Freitag, 26. November 2010

Tanzen

So viel Frieden hat mir das Tanzen heute geschenkt. Wunderbar. Ich fühle mich ganz leicht. Es gibt keine Probleme (nur welche, die ich mir selber mache).

Alle Übungen haben mir heute gut gefallen – auch die Musik. Es ging um Ordnung und Chaos. Beides mochte ich. Auf Dauer ist zwar das eine wie das andere anstrengend, aber mal die Extreme tanzen ist schön.

Es ging auch um oranges Licht von innen und eine blaue Bedrohung von außen. Bei mir ist nichts bedrohlich. Blau von außen habe ich mit leerem Raum assoziiert. Das ist schön, der umhüllt mich und gibt mir Raum.

Oranges Licht habe ich versucht in meinem Bauch zu lokalisieren. Da ist immer noch ein kleiner schwarzer Knoten – Blockade aus einem Kindheitstrauma – aber darum herum konnte ich oranges Licht visualisieren.

Es gab auch eine Vertrauensübung, sowas mag ich immer gerne. Eine ist blind und wird von der anderen geführt. Dann entfernt sich die Führerin für einige Sekunden, während die Blinde in der Bewegung erstarrt – und wartet... bis die vertraute Person wieder in die Berührung kommt. Für einige ist das schwierig, in dieser Ungewißheit alleingelassen zu werden, für mich nicht. Ich finde es spannend. Ich fühle mich gerne mal etwas allein und ausgesetzt, das ist eine Herausforderung.

Also ein rundum schöner Abend heute. Mir geht es prima.

Dem ging ein guter Arbeitstag voraus. Ich hatte heute mehrere Besprechungen. Der Kontakt mit Kollegen macht mir viel Freude. Ich bin da unterdessen erstaunlich gut bei mir, spiele kaum noch Rollen. Mehr Zusammenarbeit und weniger einsames Sitzen vor dem Bildschirm könnte mir die (an sich ungeliebte) Arbeit erleichtern. Ich habe da einige sehr nette Menschen um mich herum. Es liegt an mir, daß ich mich früher von ihnen immer stark abgegrenzt habe. Das brauche ich nicht mehr so, ich kann mich jetzt für eine intensivere Zusammenarbeit mit Kollegen öffnen.

Donnerstag, 25. November 2010

Schuldgeldsystem 2

Gestern schrieb ich, daß Papiergeld eine Forderung - ein Versprechen - auf zukünftige Arbeitsleistung/Sachwerte ist. Es ist noch schlimmer, da hatte ich immer noch einen Denkfehler, obwohl ich doch schon sooo lange mit diesem Thema befaßt bin. Es ist wahnsinnig schwer, die lebenslange Konditionierung zu durchbrechen.

Papiergeld ist nur eine Forderung auf Papiergeld. Eine Bank ist nur verpflichtet, gegen Papiergeld wieder Papiergeld herauszugeben. Auch die Zentralbank ersetzt nur angegammelte Banknoten gegen frische Banknoten, aber niemals gegen irgendeinen echten Wert.

Papiergeld ist ein Versprechen auf NICHTS, nur hübsch bedrucktes Papier mit allenfalls einem Sammlerwert.

Papierschuldgeld ist ein künstliches Konstrukt, das den Menschen übergestülpt wurde - in betrügerischer Absicht. Es ist nicht natürlich, es ist rein künstlich.

In einer natürlichen freien Marktwirtschaft würde niemals ungedecktes Papiergeld entstehen - allenfalls in Form der früheren Handelswechsel, persönlich unterzeichneten Schuldscheinen, bei denen der Schuldner mit seiner persönlichen Ehre haftete. Das funktionierte in kleinen Märkten, in denen die Bonität eines Schuldners bekannt war.

Wenn zwei freie Menschen Waren oder Dienstleistungen austauschen wollen, würden sie dieses natürlicherweise immer auf der Basis der echten Werte machen. Sie tauschen beispielsweise Kartoffeln gegen Äpfel. 10 kg Kartoffeln hat dann z.B. den Wert von 2 kg Äpfeln, oder 10 kg Äpfel den Wert von 50 kg Kartoffeln.

Papiergeld wie wir es kennen erzeugt die Illusion, daß der Preis von Äpfeln oder Kartoffeln in einem "neutralen" Medium gemessen werden könne, eben dem Papiergeld. Das verführt dann z.B. dazu, daß in Statistiken (z.B. der Preissteigerungsstatistik) mit dem Geldwert der Waren gerechnet werden kann, obwohl jeder Schüler weiß, daß man Äpfel und Kartoffeln nicht addieren kann. 10 kg Kartoffeln + 2 kg Äpfel = 12 kg Kartoffeläpfel oder so...

Der Wert, den wir dem Papierschuldgeld beimessen, ist eine Fiktion. Sie basiert darauf, daß unsere Vorfahren Jahrhunderte lang werthaltiges Geld nutzten (Gold und Silber). Heute ist unser Papiergeld in Wahrheit überhaupt garnichts wert. Der Wert basiert nur auf Glauben und Vertrauen, eine reine Illusion.

Diese Illusion wird sterben. In nicht allzu ferner Zukunft. Wie kann etwas, das in beliebiger Höhe nahezu ohne eigene Kosten erzeugt werden kann (und auch wird) irgendeinen Wert haben? Die Knappheit einer Ware erzeugt einen Wert, der Überfluß zerstört Wert. Wir haben weltweit ein Vielfaches an Papiergeldvermögen im Vergleich zu den vorhandenen echten Sachwerten (gemessen an deren heutigen Preis in Geld). Wenn alles Papiergeld sich in die Sachwerte stürzt, gibt es eine gigantische Inflation. Und nachfolgend - evt. auch vorbeugend - eine Währungsreform mit Verlust der Sparvermögen, Rentenansprüche, Ansprüche auf Transferleistungen etc. - denn der Staat ist dann offen bankrott (statt nur versteckt bankrott wie heute).

Wir leben in einer Wohlstandsillusion, die uns vom eigentlich wertlosen Papierschuldgeld vorgegaukelt wird. Wenn die Illusion zerbricht, werden wir sehen, was tatsächlich an echten Werten vorhanden ist. Vermutlich erschreckend wenig.

Mittwoch, 24. November 2010

Schuldgeldsystem

Seit langem befasse ich mich intensiv mit dem Verständnis des Geldsystems und der bestehenden Finanz-, Wirtschafts- und Systemkrise. Ich lese dazu regelmäßig diverse einschlägige Webseiten. Heute mache ich mal selber einen Versuch, anhand meines aktuellen Kenntnisstands (der in Einzeldetails auch falsch sein kann) das Schuldgeldsystem zu erklären.

Geld im heutigen Papierschuldgeldsystem beruht auf der Monetarisierung von Sachwerten. Alles Geld in unserem System wird nur gegen eine Schuldbuchung herausgegeben, als Kredit. Zur Erlangung eines Kredits müssen Sachwerte an die Bank verpfändet werden. Gegen dieses Pfand wird der Kredit ausgezahlt. Der Kredit muß später mit Zins zurückgezahlt werden, wobei sich im Gesamtsystem irgendein anderer Schuldner in Höhe des Zinses zusätzlich verschulden muß, was im Zeitverlauf die Geldmenge stetig steigert – und zwar exponentiell.

Von Anhängern des aktuellen Geldsystems wird immer das Argument vorgetragen, daß die Höhe der Schulden (beispielsweise der Staatsschulden) kein Problem darstellt, weil diesen Schulden ja schließlich Vermögen in gleicher Höhe gegenüberstehen.

Das beruht auf einem Irrtum, einem Denkfehler. Den Schulden stehen keine Vermögen gegenüber, sondern lediglich Forderungen. Und zwar Forderungen auf zukünftige Arbeitsleistung oder zukünftig zu schaffende Sachwerte. Es ist keine Forderung auf bestehende Sachwerte. Denn derjenige, der den Geldschein in der Hand hält, hat keinen Anspruch auf das Pfand, das zur Herausgabe des Geldscheins hinterlegt wurde. Nur die Bank hat Anspruch auf das Pfand, wenn der Schuldner nicht zurückzahlen kann. Die Bank ist nicht verpflichtet, gegen Einlösung des Geldscheins irgendeinen Sachwert herauszugeben.

Wenn niemand Schulden machen würde, gäbe es in unserem System überhaupt kein Geld (Geldmenge = 0), aber trotzdem würden nach wie vor Sachwerte existieren: Häuser, Autos, Gärten, Vorräte etc. Dies zeigt, daß das Schuldgeld losgelöst von den bestehenden Sachwerten ist, denn diese existieren auch ohne Schuldgeld weiter. Das Schuldgeld kommt also zu den bestehenden Werten hinzu (zumindest Rohstoffe sind vor der Existenz von Schuldgeld vorhanden), es schafft keine neuen Werte.

Mit Schuldgeld werden Versprechen auf zukünftige Werte erzeugt, keine Ansprüche auf bestehende Werte (hier bin ich nicht ganz sicher, aber zumindest für die Zinsen gilt, daß diese zukünftige Werte versprechen). Und da diese Versprechen exponentiell ansteigen müssen als Folge des Zinseszinses, und da keine Wirtschaft ewig exponentiell wachsen kann, muß das System zwangsläufig in gewissen Abständen kollabieren: Schuldner werden insolvent, die Forderungen werden notleidend, damit werden die vermeintlichen Geldvermögen vernichtet. Alles Geldvermögen, das die kleinen Sparer in Bank- und Versicherungsprodukte gesteckt haben, ist in Wirklichkeit gar nicht als echter Wert existent. Es handelt sich nur um ungedeckte Forderungen, die zunehmend unerfüllbar werden. Echtes Vermögen besteht nur aus den Sachwerten, die bereits existieren. (Natürlich hat ein Versprechen auf zukünftige Leistung auch einen gewissen Wert, für die Altersvorsorge beispielsweise, aber das Versprechen muß auch einlösbar sein und das ist immer mit Risiken behaftet)

Aus einem verpfändeten Sachwert werden durch die Geldschöpfung zwei Buchungen extrahiert, eine Verbindlichkeit und eine Forderung. –x und +x, hebt sich zu Null auf. Mit der Forderung (dem Schuldgeldschein), dem ein echter Wert beigemessen wird, werden nun Sachgüter eingetauscht. Und die Verbindlichkeit wird einfach vergessen, immer wieder hochgebucht und verlängert (jedenfalls bei Staatsschulden). Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Noch nie wurden in Deutschland Staatsschulden zurückgezahlt (von kurzfristigen Einmaleffekten wie nach der UMTS-Versteigerung abgesehen), immer werden diese umgeschuldet und verlängert. Sie könnten auch gar nicht zurückgezahlt werden, weil dann in gleicher Höhe Geldvermögen verschwinden müßten.

In jedem Wirtschaftsjahr müssen zumindest die Zinsen und Zinseszinsen auf die bestehenden Gesamtschulden als Neuverschuldung (von Staat, Unternehmen oder Privatleuten) aufgenommen werden. Das geht schonmal nur solange gut, solange noch Verschuldungspotential besteht. Wenn das Wirtschaftswachstum nicht zumindest dem Zinseszinswachstum entspricht, gibt es eine Rezession – denn immer mehr der erwirtschafteten Güter wandern dann an die Spitze der Zinspyramide (sofern die Vermögenden ihre Zinserträge in Sachwerte eintauschen und sie nicht einfach auf den Konten stehenlassen) und werden somit dem Rest der Wirtschaft entzogen.

Wenn das System dem Kollaps näherkommt (oder auch bei jeder einzelnen Insolvenz eines Schuldners), dürfen die Banken die verpfändeten Sachwerte (Immobilien etc.) einziehen. Das Geldsystem bewirkt also im Zeitverlauf eine Umverteilung existierender Sachwerte zugunsten der Banken. Manche sagen, das Geldsystem ist absichtlich so konstruiert, daß am Ende alle Sachwerte beim Bankensystem landen – wie bei Monopoly.

Nun ist doch die Frage: warum müssen Menschen ihr vorhandenes Eigentum (oder alternativ ihre Arbeitskraft) verpfänden, um Geld nutzen zu dürfen? Aus diesem Hintergrund fordern einige die zinslose (oder gar schuldlose) Schöpfung von Geld durch den Staat oder einer verstaatlichten Bank.

Aber auch das ist ein Trugschluß. Die Schöpfung ungedeckten Geldes in beliebiger Höhe und dann noch ohne Schuldbuchung würde noch schneller zum Crash des Systems führen, weil dann auch noch die Disziplinierung durch die Schulden entfällt. Jeder würde nur noch konsumieren, niemand würde sparen und investieren.

Die Lösung ist der direkte Tausch von Sachwert gegen Sachwert. Und da setzen sich im Markt eben seit Jahrtausenden immer wieder gewisse gut handbare Sachwerte als bevorzugtes Tauschmittel durch. Der Tausch Sachwert gegen Sachwert funktioniert ganz ohne Bankensystem, das war schon immer so.

Kleine Auswahl interessanter Webseiten zum Thema:

www.radio-reschke.de
www.das-bewegt-die-welt.de
www.goldseitenblog.de
www.hartgeld.com

Montag, 22. November 2010

Kartoffel-Anbau im Topf

Immer wieder mal befasse ich mich mit dem Thema Selbstversorgung. Das ist auch so ein alter Traum von mir. Unabhängig, autark leben, frei von den Zwängen des Konsumterrors. Anstatt mir einen neuen Beruf zu suchen, mit dem ich Geld verdienen kann, wäre das ja auch eine Alternative: teilweise oder vollständige Selbstversorgung, um mit deutlich weniger Geld als bisher auszukommen.

Nach meinen bisherigen Gartenanbau-Erfahrungen ist das allerdings völlig utopisch. Selbstversorgung kann – für mich - realistischerweise nur eine kleine Ergänzung sein, vielleicht noch mehr für die Seele als für den Körper.

Beispielsweise hatte ich in diesem Jahr ein kleines Projekt Kartoffelanbau im Plastik-Eimer. Ich hatte 4 Container, je etwa 20l groß, von diversen Weihnachtsbäumen aufbewahrt. Für die Erde habe ich einen (zu) stark überlagerten Komposthaufen abgetragen. Als Saatgut habe ich stark durchgekeimte verschrumpelte Kartoffeln aus dem Keller genommen, die ich gerade noch da hatte und sonst hätte wegwerfen müssen.

Ich habe die Container zunächst nur zu etwa 2/3 mit Erde gefüllt und zweimal im Sommer weiter Erde angehäufelt. Das soll ja den Ertrag erhöhen. Die Kartoffelpflanzen wuchsen zuverlässig, kamen aber nicht zur Blüte. Sie standen im Halbschatten (volle Sonnenlage habe ich in meinem Garten quasi nicht). Im Sommer habe ich regelmäßig mit Regenwasser gegossen, als es ganz trocken war auch einige Mal mit Leitungswasser. Gedüngt habe ich nicht, die Komposterde mußte reichen. Ich wollte ja keine Kosten produzieren, da es darum ging herauszufinden, ob so etwas einen realistischen Beitrag zur Haushaltskasse leisten kann – mit gekaufter Erde oder gekauftem Dünger wäre das wohl von vornherein nicht möglich gewesen, zumal ich eine Abneigung gegen Kunstdünger habe.

Ab etwa Mitte September verdorrte das Kraut sehr plötzlich. Ich bin nicht sicher, ob man auch schon vorher ernten kann oder sollte, aber spätestens nach dem Verdorren des Krauts kann ja nichts mehr nachwachsen. Daraufhin habe ich zunächst einen der Eimer geleert, da ich derzeit nur wenig Kartoffeln verbrauche (ich esse ja überwiegend außer Haus) und die Lagerung in der Erde noch am praktischsten ist.

Man sieht ja bei unter der Erde wachsenden Pflanzen das ganze Jahr über nichts davon, wie groß wohl der Ertrag werden wird. Es ist ein schönes Gefühl, so eine selbst gezogene Kartoffel aus der Erde zu ziehen. Für die Seele auf jeden Fall ein Pluspunkt. :-)

Aber hier ging es mir ja um den Ertragstest. Und der war leider enttäuschend. Ich erhielt aus dem ersten (etwas größeren) Eimer nicht viel mehr Kartoffeln heraus, als ich im Frühjahr hineingelegt habe, Gewicht 690g. Gestern erst erntete ich die restlichen 3 Töpfe mit insgesamt 1750g Kartoffeln, also im Schnitt 610g pro 20l Topf.

Ich vermute, daß ich fast mehr Kalorien für das Befüllen und Bewässern der Kartoffeltöpfe verbraucht habe, als ich aus der kleinen Mahlzeit gewinnen kann – das hat also keine Nachhaltigkeit, ist ein netter Freizeitspaß, dient aber nicht dem Überleben während einer möglichen Notzeit. Wenn ich jetzt noch Kosten für Töpfe, Erde, Dünger, Wasser und Saatgut hätte, würde es sich erst recht nicht lohnen.

Für einen echten Selbstversorgerbeitrag müßte ich wahrscheinlich eine große sonnige Anbaufläche haben, die dann ökonomisch bewirtschaftet werden kann. Man bräuchte vermutlich auch Vieh, das guten Dünger produziert oder eine Bezugsquelle.

Das ist für mich nicht realistisch. Ich denke aber, es müßte trotzdem möglich sein, auf meinem kleinen Grund einen Beitrag zu leisten. Zunächst werde ich das Experiment wohl nächstes Jahr wiederholen mit leichten Änderungen. Es fehlt anscheinend an Düngung. Vielleicht kann es helfen, wenn ich die Kartoffelpflanzen mit Küchenabfällen mulche (das Warten auf Kompostierung dauert zu lange).

Passend zur Kartoffelernte gab es heute bei mir Kartoffelpuffer nach dem Rezept aus dem Kriegstagebuch, das Johannes bei schnittpunkt2012.blogspot.com eingestellt hat. Nur geriebene Kartoffeln, etwas Mehl (Kartoffelmehl hatte ich nicht) und Salz, in Fett gebraten. Das Anbraten der Masse müßte ich wohl noch etwas üben...

Schmeckt ganz ok, im echten Notfall bestimmt besser als nur Löwenzahn. ;-)

Samstag, 20. November 2010

Lachen ist gesund

Ich habe gerade zum allerersten Mal die Statistik von meinem Blog aufgerufen. Das hat mich bisher nicht interessiert, mir ging es doch vor allem zu Beginn nur ums Schreiben, nicht darum gelesen zu werden (bis ich dann entdeckte, wie spannend der Austausch im Blog sein kann). Ich wollte ja nicht das Ego mästen, das sich dann vielleicht Gedanken um seine Beliebtheit macht oder so. Aber jetzt war ich doch mal neugierig.

Interessant, was Blogger so alles speichert. Ich kann jetzt also nachschauen, wie viele Menschen wann von welchem Land aus meinen Blog aufgerufen haben. Und mit welchem Suchbegriff sie hier gelandet sind. Einer davon: „horrorfilme gucken kann trauma heilen“. Darüber muß ich gerade so lachen, köstlich, das vertreibt doch glatt meine Tagesdepression. :-)

Freitag, 19. November 2010

Alltag im System

Gestern abend hatte ich diese lichten Momente, in denen das Leben ganz klar und einfach erschien. Ging leider schnell wieder vorbei.

Die Situation am Arbeitsplatz produziert immer wieder neue Aufregungen. Jetzt sollen uns sämtliche privat beschafften elektrischen Geräte wie Wasserkocher, Ventilatoren, individuelle Beleuchtung etc. verboten werden, ebenso jede individuelle Veränderung der Möblierung (die völlig am Bedarf vorbei geplant ist). Auch das Aufstellen privater Fotos etc. auf den Schreibtischen ist anscheinend unerwünscht.

Die Begründungen sind hanebüchen. Zum einen geht es um Energiesparen (ich bin ja auch für den Schutz der Umwelt und knapper Ressourcen, aber diese Energiesparhysterie mit Hilfe immer komplizierterer Technik ist menschenfeindlich ausgeartet), zum anderen um freie Schreibtischflächen zur leichteren Reinigung. Bloß daß diese Reinigung bisher von uns nicht festgestellt werden konnte, es staubt ein wie eh und je. Und dank der fehlenden Ablageflächen muß halt auch mal ein Blatt Papier auf dem Schreibtisch liegen – es sei denn, wir stellen die Arbeit einfach ein. Das geht natürlich auch, und die Firmenleitung ist auf dem besten Weg, das zu erreichen.

Es soll anscheinend eine klinisch reine Umgebung geschaffen werden, einige sprechen schon von Krankenhausatmosphäre. Ich finde Krankenhäuser eher heimeliger als meinen Arbeitsplatz mit den kahlen Wänden und durchgenormten funktionsfeindlichen Design-Teilen (z.B. Wasserhähne, die in alle Richtungen spritzen und tropfen – sehen aber „super“ aus).

Auch die zunehmenden bürokratischen Anordnungen werden immer grotesker. Dabei habe ich schonmal in einem gut verwalteten Großkonzern gearbeitet – so blödsinnige arbeitshemmende Vorgaben gab es nicht einmal dort. Allerdings ist das lange her, möglicherweise ist das System auch dort unterdessen völlig ausgeartet.

Ich verstehe das jetzt besser. Zum einen werden diese menschenfeindlichen Systeme von Menschen geschaffen, deren Zugang zu ihrem eigenen Selbst völlig blockiert scheint. Ich kann das unterdessen sehr gut wahrnehmen, wer gut bei sich ist und wer nicht. Und zum anderen zwingt die Logik unseres Wirtschaftssystems dazu, daß die arbeitenden Menschen immer weiter ausgepreßt werden, damit die Profite für die wenigen Nutznießer des Systems weiterfließen und damit das Schuldgeldsystem nicht zusammenbricht.

Ein Unternehmen, das menschenfreundlich mit seinen Mitarbeitern umgeht, hat heute nur noch schlechte Überlebenschancen im brutalen Konkurrenzkampf.

Wo gibt es da für mich als einzelnes Individuum eine Möglichkeit, etwas zu verändern? Ich tue ja schon viel für meine Selbsterkenntnis, um meine eigenen inneren Hindernisse aus dem Weg zu räumen, und ich äußere Kritik an den Zuständen, wo immer es mir möglich ist. Das nutzt aber wenig, an den Gesamtstrukturen kann ich nichts ändern. Und ertragen kann ich sie auch immer weniger.

Ich will raus aus dem System.

Ganz wird mir das nicht gelingen, solange das System selber nicht zusammengebrochen ist. Es ist quasi unmöglich, sich ganz herauszuziehen. Nicht mal als Obdachloser könnte man frei in Deutschland leben, selbst da ist man an Vorschriften gebunden und wird kaum noch irgendwo geduldet. Auch alle anderen Nischen, die ich mir so vorstellen kann, wirken nur beschränkt.

Am freiesten sind noch die, die richtig viel Geld haben. Die können sich ihre eigenen Gesetze schreiben und die dann auch noch brechen und jederzeit dahingehen, wo ihnen noch mehr Geld nachgeworfen wird. Ich glaube aber nicht, daß diese Menschen innerlich frei sind.

Wir sind alle Teil des Systems, mehr oder weniger, in verschiedenen Funktionen und an verschiedenen Standorten. Wenn jeder einzelne sich ändert, ändert sich wohl auch das System. Aber wie lange soll das noch dauern?

Donnerstag, 18. November 2010

Freiheit

In einer merkwürdigen Stimmung bin ich heute nach dem Tanzen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen möchte. Beides. Eher weinen, das liegt mir näher.

Das Leben ist ganz einfach. Es ist einfach so, wie es ist. Das habe ich schon dutzendmal so gelesen, aber heute empfinde ich es selber so.

Diese ganzen Verkomplizierungen sind völlig unnötig. Es ist einfach, was es ist.

Es ist lustig, es ist traurig, es ist schrecklich, es ist schön, es ist alles nacheinander und alles zugleich.

Und wer bin ich? Heute bin ich niemand. Nach dem Tanzen war da niemand mehr. Es sprach aus meinem Mund irgendwelche Worte. Sie flossen leicht, wie von selbst, aus sich selbst heraus. Nicht von mir, keine Gedanken vorher. Ich habe nur wahrgenommen, wie die Worte von ganz alleine herausflossen (zum zweiten Mal in dieser Woche – nach der Meditation war das auch schonmal so).

Sie waren wahr, einfach so, wie der Moment gerade war. Völlig unverstellt, ohne Rollenspiel vom Ich, nichts Ausgedachtes. Die Worte waren leer von vorgestellter Bedeutung. Da paßt der Begriff Leere für mich mal. Die Worte kamen von nirgendwo und sie gingen ins nirgendwo. Schall, der verebbt. Und weg. Vergänglich.

Danach fuhr ich mit dem Auto noch an die Stelle, wo ich drin sitzenbleiben kann und trotzdem auf den Fluß blicken kann. Regentropfen auf der Scheibe. Die Straßenlampen behindern den Blick in die Dunkelheit. Nur die Lichtreflexion läßt das Wasser erahnen. Daneben Schwarz. Tiefschwarz.

Ich glaube, so fühlt sich Freiheit an. Ich war gar nicht mehr da.

Montag, 15. November 2010

Mögen alle Wesen glücklich sein!

Heute bin ich den ganzen Tag von einem feinen Glücksgefühl erfüllt - sogar am Arbeitsplatz! Ich bin dankbar dafür und möchte es gerne weiterschenken:

Mögen alle Wesen glücklich sein! :-)

In der S-Bahn stiegen 3 extrem laute betrunkene Männer mit mir ein. Zuerst bedauerte ich, daß ich nicht in einen anderen Wagen eingestiegen war, dann bemühte ich mich um eine ruhige und freundliche Geisteshaltung, die Männer im Nacken. Als sie ausstiegen, seufzte ich erleichtert – wie wohl die anderen Passagiere um mich herum auch. Dann dachte ich aber: was wäre wohl passiert, wenn ich diesen verirrten Männern mit freundlicher Stimme ohne jeden Unterton (das wäre sehr schwierig) einen schönen Abend gewünscht hätte? Ob es die Situation befriedet hätte? Denn offenbar litten sie ja an einem Aufmerksamkeitsdefizit.

Nein, noch traue ich mich sowas nicht und bin nur froh, wenn ich unbeschadet herauskomme. Aber ich habe immer weniger Angst vor anderen Menschen, und es ist seltener, daß ich einen Anflug von Verachtung oder Abscheu empfinde – früher meine normale Reaktion auf solche Situationen.

Danach ging ich zum Meditationskurs, heute vorläufig letzter Abend. Meine bestimmende Empfindung während der Meditation war: mir geht es jetzt gut, ich bin glücklich, aber das reicht nicht. Ich möchte, daß es auch anderen Menschen gut geht.

Mögen alle Wesen glücklich sein!

Dieser Gedanke kam mir immer wieder, und dabei eine Mischung aus Mitgefühl und innerer Ergriffenheit. Ich lese z.Zt. von Lama Ole Nydahl „Wie die Dinge sind“ (eine Einführung in die buddhistische Lehre), davon bin ich sicherlich beeinflußt. Was mir bisher unbekannt war: die Buddhisten (oder zumindest einige Schulen) unterscheiden zwischen der eigenen Befreiung (Durchschauen der Ich-Illusion) und der Erleuchtung zum Wohle aller Wesen. Letzteres ist jetzt mein Ziel. Es reicht mir nicht (mehr), nur alleine glücklich zu sein. Ich möchte gerne anderen Menschen helfen. Wenn ich irgendwann Befreiung erlangen sollte, möchte ich da nicht stehenbleiben. Dann möchte ich weitergehen.

Heute empfand ich so viel Frieden und konnte auch etwas davon weitergeben. Eine Frau wies mich darauf hin, daß ich mich seit Beginn des Jahres so sehr stark verändert habe – daß ich jetzt strahle. Das Kompliment war mir fast ein wenig unangenehm. Nicht „ich“ strahle, sondern wenn, dann strahlt „ES“ durch mich hindurch.

Meine tiefsten spirituellen Erfahrungen hatte ich vor Beginn dieses Meditationskurses, aber anscheinend sind diese Erfahrungen nach und nach so in mir geerdet und integriert worden, daß es heute auch nach außen sichtbar ist (das war vor Monaten auch schonmal so, aber dann gab es diese Rückschläge).

Als ich der Leiterin für die vielfältige Inspiration dankte, gab sie mir auch dieses Kompliment zurück und dankte für die Inspiration, die ich weitergegeben habe. Uff!

Ich bin froh, wenn das, was ich tue, irgendeinen Nutzen hat – für mich und/oder für andere. :-)

Warum geht es mir heute so gut? Keine Ahnung. Es ist einfach so. In den letzten Wochen gab es bei mir viel Leid und Wut, sehr viel Anhaftung, aber auch Auseinandersetzung damit. Vielleicht ist ein weiterer Knoten geplatzt, wer weiß. Bin gespannt, ob das „Strahlen“ noch ein paar Tage anhält. Vielleicht ja sogar am Arbeitsplatz? Große Herausforderung. ;-)

Auf der Rückfahrt hatte ich noch eine kurze S-Bahn-Begegnung. Ich saß gegenüber einem Farbigen, der sich ungewöhnlich verhielt: er rieb sich das Gesicht mit einer farbigen Flüssigkeit ab, von der er danach auch trank. Er wirkte während der Fahrt etwas unruhig, bewegte sich viel. Ich las still und friedlich. Unsere Blicke trafen sich kurz. Ich lächelte. Er lächelte zurück. Danke. :-)

Danach fuhr ich noch spontan in den Wald. Im letzten Winter habe ich das oft gemacht. Es ist jedesmal eine Mutprobe (ich habe Angst vor freilaufenden bzw. streunenden Hunden und vor den Menschen, denen ich dort im Dunkeln begegnen könnte), aber ich genieße dieses Glücks- und Freiheitsgefühl, das sich bei mir oft einstellt, wenn ich dort bin: ich liebe den Geruch von modrigem feuchten Laub, das ist so erdig. Dazu das kleine Moor im Nebel und fahlem Mondlicht. Herrlich! Nur wenige Meter von meinem Auto entfernt, das für mich dann die Nabelschnur zur Zivilisation darstellt. Das brauche ich, denn etwas mulmig ist mir da schon, aber wenn ich es nicht übertreibe, kann ich ganz schnell neben der Angst auch den ganzen Zivilisationsballast für einige Momente abfallen lassen. Ich bin ein Teil dieser wunderbaren Natur. Ich fühle mich dort frei und verbunden zugleich. Ich werde dort still.

Samstag, 13. November 2010

vegetarischer Ernährungsversuch

Vor einigen Monaten hatte ich entschieden, mich mal versuchsweise vegetarisch zu ernähren. Darüber wollte ich schon länger mal was schreiben. Heute gibt es ja schon eine größere vegetarische Minderheit als in meiner Jugend. Ein Mitschüler, der die Pizza beim Klassenfest nur ohne Wurst wollte, war da noch ein Exot. Leider gibt es heute immer noch kein flächendeckendes vegetarisches Angebot, wenn man sich außer Haus ernähren muß.

Ich habe es einige Wochen lang nicht zu 100%, aber doch recht konsequent durchgeführt. Dabei habe ich sämtliche Imbisse in der Umgebung meines Arbeitsplatzes auf das verfügbare fleischlose Essen getestet. Ich stellte fest, daß es zwar meistens irgendetwas zu essen gibt, aber weder bewußt als vegetarische Küche gedacht, noch vollwertig oder gar biologisch. Was ist beispielsweise an Weißmehl-Nudeln mit irgendeiner Soße gesund? Ich habe noch nie kapiert, warum Pasta immer gemüsefrei serviert wird, von dem bißchen Tomatenpüree vielleicht abgesehen.

Auf Käse und Ei wollte ich bei meinem Test sowieso nicht verzichten, sonst wären die Möglichkeiten noch eingeschränkter gewesen. Es gibt dort kaum Gerichte, in denen sichtbar viel frisches Gemüse verarbeitet ist, von asiatischer Küche vielleicht mal abgesehen. Meist gibt es leere Kohlenhydrate (Nudeln, Pommes, weißer Reis) und viel Fleisch. Am besten schmeckten mir noch die selbstgekocht aussehenden Suppen eines Anbieters, die ich aber nicht jeden Tag essen möchte. Alle in Frage kommenden Gerichte waren eiweißarm.

Ich versuchte mit Soja-Milch zum Müsli morgens und Tofu oder einem Linsengericht am Abend gegenzusteuern – aber ich esse nicht jeden Tag Müsli, sondern oft nur Brote, wenn es schnell gehen muß, und abends kann ich auch nur selten kochen.

Wenn ich am Wochenende unterwegs bin, braucht es eine kalte oder warme Zwischenmahlzeit, die überall zu kaufen ist, und die praktisch ist, um sie beispielsweise auch im Auto zu essen. Immer nur Käsebrote war mir schnell zu langweilig, und mit vegetarischen Gemüseaufstrichen konnte ich mich bisher leider nicht anfreunden, die schmecken mir nicht. Außerdem gibts die nirgends unterwegs zu kaufen, da bleibt es oft bei fettigem Zeugs von der Tankstelle oder einem Backshop.

Mit Vollzeitberufstätigkeit und meinem in der Freizeit häufig pendelndem Leben ist das schwierig mit gesunder Ernährung. Nach einiger Zeit merkte ich, daß ich Heißhunger auf Eiweiß bekam und sogar Tofu – den ich früher nie mochte – mit großer Begeisterung aß. Es gibt da heutzutage tolle Fertigprodukte. Trotzdem fehlte mir was. Ich fing dann wieder an, sporadisch Wurstaufschnitt zu essen.

Unterdessen wähle ich während der Arbeitswoche wieder öfters fleischhaltige Gerichte, weil die insgesamt einfach mehr Nährstoffe zu haben scheinen. Am Wochenende, sofern ich zu Hause bin, gibt es meist vegetarische Kost, ich liebe Gemüse.

Ich frage mich, ob es einen Zusammenhang zwischen meinen häufiger aggressiven und wütenden Gefühlen am neuen Arbeitsplatz und dem wieder erhöhten Fleischkonsum gibt. Ich merke mittags einfach, daß ich von Gemüsesuppe alleine nicht satt werde, daß ich was Festes brauche. Genügsam Rohkost kauen könnte ich vermutlich nur, wenn ich seelisch völlig ausgeglichen wäre.

Fleischkonsum ist nicht friedlich. Ich habe vor kurzem mehrere Dokumentationen zu Mißständen in der Massentierhaltung gesehen. Alles eigentlich nichts neues für mich, aber doch sehr schockierend. Alleine zu sehen, wie Tausende kleiner noch lebenslustiger Küken wie Ware auf Förderbändern transportiert werden, der „Ausschuß“ wird dabei aussortiert (die sicherlich folgende Tötung wurde nicht gezeigt). Dann werden sie verpackt und verschickt, um ein freudloses Leben ohne Sonnenlicht, natürliche Umgebung und natürliche Sozialkontakte vollindustriell in einer Blechhalle zu fristen. Nennt sich dann Bodenhaltung. Gruselig. Bei Bio-Massentierhaltung ist es gar nicht so sehr viel besser. Das macht nicht nur den Hühnerfleischkonsum, sondern auch den Eierkonsum fragwürdig.

Und dann die ganzen Argumente des Umweltverbrauchs: der amazonische Regenwald wird großflächig abgeholzt für Soja-Plantagen, die dann das genmanipulierte Futter für unser Rindvieh und unsere Schweine liefern. Von der Getreidemenge, die ein Rind für eine Fleischportion verzehrt, können 7 Getreidemahlzeiten hergestellt werden, also Verschwendung von knappen Ressourcen und Luxus.

Die Meere sind auch weitgehend leergefischt, die Aqua-Farmen produzieren große Umweltprobleme und entlasten die Fischpopulationen nicht, weil Fischmehl zur Aufzucht gebraucht wird. Die Fischerei in Europa soll vollkommen industrialisiert werden, kleine Fischerboote werden von der EU verboten, nur noch die riesengroßen Schiffe erlaubt, die alles kaputtfischen und dabei noch den Meeresboden zerstören.

Die Nahrungsmittelindustrie ist unglaublich pervertiert, das fängt leider bei der Tierhaltung oder auch Gemüsezucht schon an, setzt sich über extrem ungesunde Zusatzstoffe und fragwürdige Verarbeitung fort - und das scheint sich in den letzten Jahren noch massiv zu beschleunigen.

Ja, eigentlich sprechen Herz und Seele für eine möglichst vegetarische und möglichst unverarbeitete Ernährung. Nur die Umsetzung ist so schwierig. Immerhin hatte ich seit Monaten kein Stück Fleisch mehr in meinem Kühlschrank, nur Wurst, es geht nicht mehr so blutig zu beim Kochen. (Die Weihnachtsgans wird es aus Tradition trotzdem geben, auch wenn es mir immer schwerer fällt, so ein totes Tier zu handhaben.)

Ein anderer Aspekt: ein naturnahes Leben in Mitteleuropa beinhaltete nach meiner Vermutung neben Getreide, Gemüse und Obst auch Fleisch aus den Wäldern. Soja kommt hier nicht natürlich vor, auch Reis nicht. Wildkräuter und wilde Beeren können den Speiseplan ergänzen. Je weiter man nach Norden kommt (und ich stamme ja halb aus dem hohen Norden), desto größer der Fleischanteil, weil einfach nicht genug Grünes wächst in der kurzen Vegetationsperiode. Aber die Tiere durften wenigstens frei leben, bevor sie getötet wurden, und alle Jägerkulturen hatten Bräuche, die toten Tiere zu ehren, bevor sie geschlachtet wurden.

Ich werde vorerst nicht ganz auf Fleisch und Fisch verzichten, versuche es aber zu begrenzen und Alternativen auszuprobieren. Mehr Hülsenfrüchte wäre gut.

Freitag, 12. November 2010

Wozu Freizeitbeschäftigungen?

Warum brauchen Zivilisationsmenschen Hobbys? Warum brauchen wir Sport? Warum brauchen wir Unterhaltung wie Fernsehen oder Kino oder Internet oder Gameboy?

Wenn wir ein uns gemäßes natürliches Leben führen würden, bräuchten wir all das nicht!

Mit den Hobbys versuchen wir die innere Leere zu füllen, die durch die falsche Berufswahl entsteht, die unserer Berufung widerspricht.

Mit dem Sport versuchen wir die mangelnde Bewegung auszugleichen, deren unser Körper bedarf, die aber unser Zivilisationsalltag verhindert.

Mit der Unterhaltung lenken wir uns ab vom Schmerz der Unfreiheit, Abhängigkeit, Sinnlosigkeit unseres Sklaven-Daseins. Wir betäuben uns damit.

Wie sinnlos das alles ist. Früher haben die Menschen das alles nicht benötigt. Sie waren zwar materiell ärmer, aber seelisch reicher (zumindest vermute ich das). Allerdings darf man wahrscheinlich nicht nach Menschen gucken, die unter frühkapitalistischen Arbeitsbedingungen lebten, denen ging es vermutlich noch schlechter als uns: sie waren Sklaven und waren zudem noch materiell arm.

Wir sind auch Sklaven, aber materiell immer noch relativ reich (voraussichtlich nicht mehr sehr lange, da wir überall an Grenzen des Wachstums stoßen).

Aber wenn man nach Naturvölkern schaut, die noch im Einklang mit ihrer Umwelt leben, dann paßt es wohl. Ich entsinne mich, daß ich mal etliche Berichte über das Volk der Penan gelesen habe, die noch bis vor wenigen Jahrzehnten nomadisch im Dschungel von Borneo glücklich lebten – bis die Holzfäller kamen, den Urwald rodeten und die Penan zur Seßhaftigkeit mit Verlust ihrer Kultur zwangen.

Wer Sport braucht, um Bewegungsmangel auszugleichen, lebt ein unnatürliches Leben. Der Mensch ist nicht darauf ausgelegt, sinnlos Energie zu verbrauchen, sondern sollte sich natürlicherweise bewegen, um seinen Lebensunterhalt heranzuschaffen.

Wer kein Hobby, keinen Sport und keine Unterhaltung braucht und sich trotzdem gesund und gut fühlt, lebt vermutlich ein erfülltes Leben. Manchmal gibt es Dokumentationen im Fernsehen über Menschen, z.B. arme Bauern in entlegenen Teilen der Erde, die so leben. Die wirken oft deutlich glücklicher als wir.

Das Hobby zum Beruf machen, das wärs!

@agapesworld

Liebe Eva,

warum gehst Du so hastig? Nun bin ich froh, daß ich heute vom Büro aus noch Deine Antwort an mich gelesen habe, die mir den Abschied ein wenig erleichtert. Jetzt schon ist Dein gesamter Blog gelöscht. Hast Du wenigstens Deine Texte gesichert? Die hätten es verdient, nicht einfach weggewischt zu werden.

Alles muß irgendwann losgelassen werden, aber manche Dinge wollen auch eine Zeitlang bewahrt werden.

Ich kenne ja Deine Gründe für den Rückzug nicht, vielleicht möchtest Du keine Spuren hinterlassen. Für mich ist es bedauerlich, ich hätte gerne auch in alten Beiträgen von Dir von Zeit zu Zeit nochmal gestöbert - weil sie einfach zeitlos schön waren...

Ich freue mich, daß Du bei mir weiter mitlesen willst. Melde Dich mal beizeiten, wenn Du magst.

Herzliche Grüße,
Louise

P.S. Hoffentlich wird das jetzt nicht zu sentimental. Du lehrst mich eine Lektion, glaube ich. Dreimal verschwand Dein Blog von jetzt auf gleich, seit ich Dich (virtuell) kenne. Das hat mich jedesmal getroffen, und ich habe mir Gedanken gemacht, ob Du freiwillig gegangen bist oder nicht. Jetzt weiß ich zumindest, daß Du das Schreiben aufgeben möchtest.

Ich bin aber total erstaunt, wie jemand wie Du, die doch offensichtlich mit sehr viel Energie und Herzblut einen zauberhaften Blog gestaltet hat, diesen einfach komplett löschen kann. Ist das nicht wie ein zerstörtes Kunstwerk? Möchtest Du nicht, daß etwas von Dir überdauert? Kannst Du etwas erschaffen und es dann sofort wieder loslassen, es vernichten, tut das gar nicht weh?

Für mich, die seit ihrer Kindheit eigentlich nichts wesentliches weggeschmissen hat, insbesondere keine Erinnerungsstücke, ist das unvorstellbar. Selbst wenn ich mal ein Sandschloß am Meer gebaut habe, wollte ich doch, daß es möglichst lange stehenbleibt, und freute mich noch nach Tagen, einen kleinen Hügel vorzufinden, wo es mal stand.

Von Eckhart Tolle hörte ich in einem Vortrag, daß für ihn Lebenssituationen, die früher eine Festigkeit/Solidität hatten, nun immer schon von der Vergänglichkeit berührt sind, schon wieder weggewischt, während sie noch da sind. Ist das bei Dir so ähnlich? Und ist das erstrebenswert?

Ich komme da nicht mit, ich hänge sentimental an der Vergangenheit. Aber etwas leichter als früher ist mir schon zumute.

Na, dann nehme ich jetzt mal Abschied von diesem Tag, der schon vor knapp 3 Stunden zu Ende gegangen ist, und gehe endlich ins Bett.

Abgrenzung und Wut

Heute war ein interessanter Tanz-Abend. Mir mißfielen zunächst fast alle Übungen, ich fand sie schrecklich. Bei einer Partner-Übung sollte eine streng sein und der anderen nonverbal Befehle erteilen, die diese dann ausführen sollte. Ich fühlte mich in beiden Rollen total unwohl, als würde mir etwas übergestülpt, was ich nicht bin. Dann ging es weiter mit einer Übung zu dritt: zwei tanzen zusammen und grenzen die Dritte aus. Das fand ich genauso blöd, entsprach mir überhaupt nicht. Dann nochmal zu zweit: eine tanzt, die andere soll Kontakt suchen, aber ständig abgewiesen werden.

Ich fand das so bescheuert, daß ich während der Übung darüber nachdachte, die Tanz-Therapie im nächsten Semester nicht fortzusetzen (und eher etwas mit freiem authentischen Tanz zu suchen). Erst ziemlich spät überlegte ich auch, ob ich nicht die Übung einfach verweigern könnte. Ich blieb dann drin, aber ging nicht richtig tief in diese von mir abgelehnten Rollen rein. [Später bekam ich ein positives Feedback dazu, daß ich trotz meiner starken Unlustgefühle die Übung versucht habe.]

Dann kam eine Übung „womit erregst Du Aufmerksamkeit“? Ich hatte nur negative Assoziationen, vor allem Wut. Mit geballten Fäusten ging ich durch den Raum, machte Schattenboxen, aber richtig viel Energie war hinter der Wut nicht. Als dann eine Frau Kontakt über sehr freundliche und zarte Bewegungen suchte, schmolz meine Wut sofort dahin und ich ließ mich auf sie ein.

Nachher gab es noch einige schöne Übungen, die mich mit dem Abend versöhnten.

In der Gesprächsrunde wurde mir dann einiges klar, und es arbeitet auch jetzt noch in mir weiter. Über Wut suche ich eigentlich Kontakt. Ich suche Nähe über Abgrenzung, was natürlich schwer funktionieren kann. Die Abgrenzung entsteht daraus, wenn ich mich zuvor abgelehnt gefühlt habe, nicht wahrgenommen, nicht ernstgenommen.

Ich glaubte während der Übung, es ginge mir um Authentizität, und meine Abwehr richte sich gegen die mir übergestülpte Übung. Daneben ging es mir aber auch darum, mich selbst für den Mittelpunkt der Welt zu halten, und zu glauben, daß immer alles so ablaufen müsse, wie ich mir das vorstelle.

Meine Erkenntnis daraus: ich kann doch eine Übung mitmachen, die mir nicht gefällt, und trotzdem dabei authentisch sein, z.B. indem ich ganz bewußt schauspielere und eine Rolle spiele oder auch, indem ich mal nachspüre, wie weit ich mich doch einlassen kann, wann genau die Grenze überschritten wird, bei der ich mich nur noch unecht fühle.

Meine extreme Abgrenzung und Wut entsteht, wenn ich mich hilflos einer Situation ausgeliefert fühle, die mir nicht gefällt. Das ist ein Schritt weiter, als mich dann nur zu verkriechen, es ist offensiv auf andere zu – aber eben negativ offensiv.

Dabei ist doch völlig klar, daß ich mich manchmal auch anpassen muß, insbesondere, wenn ich mit anderen Menschen zu tun habe - es sei denn, ich will unbedingt alles alleine machen.

Meine Lernaufgabe ist hier wohl, dann einen Kontakt zu suchen, der nicht nur schwarz oder weiß ist. Klar zu sagen, wie ich mich fühle oder was mir nicht gefällt, dafür auch die notwendige Aufmerksamkeit einzufordern, und dann aber zusammen eine gemeinsame Lösung zu finden.

Das war in dieser Übung nun nicht möglich, es sei denn, wir hätten die Aufgabe einfach aufgelöst, losgelassen und anders fortgesetzt – manchmal passiert das in einer Partnerübung, aber in diesem Falle nicht. Die Rollen blieben starr wie vorgegeben. Ich kann mit den Themen Abgrenzung und Wut noch nicht so flexibel und spielerisch umgehen wie mit anderen Themen.

Der Zusammenhang zu meiner Arbeitssituation wurde schnell klar. Ich verhalte mich da gerade wie ein trotziges Kind, das nicht mehr im Mittelpunkt steht und unbedingt Beachtung finden möchte. So suchte ich zuletzt immer noch ein Haar in der Suppe, was ich kritisieren kann, bis ich schließlich keine Antwort mehr auf meine Beschwerden bekam. Ich habe zuletzt wieder etwas übertrieben und Mängel benannt, die für andere gar kein Thema sind. Schon nicht ganz unberechtigt, aber zu pingelig. Und im Grunde wegen einem empfundenen Defizit an Aufmerksamkeit für meine Bedürfnisse.

Schön, daß ich das jetzt so klar sehe. Ich werde also weiter daran arbeiten, angemessen mit den kritischen Bürosituationen umzugehen, nicht schwarz und nicht weiß, sondern flexibel. Wenn ich etwas wirklich ausprobiert habe und es mir dann immer noch nicht gefällt, kann ich natürlich auch entscheiden rauszugehen aus der Situation, nein zu sagen. Aber Rückzug und Alleinsein kenne ich schon so gut. Wird Zeit, mal was neues auszuprobieren, mit mehr Kontakt auch im Konflikt und im Widerspruch.

Mittwoch, 10. November 2010

Arbeit in der Matrix

Gestern hatte ich einen relativ konstruktiven Arbeitstag – der beste bisher in der neuen Arbeitsplatzsituation, fast so wie „früher“ (da war es auch nicht gerade super). Ich habe mich dort jetzt ein wenig arrangiert, das dauergenervte Gefühl ist gewichen.

Ich reibe mich allerdings immer wieder an kleinen Situationen, die vor allem die Sicherheit der Fluchtwege betreffen. Ständig finden dort noch behindernde Bauarbeiten statt, ohne Rücksicht darauf, daß in dem Gebäude schon normal in den Büros gearbeitet wird. Ich nehme solche Unzulänglichkeiten nicht mehr einfach hin, sondern schreibe Beschwerde-Emails und diskutiere mit Kollegen. Es nutzt bisher leider wenig, die bürokratischen Mühlen mahlen langsam und das Herumschieben der Verantwortung verhindert schnelle Lösungen. Eine junge Architektin bei der Mängelaufnahme war wohl sehr überrascht, als ich ihr vorhielt, daß die Konzeption des Gebäudes mir etwas menschenfeindlich erscheint.

Meine Einflußmöglichkeiten sind nun weitgehend erschöpft, ich kann es jetzt nur noch ertragen und hoffen, daß alles gutgeht.

Die Highlights meines aktuellen Berufsalltags sind gute Gespräche mit Kollegen, wenn diese mal zustandekommen. Das klappt am besten unter vier Augen, was durch die Viererbüros stark erschwert wird. Aber in den Randzeiten oder in der Teeküche kommt es schonmal vor, daß man halbwegs ungestört reden kann. Ich habe eine viel größere Offenheit gegenüber Kollegen als früher. Ich spiele weniger Rollen. Sowohl dienstliche als auch eher private Gespräche können wohltuend sein.

Ich habe dabei oft einen fast missionarischen Eifer, versuche Bewußtheit für die Mängel des Systems zu schaffen. Und damit meine ich sowohl das staatliche/gesellschaftliche als auch das Firmensystem. Unzufrieden mit der Entwicklung sind viele, die meisten beruhigen sich und andere dann aber schnell mit Gründen wie „ich kann ja eh nichts ändern“ oder „ich brauche diesen Job, also muß ich alles mitmachen“.

Ich finde es interessant zu beobachten, wie die Planwirtschaft auch in unserem Unternehmen immer weiter um sich greift und zu erheblichen Betriebsstörungen führt – die „oben“ (in der Hierarchie) natürlich niemand wahrhaben will. Früher habe ich teilweise selber an Pläne geglaubt. In bestimmten Bereichen sind Pläne sinnvoll, ohne Pläne könnte niemals ein kompliziertes technisches Produkt hergestellt oder ein Gebäude gebaut werden. Aber bei meiner Arbeit gehen Pläne meistens schief – zum einen, weil Softwareentwicklung Denkarbeit und teilweise auch ein kreativer Prozeß ist, das läßt sich schlecht planen, und zum anderen, weil zwischenmenschliche Kommunikation, die auch ein erheblicher Teil meiner Arbeit ist, unplanbar ist.

Der Zwang zur vorab abgegebenen Aufwandschätzung beispielsweise führt zu überhöhten Planzahlen, weil kein Beteiligter unter Druck geraten möchte und lieber etwas Luft einplant. Diese Luft wird dann später nicht mit einer anderen Arbeit gefüllt, denn diese andere Arbeit ist schließlich nicht eingeplant, und das gäbe nur Ärger. Planzahlen sollen möglichst punktgenau eingehalten werden. Ich frage mich oft, wo da noch der Unterschied zur untergegangenen DDR ist.

Bei uns wie nach meiner Vermutung überall in der Wirtschaft wird Kommunikation durch irgendwelche formalistischen Anweisungen, Pläne, technische Tools ersetzt, die alles bürokratischer und langsamer machen, weniger effizient. Zudem beschränken sie die Freiheit der Angestellten immer stärker, wir werden immer mehr auf Roboter getrimmt. Das Ergebnis ist eine freudlose Arbeit, die Qualität nimmt zwangsläufig ab. Ebenso die Quantität. Bei kleineren Programmänderungen nimmt die eigentliche Änderung vielleicht noch 5-10% der Gesamtzeit in Anspruch, der Rest ist Planung, Verwaltungskram, Rechtfertigungen, Einholen von Zustimmungen, Statistiken usw. Eigenständiges Denken und Handeln ist immer weniger gefragt.

Dazu kommt die Demotivation durch fortschreitende Zerschlagung und Umorganisation von Abteilungen, Ausgliedern von Bereichen in Untergesellschaften, Zusammenlegung mit anderen Gesellschaften usw. Das ist das übliche Konzernspiel, das tausendfach in der Wirtschaft gespielt wird. Auf den einzelnen Menschen wird dabei überhaupt keine Rücksicht genommen, auch nicht auf eingespielte Arbeitsabläufe.

Alle diese Vorgaben erfolgen hierarchisch von ganz oben nach ganz unten, nichts darf sich organisch entwickeln. Für mich ist das ein perfektes Abbild von total verhärteter Ego-Struktur, nur im größeren Rahmen.

Dasselbe geschieht ja auf politischer Ebene. Immer größere Wasserköpfe bilden sich ein, immer mehr entscheiden zu können. Die EU ist unterdessen zu einer Horror-Behörde mutiert, auch den weltweiten Institutionen wie UN etc. mißtraue ich immer mehr, je mehr ich erkenne, daß diese Konstrukte nicht für, sondern gegen den einzelnen Menschen gerichtet sind.

Der einzelne Staat darf immer weniger selbst entscheiden und da, wo er das noch darf, nutzt er seine Freiheit nur, um die Freiheit der Bürger immer mehr zu beschränken. Waren nicht Sklaven im römischen Reich freier als wir? Damals gab es noch keine GPS- und RFID-gestützte Überwachung ihrer Bewegungen, keine Gedankenkontrolle per Telefon-, Email-, Internet-Überwachung, keine perversen Sicherheitskontrollen beim Zugang z.B. zu Verkehrsmitteln, keine implantierten Chips und elektronischen Fußfesseln. Eine geschmiedete Kette war noch echte Handarbeit und niemand konnte auf Knopfdruck Menschen einsperren, er mußte ihrer schon persönlich habhaft werden. (Ich bin immer noch nicht sicher, ob ein Stromausfall nicht bewirken würde, daß ich an meinem superelektronisch gesicherten Gefängnis-Arbeitsplatz eingesperrt wäre, jedenfalls ließe sich meine Zugangsberechtigung an meinen Arbeitsplatz ganz leicht per Knopfdruck sperren).

Ich hoffe wirklich, daß dieses EGO-SYSTEM zusammenbricht. An meinem eigenen Weg der Befreiung arbeite ich ja, aber ganz unabhängig von den äußeren Bedingungen bin ich dabei nicht, ich muß die gesellschaftlichen Bedingungen ertragen, die ich alleine nicht ändern kann.

Mein Anteil daran derzeit: ich passe mich äußerlich etwas an, zwangsläufig, um nicht unter Dauerstreß zu stehen. Meine innere Freiheit versuche ich zu bewahren. Das bewirkt aber bisher, daß ich oft Arbeitsleistung verweigere. Zufrieden macht mich das nicht.

Am besten fühle ich mich noch nach einem Arbeitstag wie gestern, wenn ich sowohl produktive gute Arbeit geleistet habe - in engem Kontakt zu einem Kollegen (mit Kommunikation macht es deutlich mehr Spaß als alleine vor dem Bildschirm), meinen Gefühlen ehrlichen Ausdruck verliehen habe (Unzufriedenheit, berechtigte Sicherheitsbedenken usw.) und auch ein wenig Freiraum für mich behalten habe. Mal sehen, ob mir das öfter gelingt. Heute habe ich zuviel Zeit vertrödelt.

P.S. Beim nochmaligen Lesen meines Textes kommen mir gerade die Tränen. Die Beschreibung meines gestrigen guten Arbeitstages zeigt mir ganz deutlich, was für MICH meine persönliche Wahrheit ist: eine Mischung aus Arbeitsleistung für die Firma und Nutzung der Arbeitszeit für MICH. Das entspricht keiner mir bekannten Norm, aber das entspricht MIR. Wenn ich mich am Ende des Arbeitstags gut und stimmig fühle, dann war es genau richtig, im Einklang mit mir.

Mein Gott, habe ich lange an diesem Muster festgehalten, immer alles perfekt machen zu müssen, und wenn nicht, dann „wenigstens“ mächtige Schuldgefühle zu haben. Nein, mein Arbeitgeber soll von mir genau die Arbeitsleistung bekommen, die mein Gewissen für angemessen hält angesichts der Umstände (Gehalt, Arbeitsbedingungen etc.)! Das ist jetzt mein Ziel für die nächste Zeit: Selbstbeobachtung und selbstkritische Prüfung am Ende eines Tages, ob ich mit mir zufrieden bin, ob ich mich gut fühle (weder möchte ich mich ausgebeutet fühlen, noch möchte ich den Arbeitgeber ausnutzen). Und das muß dann in keine fremde Norm passen. Und schon gar nicht in irgendwelche Planzahlen. Ich habe meinen eigenen Maßstab, das ist mein Gewissen.

Freitag, 5. November 2010

Arbeitswoche, Geldschwemme, Heilpflanzenverbot

Puh, geschafft, die Arbeitswoche liegt hinter mir. Heute nachmittag habe ich sogar was Sinnvolles gemacht und mit der Korrektur eines Fehlers eine Kollegin hoffentlich glücklich gemacht.

Meine die ganze Woche depressive Stimmung beruhigte sich etwas beim Tanzen gestern abend. Es tat gut, dort traurig und depressiv sein zu dürfen. Das war eben mein aktueller authentischer Ausdruck.

Heute dann ein Stimmungsumschwung, den ich jetzt etwas überrascht feststelle. Ich fühle mich wieder ganz wohl.

Vielleicht liegt es daran, daß ich mich heute am Arbeitsplatz seit langem mal wieder ernstgenommen fühlte. Bisher habe ich dort gegen Gummiwände geredet. Aber meine Sicherheitsbedenken wegen der fortbestehenden Baustelle trafen auf Zustimmung beim Sicherheitsbeauftragten. Das tat gut, daß mal jemand nicht alles schönredet, sondern bestehende Probleme angehen will. Erst wenn man der Wahrheit klar ins Auge gesehen hat, kann man anfangen, Lösungen zu entwickeln. Wer Probleme unter den Teppich kehrt oder gleich ganz ignoriert, macht doch alles nur noch schlimmer.

Die Nachrichten über die fortgesetzte Geldschwemme der Fed, die 600 Milliarden Dollar frisch aus dem Nichts erschaffen will, und die darauffolgenden starken Kursanstiege bei Edelmetallen haben auf mich eine beruhigende Wirkung (etwas paradox). Es zeigt mir einfach ganz deutlich, daß alle Experten, die genau diese Entwicklung seit Jahren vorhersagen, völlig richtigliegen. Und es paßt ja auch zu meinen eigenen Überlegungen nach gesundem Menschenverstand. Man kann sich durch Erschaffen von Spielgeld ohne eigene dahinterstehende Leistung nicht reich drucken. Allenfalls kann man mit dem Spielgeld Güter und Leistungen anderer Wirtschaftsteilnehmer klauen, wenn diese den Betrug nicht merken. Und genau das tun die USA ja schon seit Jahrzehnten (und Europa ist auch nicht viel besser).

Es wird ein Ende haben, irgendwann, irgendwie – in wohl nicht allzu ferner Zukunft.

Es wäre eine Wohltat, wenn Leistung wieder zählte, wenn selbst erarbeitetes Einkommen und Vermögen nicht mehr gestohlen würde, wenn überall wieder mehr Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit einkehren würde und wenn die Lügen endlich zusammenbrechen würden.

Der Übergang in eine neue Gesellschaft wird vermutlich grausam (ich weiß auch nicht, ob ich ihn überleben werde – ich hoffe es natürlich), aber für die Menschheit kann es danach eigentlich nur besser werden. Diese hohle Scheinwelt, die uns heute vorgegaukelt wird, gehört vom Sockel gestürzt.

Wir sind das Volk! Wann endlich werden wir diesen Slogan wieder hören?

Ich unterschreibe jetzt noch schnell die Petition gegen das Heilpflanzenverbot in Europa, bitte mithelfen, das ist eine Terminsache bis 11.11.2010 und es fehlen noch Unterschriften (50.000 sind erforderlich).

https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=14032

Man muß sich dort namentlich registrieren und kann dann nach Freischaltung und Einloggen die Petition unterzeichnen (ich habe die Liste der Petitionen nach Anzahl der Mitzeichner absteigend sortiert, dann steht sie ganz oben und kann angeklickt werden zur Mitzeichnung). Es wird Zeit, daß wir nicht mehr kuschen und uns alles gefallen lassen.

Die Gottspieler (*) der Eurokratie sind jetzt vollends übergeschnappt, wollen alles Natürliche verbieten. Zusammen mit dem Terminator-Saatgut und anderem Gen-Horror aus den USA wird dann wohl bald alle menschliche Nahrung und Medizin zerstört sein. Hoffentlich schenkt „Gott“ uns rechtzeitig eine neue Erde, bevor diese Geistesgestörten ihr Werk vollbracht haben.

(*) Der Begriff Gottspieler stammt von Roland Baader und bezeichnet Banker und Zentralbanker, die Geld aus dem Nichts erschaffen, um damit die Welt zu manipulieren und zu regieren. Ich finde, "Gottspieler" paßt auch für andere Situationen, in denen sich Menschen über die natürliche Ordnung erheben wollen und diese pervertieren.

Donnerstag, 4. November 2010

unnatürliche Technik

In der vorletzten Nacht hatte ich einen Traum, in dem es verschlüsselt, aber recht klar, um sexuelle Bedürfnisse ging. Anscheinend versteckt sich hinter meiner Angst vor Nähe die Sehnsucht nach mehr Nähe. Ob dieses Thema nun von der Enge im Büro aufgewirbelt wird? Vielleicht hat es damit auch gar nichts zu tun und steht aus anderen Gründen derzeit zur Verarbeitung an.

Am Arbeitsplatz bessert sich meine Lage nur langsam. Nach wie vor fahre ich mit schlechten Gedanken und Gefühlen dorthin – viel lieber wäre ich woanders. Wenn ich dann 1-2 Stunden dort bin, gewöhne ich mich und fühle mich sogar leidlich wohl. Mir ist heute sehr klargeworden, daß ich mich scheinbar wohlfühle, wenn ich mich gut in die mir zugedachte Rolle einpasse, wenn ich unkritisch alles mitmache, wie es von der Firmenleitung vorgegeben wird.

Das Mitschwimmen im Strom „belohnt“ den Angepaßten mit scheinbar guten Gefühlen. Aber es ist eben nur falscher Schein, nur Oberfläche. Es geht nur, wenn ich kritisches selbstverantwortliches Denken und Fühlen einstelle oder verdränge. Sobald ich meine eigene Wahrnehmung zulasse, fühle ich mich unwohl, eingeengt, bevormundet.

Ein Beispiel dafür: die Wegeflächen im Gebäude, Aufzüge, Treppen und auch die sanitären Einrichtungen haben keine Lichtschalter. Das Licht wird vermutlich zentral ein- und ausgeschaltet und zwischendurch mit Hilfe von Bewegungsmeldern gesteuert (die haben auf mich eine ähnliche Wirkung wie Überwachungskameras, weil die „Augen“ auch so ähnlich aussehen). Wer sich zu lange nicht bewegt, sitzt im Dunkeln (das gilt auch in den Büros, obwohl da das Oberlicht zumindest selbständig ganz ausgeschaltet werden kann). Ich finde sowas nicht praktisch und bequem, sondern ich fühle mich entmündigt, wenn mir nicht einmal zugetraut wird, einen Lichtschalter zu betätigen. Was für ein Kontrast zu dem Hochgefühl beim Entzünden eines Feuers vor einigen Wochen beim Wildniskurs! Der Mensch möchte nicht die Kontrolle über zentrale Lebensfunktionen an Maschinen abgeben, ich zumindest nicht, ich fühle mich dann unfrei, versklavt an Technik, die zudem unzuverlässig sein kann.

Ich fühle mich auch nicht sicher, wenn alle Türen nicht nur in das Gebäude, sondern auch heraus und zwischen den Stockwerken elektronisch gesichert sind und (teilweise) mit meinem (RFID-) gechipten Firmenausweis freigeschaltet werden müssen. Ich fühle mich bei sowas nicht geschützt, sondern eingesperrt (dem Vernehmen nach sollen demnächst sogar die Aufzüge nur noch funktionieren, wenn man sich in diesen identifiziert, gleiches gilt bereits für die Drucker/Kopierer und die Kaffeeautomaten). Wenn die Elektronik, das Stromnetz oder mein Ausweis versagen, dann komme ich dort womöglich nicht mehr raus. Ich habe schon darüber nachgedacht, ob ich ein paar Notutensilien im Büro hinterlegen sollte: Taschenlampe, Nothammer zum Zerschlagen von Scheiben, evt. kleiner Wasservorrat und Notnahrung (z.B. für das Szenario eines längeren Stromausfalls, da müßte ich dann wohl nach dem Ausbruch aus dem „Gefängnis“ zu Fuß 25km nach Hause laufen). So eine Minimalvorsorge gibt mir ein wenig Selbstverantwortung zurück. Wenn ich solche Themen bei Kollegen anspreche, merke ich, wie sehr sich die meisten auf „die da oben“ verlassen und selber nicht nachdenken. Allerdings fühlte eine Kollegin sich auch an einen Horrorfilm erinnert, in dem die Technik sich irgendwann gegen die Menschen wendete...

Bei mir ist das Unwohlsein über die bestehende Situation ein Zeichen dafür, daß noch Leben in mir steckt, daß noch nicht alles abgetötet ist.

Der Zustand, in dem ich diesen Schmerz nicht spüre, ist wie eine leichte Hypnose. Der Bildschirm hypnotisiert mich, ähnlich wie ein Fernseher. Ich sitze manchmal nur dumpf davor, bewege mich kaum noch und nehme irgendwelche Informationen auf. Es fällt dann schon schwer, mal aufzustehen, um mir die Füße zu vertreten – auch, weil ich dafür immer so eng an der Kollegin vorbeigehen muß, daß ich es als Eindringen in ihren Raum empfinde.

In der Mittagspause war es heute eine große Erleichterung, Wind wahrzunehmen, halbwegs frische Luft in Bewegung. Auch die paar Bäume in der Umgebung mit einigen Vogelstammgästen haben mir so gutgetan. Ah, es gibt ein Leben außerhalb des Büros...

Im Bürogebäude ist die Atmosphäre sehr steril und unlebendig. Das wird sich im Laufe der Zeit sicher noch etwas bessern, aber es ist gut, jetzt ganz bewußt diesen Kontrast wahrzunehmen. Wenn ich eine realistische Alternative sehen würde, dann würde ich diese Arbeit beenden. Sie macht mich seelisch und körperlich krank. Und nicht mal der Geist ist immer angemessen gefordert. Trotzdem fühle ich mich abends sehr erschöpft, ausgelaugt. Und sehr lang sind diese Arbeitstage (mit Fahrt 11 Stunden), es gibt kaum Freizeit.

Für das nächste Jahr ist diese Arbeit nur mein Brotverdienst, um in der Weiterbildung herauszufinden, ob es einen neuen beruflichen Weg für mich geben könnte.

Montag, 1. November 2010

Mißbrauch

Heute auf dem Weg zur Arbeit empfand ich eine tiefe Traurigkeit. Sie kam nicht aus aktuellen negativen Gedanken, sondern von tiefer unten, das spürte ich. Und dann „hörte“ ich (im Inneren, aber fast wie real) auf einmal sehr nahe eine bedrohliche Männerstimme an meinem rechten Ohr. Jemand, der mir sehr nahe, viel zu nahe ist. Bedrohlich, boshaft, gewaltsam. Für einen kurzen Moment nahm ich einen tiefen Schrecken wahr, große Angst, die wich aber sofort wieder der Depression. Ich hatte dann noch kurz ein inneres Bild, daß dieser Mann mich – mutmaßlich unsittlich - berührt hat (das möchte ich jetzt nicht näher schildern) und ich mich nicht wehren konnte.

Was war das?! Das waren innere Bilder und eine Stimme wie aus einem Mißbrauchsszenario - und das kommt mir "mal eben" in der S-Bahn hoch. Derartige Erinnerungsbilder hatte ich noch nie, und ich habe meine Vergangenheit schon oft gründlich durchforstet. War das eine Erinnerung an ein reales Geschehen oder eine innere Assoziation? Ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall waren es alte Gefühle. Möglicherweise etwas, daß durch die ungewollte Nähe am Arbeitsplatz jetzt nach und nach hochgespült wird aus dem Unterbewußtsein. Ich assoziiere körperliche Nähe mit Mißbrauch, anscheinend... Das muß ja irgendeinen Grund haben. Ich habe zuletzt sogar mehrfach von empfundenem Mißbrauch gesprochen, was nüchtern betrachtet für die aktuelle Situation völlig überzogen ist. Aber irgendwoher muß es ja kommen.

Nachdem ich in einem buddhistischen Buch etwas über das „Speicherbewußtsein“ gelesen habe, könnte es sich um Eindrücke auch aus einem vorigen Leben handeln. Irgendetwas bisher Unverarbeitetes.

Das würde erklären, warum ich es als bedrohlich und extrem unangenehm wahrnehme, wenn sich Kollegen von rechts meinem Schreibtisch nähern und dann sehr nahe hinter mir stehen.

Das innere Bild und die Stimme verschwanden schnell wieder, das bedrückte Gefühl blieb heute den ganzen Tag. Am Arbeitsplatz ging es mir heute nicht gut, ich empfand eine drückende Stille einerseits und unangenehme Geräusche andererseits. Ich hatte auch Kopfschmerzen. Trotzdem konnte ich mich phasenweise auf meine Arbeit konzentrieren. Heute abend gab es erst eine gewisse Erleichterung, als ich wieder gut und sicher zu Hause war.

Es ist anscheinend so, daß meine Bürosituation verschiedene alte Traumata in mir berührt – nicht nur die vielen Umzüge in der Kindheit. Ich werde das weiter beobachten und dabei sehr achtsam mit mir umgehen.

Gut fände ich, wenn es jetzt reif zur Verarbeitung wäre. Wenn es alte Gefühle sind, habe ich begründete Hoffnung, daß ich mich am Arbeitsplatz nach deren Abarbeitung besser fühlen werde.

Ich mache mit der Verbeugungsübung weiter. Nach Lama Ole Nydahl soll diese u.a. negative Speichereindrücke hochholen und bereinigen. Vielleicht genau das richtige für mich derzeit. Jedenfalls fühle ich mich jetzt danach deutlich besser, vor allem viel besser bei mir. Bei dieser Übung geht es neben dem körperlichen Aspekt auch darum, Zuflucht zu nehmen zum Buddha, zu seiner Lehre und zur Gemeinschaft. Ich spreche das zugehörige Mantra dazu. Das ist eigentlich sehr merkwürdig, denn ich hatte noch nie mit Buddhismus was am Hut. Aber es fühlt sich total richtig an. Und gerade nach diesem merkwürdigen Ereignis heute brauche ich ein wenig Halt. „Zuflucht“ nehmen – das fühlt sich für mich gut an.

Ich trinke jetzt erstmal einen Hexen-Kräutertee und schaue, ob ich weiter entspannen kann.