Dienstag, 30. März 2010

Sammelwut aus Lebensangst

Heute abend habe ich ein sehr schönes Glücksgefühl. Ich hatte heute Urlaub, um mit der Entrümpelung weiterzumachen. Den halben Tag habe ich im Garten gearbeitet, die andere Hälfte in meinem Arbeitszimmer, das mit Papierbergen vollgestopft ist. Ich habe zwei Kisten mit Papier aussortiert. Dabei handelte es sich überwiegend um Internet-Ausdrucke zu den Themen Rente/private Altersvorsorge, Geldsystem und Finanzkrise, die ich seit 3 Jahren gesammelt hatte.

Mein Sammeltrieb hat u.a. Angst als Ursache, Lebensangst. Ich habe das Papier aufgehoben für den Fall, daß das Internet mal nicht funktioniert und ich die Informationen brauche. Ich glaube aber, daß ich im Fall eines größeren Stromausfalls oder Abschaltung des Internets aus politischen Gründen oder was da sonst für Risikoursachen eine Rolle spielen könnten, ganz andere Sorgen hätte, als in Stapeln von Papier nach Vorschlägen für eine private Altersvorsorge zu suchen. ;-) Zudem habe ich bereits vorgesorgt, ich spare regelmäßig monatlich in international gestreute Aktienfonds, völlig frei von staatlichen Fesseln (nach der empfehlenswerten Investment-Methode von D. Bennett, "ReichtumsG und DurchführungsV").

Ich brauche diese Schein-Sicherheit, die die Papierberge mir geben, nicht mehr. Ich spüre so sehr die Erleichterung, etwas in mir atmet auf, wenn nur mal ein wenig Bewegung in meine erstarrten Lebensumstände kommt.

Es ist gut, wenn ich mein möglichstes tue, um für meine Zukunft vorzusorgen. Aber dann möchte ich alle Sorgen und Gedanken daran loslassen, um mein Schicksal in Gottes Hände zu legen. Ich weiß ja sowieso überhaupt nicht, was das Leben weiter mit mir vorhat. Das Leben wird auch im Fall einer weiteren Zuspitzung der Krise (die ich erwarte) für mich sorgen, falls mir das Überleben bestimmt ist – und wenn nicht, dann eben nicht.

Ich kann nichts verlieren, denn was ich wirklich bin, ist von diesen materiellen Dingen völlig unberührt. Und wenn ich sterbe, dann sterbe ich eben. Irgendwann ja sowieso.

Bei Eckhart Tolle ("Eine neue Erde") habe ich gelesen, daß viele Menschen sich mit den Dingen identifizieren, die sie als "mein" bezeichnen, um den Verlust ihres wahren Identitätsgefühls zu kompensieren. Das hat mich sehr berührt, denn das trifft auf mich auch zu. Es gibt viele Gründe für meine Sammelwut.

Ich merke, daß ich jetzt nach und nach besser loslassen kann. Es ist sooo befreiend. Ich bin nicht diese ganzen Gegenstände und ich brauche sie auch nicht, um meinen Selbstwert zu steigern, die haben überhaupt nichts mit mir zu tun. Selbst wenn ich das alles verlieren würde, wäre ich davon völlig unberührt. Das wesentliche kann nicht verloren gehen, nicht einmal, wenn ich sterbe. Das ist unglaublich befreiend.

Ich lebe, ich existiere, das macht mich soo glücklich! :-)

Das Leben ist wunderbar, und ES IST ALLES GUT! :-)

Montag, 29. März 2010

schlechtes Gewissen

Ich fühle mich nicht gut heute abend. Zunächst mal habe ich heute den gesamten Arbeitstag versemmelt, indem ich spirituelle Texte (und Texte zur Finanzkrise) im Internet gelesen habe. Dabei waren die letzten zwei Arbeitswochen sehr gut, es geht also offenbar wieder. Nach Dienstschluß hatte ich ein schlechtes Gewissen.

Dann im Meditationskurs war ich innerlich relativ unruhig, einige Gedankenketten klebten und wollten nicht gehen. Immerhin war eine dabei, die mich herzhaft zum Lachen brachte, als ich im Anschluß an die Übung darüber sprach. Es war eine Erinnerung an eine aus heutiger Sicht groteske Situation mit meinem ersten Freund. Diese Liebesbeziehung sieht aus heutiger Warte wie ein Rollenspiel aus. Das Lachen löste die Schamgefühle in nichts auf, die die Erinnerung zunächst bei mir ausgelöst hatte.

Meine Erfahrungen in der Meditationsgruppe sind immer völlig anders als die Erfahrungen, wenn ich alleine bin. Mir scheint, ich gelange in der Gruppe weniger tief in die Stille, es gibt weniger angenehme Erfahrungen und mehr unangenehme. Es kann natürlich sein, daß die Gruppe bei mir ein Aufsteigen von Gedanken/Gefühlen befördert, denen ich sonst vielleicht ausweiche. Aber heute dachte ich erstmals, daß es auch ein Zeichen dafür sein könnte, daß die Gruppe für mich gar nicht unterstützend wirkt, und daß ich alleine tatsächlich weiter gelange. Dennoch werde ich mich wohl auch zum Folgekurs anmelden, mein Eindruck könnte ja falsch sein.

Erst ein Hinweis der Kursleiterin machte mir bewußt, daß heute der erste Frühlingsvollmond ist, der Widder-Vollmond, nach dem sich ja auch Ostern ausrichtet. In spiritueller Hinsicht sei das der Zeitpunkt, vorher einen Rückblick auf das vergangene Jahr zu halten und den Samen für das kommende Jahr in die Erde zu bringen. Witzig, daß ich mich gestern im Zusammenhang mit meiner Entrümpelungsaktion sowohl mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr als auch mit einem Ausblick auf das kommende Jahr befaßt habe. Das war anscheinend kein Zufall. Vielleicht wirkt sich das Loslassen von Ballast ja positiv auf mein kommendes Jahr aus. Ob es an der Vollmond-Energie lag, daß ich heute nicht arbeiten mochte?

Der Vollmond soll besonders geeignet sein, um den Geist zur Ruhe zu bringen (während Neumond gut geeignet sein soll, um tief innen zum Selbst zu finden). Na, bei mir ist heute eher Unruhe, aber das kann sich ja noch ändern.

Gestern hatte ich Einsamkeitsgefühle, die sich nach dem Ansehen einiger Satsang-Mitschnitte – die einen tiefen Frieden ausstrahlten – auflösten. Ich werde nachher noch etwas lesen, das bringt mich vielleicht zur Ruhe zurück. Falls das nicht wirkt, probiere ich es erneut mit www.jetzt-tv.net.

...

Wie frei oder unfrei bin ich? Wer entscheidet, ob ich arbeite oder nicht? Ich weiß es nicht. Aber von meinem Gefühl her war es vormittags stimmig, daß ich mir nach den vergangenen zwei guten Wochen eine kleine Pause gönnte und etwas für mich nützliches tat. Am Nachmittag war es aber nicht mehr stimmig, da hätte ich meine Aufmerksamkeit auf das keimende schlechte Gewissen lenken müssen.

...

Ja, vielleicht ist es das, was meine heutige Arbeitserfahrung mich lehren will: es kann im Einklang mit meinem Gewissen stehen, am Arbeitsplatz meinen "privaten" Interessen nachzugehen. Es kann aber genausogut im Widerspruch dazu stehen. Der erste Impuls heute morgen war freudig. Ich glaube, ich war da noch im Einklang mit mir selbst, auch wenn es bereits gegen die gesellschaftliche Moral verstieß. Wozu verpflichtet mich mein Arbeitsvertrag? Zu körperlicher Anwesenheit? Zu inhaltlich voller Konzentration? Zu 100% Arbeitsleistung, oder reichen auch 80%, wenn diese überdurchschnittlich sind? Geht es nur um das Ergebnis, unabhängig von der dafür aufgewandten Zeit? Als Arbeitnehmerin verkaufe ich meine Zeit und meine Kraft, aber was ich konkret zu leisten habe, ist eher diffus. Natürlich verstößt das Surfen im Internet gegen dienstliche Regeln. Trotzdem war es für mich stimmig, das heute zu tun.

Jedenfalls zunächst. Im Verlauf des Tages kippte es, ich hätte zur Arbeitsleistung übergehen müssen. Den Impuls dazu habe ich überhört, überfühlt und verdrängt. Das mache ich vermutlich oft: ich übergehe die Stimme des Gewissens. Ich mache mich selbst mundtot. Da fehlt es mir bisher offenbar an Achtsamkeit.

Wenn ich mehr Aufmerksamkeit auf das schlechte Gewissen gelenkt hätte, denn den Freiheitsgrad habe ich zumindest, hätte sich mutmaßlich auch mein Verhalten geändert. Die Lehre dieses Tages scheint mir zu sein: ich muß die ganze Zeit achtsam sein, um die Stimme des Gewissens nicht zu überhören. Ich habe mich einlullen und forttreiben lassen von der ablenkenden Wirkung des Lesens. Es gibt gewiß eine Rückkopplung von der Aufmerksamkeit zum Verhalten und zurück. Sonst wäre das Reden über einen freien Willen ja vollständig sinnlos, so ist es nur teilweise sinnlos. Meine Verantwortung ist: aufmerksam zu bleiben, bei mir selbst zu sein. Das ist mir heute nur teilweise gelungen. Ich reagiere teilweise schon auf den Impuls des Gewissens, aber ich bin träge, merke Veränderungen zu spät.

Ich spüre jetzt wieder inneren Frieden. :-) Vielleicht spricht das dafür, daß ich meine heutige Lektion gelernt habe.

Sonntag, 28. März 2010

Entrümpeln

Vielleicht muß man ein Ego-Muster, das einen lange begleitet, erst bis an den äußersten Punkt ausleben und ausspielen, bevor man umkehren kann. Das dachte ich heute, als ich mich mit dem Aussortieren von Papierstapeln befaßte.

Ich habe u.a. eine Kiste mit Quittungen von 2006 und früher weggeworfen. Es ist ja sinnvoll, bestimmte Quittungen aufzuheben für den Fall einer Reklamation oder eines Garantieschadens. Ich mache mir aber nie die Arbeit, das sorgfältig abzuheften, so daß ich die Quittungen im Bedarfsfall leicht zuordnen könnte. Das kommt einfach auf einen Stapel, zeitsparend, aber sehr platzraubend. Und dann vergesse ich diese Stapel, wiederum zeitsparend, aber energieraubend. Wenn ich so alte Dinge finde, fällt mir wenigstens jetzt die Entsorgung leicht.

Ich entsorgte beispielsweise auch alte Autowerkstatt- und Telefonrechnungen. Ich habe bisher kein System, wie lange ich so ein Zeug aufhebe, ich habe viele Belege seit 20 Jahren gesammelt. Da gibt es noch Berge, die abzuarbeiten sind.

Bei Ausdrucken von Artikeln aus dem Internet vom letzten Jahr konnte ich mich zur Entsorgung noch nicht entschließen, also habe ich diese erstmal etwas besser geordnet und verstaut. Einige ausgedruckte stark emotional gefärbte Emails aus dem letzten Jahr haben mich sofort zurück in die Vergangenheit gezogen. Erstaunlich, welche Macht das hat.

Das Ego freut sich anscheinend, wenn es sich an der Vergangenheit weiter festkrallen kann und hat diese gute Gelegenheit genutzt, um wieder einen depressiven Schleier über das JETZT zu ziehen. Ich beobachte das, habe aber noch nicht genug Distanz dazu. Vermutlich werde ich deswegen die Entrümpelung demnächst wieder auf die ganz alten Sachen konzentrieren, von denen ich mich heute leicht trennen kann. Mich bringt alles voran, was die Stapel reduziert.

Der relative Wohlstand, in dem ich lebe, und die relative Sicherheit, die ich genieße, haben es mir ermöglicht, z.B. diesen Sammeltrieb viele Jahre lang voll auszuleben – bis zur völligen Verstopfung meiner Wohnräume, bis total klar war, daß dies unglücklich macht. Es ist blockierte Lebensenergie, es wirkt lähmend. Selbst das Ego sieht das ein und muß jetzt lernen davon loszulassen. Wie schwer das fällt, konnte ich heute wieder spüren.

Mir hat es an diesem Wochenende sehr an Bewegung gefehlt. Schade, das hätte ich auch gebraucht. Aber das Entrümpeln hatte diesmal Priorität. Ich will versuchen, mein Gerümpel gesundzuschrumpfen und zukünftig gar nicht mehr so viel zu horten. Aber das ist gewiß ein langwieriger innerer Prozeß der Ablösung von alten Mustern.

Gut finde ich immerhin, daß ich jetzt anscheinend den Punkt der Umkehr überschritten habe. Nachdem sich der Arbeitsknoten anscheinend gelöst hat, bin ich gespannt, ob sich auch der Gerümpelknoten lösen läßt. Eine Lösung ist es ja nur, wenn sich nicht postwendend ein anderes Symptom für die gleiche "Krankheit" zeigt. Deshalb achte ich auch darauf, mich nicht zu überfordern. Ich schmeiße nur weg, was leichten Herzens losgelassen werden kann.

Im Herbst hatte ich schonmal ein paar Tage entrümpelt und war über meine Schmerzgrenze gegangen. Das muß nicht sein, ich möchte lieber sanft und schonend vorgehen.

Esoterik in der Kritik

Beim Entrümpeln habe ich einen Stapel Zeitschriften "Psychologie heute" aussortiert. Mir sprang dabei in der Ausgabe vom Juli 1997 (ja, so lange hat dieses Papier bei mir den Wohnraum verstopft) die Schlagzeile "Esoterik: Die Lehre der Selbstgerechten" ins Auge. Etwas amüsiert habe ich diesen Artikel gelesen. Wenn man neue Wege geht, ist es gut, sich auch mit Kritik auseinanderzusetzen.

Der Tenor dieses Artikels: Esoterik fördere rechtsextreme Denkweisen und weise faschistische Tendenzen auf, z.B. die Unterscheidung zwischen "besseren" (erleuchteten) und "schlechteren" (nicht erleuchteten) Menschen, das Führungsprinzip in spirituellen Gemeinschaften, Relativierung jeglicher Moral und Ethik. Die esoterische Aussage "Alles was ist, ist so, wie es ist, gut" sei eine Relativierung des Bösen in der Welt. Esoterik fördere die Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leiden usw. usf.

Ich will mich gar nicht damit befassen, was an der Esoterik-Szene generell kritikwürdig ist oder nicht, da kenne ich mich auch gar nicht aus. Mich interessiert hier, warum ich heute auf diesen Artikel gestoßen bin, was er mir sagen will und in mir berührt.

Zuerst stellte ich sehr zufrieden fest, daß mich diese Kritik gar nicht anficht, da ich sofort sah, wie sie völlig fern von jedem Verstehen kommt, rein aus dem Kopf. Aber zum Schluß wurde ich doch etwas nachdenklich. Die Gefahr, sich zu verirren, ist wirklich sehr groß, wenn man dabei ist, das eigene Selbst- und Weltbild völlig auf den Kopf zu stellen.

Daß Esoterik Selbstgerechtigkeit fördere, trifft auf mich nicht (mehr) zu. Merkwürdigerweise wurde in dem ganzen Artikel überhaupt nicht erwähnt, daß es aus esoterischer Sicht kein Ego gibt, schon gar kein erleuchtetes Ego, da Erleuchtung ja gerade bedeutet, die Illusion eines separaten Ichs zu erkennen. Allzu tief kann der Kritiker ja nicht ins Thema eingedrungen sein, wenn ihm diese zentrale Aussage entgangen ist.

Mit der Faschismus-Keule kann man alles kaputtschlagen, was man nicht versteht. Dagegen hilft am besten, zur eigenen inneren Wahrheit zu finden und dabei immer die Möglichkeit des eigenen Irrtums in Betracht zu ziehen. Absolute Gewißheit gibt es nicht, solange ich Mensch bin.

Ich war Anfang dieses Jahres auch schon einmal an einem Punkt, wo ich tief in mir wußte, daß alles gut ist, so wie es ist. Das war zutiefst beglückend. Es steht natürlich im Widerspruch zu meinem normalen menschlichen Erleben, aber diese Einsicht kommt ja auch von einer ganz anderen Ebene. Bei mir führt sie nicht dazu, daß ich mich für etwas besseres halte, sie führt auch nicht zur Abstumpfung gegenüber dem Leid in der Welt (das war bei mir nur vor diesem Erlebnis ganz kurzzeitig so, als mir alles Weltgeschehen nur noch als Traum erschien, ohne jegliche Substanz). Im Gegenteil: sie öffnet mein Herz, zuweilen empfinde ich eine tiefe Liebe gegenüber allen Menschen.

Esoterik, so wie ich sie für mich wiederentdeckt habe, ist das, wonach ich zunächst unbewußt, dann immer bewußter gesucht habe. Es ist Heimkommen zu mir selbst und zu innerem Frieden. Die Akzeptanz dessen, was ist, was meine Wirklichkeit ist, hindert mich nicht daran, dort etwas zu ändern, wo ich etwas ändern kann, wo das Leben mir Energie gibt, um etwas zu ändern. Das Leben ist offensichtlich nicht so gedacht, daß alle Menschen, die zur Wahrheit finden, danach nur noch in Höhlen sitzen und meditieren. Für einige Menschen ist das deren innere Berufung, für die meisten nicht. Für letztere gibt es durchaus noch etwas zu tun, damit die Welt ein noch besserer Ort wird – obwohl sie schon perfekt ist. Das ist zwar paradox, aber das muß ich ja auch nicht verstehen. ;-)

Wer dem eigenen Selbst folgt, folgt ja gerade nicht einem Führer. Das ist doch eher antifaschistisch. :-) Schwierig ist es natürlich in den Phasen, wo man Führung braucht, weil der eigene Kontakt zum Selbst noch nicht gefestigt genug ist. Ich bin schon vielen verschiedenen Menschen gefolgt, jeweils auf einem Stück meines Wegs. Manchmal hatte ich einen direkten Kontakt zu diesen Menschen, meist handelte es sich um Bücher oder andere Texte, die mir den Weg wiesen. Es bleibt nicht aus, sich anderen Menschen anzuvertrauen, wenn man etwas neues herausfinden will. Die eigene Erfahrung und das eigene Urteilsvermögen aus der Tiefe des Herzens müssen dann entscheiden, ob der eingeschlagene Weg für mich der richtige ist oder nicht.

Letztlich geschieht ja sowieso das, was geschehen soll. Ich sehe das Thema "freier Willen" derzeit so: ich muß so handeln, als ob ich einen freien Willen hätte, und dabei bewußt halten, das letztlich immer das Leben handelt, nicht ich als Individuum.

Freitag, 26. März 2010

Gerümpel

Nach zwei erfolgreichen Arbeitswochen steht ein Wochenende an, das ich für Aufräumarbeiten im Haushalt reserviert habe. Das ist die nächste schwierige Aufgabe.

Ich bin sehr gespannt, ob ich unterdessen etwas leichter Krempel loslassen kann. Heute abend habe ich schonmal angefangen und festgestellt, das ich wie eh und je daran hafte. Ob Selbsterkenntnis hier weiterhelfen kann?

Ich kann nichts wegschmeißen, was in der Zukunft nochmal brauchbar sein könnte. Ich kann mich auch von nichts trennen, was mich (vor allem emotional) mit der Vergangenheit verbindet. Ich habe unglaublich viel Zeug, das ich JETZT überhaupt gar nicht brauche.

Ich ersticke im Gerümpel. Meine Bewegungsfreiheit in meinen eigenen vier Wänden wird ganz buchstäblich immer weiter eingeengt bis auf schmale Wege zwischen Bergen von Kisten, Papierstapeln und Vorräten.

Warum mache ich das? Es ist offensichtlich, daß hier das Ego eine Rolle spielt. Mein Ego haftet an der Vergangenheit, um sich seines eigenen Werts (und seiner eigenen Existenz) zu versichern, und es hortet Vorräte für die Zukunft aus Angst, später einmal Not zu leiden. Es ist ein Schutzpanzer des Egos.

Es war immer schon so, daß ich unglaublich viel gesammelt habe. Derzeit hat das Ego ja auch gute Argumente für Vorratshaltung, Krisenvorsorge ist angesichts des drohenden Zusammenbruchs des Papierschuldgeldsystems sehr wichtig. Meine Vorräte sind aber nicht gut sortiert, teils aus Platzmangel, teils aus Zeitmangel für deren Ordnung und teils aus mangelhafter Planung. Da gäbe es viel Verbesserungspotential, wenn ich mich zunächst von platzraubendem Vergangenheitskrempel befreien würde.

Einer meiner inneren Aufträge aus meiner Visionssuche im letzten Jahr war, mehr „nomadisch“ zu leben. Das war eine verschlüsselte Botschaft, die aber ganz eindeutig die Entrümpelung beinhaltete. Ich weiß ja nicht, was das Leben noch mit mir vorhat. Vielleicht muß ich irgendwann den Wohnort wechseln, das wäre derzeit völlig unvorstellbar.

Ich möchte diesen inneren Auftrag ernstnehmen. Im Herbst hatte ich mir schon einmal ein paar Tage Zeit dafür genommen. Einen Teil der damals entstandenen Ordnung konnte ich mir bis heute bewahren. Daran will ich anknüpfen.

Es gibt noch eine dritte Kategorie von Krempel in meinem Haushalt: neuwertige Haushaltsgegenstände, die ich selten oder nie benutze. Es ist auch möglich, Dinge wegzuwerfen und später zur Not neu zu beschaffen, wenn sie doch mal gebraucht werden. Sachen zu verkaufen oder an soziale Einrichtungen zu verschenken, ist mir zu mühsam, dafür nehme ich mir nicht die Zeit. Also bleibt nur wegwerfen, und das fällt bei neuwertigen Dingen eben schwer. Es wäre besser, so etwas gar nicht erst zu kaufen, das ist in den letzten Jahren auch besser geworden, ich gerate nicht mehr so schnell in einen sinnlosen Kaufrausch.

Es macht nicht glücklicher, viel zu haben. Nur Sein macht glücklich. Da, wo die Dinge die Lebensfreude unterstützen, ist es ja ok. Bei mir ist dieser Punkt schon lange überschritten. Es hat auch etwas mit Selbstwertschätzung zu tun, womit ich mich umgebe. Auch kaputte und häßliche Dinge hebe ich auf. Das ist falsch verstandene Sparsamkeit. Zum Teil habe ich das geerbt, von meinen Vorfahren, die schlimme Krisen und Kriege erlebt haben und in Armut aufgewachsen sind. Und möglicherweise komme solche Zeiten ja wieder. Es muß aber möglich sein, ganz nüchtern zu betrachten, was mir im Krisenfall wirklich nützen kann und was nicht.

Ich mache morgen einen Start, mal sehen, wie weit ich komme. Ich will versuchen, dabei gut bei mir selbst zu sein, dem Verstand nicht so viel Raum für seine Einwände geben, dann sollte es leichter gehen.

Stille

Es ist so klar jetzt, daß das, was ich am meisten gesucht habe in meinem Leben, diese grundlose innere Zufriedenheit ist – dieser Frieden mit mir selbst.

Es vergeht seit Wochen kein Tag mehr, an dem ich nicht zumindest kurz in dieser friedvollen Stille bin. An der Oberfläche ist dabei nicht immer Glück, manchmal ist da immer noch viel Schmerz, aber dann spüre ich dennoch darunter Frieden. Das ist so wundervoll.

Die Unruhe kommt dennoch auch immer wieder auf, es ist immer selbstgemachter Streß vom Gehirn, das kann ich beobachten. Selten, daß der Verstand auch mal zufrieden ist. Und der Verstand flieht auch weiterhin gerne den Moment, das Jetzt, weil er dann nichts mehr zu sagen hat. Aber ich setze mich immer wieder durch und gehe ins Jetzt, mal kürzer, mal länger.

Heute beim Tanzen wurde der Abend für mich gestaltet, das war sehr intensiv, ich hatte dem Kursleiter zuvor einige Stichworte zu meiner aktuellen Situation genannt. Im ersten Teil des Abends ging es um Anspannung, einen starken Willen und das im Ego-Gefängnis eingesperrte Herz. Im Mittelteil ging es um Leere, um Stille. Dann um Kontakt, um Fließen und das Öffnen des Herzens.

Eine Übung fand ich besonders herausfordernd. Jeder stand mit geschlossenen Augen wie eingefroren an seinem Platz, nur einer durfte sich umschauen und frei bewegen. Dieser berührte dann nach einiger Zeit einen der anderen, erfror selber in der Bewegung und der andere war nun frei. Ich empfand beim längeren Warten auf die "Erlösung" eine Mischung aus Ruhen in mir selbst und unruhiger Erwartung. Mir gingen dabei auch einige Gedanken durch den Kopf, vor allem dieser: die Erlösung kommt wie eine Gnade von außen oder auch nicht. Ich kann dafür gar nichts tun, und ich weiß auch nicht, wann es mich trifft. Ich konnte ja nicht sehen, was im Raum passiert, aber ich konnte manchmal Geräusche hören und die Vibrationen des Bodens oder die Bewegung der Luft spüren, wenn jemand nahe an mir vorbeitanzte. Das fand ich sehr spannend. Ich wurde auch zweimal erlöst und fühlte mich dann sehr frei zwischen den anderen.

Die stille Mittelphase war tatsächlich am schönsten, da habe ich mich frei gefühlt. Ich empfinde Leere nicht mehr als bedrohlich, sondern als angenehm, friedlich, sanft. Der ganze Abend war für mich fließend, harmonisch, stimmig. Und auch die Gruppenenergie war dicht.

Interessant war der Hinweis, daß das eingesperrte Herz wie im Gitterbett, im Laufstall ist. Das paßt zu etwas, das ich heute bei Hermann R. Lehner gelesen habe: das Ego bildet ein zentrales Muster ("Master-Konzept") etwa um das 5. oder 6. Lebensjahr herum. Zuvor ist das Bewußtsein noch frei, danach ist es gebunden. Und bei vielen Menschen soll das ein einzelnes traumatisches Erlebnis sein, das diese primäre Bindung bewirkt (das ist natürlich auch wieder ein Konzept, das nicht zutreffen muß, und laut Enneagramm gibt es im Widerspruch hierzu eine Bindung, mit der man schon auf die Welt kommt).

Bei mir könnte das die Krankenhauserfahrung rund um meinen 4. Geburtstag gewesen sein, meine vermutlich früheste Erinnerung, darauf stoße ich immer mal wieder: ich wachte alleine und verlassen und ans Bett gefesselt auf, mit einem dicken Verband auf dem Bauch, wo ich an Nabelbruch operiert worden war. Ich war völlig hilflos und hatte Todesangst, und ich habe damals vermutlich meinen Körper erstmals verlassen, denn in meinen Erinnerungsbildern sehe ich mich immer von oben.

"Gelernt" habe ich damals: mit mir stimmt irgendwas nicht, ich darf nicht so sein, wie ich bin, irgendwas an mir ist ganz furchtbar falsch. Das hat mich zeitlebens mit tiefen Schamgefühlen erfüllt. Weil diese Erfahrung so früh in meinem Leben war, kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie es mir vorher ging. Ich kann mich nicht an innere Freiheit in früher Kindheit erinnern, es gab immer diese Schamgefühle und diese Enge. Etwas in mir war trotzdem auch frei bzw. suchte die Freiheit, schon als Schulkind habe ich mich gerne alleine in die Natur zurückgezogen. Vielleicht hat mich die außerkörperliche Erfahrung während dieses traumatischen Krankenhausaufenthalts "gerettet".

Das eingesperrte Herz, das ich als Vorlage für den heutigen Tanzabend gezeichnet hatte, spiegelt genau diese Episode. Ich habe mir dieses Erlebnis so oft zurück in Erinnerung gerufen, aber ich werde nochmal richtig tief reingehen und diese Hilflosigkeit, das Verlassensein und den Schmerz tief fühlen – ich verschiebe es aber, da es heute schon so spät ist.

Eien andere Rückmeldung war auch sehr interessant: demnach zeige ich einen sehr starken Willen, nicht nur in meiner Vergangenheit mit Leistungsstreben, sondern auch aktuell auf meinem spirituellen Weg. Letzteres war mir nicht so bewußt, aber es stimmt ganz offensichtlich: ich WILL unbedingt die Erleuchtung! ;-) Das ist mir wichtiger als alles andere, seit ich im letzten Herbst erstmals näher auf diesen Begriff stieß.

Das beste daran: ich bin ja schon da! Nicht das Ego, aber das, was ich wirklich bin. Das Ego wird aufgelöst im wundervollen inneren Frieden. Das gelingt mir immer wieder. Nach meinem Eindruck geht es bei mir nur noch um eine fortlaufende Vertiefung der Erfahrung. Das wird gewiß die Zeit einfach mit sich bringen.

Die Ängste und Selbstzweifel habe ich anscheinend hinter mir gelassen. Ich habe auch nicht mehr die Sorge, daß ich mir nur etwas vormache. Es geht mir gut und ich bin richtig so, wie ich bin. Um nicht mißverstanden zu werden: eine tiefgreifende spirituelle Erleuchtungserfahrung hatte ich bisher nicht, aber das, was einige Autoren mit "Erwachen" bezeichnen, ist mir nicht mehr fremd. Und das ist ja auch nichts besonderes, nur das, was jeder von seinen stillen Momenten kennt. Ich mußte ja nur lernen, die vertraute Erfahrung mit diesen neuen hochtrabenden Worten in Verbindung zu bringen – und eine gewisse Vertiefung der Erfahrung erleben.

Es geht mir wunderbar gut. :-) Ich bin wieder arbeitsfähig, ich habe erfreuliche zwischenmenschliche Kontakte, und ich finde nahezu jederzeit zu mir selbst, wenn es mir einfällt und ich es wirklich will.

Dienstag, 23. März 2010

ein guter Tag

Heute war ein guter Tag. Eine Gelegenheit, um danke zu sagen. Danke, lieber Gott! Danke, liebes Leben. Ich danke mir selbst. ;-)

Auch in diese Arbeitswoche bin ich gut gestartet. Der Knoten meiner monatelangen partiellen Arbeitsunfähigkeit scheint sich tatsächlich gelöst zu haben. Ich mache jetzt sogar Überstunden, um dringende Terminarbeiten voranzutreiben – und das macht mir sogar Freude. Ich frage mich, wo die ganze Arbeitslust auf einmal herkommt. Vermutlich war sie vorher schon da, aber vom Ego zugedeckt. Oder es lag daran, daß dem Selbst andere Dinge wichtiger waren. Ich weiß es nicht, und ich brauche es auch nicht zu wissen. Lieber unwissend und glücklich als vermeintlich wissend und leidend.

Mir gelang es heute sehr gut, nach dem langen Arbeitstag abzuschalten und auf der Rückfahrt nah bei mir selbst zu sein. Ich bin heute glücklich.

Körperlich hat sich bei mir allerdings noch nichts gelöst. Ich ließ mir heute den Rücken massieren, da gibt es kaum schmerzfreie Stellen. Am stärksten betroffen sind weiterhin die Schultern, die sind total verkrampft. Da lastet immer noch ein zu schweres Gepäck auf mir. Zu viel Ballast trage ich mit mir herum. Vielleicht wird das das nächste zu bearbeitende Feld sein, ich bin gespannt, was das Leben mit mir vorhat.

Montag, 22. März 2010

Schmerzkörper

Wenn ich alleine meine Meditationsübungen mache, erfahre ich meistens inneren Frieden. Heute im Meditationskursus war es dagegen erneut so, daß ich auf Schmerz stieß. Und schon auf dem Weg dorthin empfand ich Angst. Diese Angst kenne ich, sie kommt immer dann auf, wenn ich spüre, daß es „ans Eingemachte“ gehen wird, wenn es ernst wird für das Ego.

Vielleicht brauche ich den unterstützenden Halt oder auch Druck der Gruppe, um tiefer zu gehen. Heute also Schmerz, darunter Wut, dann kurze Zeit Klarheit, dann ganz kurz Verzweiflung, dann war die erste Meditationsübung vorbei. Und darüber war ich froh, denn in die ganz tiefe Verzweiflung traue ich mich anscheinend noch nicht richtig hinein. In der zweiten, längeren Übung gab es ein dumpfes Schmerzgefühl, aber es war so diffus, daß ich es weder benennen noch richtig stark fühlen konnte.

Es blieb auch nach dem Kurs ein Gefühl des Unbehagens, die Emotion war nicht gelöst. Ich habe keine Ahnung, was es ist, ich glaube aber, daß ich ausweiche.

Ich habe jüngst bei Eckhart Tolle etwas über den individuellen und den kollektiven Schmerzkörper gelesen, das beeinflußt mich. Ich frage mich jetzt, ob der viele Schmerz, der bei mir immer hochkommt, nur mein individueller Schmerz ist, oder ob da noch mehr dahintersteckt. Laut Tolle spüren Frauen einen kollektiven weiblichen Schmerzkörper (den sie ebenso wie den individuellen Schmerzkörper verwandeln müssen, um zu sich selbst zu finden), und ganz besonders zur Zeit ihrer Regel (und die habe ich gerade). Mein Leben war nicht so schrecklich, daß da immer nur Schmerz sein müßte, vielleicht habe ich tatsächlich eine Verbindung zu einer tieferen Ebene, die mir bisher nicht bewußt ist.

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Ich habe gerade nochmal bei Tolle nachgelesen. Es reicht, das Licht der Bewußtheit dorthin zu lenken, dann heilt es von alleine. Dieser Schmerz bin nicht ich. Ich bin davon unberührt. Wenn es nur ein Gespenst ist von kollektiven Erinnerungen, dann möge es bitte gehen. Mir reicht zunächst mein individueller Schmerz, da habe ich genug zu verarbeiten.

Es ist ok, daß da Schmerz ist. Wenn Du zu mir gehörst, dann komm raus und zeig Dich. :-) Ich habe keine Angst vor Dir, und Du bist bei mir willkommen.

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Aha, es kommt vom inneren Kind, da ist irgendeine ungeheilte Verletzung. Komm in meine Arme, Kleines, und zeige mir, wo es Dir wehtut. Und jetzt fließen die Tränen...

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Ist es schon vorbei? Laß es ruhig raus, es hat alles Platz hier. Aah, Du lächelst ja schon wieder. Hier, nimm ein Taschentuch. Alles wieder gut? Siehst Du, es geht alles vorbei.

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Und schon ist wieder innerer Frieden da. Das ging schnell. Was auch immer das war, es wollte nur beachtet und wertgeschätzt werden, ein kurzer Tränenausbruch, und schon ist es verflogen.

Mir geht es gut! :-) Ich bin das, was hinter den Emotionen ist.

Sonntag, 21. März 2010

Gegenwärtigkeit

In der Stille und im ewigen Jetzt liegt unsere wahre Heimat. Das ist sehr stimmig für mich. Ich bin sehr dankbar, daß es heutzutage freien Zugang zu diesem Wissen gibt, das in früheren Zeiten wohl nur in Geheimlehren verbreitet wurde. Ich erkenne nach und nach, was wahr ist in den alten Religionen.

Beispielsweise der Sonntag: das war früher ein heiliger Tag, ein Ruhetag, an dem nicht gearbeitet wurde. Das hatte viel Sinn: es gab den Menschen die Chance, auch innerlich mal zur Ruhe zu kommen. Heute wird ja nichts mehr gemieden als Stille. In öffentlichen Verkehrsmitteln beispielsweise gibt es kaum jemanden, der einfach nur still sitzt. Entweder es wird geredet, telefoniert oder es wird am Notebook oder Gameboy getippt oder es wird gelesen. Letzteres mache ich zugegebenermaßen auch oft, aber nicht, um mich abzulenken, sondern um das Wissen zu vertiefen, das mich näher zu mir selbst führt (das Wissen weist zumindest teilweise den Weg, der dann mit dem Herzen gegangen wird).

Sonntags zogen sich die Menschen auch bessere Kleidung an und es gab ein besseres Essen als im Alltag. Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun, mit Achtsamkeit. Die Menschen glaubten vielleicht, es für einen äußeren Gott zu tun, aber in Wahrheit taten sie es für sich selber. Und das war wohltuend.

Es fehlt uns heute an diesen Ritualen. In Städten ist ein Tag wie der andere. Der Straßenlärm, die Hektik, die innere und äußere Unruhe und selbst der Einkaufsstreß unterscheiden sich kaum noch. Das Heilige, das Stille ist uns verlorengegangen.

Bei mir ist es auch kaum anders. Sonntags muß ich die Arbeiten erledigen, für die ich während der Woche keine Zeit habe. Der Unterschied zu werktags ist nur, daß ich sonntags Arbeit nur für mich erledige, nicht gegen Geld.

Eine Reduzierung und Vereinfachung des Lebensablaufs wäre gewiß sehr heilsam. Ich mache ja schon viele gesellschaftliche Trends seit Jahren nicht mit, z.B. kaufe ich fast nie Unterhaltungselektronik. Ich brauche diesen ganzen technischen „Fortschritt“ nicht. Ich kaufe auch keine Autos oder Urlaubsreisen auf Pump, und wenn ich mal Möbel kaufe, dann sollen diese für mein ganzes Leben halten.

Trotzdem kann ich mich von der gesellschaftlichen Hektik nicht völlig abkoppeln. Wegen des immer wertloser werdenden Papierschuldgeldes dreht sich das Hamsterrad immer schneller. Früher wäre es für mich möglich gewesen, meine berufliche Arbeitszeit zu reduzieren, um mehr Zeit für das wesentliche zu gewinnen, heute kann ich mir das finanziell nicht mehr leisten.

Was ich tun kann: achtsamer und gegenwärtiger leben bei allem, was ich tue. Ich bin so dankbar, daß ich herausgefunden habe, wie ich Stille bei sehr vielen Tätigkeiten genießen kann: z.B. beim Auto- oder Bahnfahren, bei Spaziergängen und bei allen mechanischen Tätigkeiten, die kein Denken erfordern.

Heute will ich einige dringend erforderliche Schnittarbeiten im Garten erledigen. Ich schneide äußerst ungerne an den Büschen herum, das sind alles lebendige Wesen, aber die Nachbarschaftsgesetze erfordern es leider. Ich will es zumindest mit Wertschätzung für die Natur tun – und mit möglichst viel Gegenwärtigkeit.

Mittwoch, 17. März 2010

Dankbarkeit

Es ist wie ein Wunder: ich kann wieder arbeiten! Jetzt schon den dritten Tag in Folge. Monatelang habe ich mich vergeblich herumgequält, alles mögliche ausprobiert, um wieder in einen Arbeitsrhythmus zu gelangen. Ich weiß wirklich nicht, was jetzt anders ist. Ich kann wieder gut und konzentriert arbeiten. Und wenn ich eine kurze Pause mache, finde ich ganz schnell zu mir selbst. Kein Problem. Die Balance ist da: ich kann bei mir sein, und ich kann in der mentalen Arbeit versinken. Ob letzteres nun ein unbewußter Zustand ist – oder ein in positivem Sinn ich-loser Zustand – das weiß ich nicht, und es ist mir auch herzlich egal!

Das Gehirn kann seine Arbeit offenkundig auch ohne anwesenden Ich-Gedanken erledigen, genauso wie der Körper das auch kann. Das ganze Grübeln und Konzeptebilden hat sich selbst ad absurdum geführt. Es ist sonnenklar, daß das ganze Nachdenken über mein Arbeitsproblem wenig genutzt hat.

Was ist jetzt anders? Irgendetwas hat sich gelöst, von ganz alleine. Vielleicht hat Zeit eine Rolle gespielt. Vielleicht hat eine Rolle gespielt, daß ich eine lange Zeit sehr viel bewußte Aufmerksamkeit auf die am Arbeitsplatz ablaufenden inneren Prozesse gelenkt habe. Vielleicht hat eine Rolle gespielt, daß ich einige unangenehme und normalerweise gerne verdrängte Emotionen durchlebt habe. Am Boden dieser Emotionen fand ich Kraft. Vielleicht habe ich damit die Kraft befreit, wieder freier zu fließen. Ich weiß es nicht, es sind alles müßige Spekulationen.

Meine Empfindung heute ist tiefe Dankbarkeit. Es besteht keine Gefahr mehr, daß das Ego übermütig/hochmütig wird. Nicht einmal Stolz ist vorhanden. Ich bin einfach glücklich, wie es jetzt ist.

In der S-Bahn sprach mich heute eine Frau auf meine aktuelle Lektüre an und erzählte mir von einem Stille-Retreat, an dem sie einmal teilgenommen hat. Das war eine sehr nette Unterhaltung (früher wäre mir das nie passiert, daß mich fremde Menschen in der Bahn ansprechen, da hatte ich wohl eine abweisende Ausstrahlung – das ist heute ganz anders). Ich möchte sehr gerne mal an einem Retreat teilnehmen, weiß aber noch nicht, wann es dafür an der Zeit ist. Ich glaube, es hat derzeit keine so hohe Priorität.

Heute abend beim Gymnastik-Kurs merkte ich, wie stark meine Muskeln erschlafft sind während der wochenlangen Glatteis-Periode. Mein Körper sehnt sich nach Bewegung. Gleichzeitig habe ich aber gemerkt, daß ich nicht mehr so viel Lust habe, auf Kommando bestimmte Bewegungen zu machen und dabei auch noch über die Schmerzgrenze zu gehen. Ich habe viel mehr Lust auf freie, ungehemmte Bewegung oder alternativ Bewegung mit bewußter Achtsamkeit wie beim Yoga. Ich werde den Gymnastik-Kurs also nicht verlängern und mir lieber etwas anderes suchen.

Danach machte ich noch einen ganz kurzen Spaziergang am Fluß. Ein frischer milder Frühlingswind tat mir sehr, sehr gut. Ich drückte den Elementen gegenüber meine Dankbarkeit aus.

Ich fühle wieder Kraft, die sich entfalten will. Ich habe den Eindruck, daß ich mich nach Monaten der empfundenen Machtlosigkeit wieder freier fühlen darf. Irgendwie habe ich ja Teil an diesem wunderbaren Leben. Und DAS LEBEN IST FREI!

Dienstag, 16. März 2010

erneut gute Arbeit

Das hatte ich lange nicht mehr: daß ich nach der Arbeit nicht abschalten kann. Heute habe ich mich so in die Gedankenlogik meines neuen Programmkomplexes hineingedacht, daß ich nach Feierabend diese Gedanken nicht richtig loslassen konnte und im Kopf weiter konzipiert und programmiert habe. In meinem Fall sehe ich das als gutes Zeichen: ich kann endlich wieder richtig arbeiten!

Ich werde mit der Zeit schon wieder in die richtige Balance finden. Erstmal bin ich sehr, sehr froh, daß das berufsbezogene Denken überhaupt wieder funktioniert. Ich muß ein bißchen aufpassen, daß ich jetzt nicht in Muster von früher hineinfalle und mich zu stark absorbieren lasse, aber die Gefahr ist eher gering, glaube ich.

Interessant fand ich, daß ich auf der Rückfahrt teilweise zu mir selbst kam, im inneren Frieden war, obwohl die Gedanken weiterkreisten. Es gelang mir also, meine Aufmerksamkeit davon abzuziehen. Es zappte immer hin und her, zeitweise verschlang mich das Gehirn, zeitweise konnte ich entkommen.

Am Arbeitsplatz war meine Aufmerksamkeit heute dagegen fast völlig vom Arbeitsprozeß absorbiert – das fand ich aber durchaus passend. Ich habe da nach meinem Empfinden etwas wiedergutzumachen. Wenn es wieder funktioniert, möchte ich gerne gute Arbeit leisten. Mal sehen, was das Leben da weiter mit mir vorhat.

Ich fühle mich gerade sehr glücklich. Ich habe so sehr lange darauf gewartet, daß die Arbeit wieder Freude macht. Das Leben hat es perfekt für mich arrangiert. Das Projekt, das ich seit Jahresbeginn verschleppt habe, hat sich durch geänderte Umstände von selber erledigt, da wird mir nichts nachgetragen. Mein jetziger Auftrag fordert mich als Feuerwehr, da der ursprüngliche Entwickler mit der Aufgabe überfordert war. Ich muß unter Zeitdruck sein Erbe überarbeiten, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Daß mir diese Anforderungen in der Sache ein Dorn im Auge sind (wir beliefern die Datenkrake Staat), ändert nichts daran, daß ich meinen Job erledigen muß. Und das heute sogar mit Freude, ich kann es noch kaum fassen. :-)

Montag, 15. März 2010

Super Arbeitstag!

Heute hatte ich den besten Arbeitstag seit mehreren Monaten. 100% Arbeitsleistung plus eine Überstunde. Es hat sogar viel Spaß gemacht. Ich bin sooo froh, richtig glücklich. Und ich bin dankbar, sehr dankbar. :-)

Es ist so sonnenklar, daß "ich" (das Individuum) darin überhaupt keine Aktien habe. Allenfalls die, daß ich heute mal zurückgetreten bin. Aber selbst das war keine bewußte Entscheidung. Ich hatte mir auch nicht vorgenommen, heute besonders erfolgreich zu arbeiten.

Es ist eine perfekte Lektion! Wie oft habe ich mir in den letzten Monaten vorgenommen, wieder eine bessere Arbeitsleistung zu bringen, und es ist mir nicht gelungen. Das Leben war jeweils stärker, und das wollte anderswo hin.

Danke, lieber Gott! Ich habe es begriffen!

Sogar Denken am Arbeitsplatz funktioniert. Heute bewegten sich die Gedanken ganz brav im Rahmen der erforderlichen Arbeitsaufträge. Ich habe mich mit einer Kollegin zusammen in ein neues Arbeitsgebiet eingearbeitet, vorhandene "Baustellen" angesehen und gleich daran weitergearbeitet. Ich hatte eine sehr gute Auffassungsgabe und konnte mich gut konzentrieren. Auch das Denken in abstrahierenden Zusammenhängen war kein Problem, alles das, was mir lange Zeit große Schwierigkeiten machte. Heute klappte alles wunderbar.

Es war sehr interessant, nach Feierabend zu beobachten, was sich im Kopf abspielte. Während ich superglücklich war und die ganze Welt umarmen wollte, suchte das Gehirn krampfhaft nach einem Haar in der Suppe. Und fand natürlich auch eines. Da es heute nicht so sehr viele Haare zu entdecken gab, wurde flugs noch ein negatives Erlebnis aus der letzten Woche aus der Mottenkiste gezogen. Hauptsache was zum Rumnörgeln, zum Runterziehen und zum Schlechtmachen.

Ich konnte das zum Glück sehr schnell unterbinden. Auf der Rückfahrt in der S-Bahn mochte ich nicht mal Lesen, um mich nicht abzulenken. Ich schloß einfach die Augen, achtete auf die Geräusche um mich herum und genoß das Hiersein. Das Leben kann so schön sein.

Mir geht es heute super! :-)

Ach ja, der Verstand möchte natürlich wahnsinnig gerne ein Konzept daraus machen, nachdem er akzeptiert hast, daß es nichts zum Rumnörgeln gibt. Möglicherweise hatte der gute Arbeitsfluß heute etwas damit zu tun, daß ich mich in den letzten Tagen meinem inneren Sumpf gestellt habe. Vielleicht lag es auch an der neuen Aufgabe, oder daran, daß ich nicht ganz alleine den Einstieg machen mußte, sondern eine kompetente und engagierte Einarbeitung bekam. Der Verstand sucht nach einem Muster, will festmachen, warum es heute geklappt hat, um diese Situation wiederholen zu können.

Aber was weiß ich schon? Es kann auch völlig andere Gründe haben. Und morgen kann es schon wieder völlig anders sein.

Ich habe einfach keine Kontrolle. Das Leben hat die Kontrolle. Das hat es mir heute nochmal gezeigt. Wie gesagt: ich habe die Lektion begriffen!

Ich will auf meinen Verstand auch nicht nur schimpfen, er hat heute eine sehr gute Arbeit geleistet. Wenn er auf die gewohnten Abwege gerät, muß ich ihm ja keine Aufmerksamkeit schenken, dann beruhigt er sich schon.

Sonntag, 14. März 2010

Todesangst / Kinderwunsch

Das Wochenende ist mir immer sehr kostbar. Das ist einer der wenigen Zeiträume, in denen ich ganz nach meinem eigenen Rhythmus leben kann - abgesehen von einigen (selbstgemachten) Verpflichtungen, die ich auch dann zu erfüllen habe. Mir ist das Wochenende immer zu kurz.

Heute nachmittag befiel mich eine tiefe Schwermut, weil ich morgen wieder in den ungeliebten Arbeitsalltag muß. Mehrere Stunden kaute ich daran herum, ließ ungerechtfertigte Aggression an meiner Lebensgefährtin aus und drückte mich zunächst davor, genauer hinzuschauen, was die Schwermut mir sagen will. Erst als ich wieder alleine war, konnte ich mich näher darauf einlassen.

Ich bin frustriert, weil ich die freie Zeit nicht voll und ganz nach meinem eigenen Willen gestalten konnte. Vieles, was ich gerne gemacht hätte, ist unter den Tisch gefallen. Das scheint mir ein Fall zu sein, in der sich meine Lebenskraft gegen mich selbst gewendet hat. Die Kraft, die sich ausdrücken wollte, wurde nur teilweise ausgedrückt, zurück bleibt ein Energiestau.

Ich fühle mich eingeengt, eingezwängt – und weiß dabei, daß ich das selber verursache.

Es hat etwas mit meiner Angst vor dem Tod zu tun, das ist mir klargeworden. Ich habe Angst davor zu sterben, bevor ich richtig gelebt habe. Das ist wohl auch der Grund, warum ich abends immer sehr spät ins Bett komme: ich mag nicht schlafen gehen, solange der Tag so unerfüllt erscheint. Wenn der Tag nicht richtig gelebt wurde, kommt die Nacht zu früh.

Ich halte etwas zurück, ich lebe nicht voll, ich bin zu kontrolliert, ich riskiere zu wenig. Dazu paßt auch mein Übergewicht. Ich halte alles fest, ich lasse zu wenig los. Wenn ich ganz allein bin und viel freie Zeit habe, kann ich unterdessen ganz gut mit meiner Lebenskraft mitfließen, aber sobald irgendwelche Regeln, Verpflichtungen ins Spiel kommen, bin ich blockiert. Ich bin immer noch zu sehr das brave Mädchen, das ihre Rollen weiterspielt.

Ich verausgabe mich damit, die Power zurückzuhalten, die durch mich hindurchfließen will. Kein Wunder, daß ich dann erschöpft bin und auch noch depressiv werde.

Die Angst vor dem Tod lähmt mich. Dabei könnte sie doch der allerbeste Motivationsfaktor sein, endlich alle Regeln und Normen über Bord zu werfen, um frei zu sein. Vorhin kam kurzzeitig tiefe Verzweiflung auf. Jetzt, während ich schreibe, bin ich wieder sehr nüchtern. Stelle ich mich nicht richtig, oder bin ich durch die Todesangst schon wieder durch?

Ich fühle mich jetzt etwas erleichtert, also war es für heute wohl genug Auseinandersetzung. Aber vielleicht muß ich nochmal so richtig „sterben“. Ein Ritual könnte helfen, z.B. die Karfreitagsliturgie.

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Nachdem ich noch ein wenig in anderen Blogs gelesen habe, bin ich wieder im Frieden mit mir. Schön, dann will ich mal sehen, daß ich heute nicht so spät ins Bett komme, damit die Arbeitswoche nicht gleich wieder mit Hektik anfängt.

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Nein, ich kann noch nicht schließen, gerade merke ich, daß mir noch etwas auf dem Herzen liegt. Als ich vor zwei Tagen über einen Traum schrieb, in dem es um meine Exkremente ging, dachte ich, daß ich gewiß weniger Schamgefühle dabei hätte, wenn ich Kinder großgezogen hätte. Dann wäre ich einfach mehr mit dieser Seite des Lebens konfrontiert gewesen. Nun, ich werde in einem Monat 44 Jahre alt, und ich werde in diesem Leben keine Kinder bekommen.

Und das tut weh, das tut verdammt weh. Ich wollte immer Kinder haben – zumindest glaubte ich, daß ich das wollte. Aber warum habe ich mich dann in eine Frau verliebt, und warum empfinde ich es als völlig richtig, daß ich immer noch mit ihr zusammen bin? Ich liebe sie.

Heute habe ich etwas bei Samarpan gelesen, das genau zu diesem Kinderwunsch-Problem paßt (das gewiß viele Frauen meiner Generation haben: wir sind ja diejenigen, die „zu wenig“ Kinder bekommen haben und dafür auch noch angefeindet werden). In „Stille – Gespräche mit Samarpan“ sagt er zu einer Frau, die auch mit Mitte 40 ihren Kinderwunsch nicht realisert hat:

„In diesem Leben geht es darum, Dich selbst zu gebären. Dazu ist dieses Leben da. Dafür bist du in diesen Körper gekommen.“

Mich berührt das zutiefst. Es hat irgendeinen Sinn, daß ich nicht den normalen Weg gegangen bin mit Mann und Kindern. Vermutlich hätte ich in einer solchen Situation noch weniger Zeit für mich selbst gefunden als ohnehin schon. Ich wollte nicht „Nur-Hausfrau“ sein und andere weibliche Leitbilder, an denen ich mich hätte orientieren können, gab es vor 25 Jahren noch kaum. Neben Beruf und Haushalt auch noch eine Familie zu versorgen, hätte mich eindeutig überfordert. Nein, es ist alles richtig so, wie mein Leben verlaufen ist. Es hat mich dahin geführt, wo ich heute stehe.

Ich bin heute unabhängig genug, um mich mit voller Kraft um meine Freiheit zu bemühen, auf dem Weg des Erwachens. Das ist für mich offenkundig wichtiger, als Kinder in die Welt zu setzen.

Kinder dienen u.a. auch dazu, die Angst vor dem Tod zu verdrängen, fällt mir gerade auf. Man möchte etwas von sich selbst zurücklassen, und seien es nur die weitergegebenen Gene. Das ist ein biologischer Auftrag des menschlichen Körpers. Aber für den Fortbestand der Menschheit ist ja ausreichend gesorgt, die Erde ist eher überbevölkert, da bin ich nicht wichtig. Und die Angst vor dem eigenen Tod... der möchte ich mich ja stellen. Dafür bin ich schließlich eine Schamanin! Das ist mein Auftrag in diesem Leben. Und auch wenn ich erst spät dahinfinde – besser spät als nie!

Ich werde Gott/das Selbst um Führung bitten, wie es für mich weitergeht.

Nach einem heftigen Tränenausbruch ist jetzt erneut Frieden da. :-)

Samstag, 13. März 2010

Kraft!

Eines empfinde ich heute wirklich als befreiend: diese Gefühle sind einfach nur Gefühle. Sie binden mich nicht. Das, was ich wirklich bin, ist davon völlig unberührt. :-) Ich fühle mich jetzt erleichtert, da ist eine Last von mir abgefallen. Verdrängung lohnt sich nicht, sie belastet unnötig. Was offengelegt ist, braucht nicht mehr energieaufwendig versteckt zu werden. Und schon wird Energie frei für andere Dinge.

Die Basis dieser ganzen unterdrückten Emotionen, das stelle ich jetzt etwas verwundert fest, ist KRAFT! Es ist unterdrückte Lebenskraft, die sich gegen mich selbst richtet, die mich blockiert, die mich krank und unglücklich macht. Ich bin deshalb überlastet, weil ich meine Lebenskraft (die nicht mir persönlich gehört, aber für die ich Ausdrucksorgan bin) gegen mich selbst richte, anstatt sie konstruktiv fließen zu lassen!

Welchen Schluß ziehe ich nun daraus? Noch mehr Loslassen, noch mehr Hingabe? Oder darf ich mir auch mal wieder selber Ziele in der Außenwelt setzen, für deren Erreichung ich gerne Kraft einsetze. Das Problem mit dem freien Willen löst sich vielleicht so: ich muß so handeln, als ob ich einen freien Willen hätte, als ob ich verantwortlich wäre, und dabei aber immer bewußt halten, daß ich nur Ausführungsorgan bin für eine Kraft, an der ich Teil habe, die aber viel größer ist als dieser eine Mensch.

Freitag, 12. März 2010

Neid/Ehrgeiz

Mir kommt es vor, als habe ich in den letzten Tagen eine innere Eiterblase angestochen, die jetzt nach und nach alles an die Oberfläche befördert, was normalerweise schamhaft versteckt wird. Dann raus damit, das ist der Weg der Heilung!

Auf dem Weg zur Arbeit war noch ein anderes Gefühl präsent, dessen Existenz ich normalerweise leugne: Neid.

Auf den Neid bin ich durch die Beschäftigung mit dem Enneagramm gestoßen. Wenn ich tatsächlich eine Typ-4-Fixierung habe, soll Neid mein Hauptantrieb sein. Das war mir wirklich sehr unbewußt, aber beim genaueren Hinsehen entdecke ich ihn doch.

Ich war als Kind oft neidisch auf meinen Bruder, weil er in mancher Hinsicht bevorzugt wurde, obwohl doch ich die Ältere war. Und heute bin ich neidisch auf die Reichen und die Schönen, die weniger Problembehafteten, diejenigen, bei denen (zumindest nach außen) alles glatt läuft, die Starken, die Erfolgreichen, die Mutigen, die echten Pioniere und Abenteurer, die Unternehmer, diejenigen, die ihr Potential auch tatsächlich verwirklichen und und und…

Ehrgeiz ist verbrämter Neid. Als Schülerin war ich sehr ehrgeizig. Ich bin es auch heute, nur daß mein Ehrgeiz sich von äußeren auf innere Ziele verlagert hat. Aber auch auf dem spirituellen Weg bin ich wahnsinnig strebhaft auf der Jagd, auf der Suche.

Neid, so habe ich gelesen, sei ein Anzeiger dafür, daß man selber mehr könne/habe, als man wahrhaben wolle.

Wenn die ganze Energie, die ich derzeit noch dafür aufwende, mich selbst zu verleugnen und sinnlos nach einem Ziel zu streben, was bereits hier ist – wenn ich diese Energie freisetzen könnte, dann könnte ich damit etwas bewegen. Derzeit blockiere ich mich noch zu stark selbst, was sich u.a. in meinen körperlichen Verspannungen ausdrückt (ich kann froh sein, daß es nicht zu schlimmeren Krankheiten geführt hat).

Ekel/Scham

Heute nacht hat mein Unterbewußtsein wohl erneut etwas ausgebrütet. Ich hatte einen widerlichen Traum, der mich nicht losläßt. Ich schaue äußerst ungern hin. Und noch weniger mag ich hier darüber schreiben, es scheint aber notwendig zu sein, um mich davon zu befreien.

In diesem Traum habe ich meine Exkremente in einer Plastikschüssel gesammelt und in einem Schrank versteckt, weil die Anwesenheit eines anderen Menschen mich daran hinderte, die Toilette aufzusuchen. Ich versuchte vergeblich, diesen Menschen mal einen Moment loszuwerden, einen Moment allein zu sein, um diesen Dreck unbeobachtet entsorgen zu können, aber es kamen immer mehr Menschen. Schließlich deckte ich die Schüssel notdürftig mit einem Handtuch ab und nahm den Weg zur Toilette mit der stinkenden Schüssel in der Hand. Der Traum endete nach der Entsorgung der Scheiße, es blieb aber ein unaufgelöstes, nicht erleichtertes Gefühl zurück.

So, das ist mir wirklich sehr schwergefallen. Was will der Traum mir sagen? Es gibt irgendetwas ganz Ekelhaftes, Widerliches, das ja niemand an mir sehen darf, das ich schamhaft verstecke, das das Licht der Öffentlichkeit nicht erblicken darf. Es gibt irgendeinen ganz schmutzigen Anteil von mir.

Für einen Freudianer wäre dieser Traum wohl ein gefundenes Fressen.

Es geht anscheinend um Scham. Es geht darum, daß ich mich schäme, so zu sein, wie ich bin. Es geht darum, daß ich nicht alles von mir zeigen und preisgeben möchte. Scham ist mein lebenslanger Wegbegleiter, das Gefühl kenne ich nur zu gut.

Ich kann mir jetzt aber klarmachen, daß alles, was auf dieser Welt existiert, ohne Ausnahme göttlichen Ursprungs ist. Da ist nichts schlecht und nichts falsch. Ausscheidung ist eine natürliche Funktion, die notwendig ist, weil der Körper sonst an seinen Abfallstoffen ersticken würde. Und es gibt ja sogar Lebewesen, die von den Ausscheidungen anderer Lebewesen leben.

Es ist nur unsere Konditionierung, daß wir Exkremente als ekelhaft empfinden. Sie enthalten Krankheitskeime, eine hygienische Entsorgung ist wichtig, aber es ist nichts, dessen man sich schämen muß. Überhaupt gibt es nichts an mir oder an der Welt, dessen ich mich schämen muß.

Vielleicht geht es in dem Traum auch darum, daß ich unangenehme Aufgaben gerne wegschließe. Da sehe ich es als Fortschritt an, daß ich die Aufgabe in dem Traum schließlich erledigt habe, der vielen Menschen um mich herum zum Trotz.

Donnerstag, 11. März 2010

Haß / Verlassenheit

(Text von heute vormittag)

Meine wichtige Einsicht von gestern abend hängt mir noch nach. Unter der Traurigkeit und der Wut liegt also Selbstabwertung. Heute morgen kam es mir nochmal hoch. Diese Selbstabwertung ist tiefer Haß, Haß auf mich selbst und Haß auf Gott, Haß auf diesen Körper, Haß auf mein Mensch-Sein. Darunter liegen Schuldgefühle. Ich muß wohl ganz böse sein, wenn ich mit diesem Eingesperrtsein bestraft worden bin.

Weiter gelange ich im Moment nicht. Vermutlich deswegen, weil ich diesen Haß noch nicht intensiv genug gespürt habe. Das hole ich später mal nach.

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Ich lese ja immer mehrere Bücher parallel, mein Wissensdurst ist riesig. Heute las ich in „Wege zum Selbst“ von Ken Wilber. Eine Freundin gab mir den Tip, und der war klasse. Nun erhalte ich noch einen umfassenderen Einblick in die Zusammenhänge.

Es gibt mehrere Ebenen in der Entwicklung des Bewußtseins: in der (vom Selbst) entferntesten Ebene steht die Persona getrennt vom Schatten. Integration des Schattens führt zu einem ganzen Ich, das keine Seelenanteile mehr verdrängen oder auf andere projizieren muß.

In der nächsten Ebene steht das Ich getrennt vom Körper. Die Wiedervereinigung mit dem Körper, Akzeptanz seiner unbewußten und bewußten Antriebe führt zum Kentauren (den Begriff kannte ich in diesem Zusammenhang bisher nicht: der Kentaur ist ja in der Mythologie die Verschmelzung von Mensch und Tier/Pferd). Der Mensch ist nun ganz Körper, Geist und Seele, nichts ist abgespalten, er bildet eine harmonische Einheit. Auf dieser Ebene habe ich offenkundig noch erheblichen Nachholbedarf, darum will ich mich kümmern (die Tanz-Therapie ist hier angesiedelt, ebenso Hatha-Yoga, das ich wieder konsequenter üben will).

Danach kommt die transpersonale Ebene. Zunächst die Disidentifikation von Körper, Gefühlen, Gedanken hin zum transpersonalen Zeugen, dem Beobachter. Und wenn das lange genug eingeübt wurde (ich übe seit Herbst 2009) und die göttliche Gnade es so vorsieht, dann gelangt man zum All-Einheits-Bewußtsein, der unio mystica, der bewußten Verschmelzung mit dem allumfassenden Gewahrsein, dem transpersonalen Selbst.

Ostern rückt näher. Das wäre doch ein passender Zeitpunkt für den Tod des individuellen Ich und der Auferstehung als universelles Selbst. Vielleicht wäre es schön, unter diesem Gesichtspunkt die katholische Osterliturgie mal wieder mitzufeiern, das habe ich seit mehr als 10 Jahren nicht getan.

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Heute habe ich weniger Verspannungen als gewohnt im Schulter-Nacken-Bereich, aber stattdessen habe ich sehr starke Kreuzschmerzen (im unteren Rücken, Lendenwirbelbereich) und mag kaum sitzen, was ich leider den ganzen Tag tun muß.

Wofür stehen diese Kreuzschmerzen? Ich assoziiere mal ein wenig: ich kann nicht gerade und aufrecht stehen, ich bin gebeugt, gedrückt, gedemütigt. Mir wurde das Rückgrat gebrochen. Oder habe ich es mir selber gebrochen? Ich kann nur auf allen Vieren kriechen oder flach am Boden liegen. Ich bin nichts, ich bin ein Staubkorn. „Herr, ich bin nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach“

Ich tauge nichts, ich bin nichts wert, ich bin ein Stück Dreck. Verstoßen, ausgestoßen, allein und einsam. Niemand liebt mich. Nicht mal ich selbst.

„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“

Mittwoch, 10. März 2010

Selbstabwertung!

Manchmal braucht es nur den richtigen Anstoß im richtigen Moment. Gerade habe ich mir als Reaktion auf einen Kommentar von Eva zum gestrigen Beitrag vorgenommen, mal in meine partielle Arbeitsunfähigkeit hineinzuspüren, da kommt mir auch schon der Schmerz hoch.

Ich komme nicht damit klar, daß ich mich für zuweilen fehlende Arbeitsleistung gut bezahlen lasse. Dahinter steckt mein Glauben, daß ich es nicht wert sei, ohne Leistung einfach nur so zu leben, zu überleben, einfach da zu sein. Es ist tiefe Selbstabwertung! Das steckt dahinter!

Ich glaube, ich müsse mir das Leben erst verdienen. Ich glaube, ich sei so beschädigt und wertlos, daß ich mir das Recht auf Leben erst hart erarbeiten müsse - durch eigene Leistung.

Und jetzt fließen die Tränen...
Dieser Schmerz sitzt ganz, ganz tief in mir drin...

Liebe gibt es nur gegen Leistung, das habe ich irgendwann mal „gelernt“. Und jetzt wehrt sich irgendein Teil in mir, der einfach so geliebt werden möchte, ohne Leistung zu bringen. Und der wird sich so lange weiterwehren, bis ich mich endlich so annehme, wie ich bin. Mit oder ohne Leistung.

Aus eigener individueller Machtvollkommenheit kann ich doch sowieso überhaupt rein gar nichts tun. Und das ganze Leben ist sowieso ein einziges Geschenk, zu dem ich überhaupt nichts beigetragen habe.

Es ist einfach ein Geschenk, das ich annehmen oder ablehnen kann. Wenn ich es ablehne, verachte ich mich selbst und verachte Gott. Wenn ich es annehme, gehört einfach alles dazu. Ich bin genau so, wie ich bin, vom Leben und von Gott gewollt. Da ist nichts falsch. Und auch, wenn ich überhaupt gar nichts leisten könnte oder würde, wäre ich trotzdem genausoviel wert.

Ich nehme mich jetzt selber ganz fest in den Arm und sage meinem inneren Kind, wie lieb ich es habe, und daß an mir alles absolut richtig ist, und daß ich liebenswert bin, so wie ich bin!

Dienstag, 9. März 2010

Enneagramm

Über ein Buch von Eli Jaxon-Bear bin ich auf das Enneagramm gestoßen. Dieses System kannte ich bisher nicht. Ich bin davon überzeugt, daß es für mich eine wichtige Botschaft beinhaltet, und so habe ich mich in die Beschreibungen der 9 Charakter-Fixierungen vertieft und auch einige Selbsttests im Internet gemacht.

Die Charakterfixierung liegt unterhalb der Persönlichkeit und bindet unmittelbar das Bewußtsein an die menschliche Inkarnation. Dieser Ego-Knoten ist demnach der letzte Knoten, der aufzulösen ist, wenn ich das richtig verstanden habe.

Ich glaube, meine Fixierung liegt im emotionalen, „hysterischen“, Bereich. Einer der Tests ordnete mich als Typ 4 ein, „Träumer/ Romantiker/ Individualist/ Künstler“. Bei einem anderen Test lag Typ 4 nur an dritter Stelle nach Typ 9 (Friedensstifter) und Typ 5 (Denker).

Viele der Beschreibungen passen nicht so gut, andere dafür umso besser. Ich bin unsicher, aber gehe mal fürs erste davon aus, daß ich eine Typ-4-Fixierung habe. Meine starke Emotionalität wäre dann ein Symptom dieser Fixierung. Und meine Aufgabe wäre, diese Emotionalität loszulassen. Das finde ich furchtbar. Ich kann auf vieles verzichten, aber darauf nicht. Das ist mein Wesenskern, das bin ich – oder was ich dafür halte. Das, was ich wirklich bin, liegt ja noch unterhalb des Ego-Knotens. Sich mit diesem Knoten zu konfrontieren, ist nach Eli Jaxon-Bear „der Punkt der wirklichen Hingabe“.

Es bedeutet, auf Individualität völlig zu verzichten. In jedem einzelnen Moment meines Lebens könnte ich mich dazu entscheiden. Ich glaube, ich war noch nie unterhalb dieses Knotens. Ich habe mich noch nie als reines Bewußtsein erfahren. Ich hatte zwar schon einige spirituelle Erfahrungen, aber mir scheint, sie gingen nie so tief. Oder wenn, dann habe ich es nicht gemerkt oder nicht so interpretiert.

Wenn ich das nächste Mal eine intensive Emotion erfahre und gerade ungestört bin, will ich mal versuchen, tiefer in das Gefühl hinabzusteigen. Ich bleibe meistens beim Schmerz hängen, bei Traurigkeit. Ich weine gerne, ich liebe es. ;-) Weinen löst etwas, und es fühlt sich sehr, sehr echt an. Nun scheint klar: es ist nicht echt, es ist nur ein Ausdruck meiner Fixierung. Es muß noch etwas darunter geben.

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Warum aufschieben? Nachdem ich die vorigen Zeilen geschrieben hatte, habe ich mich sofort an einen ruhigen Ort zurückgezogen und in mich hineingespürt. Sehr schnell kam ich an den Punkt des Schmerzes. Tränen flossen. Ich bin sooo traurig. Was ist darunter? Darunter liegt Wut. Ich bin wütend, daß ich hier eingesperrt bin. Ich will raus hier! Mein Brustkorb fühlte sich wieder einmal wie eingekerkert an, schmerzhaft, blockiert.

Was kommt dann, was ist darunter? Tiefer kam ich irgendwie nicht. Ich fühlte noch eine diffuse stille Ruhe, diese war aber nicht erlösend. Ich brach die Übung nach einiger Zeit ab. Während ich dies aufschreibe, ist Wut das vorherrschende Gefühl. Vielleicht kann ich mich nochmal tiefer einlassen. Wut gehört bei mir zu den stark unterdrückten Gefühlen, die ich extrem selten empfinde.

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Ich bin nochmal reingegangen in die Wut. Es ist eine intensive Wut auf Gottvater: „Warum hast Du mich hier eingesperrt, Du Mistkerl?“ Ein Punkt mitten auf meinem Brustbein schmerzt intensiv. Ich gelange leider nicht unter die Wut.

Wenn unterdrückte Wut das unterste meiner Gefühle ist, dann könnte dies auch für eine 9-er-Fixierung sprechen, das kam bei einem der Tests ja auch heraus. Ich werde diese Übungen fortsetzen. Ich will fühlen, was noch tiefer liegt. Ich will endlich raus aus dem Gefängnis.

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Nachtrag: was ich im letzten Eintrag über Mitgefühl geschrieben habe, ist demnach auch nicht ganz echt, auch zu sehr der Fixierung an der Emotionalität verhaftet. Vielleicht ist es so, daß echtes Mitgefühl der bedingungslosen göttlichen Liebe entstammt und ohne Tränen auskommt.

Sonntag, 7. März 2010

Mitgefühl

Mir gehts gut. Ich hatte heute einen angenehm ruhigen Tag. Gestern und heute habe ich nach mehrmonatiger Pause wieder mit einfachen Anfänger-Yoga-Übungen begonnen. Das will ich möglichst beibehalten, denn mein Körper hat es sehr, sehr nötig.

Vielleicht kann ich das weiterhin bestehende Problem des freien Willens einfach pragmatisch lösen: ich tue das, was ich für richtig halte, und wenn es nicht das richtige sein sollte, dann werde ich schon daran gehindert werden, und dann wird einfach irgendeine andere „richtige“ Handlung geschehen. Durch Grübeln komme ich bei dem Thema jedenfalls nicht weiter.

Ich lese weiterhin querbeet alles mögliche. Dabei stelle ich immer wieder fest, wie erschreckend unwissend ich bin. Zum einen fehlt mir theoretisches Wissen, das ich jetzt aber schnell aufbaue, zum anderen fehlen mir praktische Erfahrungen, die sich nur langsam realisieren lassen.

Heute hatte ich zwei Kontakte mit einem Freund und einer Freundin, die mir deutlich gemacht haben, wie weit ich mich schon von der Alltagssicht entfernt habe. Das macht mich etwas traurig, weil mir so die Gesprächspartner abhanden kommen für die Themen, die mich brennend interessieren.

Ich habe vermutlich den Fehler gemacht, mich auf falsche Art und Weise von meinem Körper zu desidentifizieren. Die körperlichen Empfindungen zu negieren ist der falsche Weg. Es geht auch nicht darum, den Körper „hinter sich“ zu lassen, sondern umgekehrt darum, alles in den Körper und in mich hineinzulassen. In einem Buch von Gangaji habe ich sehr kraß die Aufforderung gelesen, sich das Herz „brechen“ zu lassen. Sich immer wieder einzulassen, immer tiefer, den Schmerz der ganzen Welt in sich aufzunehmen, und dabei aber wahrzunehmen, was unter dem ganzen Schmerz unberührt davon bleibt. Das trifft mich, und das scheint mir der richtige Weg zu sein. Keine Distanzierung vom Leiden, sondern volles Mitleiden, im Bewußtsein, daß darunter Frieden und Glückseligkeit ruhen.

In den letzten Tagen hatte ich immer wieder kurze, spontane Tränenausbrüche, nicht sentimental, sondern voller Mitgefühl, in ganz unterschiedlichen Situationen. Es gibt so unglaublich viel Leid in der Welt. Wenn das Zurückstellen meiner Ego-Verstandes-Zentriertheit und die Hingabe an das, was IST, in mir unbekannter und unerklärlicher Weise zur Verringerung des Leids in der Welt beiträgt, dann ist das für mich ein großer Ansporn, auf meinem Weg der Selbsterkenntnis weiterzugehen.

Donnerstag, 4. März 2010

wieder mehr Außenaktivitäten

Heute habe ich mehrere Stunden konzentriert gearbeitet. Danach hatte ich zwar Kopfschmerzen, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl, mal wieder in einen Arbeitsfluß zu gelangen. Meine Aufmerksamkeit ist dabei abgetaucht, das finde ich aber nicht schlimm. Ich hole mich leicht wieder in die Gegenwart zurück, sobald ich mich daran erinnere.

Ich lese weiterhin sehr, sehr viel, im Internet und auch Bücher. Manchmal bin ich verblüfft festzustellen, daß ich klare Beschreibungen lese von Erkenntnissen, die ich mir mühsam selber erarbeitet habe. Das gibt mir dann immer eine Bestätigung, daß ich mich auf meinem Weg nicht völlig verirrt habe.

Heute las ich zum wiederholten Mal, daß es wichtig ist, in den Kern des eigenen Schmerzes vorzudringen. Das widerspricht etwas der buddhistischen Nicht-Anhaftung (sofern ich diese richtig verstanden habe), entspricht aber dafür genau meiner eigenen Erfahrung und Überzeugung: vorhandene Gefühle, gerade die unangenehmen, müssen voll durchlebt und ausgekostet werden. Das wirklich zu tun ist allerdings sehr schwer.

Ich las auch etwas über den Gleichklang von innerer und äußerer Ordnung bzw. Unordnung. Die Unordnung in meinem Haushalt stört mich zusehends, ich werde bald einige Tage für eine weitere Entrümpelungs- und Aufräumaktion reservieren. Dabei leide ich allerdings immer unter Zeitknappheit, denn auch im Garten wäre jetzt nach dem Frost sehr viel zu tun.

Körperlich bin ich stark erschöpft, das scheint einerseits eine echte Überlastung zu sein, andererseits fehlt mir aber auch ein Bewegungsausgleich. Es ist das typische Büromenschen-Streßsyndrom: zu viel Alltags-Hektik (bei mir vor allem durch lange Fahrtzeiten bewirkt, auch wenn ich diese immerhin für Lesen oder Aufmerksamkeitsübungen nutzen kann). Sobald wie möglich möchte ich wieder mit regelmäßigen Bewegungsaktivitäten beginnen.

Bei diesen Plänen habe ich weiterhin Sorge, daß ich dem Ego auf den Leim gehen könnte. Es scheint doch so zu sein, daß das Ego zwar nicht handeln kann, daß aber das, was handelt (die Lebensenergie oder was auch immer) sich zumindest teilweise nach dem Ego ausrichtet. Nur so kann doch die Handlungsillusion entstehen. Und das bedeutet, daß sich mir weiterhin die Frage stellt, woran ich denn erkenne, was ich wirklich tun soll. Heute stieß ich auf eine Übung dazu, zwischen verschiedenen "inneren Stimmen" zu unterscheiden, damit will ich mich mal befassen.

Ich habe nun viele verschiedene Beschreibungen über die unendliche Weite oder das frei fließende Bewußtsein gelesen, das wir alle sind. Mein Verstand, der sich alles erklären möchte, freundet sich langsam damit an. Es wird vorstellbarer – und ich habe außerhalb vom Verstand ja auch erste "Erfahrungen" gemacht. Irgendwie glaubt der Verstand immer noch, er müsse mit diesen neuen Einsichten irgendetwas "anfangen" können, sie nutzen können, um etwas an mir oder in der Welt zu verbessern. Das ist offenbar unmöglich, aber ganz eingesehen habe ich es noch nicht. Und so lange wird wohl weitergelitten.

Sich für immer und vollständig hinzugeben, erscheint mir unmöglich – das ist vielleicht was für einige wenige Heilige, aber nichts für mich.

Mir scheint, meine Aufmerksamkeit wandert langsam wieder mehr in die Außenwelt. Vielleicht hat das was mit der Jahreszeit zu tun, vielleicht auch mit meinem Prozeß.

Montag, 1. März 2010

zu viel Last

Heute beim Meditationskurs hatte ich einen Tränenausbruch, das häuft sich seit einigen Tagen. Ich glaube, ich gehe jetzt durch eine neue depressive Phase, eine tiefere Schicht. Ich erreiche zwar diesen Punkt des inneren Friedens, aber weiter außen ist Depression.

Heute wurde der Schmerz vordergründig ausgelöst durch meine Last der Entscheidung bezüglich einer am Arbeitsplatz intern ausgeschriebenen Stelle: sie wäre etwas besser bewertet als meine aktuelle Stelle und wäre eine logische Weiterentwicklung meiner jetzigen Position. Ich weiß nicht, was für mich richtig ist, ich bin ratlos. Und dann war da dieser Schmerz. In der Gesprächsrunde ging die Leiterin so einfühlsam auf mich ein, daß es dann so richtig aufbrach. Ich leide unter der unglaublich schweren Last, die ich mir selber aufgebürdet habe. Ich habe nicht zu wenig Verantwortung, sondern viel zu viel. Symbolisiert wird diese Last durch meine starken Rückenschmerzen, heute insbesondere im Schulter-/Nacken-Bereich.

Ich quäle immer noch mein inneres Sein. Heute bin ich aber nicht dahintergekommen, was genau das Problem ist und wo die Lösung wäre.

Eine Rolle spielen dabei die Probleme von anderen, die ich immer mittragen soll. Ich kann nicht mehr. Meine eigene Last mit Beruf, Haus und Garten wiegt schon schwer genug (im Grunde auch schon zu schwer). Mein Leben ist nicht im Gleichgewicht, es gibt zu viel Arbeit und zu wenig Muße.

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Gestern bekam ich einen Hinweis einer Freundin, daß ich anscheinend zu früh in die transpersonalen Bereiche vorgedrungen bin. Das sollte man möglichst erst tun, wenn man mit beiden Beinen fest auf der Erde verwurzelt ist, und die Ich-Achse stabil, ganz und heil ist. Sonst sei die Gefahr zu groß, entweder abzustürzen (vielleicht geschieht das bei mir gerade) oder sich im Nirvana zu verlieren (die Gefahr besteht bei mir auch, wenn ich mich in die Stille verliebe).

Für mich hört sich das plausibel an, ich fühle mich ja auch zerrissen zwischen meinen Anfänger-Problemen einerseits und fortgeschrittenen Erfahrungen andererseits. Möglicherweise habe ich zu früh die Grenzen des Ichs aufgelöst, bevor sie erstmal fest abgesteckt sind. Ich habe vielerlei Erfahrungen mit symbiotischen Beziehungen: die führen auch zu einer Auflösung der Person – im anderen Menschen. Ob die zu frühe Auflösung (oder der Versuch davon) des individuellen Ichs nicht auch problematisch ist? Es war bei mir aber wohl zwingend, daß es so kommt, der innere Drang war so stark.

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Mein aktueller Stand zum Thema freier Willen sieht jetzt so aus: wir sind frei darin, unserer inneren Bestimmung zu folgen oder auch nicht. Wenn wir es nicht tun, häufen wir Karma an, das wir später wieder abarbeiten müssen.

Ich wünschte, mein Kontakt zum Selbst wäre schon stabiler und ich hätte genug Anhaltspunkte, woran ich denn erkenne, was die richtige Handlung ist.