Eines meiner Ziele für dieses Jahr ist es, soziale Kontakte aufzunehmen und zu pflegen. Nun habe ich erstmals an einer Wildnisgruppe teilgenommen, die sich regelmäßig im privaten Rahmen trifft.
Ich war vorher nicht ganz sicher, ob ich mich wirklich auf intensive Gruppenprozesse einlassen möchte. Es war auch nicht ganz leicht, da zunächst ein Gruppenkonflikt angesprochen werden mußte. Aber ich glaube, es war gut, für mich und auch für die Gruppe.
Zwischendrin beim gemeinsamen Tun (Danksagung, Singen, Council) gab es eine gemeinsame gute Gruppenenergie, und das Treffen endete auch harmonisch.
Ich denke jetzt daran, daß ich früher sehr konfliktscheu war und Probleme in der Kommunikation mit anderen Menschen nie offen ausgesprochen habe. Heute war es möglich, daß jeder der Teilnehmer mit seinen Emotionen offen da war, und es gab den richtigen Rahmen dafür, es auszusprechen, zu teilen und ein wenig zu lösen.
Es war ein gutes Beispiel für Friedenstiften, finde ich. Dabei habe ich in meiner bisherigen Wildnisausbildung die spezielle Friedensstifterweiterbildung noch gar nicht gemacht und kenne mich damit nicht aus.
„Versöhnen statt spalten“ fällt mir dazu gerade ein – ich weiß gar nicht, wer und wann diesen Begriff geprägt hat. Wieso können wir Menschen nicht in Frieden miteinander leben?
Frieden beginnt zunächst in mir selbst. Wenn ich nicht im Frieden bin mit mir, kann ich auch nicht im Frieden mit meiner Umwelt leben. Von meinen eigenen inneren Konflikten habe ich schon so viel geklärt, daß ich überwiegend im Frieden bin.
Als nächstes käme dann mein näheres Umfeld. Partnerin, Verwandte, Freunde, Kollegen – wenn ich mit ihnen nicht im Frieden sein kann, wie kann dann Frieden auf der ganzen Welt entstehen?
Frieden entsteht nicht, indem alle immer einer Meinung sind oder indem Konflikte unter den Teppich gekehrt werden. Frieden entsteht, wenn jeder in seiner Unterschiedlichkeit da sein darf und doch ein gemeinsamer Boden gefunden wird, auf dem etwas wachsen kann. Es wäre gut, die Unterschiede anzuerkennen, aber sie nicht zu betonen und nicht zur Abgrenzung zu nutzen, sondern mehr nach den Gemeinsamkeiten zu suchen.
Ich finde, es ist der richtige Zeitpunkt, daß sich Menschen mit ähnlichen Zielen vernetzen, auch wenn sie nicht in allen Punkten übereinstimmen oder sich völlig konfliktfrei begegnen können.
Ich war bisher meist mißtrauisch gegenüber Gruppierungen aller Art, fühlte mich schnell vereinnahmt und hatte Sorge, meine Individualität einzubüßen. Ich will es in diesem Jahr ausprobieren, ob ich mich mit anderen Menschen verbinden kann, ohne meinen eigenen Standpunkt dabei aufzugeben. Und dabei will und werde ich mich weiterentwickeln, mein Standpunkt ist ja immer nur eine Momentaufnahme.
Ich bin gerade sehr berührt, weil mir einfällt, daß ich in einer Deutung meines Geburtszeitpunkts auch schonmal gelesen habe, daß Friedenstiften eine meiner Aufgaben in diesem Leben ist. Ich will mehr darüber lernen. Heute war ein guter Anfang.