denken oder glauben. Wichtig ist nur, woran ich selber glaube! Ich schaffe meine Realität selber.

- Was kann ich kleiner Mensch schon tun? Ich kann mich selbst befreien. Und ich kann in meinem unmittelbaren Lebensumfeld Ordnung schaffen.

- Es gibt mich gar nicht. Ich bin eine Fiktion. Und doch hängt von mir alles ab.

- Der Preis für meine Freiheit ist der Tod meiner Individualität.

- Die Freiheit, die zu erlangen ist, ist eine gebundene Freiheit. Sie ist nicht absolut. Es ist eine verantwortliche Freiheit.

- "Folge dem Offensichtlichen." (Suzanne Segal) Daraus mache ich folgende Handlungsanweisung für mich: "Was würde diese Schauspielerin als nächstes tun? Wie geht das Theaterstück sinnvoll weiter?"

- Ob ich der Wahrheit folge oder der Lüge, kann niemand beurteilen außer ich selbst.

- Man sollte andere Menschen nicht gegen deren Willen befreien wollen. Jeder Mensch sollte selber entscheiden dürfen, ob er die rote Kapsel (die Erkenntnis der Wahrheit) oder die blaue Kapsel (Verbleiben in der Traumwelt der Matrix) schlucken möchte.



Heute morgen hatte ich eine Prüfsituation für meine Entscheidungsfreiheit. Auf dem Weg zum Arzt zur Blutabnahme kam mir (überraschend, nicht vorhergesehen) in den Sinn, daß ich mich ja noch zwei weitere Tage krankschreiben lassen könnte. Zuvor war ich davon ausgegangen, daß ich morgen wieder arbeiten werde (das Über-Ich forderte das vehement).

Ich erwog ganz kurz das Für und Wider und fragte mich dann: "Was ist denn nun hier das Offensichtliche? Was soll ich tun?" Mich überzeugte dann die Tatsache, daß ich vergessen hatte, meinem Chef wie versprochen die Dauer der Krankmeldung mitzuteilen. Er wußte also noch nicht, daß ich morgen wiederkommen wollte. Ich habe das als Wink des Schicksals aufgefaßt und als Zeichen für meine Wahrheit, so bat ich um eine Verlängerung der Krankschreibung. Also habe ich jetzt noch einige weitere Tage Zeit, mich zu Hause mit meiner neuen Lage anzufreunden.

Hätte ich tatsächlich die Wahlfreiheit gehabt? Es ist immer noch ein Mysterium, dem ich weiter nachforschen will.

Mir geht es heute erneut gut. Ich bin im Frieden mit mir. Keine innere Unruhe. Kaum Kopfschmerzen. Die Gedanken kreisen zwar, aber bei weitem nicht so quälend wie noch vor einigen Wochen oder wie während meiner depressiven Phasen im Verlauf dieses Prozesses.

Ich habe lange auf dem Sofa gelegen. Das tut meinem Rücken gut und meinem Gehirn auch. Ich könnte tagelang dort liegenbleiben. Es ist so friedlich und so angenehm still, der Atem wird immer tiefer und ich sinke immer tiefer ab. Und ab und zu versuche ich zu "sehen", daß die Welt um mich herum nur meine Spiegelung und Projektion ist. Woher weiß ich überhaupt, daß diese Außenwelt existiert? Ich kann sie nur durch meine körperlichen Sinne wahrnehmen. Und die Sinne selber sind stumpf, nur Bewußtheit haucht ihnen Leben ein.

Wenn ich schlafe, verschwindet die Welt. Wenn ich wieder aufwache, ist sie wieder da. Woher weiß ich, daß ein Mensch, mit dem ich über das Internet kommuniziere, wirklich existiert? Oder ein Mensch, mit dem ich telefoniere? In der Theorie ist mir nun klar, daß es niemand gibt außer mich selbst. In der Praxis fehlt mir da noch einiges.

Dienstag, 12. Januar 2010

mir selbst dienen

Die wohl schönste und klarste Rückmeldung auf meinem Weg erhielt ich vor einigen Monaten von Gerd-Lothar Reschke. Auf meine Frage, wie ich herausfinde, was meine Berufung ist und wie ich der Gesellschaft dienen kann, erhielt ich die Antwort:

"Sie müssen sich selbst dienen."

Ich habe ihm überhaupt nicht zugehört. Die Rückmeldung habe ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht verstanden, aber anstatt nachzufragen, habe ich ihn wochenlang mit meinen Monologen zugeschüttet. Zudem haben die finstersten Seiten meines Egos sich ausgetobt. Der Höhepunkt war wohl, daß ich ein Machtspiel/Manipulation versucht habe.

Das bereue ich natürlich unterdessen. Es war aber wohl notwendig, damit ich auf die finale Katharsis zusteuern konnte. Diese liegt nun einige Wochen zurück, mein Ego ist kleingefaltet genug. Es ist still geworden und demütig.

Und endlich lerne ich zuzuhören.

Ich verstehe jetzt, was es bedeutet, mir selbst zu dienen. Was für eine Verantwortung!

Wenn ich das Zuhören weiter übe, wird sich mir schrittweise enthüllen, was ich nun weiterhin tun soll. Und dem will ich dann folgen.

Meine Gefühle heute waren hauptsächlich eine tiefe Dankbarkeit und sehr viel Reue. Viele Tränen.

Die Verstandesaktivität hielt sich im Rahmen. Der Verstand ist friedlich geworden.

Vorsicht!

Ich muß vorsichtiger sein, merke ich. Ich schreibe ja schon wieder an meiner Geschichte. Die Begeisterung reißt mich immer mit. An dem Punkt, an dem ich jetzt zu sein glaube, haben andere Menschen vielleicht tiefere Wahrnehmungen als ich.

Ich bin immer noch ziemlich blind. Aber auch das paßt zu mir. Ich habe mich in das mir unbekannte Feld der Bewußtheit hinausgewagt fast ohne Führung und Anleitung, die meiste Zeit ganz alleine. Das ist eine Form von Mut, die zu mir paßt. Ich gehe auch alleine in die nordschwedische Tundra. Und ich gehe alleine nachts in den dunklen Wald, immer wieder seit Wochen. Ich habe mich als Jugendliche auch schonmal alleine in eine dunkle Höhle vorgetastet.

Ich habe viel Mut. Und ich habe viel Vertrauen. Immer noch habe ich wenig Wissen. Aber stattdessen habe ich einen tiefen Glauben. Das Wissen kann ich ja noch nach und nach erwerben.

Das wichtigste für mich: nicht die Bodenhaftung verlieren! Meine tägliche Ernüchterung gib mir heute! "Zufällig" habe ich heute schon eine passende Email erhalten. In die werde ich mich jetzt vertiefen.

Meine Wahrnehmung, wo ich stehe, wechselt immer wieder zwischen "ich bin schon fast am Ziel" und "ich bin noch ganz am Anfang". Dieser Weg der Extreme paßt aber auch zu mir. Es soll so sein. Und es ist alles gut.

Der Weg der Hingabe

Das "Vater unser" werde ich für mich wie folgt abwandeln:

"Dein Wille geschehe. Meine tägliche Ernüchterung gib mir heute."

Seit gestern lese ich Abschnitte in "Sei, was Du bist" (Ramana Maharshi), die ich zuvor nicht gelesen habe. Und ich finde mich in ganz verblüffender Weise darin wieder.

Ich kann jetzt meine eigenen Zweifel beheben (und nur darum geht es: es geht um MEINE Zweifel, nicht um die Zweifel, die vermeintlich andere äußern: es gibt keine anderen!). Mein Weg war nicht der einer formalen Meditationspraxis und auch nicht der des Studiums der Schriften (da bin ich immer noch ziemlich ahnungslos).

Mein Weg war Hingabe, bhakti. Ich habe nicht gewußt, daß ich diesen Weg gehe. Ich sehe es erst jetzt im Rückblick. Allerdings hatte ich im Sommer schon einmal die Einsicht, daß es irgendeinen geheimnisvollen Sinn in meiner Lebensgeschichte gibt, daß die langen Jahre in der Isolation für mich notwendig waren, um etwas zu entwickeln.

Ich habe 10 Jahre lang meiner Lebensgefährtin gedient, ich habe meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse sehr stark für sie zurückgestellt. Ich habe mich ihr sehr stark hingegeben, wir waren zeitweise zu einer Einheit verschmolzen. Auf Dauer wurde ich davon aber immer depressiver, ich verlor mich in ihr. In diesem Jahr habe ich mich von ihr stark abgegrenzt, um mein eigenes Ich wiederzufinden. Dabei habe ich dann allerdings ein sehr hochmütiges spirituelles Ego entwickelt. Ich war ein richtiges Ekel, super arrogant und zeitweise größenwahnsinnig.

Seit einigen Monaten wird dieses Ego immer wieder sehr hart gedemütigt, durch verschiedene Menschen. Parallel dazu gebe ich mich immer wieder an andere (eben diese) Menschen hin, indem ich mich allen (vermeintlich äußeren) Widerständen zum Trotz öffne und alles von mir preisgebe. Unterdessen ja auch öffentlich.

Ich mache (fast) gar keine Unterschiede mehr. Jeder kann von mir alles wissen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon meine (vermeintliche) Lebensgeschichte erzählt habe.

Das ist die Methode, um ein zum Hochmut neigendes Ego kleinzukriegen, der für mich genau passende Weg. Maximale Hingabe ("Dein Wille geschehe") und maximale Demütigung ("Meine tägliche Ernüchterung gib mir heute"). Es ist berechtigt, daß ich mein Ego als "heimtückisches Monster" tituliere. So kriege ich es selber klein, und wenn das nicht reicht, muß ein anderer Mensch aushelfen.

Der Weg der Hingabe wird bei Maharshi wie folgt beschrieben (S. 107): "Ich selbst bin völlig hilflos. Nur Gott ist allmächtig, und wenn ich mich ihm nicht völlig ergebe, gibt es keine Rettung für mich." Als ich blitzartig erkannte (als plötzliche Einsicht), daß es mich als getrennte Person nicht gibt, hatte ich genau solche tief religiösen Empfindungen: ich bin völlig hilflos, ich kann aus eigener Macht nicht einmal mit der Wimper zucken, ich muß mich Gott völlig ergeben, das ist der Sinn meines Lebens. Und zu dem Zeitpunkt hatte ich vom Weg der Hingabe noch nichts gelesen (zumindest nicht so detailliert), diese Empfindungen kamen authentisch aus mir. Auch, daß ich das Ego als Teufel erkannte, als Versucher, hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nirgendwo gelesen (später las ich bei Reschke, daß man das Ego archaisch als Teufel bezeichnen kann).

Letzte Nacht hatte ich einen Moment des Erschreckens. Mir wurde klar, daß ich eine bestimmte Form der Rückmeldung brauche, einen bestimmten Tonfall, der mir verdeutlicht: "So, jetzt ist es ernst. Entweder Du kapierst jetzt endlich was, oder Du wirst endgültig als Betrügerin und Hochstaplerin entlarvt und fällst vollständig heraus aus diesem Spiel." Diese Ansprache, die mich bis ins Mark trifft (und die eine Art von Todesangst auslöst), habe ich von unterschiedlichen Menschen erhalten. Der Moment meines Erschreckens war: diese Personen sind austauschbar! Ich selber schreibe diesen Personen diese Rolle zu, weil ich sie brauche.

Als ich bei Maharshi vor einigen Wochen erstmals etwas über seine Methode der Selbstergründung las, verstand ich nur Bahnhof und legte das Buch schnell wieder weg. Ich konnte damit nichts anfangen. Letzte Nacht las ich nun in Kapitel 5 etwas, was ich sofort wiedererkannte. "Moment mal, das kenne ich doch. Das war doch mein Gefühl von letzter Woche."

(Maharshi: "Sei, was Du bist", S. 72)

"Bei weiterer Entwicklung wird der Gedanke "Ich" durch ein subjektiv erfahrenes Gefühl "Ich" abgelöst, und wenn dieses Gefühl aufhört, sich mit Gedanken und Objekten zu identizieren, verschwindet es völlig. Was bleibt, ist eine Erfahrung des Seins, in der die Empfindung der Individualität vorübergehend ausgelöscht ist."

Ich weiß, was mit "Ich-Gedanke" im Unterschied zu "Ich-Gefühl" gemeint ist. Und ich war auch schon an dem Punkt, an dem ein Gefühl von "Ich" völlig verschwindet und nur ein Gefühl von Sein übrigbleibt. Letzte Nacht war ich mehrere Stunden lang wiederholt dort (ich ging absichtlich nicht schlafen, um im Halbschlaf verbleiben zu können), ebenso heute in den Morgenstunden, ich blieb nach dem Aufwachen einfach liegen, gedankenlos. Wenn doch Gedankenfetzen aufkamen, konnte ich mich schnell davon lösen.

Ich (bzw. Nicht-Ich) bin angekommen. Mir fehlt aber noch eine Erfahrung der Art "Ich und der Vater sind eins". Es sei denn, dieses innere Bild, das ich vor einigen Tagen hatte, war das: ich sah, wie ich (dieser Körper) lächelnd aus einer sitzenden Position aufsprang, um mich, die ich mich ansah, zu umarmen.

In der letzten Tiefe fehlt mir noch was, ich werde mich weiter in Hingabe üben. Das ist mein Weg, für den Rest meines Lebens!

Mir kommen jetzt die Tränen, während ich dies schreibe.

Letzte Nacht, während der Gedankenlosigkeit, empfand ich Frieden und leises Glück. Heute morgen, während der Gedankenlosigkeit, empfand ich nur Neutralität, Normalität, Nüchternheit. Es gab keine Kopfschmerzen. Unterdessen habe ich wieder leichte Kopfschmerzen, die haben irgendetwas mit dem Ego zu tun.

Ich hatte immer noch keine Wahrnehmung von Leere. Aber sehr wohl eine Wahrnehmung von Sein. Irgendetwas fehlt noch. Aber mir geht es gut. Ich bin richtig. Alles ist richtig. Ich werde auch bestimmt wieder arbeiten können. Und mit meiner Lebensgefährtin gehe ich seit dem Wochenende endlich wieder liebevoll um. Sie hat ein ganzes Jahr lang zu mir gehalten, obwohl ich mich ihr gegenüber widerlich verhalten habe. Sie ist ein wunderbarer Mensch, und sie ist für mich die bestmögliche Partnerin. Wir haben früher sehr oft zusammen Stille genossen und sind ineinander verschmolzen. Ich weiß nun, daß ich nicht mit ihr verschmelzen darf, sondern mit mir selbst. Und jetzt kann ich mir ihr auch wieder Stille genießen, am Wochenende haben wir stundenlang nur stille Musik gehört, Hand gehalten und geschwiegen.

Falls sich mein Ego nun erneut erheben sollte (im Augenblick ist es klein, aber die Versuchung wird vermutlich wiederkehren), werde ich eine erneute Demütigung brauchen. Ich weiß auch schon, wo ich mir diese holen könnte (wirkungsvoller ist es allerdings, wenn es unerwartet kommt). Mal sehen, vielleicht ist es ja nicht notwendig. Ich habe immer panische Angst vor diesen schmerzhaften Rückmeldungen, das ist mein Fegefeuer, durch das ich durch muß, um dieses Ego loszuwerden.

Montag, 11. Januar 2010

Verstandes-Verliebheit

Heute ließ ich mich wegen meiner starken Rückenschmerzen krankschreiben. Danach lag ich mehrere Stunden lang auf dem Sofa, in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen, mit ständig kreisenden Gedanken (und den gewohnten Kopfschmerzen), und mit dem Bewußtsein leider nur im Kopf, unfähig, es von dem Grübeln abzuziehen.

Meine Misere ist noch größer, als ich bislang angenommen habe. Ich verstehe den Prozeß des Erwachens jetzt als einen Prozeß zur Gesundung des Gehirns von seinem Wahn, Kontrolle ausüben zu können. Parallel gibt es einen Prozeß zur Gesundung des Bewußtseins von seinen falschen Identifikationen. Vielleicht gibt es auch nur letzteren, und das Problem des Gehirns löst sich gleichzeitig von alleine. Denn das Gehirn tut ja nur das, was ein Gehirn so tut: es denkt, es bildet Assoziationen, es interpretiert, es deutet, es sucht Analogien, es zieht (vermeintliche) Verbindungen und Rückschlüsse. Der Fehler ist, diese Gedanken und Interpretationen für die Wahrheit zu halten.

Mir ist seit gestern klar, daß ich ungeheuer verliebt bin in meine Interpretationen, und daß ich rasend gerne eine Lebensgeschichte sowie jetzt eine Geschichte meines Prozesses erfinde. Das macht mir ungeheuer viel Spaß. Und das muß ich jetzt alles loslassen. Das fällt mir wirklich sehr schwer, das tut weh. Aber ich sehe jetzt, wie tief mich das verstrickt hat. Und ich bin wirklich dankbar, daß ich das jetzt sehen kann. Ich möchte lernen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und nicht so, wie ich sie gerne hätte.

Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann mich nicht mehr in den normalen Alltagsschlaf zurückretten, dafür habe ich schon zu viel verstanden (auch wenn es überwiegend nur intellektuelles Verständnis und zu wenig echte Erfahrung sein sollte). Außerdem bin ich nicht richtig arbeitsfähig. Mir kann nur Flucht nach vorn helfen, ich muß weitergehen. Und ich will ja auch weitergehen. Es ist meine Berufung, ich kann und will nicht anders.

Mit Schattenarbeit habe ich viel Erfahrung. Aber vom Bewußtsein weiß ich so gut wie nichts.

Nach der gestrigen Ernüchterung war ich zunächst völlig ratlos, was ich nun weiter tun soll. Der einzige Ansatz, der mir dazu einfällt: alles, was ich tun kann, bezieht sich auf das Bewußtsein, auf dieses mir völlig unbekannte, fremde Feld, mit dem ich erst seit einigen Monaten anscheinend nicht ganz ungefährliche Experimente anstelle. Ich will mehr darüber lesen und mehr Versuche anstellen (ich bin diesbezüglich risikofreudig, Mut gehört zur genetischen Veranlagung dieses Körpers).

Bei alldem glaube ich seit längerem, daß ich ein intuitives Verständnis davon habe, was mit "Reines Sein" gemeint ist. Ich kann mich daran erinnern, wie ich als Kind völlig in dem versunken bin, was ich gerade tat. Ich kann mich auch im erwachsenen Leben an Situationen erinnern, die sich völlig fließend und stimmig aus sich heraus entwickelten, ohne daß ich darüber nachdachte. Das muß doch dem wirklichen Sein zumindest nahekommen. Was mir bisher fehlt, ist der Aspekt der Bewußtheit, bisher war ich in solchen Situationen unbewußt.


Nachtrag: Im Verlauf des Abends ging die Gedankentätigkeit deutlich zurück, kam kurzzeitig sogar ganz zum Stillstand. Wo dabei meine Aufmerksamkeit war, kann ich gar nicht sagen, sie haftete jedenfalls nicht mehr am Verstand. Ich empfand kurzzeitig ein Gefühl von Befriedigtsein. Die Kopfschmerzen sind deutlich zurückgegangen. Nach zwei eher harten Tagen freue ich mich über diese kurze Atempause mit innerer Ruhe.

Sonntag, 10. Januar 2010

Ernüchterung

Nach wiederholtem Hinweis von fckw habe ich jetzt (endlich!) begriffen, daß mein wunderbarer Glückszustand aus der letzten Woche bedeutungslos ist, da er nur temporärer Natur ist (und er ist ja in der Tat seit gestern auch wieder vorbei). Das hat mich gerade völlig ernüchtert.

Zudem gab es Kritik von ihm, daß ich nicht richtig zuhöre. Das höre ich auch nicht zum ersten Mal, aber es war mir als Schwäche bisher nicht so bewußt, also schaue ich da doch mal genauer hin. Vermutlich bin zu verliebt in meine eigenen Interpretationen und bin so nicht richtig offen, weder für Bücher, die ich lese, noch für Hinweise, die ich bekomme. Ich baue mir meine eigene Vorstellungswelt und passe alles, was ich finde, in mein Gedankengebäude ein. Das ist MIST! Ich fühle mich gerade als totale Versagerin.

Es fehlt mir an Offenheit und an Dialogfähigkeit. Ich kreise wieder mal zu sehr um mich und nehme mich und meine Gedankenwelt viel zu wichtig.

Vielleicht sollte ich mal meine Interpretationen hier völlig rauslassen und nur noch beschreiben, was ich tatsächlich beobachte und wahrnehme. Vermutlich reduziert das meine Einträge um die Hälfte.

Heute vormittag habe ich mich stark damit beschäftigt, daß ich mich selbst annehmen will, mit allen Licht- und Schattenseiten, und einschließlich des Egos. Ich habe das Ego als "heimtückisches Monster" bezeichnet, das ist natürlich hart. Aber so hart empfinde ich mir gegenüber gar nicht. Ich möchte liebevoller mit mir umgehen.

Gerade merke ich, daß ich Unsinn schreibe: wenn "ich" mit "mir" liebevoller umgehen möchte, glaube ich ja immer noch, daß dieses Ich in meinem Kopf irgendeine Handlung beeinflussen kann. Das kann es aber gar nicht. Aber ich könnte aufhören, mich zu bewerten. Die Bewertung ist das Problem, nicht die Handlung.

Mir ist seit gestern aufgefallen, daß ich sehr liebevoll mit meiner Lebensgefährtin umgegangen bin, weit mehr als in den letzten Wochen. Unser Kontakt war fließend und schön.

Meine Aufmerksamkeit war heute fast ausschließlich im Kopf (bei starken Kopfschmerzen), da kreisten die Gedanken sehr stark um diesen Zustand, den ich jetzt als unbedeutend anerkennen mußte. Also so gesehen ein vergeudeter Tag. Schade.

Ich möchte gerne dem Rat von Suzanne Segal folgen: "Folge dem Offensichtlichen". Ich möchte mir möglichst keine Gedanken mehr darüber machen, was ich tun soll, denn ich habe ja jetzt verstanden (zumindest intellektuell), daß die Gedanken meines Gehirns keine Handlungen auslösen, der Handelnde ist außerhalb dieses Körpers.

Ich blicke nicht mehr durch, ob ich auf dem Gebiet des Bewußtseins überhaupt schon irgendetwas begriffen habe. Irgendwas mache ich anscheinend grundlegend falsch.

Die Interpretationen meines Verstands sind das Problem, bzw. es wird zum Problem, wenn ich diese Interpretationen für die Wahrheit halte. Die Wahrheit liegt außerhalb meines Verstands. Gedanken sind einfach Gedanken, ich darf mich nicht damit identifizieren. Ich bin nicht mein Verstand. Und ich bin nicht mein Körper. Soviel zumindest habe ich begriffen - und auch schon wiederholt erfahren.

Bitte um Hilfe

Seit ich auf meinen vorherigen Blog-Beitrag einen Kommentar von fckw bekam und diesen beantwortete, bin ich erneut voller innerer Unruhe und Angst. Das Glücksgefühl ist erstmal wieder verschwunden, mein Prozeß geht offenbar weiter.

Ich bin einerseits eine totale Anfängerin in der Selbsterkenntnis, völlig blind und ahnungslos. Auf der anderen Seite ist der Prozeß in mir aber schon sehr weit fortgeschritten. Letzteres glaubt mir bisher anscheinend niemand. Das ist vermutlich ungewöhnlich.

Ich glaube, ich habe auf einer oberflächlichen Ebene einen Teil der Erfahrung gemacht, die als "Erwachen" bezeichnet wird. Ich bin nicht am Ziel, aber ich hatte jetzt schonmal einen Vorgeschmack.

Ich habe zwar keine Meditationspraxis, aber ich habe sehr viel Erfahrung mit Stille und Abgeschiedenheit: mit meiner Lebensgefährtin war ich 10 Jahre lang fast völlig von der Außenwelt isoliert und in diesem Jahr habe ich mich zudem stark von ihr abgegrenzt. Ich habe sehr viel Einsamkeit gesucht und auch früher schon ekstatische Erfahrungen bei einer Schweigewoche gemacht.

Und ich habe vor langer Zeit in 2 Therapien gelernt, mich mit meinen Schattenanteilen zu konfrontieren. Zudem hatte ich in diesem Jahr zeitweise eine intensive Begleitung durch einen Freund, da habe ich viele meiner Ego-Anteile aufgedeckt.

Ich bin am Arbeitsplatz seit Monaten nicht mehr richtig funktionsfähig, ich kann nicht mehr klar denken und habe ständig Kopfschmerzen. Ich weiß aber ganz sicher, daß mir kein Arzt und kein Psychotherapeut helfen könnte. Mir kann nur jemand helfen, der sich mit diesen Bewußtseinsprozessen auskennt.

Bisher habe ich keinerlei Erklärungen zu meinem Zustand erhalten, ich mußte mir alles selber erarbeiten. Das ist hart, und das ist sehr einsam.

Ich glaube, ich habe langsam genug gelitten. Ich brauche Hilfe. Wenn hier jemand mitliest, der sich mit diesen Bewußtseinsprozessen auskennt und mir helfen mag, der möge sich doch bitte bei mir melden, ich wäre sehr dankbar:

olo84 Klammeraffe web.de

Ich habe über den Hinweis von fckw weiter nachgedacht. Ich glaube, mein aktueller Fehler ist, daß ich immer noch Selbstgespräche führe und daß ich mein Ego – also einen Teil von mir - abspalte. Solange ich das tue, hänge ich in der Dualität fest. Während dieses Glückszustands war da aber nichts abgespalten, da war ich mit mir völlig im reinen und wunschlos glücklich.

Dennoch: Ich will mir vornehmen, mich endlich selber in die Arme zu schließen mit allem, was zu mir gehört. Als ich vorgestern in der Tanz-Therapie gegen meinen Schatten kämpfen sollte, habe ich das verweigert, und bin stattdessen mit dem Schatten verschmolzen. Das ist der Weg.

Trotzdem scheint mir, daß ich für diesen letzten Schritt Hilfe brauche.

Zudem ist es durchaus möglich, daß ich den ganzen Weg vom absoluten Anfänger-Stadium bis zum Tod der Ich-Illusion nochmal ganz neu gehen muß, weil ich bisher vielleicht zu viel imitiert habe und nicht tief genug in die echte Erfahrung eingedrungen bin.

Eines bringe ich auf jeden Fall mit: die unbedingte Bereitschaft, es wissen zu wollen! Und die tiefe Sehnsucht nach Hingabe und Verschmelzung. Dieser Zustand der letzten Tage war absolut erfüllend. Ich habe mir aber schon gedacht, daß es erneute Rückschläge geben wird, und daß es nicht der letzte Durchbruch war.

Samstag, 9. Januar 2010

Heimtückisches Monster

Heute kämpft das heimtückische Monster in meinem Kopf - das Ego - darum, sich im Größenwahn sonnen zu dürfen. Es liegt bestimmt an meinem letzten nächtlichen Blog-Beitrag.

Aah, diese zwei Sätze zu schreiben, bringt sofort Erleichterung. Mein Ego läßt sich nicht gerne als heimtückisches Monster bezeichnen und verzieht sich in die Schmoll-Ecke. Und sofort scheint von unten wieder die Freude auf. Wunderbar! Dieser Blog wirkt Magie. Zwar besteht immer die Gefahr, daß das Ego dieses öffentliche Schreiben als Hilfsmittel zur Selbstdarstellung mißbraucht, aber der Blog läßt sich auch dafür einsetzen, das Ego in Schach zu halten.

Ich hatte heute vormittag ständig mit den unangenehm kreisenden Gedanken im Kopf zu tun. Es ging um eigenen Größenwahn, Abwertung von anderen, mißgünstigen Gefühlen und anderem mehr. Ich habe es die ganze Zeit beobachtet, aber es gelang mir nicht, diesen Mist zu stoppen. Dabei hatte ich auch wieder Kopfschmerzen.

Erst jetzt, da ich mich an den PC gesetzt habe, ist das innere Strahlen wieder da. Ich bin so glücklich, daß ich die Macht des Egos seit einigen Tagen etwas abschütteln konnte. Das Ego/Ich ist wahrhaft der Teufel. Ohne lebt es sich erheblich besser, es ist wie eine andere Welt.

Letzte Nacht hatte ich nach dem Schreiben noch einen heftigen Tränenausbruch (da wurde wohl auf unbewußter Ebene irgendwas verarbeitet), während mein Körper von alleine zu ruhiger Musik tanzte. Es war ganz unwirklich, dieser Körper war in dem Moment völlig fremd. Das ist nicht "mein" Körper. Schon als Kind habe ich meinen Körper sehr oft als fremd empfunden, oder auch meine Stimme oder das Aussehen im Spiegel. Aber lebenslang habe ich ja geglaubt, daß es sich dabei um eine psychische Störung handelt. Erst jetzt, endlich, darf ich lernen, daß das ein Teil des Vorgangs auf dem Weg zum Erwachen ist. Daß es eine Befreiung ist, und keine Störung. Und daß es keinen Grund gibt, davor Angst zu haben. Für mein Gehirn ist es allerdings sehr furchteinflößend, und deshalb vermeide ich Blicke in den Spiegel.

"Heimtückisches Monster" ist ein gutes Mantra gegen den Ego-Wahn, wenn ich es laut ausspreche, muß ich sofort grinsen (Selbstironie ist allerdings auch eine Funktion des Egos, vermute ich unterdessen), und danach finde ich leichter in diesen friedvollen Zustand zurück.

Mir gehts gut!