Freitag, 18. Juni 2010

Tanzen

Nach einigen anstrengenden Arbeitstagen habe ich morgen frei, um das gute Wetter noch ein wenig zu genießen, bevor es zum Wochenende wieder kälter und nasser werden soll. Heute abend war der Abschlußabend meines Tanztherapie-Seminars für dieses Semester. Es war ein wunderbarer lauer Sommerabend (der erste überhaupt in diesem Jahr, so scheint es mir zumindest), wir haben uns privat getroffen und in einem großen eingewachsenen Garten getanzt. War das fantastisch! :-) Das ist ja eine völlig andere Atmosphäre als in einer nüchternen Turnhalle.

Es wurde energetisch immer dichter, zum Abschluß standen wir schließlich eng umfaßt im Kreis und wiegten und summten zu einer sphärischen Musik. Ich habe es als magisch empfunden, wie ein ganz licht- und kraftvolles Energiefeld. Es war sehr spirituell.

Nachher gab es noch einige sehr gute Gespräche. Eine längere Zeit stand ich im Mittelpunkt mit der Erzählung über meine letztjährige Visionssuche. Das hat mir sehr gutgetan. Es war egofrei, ich war gut bei mir, habe keine Rolle gespielt, sondern einfach nur mich selbst gezeigt. Es tut so gut, mich einfach so zeigen zu dürfen, wie ich bin.

Ich bin sehr dankbar, daß ich diese schon sehr lange bestehende Tanzgruppe gefunden habe, und daß ich dort so gut aufgenommen werde. Mit einigen Teilnehmern möchte ich mich auch außerhalb der Gruppe mal treffen. Das wäre für mich sehr neu, denn diese Art von Kontakten habe ich seit langer Zeit nicht mehr gehabt. Es würde mir viel bedeuten, ich würde mich akzeptiert und angenommen fühlen.

Was für ein schöner Abend! Und ich muß nicht einsam in die Wildnis gehen, um mich selbst zu finden. Ich kann jetzt auch mitten unter netten Menschen ganz bei mir selbst sein, loslassen, mich frei zur Musik bewegen, von mir erzählen oder anderen zuhören, im Tanz auf andere zugehen (auch wenn das noch etwas mit Hemmungen behaftet ist) und auch allein tanzen. Mir hat das heute sehr viel Energie gegeben und die Inspiration, die kommenden Sommerwochen gut zu nutzen. Ich habe gerade sehr viel Lebenslust.

Sonntag, 6. Juni 2010

Freier Tag

Heute habe ich sehr lange im Garten gearbeitet. Bei wunderbarem Sommerwetter. Temperaturen nur wenig über 20°C, nicht zu warm und nicht zu kalt. Ich liebe diese Tage, die ich mir ganz selber einteilen kann, keine Termine oder Besorgungen habe, an denen ich Haus und Grund nicht verlassen muß. Dann kann ich mich einschwingen auf meinen eigenen Rhythmus. Es gab heute auch im Haushalt einiges zu tun, das erledigte ich parallel. Ich brauche keinen Müßiggang, um glücklich zu sein. Keine 5 Minuten habe ich faul in der Sonne gesessen. Das ist gar nicht notwendig. Es gibt mir eine tiefe Befriedigung, wenn ich die Arbeit tun kann, die zu mir paßt. Ich liebe die Arbeit in meinem unmittelbaren Umfeld.

Es wäre schön, mehr Zeit dafür zu haben. Andererseits liebe ich auch meine finanzielle Unabhängigkeit. Ich strebe an, irgendwann von meinem Kapital leben zu können. Das wäre echte Unabhängigkeit. Ich spare regelmäßig in weltweit gestreute Aktienfonds, denn nur wer produktiv investiert, hat Aussicht auf Erträge in der Zukunft. Die gesetzliche Rente basiert auf einem Kettenbriefsystem und ist zum Niedergang verurteilt. Vermutlich gibt es in 20 Jahren eine Art Einheitsrente auf niedrigem Niveau, unabhängig von der Höhe der Einzahlung. Wenn ich mich selber ernähren könnte, von keiner Behörde abhängig wäre, das wäre wunderbar. Dann könnte ich mich ganz der Arbeit in und an meinem Garten widmen, auch im übertragenen Sinne. Ich würde auch gerne mein Renteneintrittsalter selber bestimmen oder fließend hineingleiten.

Da mein Garten trotz sehr begrenzter Fläche sehr wild und hochgewachsen ist, mit einer Stimmung wie in einem Wald oder auf einer Lichtung, fühle ich mich dort sehr wohl und frei. Ich schaffe es sogar, das Kindergeschrei der Nachbarn und die intensiven Grillgerüche auszuhalten und trotzdem ganz bei mir zu sein.

Ich habe heute einige Kräutertöpfe eingepflanzt und einige Beerensträucher erstmal umgetopft, weil noch nicht klar ist, wo sie noch Platz finden. Aber sie wollten alle aus den engen Containern heraus, in denen sie kaum atmen können. Ich hoffe, ich kann in den nächsten Jahren noch mehr Beerenfrüchte ernten, die sind auf den Wochenmärkten schwer zu bekommen, dabei liebe ich sie doch so. Noch ein paar verwilderte Nutzpflanzen sind außerdem eine gute Krisenvorsorge.

Auch ohne Krise hätte ich Freude daran. Es ist sooo toll, irgendetwas aus dem eigenen Garten zu ernten, egal was.

Für ein Ameisenvolk führte meine Gartenarbeit heute zu einer Katastrophe. Sie hatten sich im Ballen eines alten Kübels eingenistet, und ich brauchte heute diesen Kübel. Ich habe den Ballen auf meinem Kompost zerlegt, er war voller Ameisenpuppen und junger Tiere. Sie können sich dort ein neues Heim bauen, denn bis zum nächsten Jahr muß ich dort nicht mehr dran. Aber im nachhinein bereue ich, daß ich den Ballen nicht komplett gelassen habe, ich hätte ihn ja vollständig im Kompost eingraben können, dann wäre die Umsiedelung für die Ameisen weniger dramatisch verlaufen. Ich wollte unbedingt die verwilderten Schnittlauchzwiebeln aus der Mitte retten. Nun weiß ich nicht mal, ob diese am neuen Standort anwachsen werden. Tut mir leid, liebe Ameisen, das nächste Mal gehe ich behutsamer mit Euch um.

Der Tag war heute zutiefst befriedigend und erfüllend. Natürlich ist das nur gelungen, weil ich dabei wenig in meine Gedanken verstrickt war, auch wenn diese unablässig kreisten. Ich habe sie kaum zur Kenntnis genommen. Ich habe ein sattes, tiefes Wohlgefühl und bin jetzt rechtschaffen müde.

Freitag, 4. Juni 2010

Chakra-Test

Ich pendele seit einiger Zeit zwischen Gefängnis und Freiheit, so fühlt es sich an. Heute war ich beim Tanzen. Es war sehr berührend. „Berührung mit dem Dasein“ war auch das Thema des Abends und es gab viele Übungen, die stark emotional auf mich wirkten.

Neben einigen fröhlichen Momenten überwog bei mir die Traurigkeit. Es war aber sehr schön, mal von den um die Finanzkrise kreisenden Gedanken wegzukommen.

Es geht einiges bei mir durcheinander, ich versuche mal zu ordnen.

Vor einigen Tagen machte ich einen Chakra-Test im Internet. Mit Chakren habe ich mich bisher nicht näher befaßt. So ein Fragebogen-Test gibt gewiß nur einige Anhaltspunkte, aber die Auswertung war für mich dennoch sehr interessant. Die oberen Chakren sind demnach bei mir alle geöffnet, davon bin ich positiv überrascht. :-) Das Herz-Chakra ist überaktiv. Wie kann man denn zu viel Herz haben, das ist mir schleierhaft. ;-) Aber das soll mir wohl sagen, daß ich manchmal zu stark emotional bin und zu stark an meinen Emotionen hafte. So kann ich es mir erklären.

Ich habe zwei unteraktive Chakren, das Wurzel-Chakra und das Nabel-Chakra, letzteres mit der niedrigsten Punktzahl. Das ergibt für mich sofort Sinn, da denke ich an meine traumatische Nabelbruchoperation. Das bedeutet Schmerz auf körperlicher und psychischer Ebene. Ich habe nachgelesen, daß ein unteraktives Nabel-Chakra auch für Durchsetzungsprobleme in Gruppen steht. Und das trifft zu. In Gruppen bin ich eher zurückhaltend, schüchtern. Erst wenn ich Vertrauen gefaßt habe und mich wohl fühle, taue ich auf. Interessante Verbindung zu dieser körperlichen Erfahrung, die ich gemacht habe. Das scheint ja dann ein Lern-Thema von mir zu sein.

Heute habe ich beim Tanzen viel in meinen Bauch hineingespürt. Wo ich vor einigen Monaten einen schwarzen Knoten wahrnahm (als inneres Bild), gab es heute einen roten Feuerball. Ich deute das als Kombination aus Schmerz und Kraft. Dieses Hineinspüren löste bei mir viel Traurigkeit aus, aber es scheint auch schon etwas Heilung zu geben.

Zum unteraktiven Wurzel-Chakra fällt mir ein, auch ohne dazu nachgelesen zu haben: mir fehlt die feste Basis, das Urvertrauen. Ich fühle mich nirgendwo richtig heimisch. Ich weiß nicht richtig, wo ich hingehöre. Ich bin immer auf der Suche. Ich habe noch nicht den richtigen Ort für mich gefunden – und das gilt sowohl äußerlich als auch innerlich. Auch das ist offenkundig ein Lernfeld für mich.

Beim Tanzen ging es heute viel um die Verbindung über die Füße zur Erde. Das habe ich sehr intensiv wahrgenommen. Erdung tut mir gut.

Ich habe die Idee, daß meine extrem starke Beschäftigung mit der Finanzkrise und die davon ausgelösten Ängste vielleicht mit dieser Urangst von mir zu tun haben, mit dem fehlenden festen Grund.

Heute las ich beispielsweise, daß in Schweden ernsthaft diskutiert wird, Bargeld extrem einzuschränken. Einige starke Gruppierungen wollen es sogar ganz abschaffen und verbieten. Alle Zahlungen sollen nur noch mit Plastikgeld (Chip-Karten) in verschiedener Form erfolgen. Das hat mich den ganzen Tag völlig runtergezogen. Wenn sowas in irgendeinem europäischen Land käme, dann käme es über kurz oder lang überall hin. Kein freies Geld mehr ist für mich gleichbedeutend mit vollständiger Überwachung und somit totaler Fremdbestimmung und Sklaverei.

Es wäre für mich die Hölle auf Erden. Es wäre die Erfüllung der Offenbarung des Johannes, daß irgendwann nur noch Menschen kaufen und verkaufen können, die ein Mal tragen – das Zeichen des Satans. Mißliebige Menschen können so ganz leicht ausgestoßen werden – nicht nur aus der Gesellschaft, sondern auch aus ihrem Leben. Hoffentlich bleibt es bei einem bösen Alptraum und wird nicht wahr. Ich will auch keinen biometrischen Personalausweis und keine lebenslang plus 20 Jahre gültige Steueridentifikationsnummer (letzteres habe ich leider schon), mit der zukünftig sämtliche Daten über mein Leben zusammengefaßt werden können, um ein vollständiges Persönlichkeitsprofil zu erstellen und dann beliebig zu mißbrauchen. Schon heute dürfen Menschen, die das Pech haben, auf eine der Terrorverdächtigtenlisten geraten zu sein (gegen das es keine rechtliche Einspruchsmöglichkeit gibt), kein Konto eröffnen, nicht fliegen und sehr viele geschäftliche Vorgänge nicht ausführen. Heute Terrorverdächtige, morgen jeder Andersdenkende, das kann ganz schnell gehen, wie die Geschichte gezeigt hat.

Ich glaube, wenn ich mich von diesen Horrorvorstellungen ängstigen lasse, spiele ich dem Satan in die Hand – falls es so etwas gibt. Ich habe irgendwo gelesen, und es erscheint mir schlüssig, daß es darum geht, aus eigener Kraft die negativen Gedankenschleifen und die davon ausgelösten Horrorvorstellungen zu überwinden und gegen diesen Widerstand trotzdem zum inneren Frieden, zur Lebensfreude und zur Liebe zu finden bzw. diese zu bewahren. Wenn ich mich in die Angst-Spirale ziehen lasse, schade ich mir selbst. Möglicherweise zieht das Denken solcher Horrorgedanken deren Realisierung auch erst an.

Ich brauche positive Energie gegen das Vordringen der negativen Energie. Deshalb tut es mir gut, wenn ich z.B. über Meditation oder Tanzen aus den Gedanken mal rauskomme und mehr in meinem Körper und in der Achtsamkeit bin.

In der heutigen Zeit gilt es wohl, mutig zu sich selbst zu stehen, so frei zu leben wie nur möglich, nach Möglichkeit zu boykottieren, was unfrei macht, und trotz allem glücklich zu sein. Wer sich nicht einschüchtern läßt, ist frei.

Nach diesem Maßstab pendele ich derzeit zwischen Freiheit und Gefängnis.

Dienstag, 1. Juni 2010

unser tägliches Brot

Heute war nach längerer Pause wieder Meditationskurs. Ich war heute voller Gedanken und voller Unruhe. Habe das akzeptiert und einfach die Gedanken zu Ende gedacht, die sowieso da waren.

Aber einen etwas lichteren Moment hatte ich. Ich sah vor mir einen Brotteig (sicher inspiriert von meinen Backversuchen mit dem Mehl aus meiner neuen Mühle). Und ich teilte vor meinem inneren Auge diesen Brotteig – nein, unterdessen war es ein fertiggebackenes rundes Brot - in zwei Hälften, um herauszufinden, wo denn eigentlich der Kern dieses Brots ist, wo ist das Wesen, das Individuum, was genau schafft hier die Identität?

Und da war es für einen Moment so klar, daß es da überhaupt keinen Kern gibt, nur viele Krümel. Zwischen den Krümeln ist leerer Raum und auch wenn man die Krümel weiter zerkleinern würde, fände man nur leeren Raum. Das wahre Wesen dieses Brots ist Zwischenraum – oder nichts.

Dieses innere Bild, dieser kurze Film war von einem sehr angenehmen wohligen Gefühl begleitet. Schön. Denn vor einigen Monaten, als ich erstmal ein inneres Bild hatte, das vom Nichts handelte, hat es mich noch sehr erschreckt und zu einem Alptraum geführt.

Auf der Rückfahrt hatte ich in der gut gefüllten S-Bahn noch eine intensive Begegnung. Eine abgerissen aussehende junge Frau mit großem Schäferhund (wie beschreibt man das, ohne abwertende Ausdrücke zu benutzen?) wandte sich an mich und bat mich darum, ihr einen Teil des Essens zu schenken, das ich in der Hand trug. Ich lehnte ab, weil ich selber gerade mit viel Appetit dieses Falafelbrot verspeiste, das sich zum Teilen auch überhaupt nicht eignete. Sie wiederholte nochmal mit Nachdruck, daß sie so großen Hunger habe und wandte sich dann enttäuscht ab. Normalerweise habe ich Angst vor großen Hunden und gebe zwar gerne einmal Straßenmusikanten etwas, aber bettelnden Menschen eher nicht, schon gar nicht, wenn diese mich direkt ansprechen.

In dieser Situation war ich nun völlig angstfrei und etwas verlegen, daß ich mein Brot nicht mit ihr teilen wollte. Ich war auch noch mit schweren Taschen behängt und konnte mich kaum bewegen. Aber wenigstens eine Geste wollte ich machen, denn ich spürte, daß sie keine Rolle spielte. Sie hatte wirklich Hunger und anscheinend kein Geld in der Tasche. So fingerte ich unbeholfen in meiner Jackentasche, bis ich zum Glück einen Euro fand.

Das war nun nicht viel, aber ich drückte ihr zumindest diesen Euro in die Hand und lächelte sie an. Und sie gab mir einen unbeschreiblichen Blick zurück. Es war so, als würde ich mir selbst in die Augen sehen. Oder Jesus.

"Was Du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast Du mir getan."

Sie hat mir in diesem Moment viel mehr geschenkt als ich ihr. Sie stieg unmittelbar danach aus. Ich war noch lange total ergriffen und bereute im nachhinein, daß ich ihr nicht dieses ganze Brot einfach in die Hand gedrückt habe. Denn auf mich wartete ein warmes Zuhause mit gestapelten Vorräten für viele Monate – auf sie vielleicht nur die Straße.

Ich weiß überhaupt nicht, was Armut heißt. Auch nicht, was Hunger heißt.

Es passieren merkwürdige Dinge, seit ich diesen Meditationskurs besuche. Nach dem letzten Mal habe ich meinen vegetarischen Versuch beschlossen, und diesmal hatte ich diese Erfahrung, in der es offenkundig um Teilen ging. Ich soll etwas von meinem "Reichtum" abgeben. Ja, das legt den Finger in eine Wunde. Ich gebe nicht so gerne etwas ab. Und zwar aus Angst, selber nicht genug zu haben. Mein Sicherheits - und Vorsorgedenken hindert mich daran, angemessen großzügig zu sein. Das stelle ich erstmal nur fest. Mal sehen, ob sich daran zukünftig etwas ändert.

"Unser tägliches Brot gib uns heute"

Ich bin dankbar, daß es mir materiell gutgeht.