Mittwoch, 29. September 2010

2012

Heute habe ich eine recht düstere Endzeitprognose für die Menschheit gelesen. Demnach sollen bald 90% – 95% der Menschen sterben (durch Kriege, Naturkatastrophen und diverse kosmische Einflüsse), weil sie die nötigen Voraussetzungen für einen Bewußtseinssprung nicht mitbringen, und weil ihnen nicht erlaubt wird, weiterhin das Überleben der ganzen Erde zu gefährden. Für die Überlebenden unter den Menschen soll danach ein ganz neues Leben beginnen, ein Paradies auf Erden, wie wir es uns selber bisher verunmöglicht haben.

Ich habe jetzt schon verschiedene Varianten für 2012 gelesen, diese war eine der extremsten. Ich bin recht offen für esoterisches Gedankengut. Wenn mich etwas anspricht, bleibt es irgendwie hängen, wenn nicht, verschwindet es schnell wieder aus meinem Bewußtsein. Ich habe keine Angst davor, daß ich irgendwie negativ oder falsch beeinflußt werden könnte, sondern habe Vertrauen, daß ich schon intuitiv spüren werde, was wahr ist und was falsch, und daß ich zu den für mich wichtigen Informationen geführt werde.

Wahr ist leider: unser gesamtes Gesellschaftssystem ist durch und durch verdorben. Alles, was uns im öffentlichen Diskurs als „gut“ verkauft wird, ist eher als schlecht, falsch und verlogen zu bezeichnen. Der Sozialstaat ist eine totalitäre Falle, er hat uns alle versklavt. Wir wurden gekauft mit unserer Bequemlichkeit und mit unserer Angst vor dem Leben.

Wir haben auch keine Demokratie. Über die wirklich wichtigen Dinge, wie z.B. das Geldsystem, unsere Verfassung, die Mitgliedschaft in internationalen oder europäischen Vereinigungen u.v.m. dürfen wir nicht abstimmen. Wir sind ein von der Obrigkeit gelenktes, verblödetes Volk. Es ist bitter zu sehen, daß ich ein Teil davon bin.

Ich bin seit einigen Jahren auf dem Weg, mich aus den Verstrickungen des Systems zu befreien. Der Weg ist weit. Möglicherweise komme ich nicht schnell genug voran.

Was wäre, wenn 2012 wirklich für einen Großteil der Menschheit das Ende käme? Was wäre, wenn ich nur noch zwei Jahre zu leben hätte? Würde ich irgendetwas anders machen, wäre ich bereit, Ballast und Verstrickungen hinter mir zu lassen? Würde ich endlich intensiver, ehrlicher, mehr im Einklang mit der Natur und mit mir selbst leben?

Wenn ich sicher wüßte, daß ich in zwei Jahren sterben werde, würde ich meinen Job kündigen, meine Rücklagen würden gerade reichen. Ich würde reisen, an die Orte, die zu besuchen ich mich sehne. Leider weiß ich nicht einmal, welche Orte das sind. Ich habe nur das ganz intensive Gefühl, daß ich hier, wo ich jetzt bin, dann nicht bleiben würde. Ich würde wohl in den Norden gehen, durch die Wälder streifen, auf der Suche nach mir selbst.

Dabei weiß ich doch unterdessen, daß ich jederzeit bei mir selbst sein kann, das ist ortsungebunden, es ist ein innerer Zustand.

Im Angesicht des Todes könnte ich mein Haus hinter mir lassen. Es wäre mir nicht wichtig. Meine Freundin würde ich bitten mitzukommen, für einen Teil des Wegs.

Für die Freiheit würde ich auch hergeben, was ich für die Altersvorsorge spare – hmhm, zumindest glaube ich das. Es käme auf die Probe an, wie stark ich noch dem Materiellen verhaftet bin. Der äußere Anschein spricht derzeit eher gegen mich. Eines meiner Themen ist die Notwendigkeit, Ballast abzuwerfen. Derzeit tue ich das Gegenteil. Ich verbunkere mich zu Hause mit Vorräten für die Krisenvorsorge. Vielleicht ist das ja falsch? Vielleicht sollte ich stattdessen alles abwerfen und mich ganz unbelastet, nackt, frei und offen dem stellen, was da – vielleicht - auf uns zukommt.

Ich glaube, meine aktuelle Wahrheit liegt in der Mitte. Vorratshaltung fühlt sich gut an, ist für mich richtig, aber an anderer Stelle muß mehr Fluß in mein Leben.

Sterben muß ich irgendwann sowieso. Es geht darum zu leben, bevor ich tot bin und nicht jetzt schon aus Lebensangst wie tot zu sein.

Ich habe keine Angst vor dem, was die nähere Zukunft uns bescheren könnte. Mir scheint, alle Lebewesen dieser Erde und auch wir Menschen selbst sehnen uns danach, aus dem von uns selbst geschaffenen erdrückenden Zwang befreit zu werden.

Ich glaube, die Herausforderung besteht darin, die Angst zu überwinden und noch viel mehr aus Liebe zu leben. Leidenschaftlich zu leben. Voller Lebenslust. Unsere Erde schenkt uns so viel Schönheit.

Vor einigen Tagen hatte ich mal wieder einen dieser Momente, in denen ich tiefes Glück erfahre. Frieden, ein inneres Lächeln. Alles ist gut. Ich bin dann immer unglaublich dankbar, denn ich weiß, daß ich nichts dazutue, in einem solchen Zustand zu sein. Es ist einfach ein Geschenk, und wenn mir das zuteil wird, dann genieße ich es aus vollem Herzen, bin dankbar und voller Demut.

Gott ist groß.

Freitag, 24. September 2010

Wut und Lösung

Wie schnell doch Stimmungslagen sich ändern können. Vor einigen Tagen hatte ich bei einer Lichtmeditation ein klares Bild von einem intensiv silbrigen fast materiell festen Lichtstrahl, der von oben in mich hineinströmte. Das fühlte sich gut und nährend an.

Am Tag danach gab es intensiven Ärger am Arbeitsplatz. In der darauffolgenden Nacht (es war Vollmond) konnte ich nicht schlafen (für mich eher ungewöhnlich), weil ich voller Wut und Zukunftssorgen war.

Heute dann nochmal ein Zusammenprall mit meinem Vorgesetzten, der (im nachhinein, unter 4 Augen) mein Verhalten während einer Besprechung kritisierte – ich solle nicht so negativ sein und die anderen nicht mit meinem negativen Reden herunterziehen. Es war bei ihm nicht gut angekommen, daß ich vom bevorstehenen Platzen der Kreditblase gesprochen hatte. Zudem war bei mir zum wiederholten Mal die Wut darüber hochgekocht, daß wir demnächst alle zu viert in neuen Büros zusammengepfercht werden, ohne Privatsphäre und mit viel zu wenig Platz.

Heute abend war ich bei der Tanz-Therapie. Es ging um verschiedene Übungen zum Kind-Ich und zum Erwachsenen-Ich. Mein inneres Bild vom Kind-Ich war heute bestimmt von Scham, Mich-Verstecken-Wollen, Nicht-Gesehen-Werden-Wollen. Und das Erwachsenen-Ich fühlte sich wie im Gefängnis, eingesperrt, jeder Bewegungsfreiheit beraubt, und rüttelte zornig an den Gitterstäben.

Kind-Ich und Erwachsenen-Ich waren in Liebe aufeinander bezogen, aber konnten nicht zueinander. Das Kind, weil es zusammengekrümmt am Boden liegt und sich schämt, und die Erwachsene, weil sie eingesperrt ist. Dabei können beide das blühende Leben sehen, in Form eines dichtgrün belaubten Baumes, der einige fröhlich pfeifende Vögel beherbergt, die im Sonnenschein ihr Leben genießen.

Das Leben ist ganz nah, ich kann es sehen. Ich war auch in der letzten Zeit öfter dort, in der Freiheit. Aber heute fühlte ich mich im Gefängnis.

Hier gibt es offenkundig einen Zusammenhang. Nach längerer eher friedfertiger Phase bin ich in dieser Woche stark an innere Grenzen gestoßen. Da ist Wut, da ist Hilflosigkeit, da ist Ausgeliefertsein, da ist auch Enttäuschung, daß ich nicht so sein darf, wie ich bin, daß ich nicht so angenommen werde, wie ich bin. Die Sehnsucht, mich authentisch zeigen zu dürfen, mit allen Licht- und Schattenseiten. Ich möchte geliebt werden, auch wenn ich gerade aggressiv bin und nicht angepaßt.

Da ist aber auch Trotz. Auf dem Bild, das ich heute malte, um meinen inneren Zustand zu versinnbildlichen, war niemand, der abfällig mit dem Kind umgeht oder ihm sonst irgendeinen Grund gibt, sich zu schämen. Es schämt sich aus sich selbst heraus. Es war auch niemand da, der die Erwachsene hinter Gitter sperrt. Im Gegenteil: ich wurde darauf aufmerksam gemacht, daß die Gitterstäbe soweit auseinanderstehen, daß ich problemlos aus dem Gefängnis heraustreten könnte.

Ich bin offenbar freiwillig dort, habe mich selber eingesperrt, um mit den Gitterstäben hadern zu dürfen. Und das Kind ist nur beleidigt, weil es nicht genug Beachtung bekommt. Es spielt die Scham nur, sie ist nicht (mehr) ganz echt (die tatsächlich schamauslösenden Grenzverletzungen liegen hinter ihm).

Einen aktuellen Grund für Scham und Schuldgefühl gibt es allerdings. Ich bringe nicht immer die volle Arbeitsleistung. Wenn demnächst direkt neben mir eine Kollegin sitzt, kann ich meine inneren Auszeiten nicht mehr verbergen. Das macht mich wütend und trotzig.

Ich glaube, das Problem ist, daß ich zu diesen Auszeiten nicht stehe. Ich gaukele anderen vor, daß ich immer mit Hochdruck arbeite. Manchmal ist das auch so, da leiste ich überdurchschnittlich viel in sehr kurzer Zeit. Aber dann brauche ich lange Verschnaufpausen, wo ich gar nichts tue und mich nur ablenke. Ich zeige anderen immer nur die Schokoladenseite, die Schattenseite verstecke ich bisher sehr erfolgreich. Das wird demnächst nicht mehr möglich sein, zumindest befürchte ich das.

Diese Befürchtung, die Vorstellung von dem, wie es sein wird im neuen Büro, löst eine Mischung aus Scham/Schuldgefühl und Wut aus. Und es berührt ganz offenkundig ein Muster aus meiner Kindheit, deshalb reagiere ich so stark.

Wo ist hier die innere Lösung des Konflikts? Ich bekam den Hinweis, daß ich mich mit dem inneren Kind aussöhnen muß, und daß das Kind die Erwachsene aus dem Gefängnis befreien muß. Das Kind muß seinen beleidigten Trotz und die tieferliegende schamauslösende Verletzung überwinden, auf die Erwachsene zugehen und aus dem Gefängnis herausführen. Und die Erwachsene? Hier sehe ich noch nicht ganz klar. Sie muß das Kind in die Arme schließen, das ist klar und fällt mir – im Verlauf mehrerer tänzerischer Übungen – auch leicht.

Ich glaube, die Erwachsene muß akzeptieren, daß das Kind nicht perfekt ist, nicht immer alles zu 100% gut machen kann, sondern auch Freiraum braucht, Auszeiten. Ich muß dazu stehen, daß ich kreative Pausen brauche. Und dieses Bedürfnis muß ich zumindest den Kollegen im Büro demnächst offenbaren bzw. zulassen, daß es bemerkt wird. Ich muß zulassen, daß meine müden, leistungsarmen, trägen Tage genauso gesehen werden wie meine brillianten, vor Energie und Ideen sprühenden Tage. Es ist eine letzte Unehrlichkeit, die ich mir bisher erlaube, weil es das Arbeitsleben vereinfacht. Es scheint so, daß ich diese Unehrlichkeit jetzt auch aufgeben muß, mich mehr öffnen muß, mich noch authentischer zeigen muß, auch wenn das Nachteile bedeuten sollte. Seufz. Es bedeutet auch ein wenig, von dem inneren hohen Roß herunterzukommen, auf das ich mich manchmal setze – von wo aus ich glaube, mehr zu sein oder mehr zu können oder mehr zu leisten als andere.

Das ist nicht so ganz wahr. Wenn ich beide Seiten von mir nehme, kommt im Durchschnitt vielleicht so etwas wie ein Mittelmaß heraus. Vielleicht ist meine Arbeitsleistung insgesamt durchschnittlich, geprägt von etwas extremeren Polen.

Das ist natürlich schrecklich für mein Ego, „nur Durchschnitt“ zu sein. ;-) Ich will immer etwas „Besonderes“ sein.

Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm, wie ich befürchte. Trotzdem wird die neue Situation eine ungewohnte Belastung mit sich bringen. Ob ich meinem inneren Kind diese Belastung zumuten kann oder eine Veränderung der beruflichen Situation suchen muß, will ich abwarten.

Heute im Tanz gelang es mir jedenfalls gut, daß sich Kind und Erwachsene in mir versöhnen und miteinander viel Freude haben. Die Tränen, die dabei heute bei mir flossen, waren reinigend und heilend. Ich fühle mich jetzt wieder ganz gut, wenn auch etwas nackt und schutzbedürftig.

Irgendwas soll ich aus diesem Spielfilm doch wieder lernen. Jetzt, als ich den Text gerade schon hochladen will, fällt mir noch was ein. Ich werde mein inneres Kind beschützen, ihm nicht mehr zumuten als notwendig. Ich werde meinen inneren Freiraum verteidigen. Volle Offenheit im Job ist auch nicht angesagt. Wenn nicht gewünscht wird, daß ich meinen Finger in die Wunden diesr Organisation lege, dann schweige ich eben. Ich kann das tun, ohne den Frust und die Wut in mich hineinzufressen, wenn ich mit mir selbst im Einklang bin. Derzeit ist es die eigene innere Unausgegorenheit, die ich nach außen aggressiv ausdrücke. Davon müßte ich mich befreien können.

Samstag, 18. September 2010

Blog-Design

Jetzt habe ich mal was für meine Leser getan. Weiß nicht, warum ich das so lange gescheut habe. War ganz einfach mit der Design-Funktion von Blogger.

Ich habe rückwirkend noch etliche Einträge mit Labels versehen (bei weitem nicht alle, denn anfangs kannte ich diese Funktion nicht) und zeige diese jetzt auch an.

...hm, doch, ich weiß, warum ich das bisher unterlassen habe. Ich habe das Gefühl, jetzt noch "durchschaubarer" zu sein als vorher. Trotz der Öffentlichkeit dieses Blogs wollte ich mich wohl doch noch etwas verstecken und keine besonderen Anreize für Leser bieten, sich hier länger aufzuhalten. Das hat etwas mit Geiz, mit Zurückhalten, zu tun. Paßt ja vielleicht zu meinem Traum-Thema aus dem letzten Eintrag. Ich glaube, Geiz ist ein blinder Fleck bei mir, ich habe bisher wenig (oder gar nichts?) darüber geschrieben. Werde ich mal weiter nachspüren. Ich fühle mich unbehaglich, während ich dies schreibe. Ja, da steckt bestimmt noch ein Wurm in meinem Ego.

Das Öffentlichmachen des Inneren ist ein Weg zur Befreiung. Denn im Innersten sind wir ja alle gleich, das wahre Selbst, Gott, gibt es nur einmal.

Dennoch ist es in einer weitgehend unbewußten Welt eine Gratwanderung. Ich darf mein Ego auch nicht überfordern.

Bisher habe ich allerdings ausschließlich positive (und oft geradezu beglückende oder auch hilfreiche) Erfahrungen mit Lesern gemacht, die hier Kommentare geschrieben haben.

Wenn ich den Blog nun ein wenig lesefreundlicher gestalte, ist dies ein Dank an Euch. Danke! :-)

Selbstakzeptanz

Wegen einer Erkältung habe ich heute lange geschlafen. In den Morgenstunden hatte ich einen sehr eindringlichen Traum, der bestimmt eine Botschaft für mich hat.

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Ich muß ein Zimmer räumen, in dem ich kurze Zeit gewohnt habe. Ich habe dort noch sehr viele Sachen und ein großes Durcheinander. Andere, die ebenfalls ihre Zimmer räumen, sind schon viel weiter. Ich muß mich beeilen, weil ich danach noch ein Verkehrsmittel erreichen muß (war es ein Schiff?). Das Zimmer hat kein normales WC, stattdessen sitze ich auf einer Art Sofa mit einem Loch, ein Plumpsklo. Die Ausscheidungen fallen in einen Eimer mit einer Plastiktüte. Ich sitze dort und muß mir wiederholt den Hintern abwischen.

Da sehe ich, daß mir ein Mann gegenüber sitzt, der Zeitung liest. Er nimmt die Zeitung weg und sieht mich, wie ich mir den Hintern wische. Warum ist er so indiskret? Als ich endlich fertig bin, muß ich den Kot entsorgen. Ich habe mehrere Eimer mit verschmierten Tüten, es ist eine große Sauerei. Ein anderer Mann kommt, um mir beim Räumen meines Zimmers zu helfen. Er greift sich ausgerechnet diese Kot-Eimer, verteilt dabei den Inhalt teilweise auf dem Boden. Das scheint ihn nicht zu ekeln, er kickt das mit den Füßen weg. Es sieht aus wie Erdklumpen.

Mir ist das alles etwas unangenehm, ich habe aber keine Schamgefühle.

Ich beschäftige mich noch mit einem anderen Eimer, der voller nassem Sand ist. Den Sand versuche ich abtropfen zu lassen und werfe ihn auch in einen Abfalleimer. Die Eimer müssen noch gereinigt werden. Ich habe auch einige Mitbringsel vom Strand, von denen ich nicht weiß, ob ich sie mitnehmen möchte. Ich komme nicht voran mit meiner Arbeit.

Dann merke ich, daß ich großen Hunger habe. Ich suche, ob es irgendwo etwas zu essen gibt. Eine Bäckerei in der Nähe hat auf. Dort steht ein Schild, daß meine Lieblingsbrötchen heute nicht gebacken wurden.

Ich wache auf.


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So einen ähnlichen Traum hatte ich doch schonmal. Da ging es auch um Exkremente, um die ich mich kümmern muß. Ich habe etwas Schamgefühle, während ich dies aufschreibe, aber im Traum hatte ich diese nicht. Da ich früher von tiefen Schamgefühlen zerfressen war, finde ich das schonmal gut.

Ich müßte doch mal bei Freud nachlesen. Haben nicht Probleme mit den körperlichen Ausscheidungen etwas mit Geiz zu tun? Mit Festhalten und nicht Abgeben wollen?

In diesem Traum habe ich aber nicht festgehalten, sondern sogar zugelassen, wenn auch etwas unwillig, daß andere sich mit meinen Hinterlassenschaften befassen.

Daß der auf dem Boden verteilte Kot wie Erdklümpchen aussah, sagt mir, daß eine Verwandlung stattgefunden hat. Eine Verarbeitung.

Vielleicht bin ich ja dabei, mich aus den Peinlichkeiten, die ich lange Jahre mit meinem Körper verband (nicht nur in dieser Hinsicht) zu befreien.

Es geht darum, daß ich mich selber voll und ganz als menschliches Wesen annehme – mit allem, was dazugehört. Es geht um Selbstakzeptanz. Jetzt kommen mir die Tränen, dann bin ich wohl auf der richtigen Spur.

Ich habe sehr großes Vertrauen, daß immer das geschieht, was geschehen soll. Es ist alles gut so, wie es ist. Und ich brauche mich meiner selbst nicht zu schämen.

Was ist mit dem vielen Gerümpel, das ich im Traum nicht rechtzeitig räumen konnte? Es waren gar keine normalen Sachen, keine normalen Gegenstände, sondern nur Eimer mit Sand, Stöcke, irgendwelche am Strand aufgelesenen Dinge. Jetzt kommen mir wieder die Tränen. Also, was will es mir sagen? Was wirklich einen Wert hat, muß äußerlich nicht schön aussehen. Ich empfinde es jetzt so, daß ich mich im Traum nicht mit unnützen Dingen befaßt habe, mein Gerümpel ist nicht überflüssig, sondern es hat einen inneren Wert. Es hat einen Grund, daß ich diese Dinge angesammelt habe.

Ich sammele alles, an dem Emotionen hängen. Erst seit kurzem bin ich dazu übergegangen, Kastanien aus dem letzten Jahr jeweils wegzuwerfen, wenn die Zeit kommt, neue zu sammeln. Aber ich habe noch nie eine der Federn weggeworfen, die ich aufbewahre. Sie kommen immer in Kisten. Ebenso Steine. Und Zapfen. Alles, was lebendig ist.

Ich glaube, ich sollte bei den anstehenden Aufräumaktionen so vorgehen, daß ich diese Dinge aus der Natur, die für mich wahre Schätze sind, aus dem Dunkel der Kisten befreie und ihnen einen schöneren Platz gebe. Wovon ich mich eher trennen sollte, ist der angesammelte Wohlstandsmüll. Die Berge von Papier hebe ich nur aus Angst auf: Angst, daß darauf etwas stehen könnte, was ich später nochmal brauche und mir nicht wiederbeschaffen kann.

Beispielsweise habe ich kistenweise Ausdrucke von diversen Internetseiten. Zum einen weiß ich (und habe es wiederholt erlebt), daß keine Web-Seite ewig lebt, zum anderen befürchte ich ja u.a. einen möglichen Ausfall des Internets im Zuge der großen Krise. Aber selbst wenn: was ich an Informationen brauche, habe ich hoffentlich in mir drin gespeichert, oder es kommt dann zu mir zurück, wenn ich es brauche. Vielleicht ist es ein Mangel an Vertrauen, wenn ich so viel horte.

Ich muß mein Haus unbedingt entlasten, denn ich habe dort kaum noch freien Raum, ich fühle mich sehr beengt durch mein Gerümpel. Ich habe dem Papier einen zu großen Wert gegeben, insbesondere auch alten Büchern, die mich heute nicht mehr interessieren.

Ich glaube, ich werde dort ansetzen: was ich nur aus Angst horte, davon will ich mich trennen, was ich aus innerer Bindung aufhebe, und was mir heute noch ein gutes Gefühl macht, wenn ich es ansehe, das will ich bewahren.


Willkommen an die neuen Leser! :-)