Sonntag, 28. Februar 2010

Tauwetter

In der letzten Woche habe ich mich weiterhin viel mit dem Thema "freier Wille" befaßt. Ich brauche eine für mich stimmige Lösung. Daß ich diese noch nicht gefunden habe, blockiert mich. Ich habe erneut sehr viel dazu gelesen und ich habe mich intensiv mit Freunden zum Thema ausgetauscht.

Wenn ich auch im Arbeitsalltag einen zuverlässigen Zugang zu meiner inneren Stimme, zum Selbst, hätte, dann gäbe es vermutlich kein Problem. Ich erreiche zwar relativ problemlos eine innere Ruhe und Frieden, aber ich erreiche nicht Klarheit über das, was zu tun ist. Außerhalb des Berufsalltags gelingt mir das schon, im Job aber nicht.

Es fehlt einfach nach wie vor die echte, innere Motivation für meine Tätigkeit. Es ist nicht das, was mich wirklich begeistert. Es hat zu wenig mit mir zu tun.

Immerhin verspüre ich seit einigen Tagen wieder mehr Handlungsenergie. Passend zum Tauwetter scheine auch ich ein wenig aus dem starken Rückzug der Winterzeit zu erwachen.

Ich habe Sorge, daß ich meinem Ego erneut in die Falle gehen könnte. Wenn diese Sorge nicht wäre, würde ich vielleicht die spirituelle Suche eine Zeitlang beiseite legen und tatsächlich mal einige praktische Alltagsprobleme angehen, die darauf warten.

Wenn ich das tun könnte, was meine innere Bestimmung ist, dann wäre mir egal, ob das nun mein menschlicher oder ob es göttlicher Wille ist, dann könnte ich mich gewiß hingeben. Ich weiß jetzt zwar, daß der Sinn des Lebens das Leben als solches ist, die Wahrnehmungen als solche, aber darüber hinaus glaube ich nach wie vor auch an eine individuelle Aufgabe, für die das Leben mich geschaffen hat. Und die Einsicht darein fehlt mir noch. Leider.

Ich brauche mehr Vertrauen, daß ich schon richtig geführt werde, und daß sich zu passender Zeit schon das richtige ergeben wird. Bis dahin möchte ich die keimende Handlungsenergie passend einsetzen, ich mache dazu gerade einige Pläne – nur für die nächsten 1-2 Monate, weiter mag ich nicht in die Zukunft blicken.

Ich hatte zuletzt nicht mehr so viel Lust, hier zu schreiben. Das sehe ich als Zeichen dafür, daß ich innerlich zur Ruhe gekommen bin. Denn es war oft Ruhelosigkeit, die mich zum Schreiben getrieben hat.

Sonntag, 21. Februar 2010

Erkältung

Bei anstrengender körperlicher Arbeit, teils im Freien, habe ich mir eine Erkältung geholt. Nun werde ich wohl erneut einige Tage am Arbeitsplatz fehlen. Ich fühle mich nicht sehr gut damit, denn ich bin ja sowieso im Verzug mit meinen Aufgaben.

Aber auch hier zeigt das Leben mir offensichtlich: ich überfordere mich derzeit auf irgendeiner Ebene und brauche Erholung. Neben der Erkältung habe ich auch viele behindernde Schmerzen im Bewegungsapparat, teils seit Wochen. Ursache ist wohl einseitige Belastung, insgesamt habe ich eher zu wenig Bewegung.

Erneut erhalte ich eine Chance, nach innen zu schauen. Da finde ich derzeit wieder mehr Unausgeglichenheit und Unzufriedenheit als in den letzten Wochen. An meiner beruflichen Tätigkeit hängt die Frage meiner Berufung. Solange diese nicht zweifelsfrei geklärt ist, wird sich vermutlich nichts durchgreifend verbessern. Und ich habe ja sowieso keinen Einfluß darauf.

Ich habe keinen freien Willen. Jedenfalls nicht auf der menschlichen Ebene. Und für eine andere Ebene des Selbstverständnisses fehlt mir noch die eigene Erfahrung. Die Erklärung, die ich vor einigen Tagen gehört habe (daß es definitiv keine Kontrolle über das eigene Leben gibt), befriedigt mich nicht, weil sie im Widerspruch zu anderen Aussagen zum Thema steht. Und ich weiß noch nicht, was davon richtig ist.

Für die Wintermonate hatte ich mir vorgenommen, meinen Haushalt weiter zu entrümpeln. Dazu ist es bisher kaum gekommen. Selbsterkenntnis war einfach wichtiger, in Theorie und Praxis. Es nutzt gar nichts, daß ich irgendetwas in die Zukunft gerichtet plane, es kommt dann ja doch immer anders.

Ich wollte z.B. zu Jahresbeginn auch einige Seminare für dieses Jahr planen und habe in der Zwischenzeit festgestellt, daß mir die Energie dafür fehlt. Ich kann nicht jetzt schon irgendetwas ein paar Monate in die Zukunft planen, ich habe doch überhaupt keine Ahnung, was bis dahin noch alles passieren wird. Und Seminare in Richtung „spirituelle Suche“ erscheinen mir auch sinnlos. Ich weiß ja bereits, daß ich die Antwort nur in mir selbst finden kann. Aber vielleicht belege ich ein Retreat mit vielen Schweigezeiten oder fahre nochmal alleine nach Nordskandinavien, als äußeren Rahmen, um leichter ganz tief zu mir selbst zu finden.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Arbeit / Tanzen

Zuletzt schrieb ich, daß ich am Arbeitsplatz kapitulieren wolle. Das kann ich mir zwar vornehmen, aber ob ich das dann umsetzen kann, ist eine andere Sache. Das ist sowieso absurd: wie kann jemand, der erkennt, daß er kein jemand ist, sagen „ich gebe auf“. Das geht irgendwie gar nicht. Entweder es geschieht oder es geschieht nicht. Gestern war ich am Arbeitsplatz wieder voll in Gedanken verstrickt, entsprechend mäßig war die Arbeitsleistung. Heute konnte ich unter Zeitdruck tatsächlich etwas besser loslassen, die Arbeitsleistung war ok.

Ich hafte immer noch zu stark am Verstand. Die Ent-Identifikation vom Körper fällt wesentlich leichter, weil man von jeher automatische Handlungen des Körpers kennt. Aber beim Verstand habe ich mir zu lange und zu ausschließlich eingebildet, daß ICH denke. Meine Berufstätigkeit besteht ganz überwiegend aus Denken. Und mein Gehirn kann sich einfach nicht vorstellen, daß dieses berufsnotwendige Denken funktionieren kann ohne ICH. Da sitzt bei mir der Wurm. Kann dieses Gehirn programmieren, ohne daß ein Ich tätig ist? Es erscheint unvorstellbar, deshalb wohl der Widerstand.



Beim Tanzen heute abend habe ich gleich zweimal das Feedback bekommen, daß ich bei einer Partnerübung, bei der ich jeweils eine Führungsrolle hatte, schlecht auf die Tanzpartnerin eingegangen bin. Da habe ich aufgemerkt. Anscheinend kreise ich immer noch zu sehr um mich. Ich wollte ja sanft führen, der Partnerin entgegenkommen, aber habe dann überlegt, wie es für mich in deren Rolle stimmig wäre.

1. Fehler: ich bin von mir ausgegangen, statt von der anderen.
2. Fehler: ich habe nachgedacht, statt in die Situation hineinzuspüren.

Da wir für die Übungen immer Vorgaben erhalten, fällt es mir manchmal schwer, aus dem Kopf herauszukommen. Denn dann denke ich darüber nach, wie ich die Vorgabe tänzerisch umsetzen kann, und kann nicht einfach kommen lassen, was kommen will. Diese Übungen schaffen ja auch eine etwas künstliche Situation. Trotzdem lerne ich auch viel daraus, weil sie mich oft mit Seiten von mir konfrontieren, die ich sonst nicht so wahrnehme. Und die Bewegung tut dem Körper sehr gut. In den Übungen ohne Partner kann ich auch besser loslassen und den Körper einfach frei tanzen lassen.

Mittwoch, 17. Februar 2010

keine Kontrolle

Gestern bin ich auf eine website gestoßen, auf der sehr viele Video-Aufnahmen von Satsangs abgerufen werden können: www.jetzt-tv.net

Ich habe Videos von mehreren Lehrern angesehen, auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, die mich derzeit am meisten beschäftigt: wie löse ich mein Arbeitsplatzproblem? Und gibt es einen freien Willen oder gibt es ihn definitiv nicht?

Eben habe ich die Antwort gefunden, in einem Satsang mit Samarpan. Das hat mich so heftig getroffen, daß ich einen starken Tränenausbruch bekam. Eine Frau hatte ein Problem mit ihrer chaotischen Arbeitsplatzsituation, mit dieser Fragenstellerin konnte ich mich gut identifizieren.

Die Antwort ist ganz einfach: wir haben keine Kontrolle. Ich habe keine Kontrolle über meine Arbeitsplatzsituation. Das Leben hat die Kontrolle. Ich habe nur die Verantwortung, auf den jeweiligen Moment zu reagieren, so gut ich es eben kann, entsprechend meiner Natur. Ich habe nur die Verantwortung, mir selbst gegenüber treu zu sein. Ich bin nicht dafür verantwortlich, wie ich bin, denn ich bin vom Leben so geschaffen worden. Ich bin nur dafür verantwortlich, authentisch ich selbst zu sein.

Wenn ich im Jetzt bin, wenn ich die Aufmerksamkeit in die Wirklichkeit bringe, kann ich nichts falsch machen. Dann überlasse ich dem Leben die Kontrolle, die ich sowieso nicht habe, sondern mir allenfalls einbilden kann.

Heute ging es mir wieder schlecht im Job. Ich konnte den Vormittag konzentriert arbeiten, da ich unter Zeitdruck war, fühlte mich aber schlecht und gehetzt dabei. Nach einer Besprechung löste sich dann die Spannung, und anstatt weiterzuarbeiten, suchte ich erneut im Internet nach Texten zum Thema „freier Willen“.

Ich möchte es einfach akzeptieren, daß es so ist: mein Weg der Selbsterkenntnis ist offenkundig wichtiger als meine berufliche Arbeit, denn das ist es, wohin mich das Leben seit Monaten immer wieder führt. Aller Widerstand ist zwecklos und macht mich nur unglücklich.

Ich möchte erneut kapitulieren. Ich ergebe mich dem Leben. Ich habe keine Kontrolle.

„Dein Wille geschehe.“

Ich habe schon festgestellt, daß Hingabe am Arbeitsplatz meine Gefühlslage dramatisch verbessert. Aber es verbessert meine Arbeitsleistung nur partiell. Deshalb dachte ich, ich müsse wieder Willen ins Spiel bringen, um auch meine Arbeitsleistung zu verbessern. Ergebnis: schlechte Gefühle und Anspannung, und auch keine wesentlich bessere Leistung.

Die Lösung ist einfach: vollständige Hingabe, egal was daraus entsteht. Ich möchte die Vorstellung aufgeben, wie ich zu funktionieren habe. Ich habe keine Entscheidungsgewalt darüber, ob ich mein Leben auf die Reihe kriege oder nicht.

Montag, 15. Februar 2010

Meditation

Es ist erschreckend, wie wenig mein Körper auf Meditation vorbereitet ist. Ich kann nicht aufrecht sitzen ohne Rückenschmerzen. Mein Geist ist aber dennoch bereit zur Entspannung. Während einer Übung beim Meditationskurs fühlte ich mich kurz vor dem Einschlafen. Das wurde als tiefer Entspannungszustand erklärt. Ich kenne diesen Zustand bereits von meiner Versenkungserfahrung vom Jahresbeginn. Er ist gedankenfrei. Heute war es nicht mit Glücksgefühlen verbunden.

Zuvor kamen immer wieder Bilder von Erinnerungen hoch: als weite Landschaftsaufnahmen, wie mit Weitwinkel fotografiert, ohne Personen, insbesondere ohne Ich im Bild. Ich konnte die Bilder jeweils leicht gehen lassen, es kam mir wie eine sanfte Aufarbeitung vor.

Es ist gut, daß ich jetzt eine Möglichkeit habe, wenigstens einen Teil meiner Stille-Erfahrungen zu besprechen und sie so besser einzuordnen. Es ist nicht gut, immer nur im eigenen Saft zu schmoren. Was ich bisher bei dem Kurs erlebt habe, scheint nicht besonders ungewöhnlich zu sein (und auch nicht besonders fortgeschritten).

Sobald das Wetter besser wird und der Alltag somit nicht mehr ganz so anstrengend, würde ich gerne wieder mit regelmäßigen Körperübungen anfangen. Vielleicht probiere ich auch mal regelmäßiges Meditieren im Sitzen. Ich habe noch nicht verstanden, warum die aufrechte Körperhaltung so wichtig ist. Warum sollte man nicht im Liegen meditieren?


Mein Arbeitstag war heute wieder schrecklich. Ich schaffe es einfach nicht, mich kontinuierlich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Mir fällt dazu bald nichts mehr ein. Es liegt nicht daran, daß ich nicht in der Lage wäre, Verantwortung zu übernehmen. Es liegt auch nicht daran, daß ich mich nicht dazu überwinden könnte, unangenehme Aufgaben zu erledigen. Das klappt sonst ja auch – nur am Arbeitsplatz klappt es nicht. Immerhin sind die Kopfschmerzen seit einiger Zeit verschwunden, die zuvor über Wochen ständig präsent waren.

Vielleicht muß ich doch erst das Problem des freien oder nicht freien Willens lösen, bevor es besser wird.

Wer handelt? Niemand. Und wer entscheidet? Auch niemand. Warum geschehen dann manche Handlungen und andere geschehen nicht?


Ich habe heute eine deftige Kritik an der Neo-Advaita-Szene gelesen, die mich ziemlich heruntergezogen hat. Mit Selbstzweifeln bin ich schnell zu Stelle. In den letzten Wochen habe ich einige Texte von Satsang-Lehrern gelesen und fand diese sehr hilfreich. Und ich plane, kurzfristig mal zu irgendeinem Satsang zu gehen. Ich verspreche mir davon, noch tiefer in die Stille zu gelangen. In dieser Kritik war davon die Rede, daß es nicht reicht, mit der Aussage „Es gibt kein Ego, es gibt keinen Handelnden“ zu beginnen, sondern daß dies erst der Endpunkt einer langen Entwicklung ist.

Ich zweifele dann schnell an meiner eigenen Einsicht. Aber andererseits: ich bin keine Anfängerin, ich habe jahrelange Erfahrung in Schattenarbeit und vielfältige Stille-Erfahrungen. Ich wußte nur bis vor wenigen Monaten nicht, was das Selbst ist, und auch von Erleuchtung wußte ich nichts, es hatte mich nie interessiert. Mich trafen und treffen diese Informationen zur rechten Zeit, ich bin dafür vorbereitet. Den Grad meiner inneren Vorbereitung erkenne ich u.a. daran, daß ich eine tiefe schmerzhafte Sehnsucht nach innerer Stille verspürte, als ich erstmals darüber las, was eigentlich ein Schamane ist. Und ich erkenne es an meiner tiefen Sehnsucht nach Hingabe und Verschmelzung. Die ist nicht eingebildet, die ist echt. Ich darf diese Selbstzweifel nicht so stark an mich heranlassen.

Sonntag, 14. Februar 2010

Übungen

Die letzten Tage habe ich bei einem Umzug geholfen. Das war anstrengende körperliche Arbeit bei schwierigen Wetterbedingungen. Ich hatte keine Schwierigkeit, mich dafür zu motivieren, ich habe gerne geholfen, diese Tätigkeit fand ich sehr sinnvoll. Ich bedaure, daß ich morgen wieder ins Büro muß.

Die ganze Zeit habe ich sehr stark darauf geachtet, aufkommende Gedanken zurückzuweisen, um möglichst dicht an der Wirklichkeit zu bleiben. Ich finde es meist ungeheuer anstrengend. Tagträumen war früher eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, es fällt mir sehr schwer, davon abzulassen. Ich habe festgestellt, daß meine Gedanken vorzugsweise um einige wenige Menschen kreisten, mit denen ich einen näheren Kontakt habe (und mir meist mehr Kontakt wünsche, als ich tatsächlich bekomme). Ich brauche einen ständigen Kontakt, entweder im direkten Austausch oder zumindest in Gedanken, das ist bei mir so stark, daß es suchtähnlich ist. Ich spiele Dialoge in Gedanken durch, ich konstruiere Handlungen und Abläufe, wie ich sie gerne hätte. Es ist viel Wunschdenken dabei, Flucht vor der Wirklichkeit und... Manipulation.

Ich manipuliere Menschen, indem ich mir vorab ausdenke, wie irgendein Austausch abzulaufen hat. Dabei dachte ich, ich hätte das schon hinter mir gelassen. Ärgerlich! Die Realität ist dann natürlich immer ganz anders, trotzdem kann ich von diesen Phantasien schlecht ablassen. Es ist dieses Suchtartige, mit dem ich mich vor dem Alleinsein ablenke. Entsprechend fühle ich mich heute abend, wieder alleine zu Hause, etwas abgeschnitten und leicht depressiv.

In den ruhigen Momenten habe ich am Wochenende viel in „Sei, was Du bist!“ von Ramana Maharshi gelesen und seine Methode der Selbstergründung ausprobiert. Zwischen Ich-Gedanke und Ich-Gefühl kann ich sicher unterscheiden. Ich finde meist den Kontakt zu mir selbst, aber es ist oft noch mit viel Anstrengung verbunden. Manchmal kommt allerdings auch sehr schnell ein Gefühl von innerem Frieden auf, dann ruhe ich in mir selbst und genieße einfach das Da-Sein.

Ich habe auch probiert, „Ich, ich“ als Japa zu nutzen, mit dem Gefühl der intensiven Hingabe an mich selbst verbunden. Auch das funktioniert manchmal hervorragend, manchmal nur mit viel Anstrengung. Ich sehne mich nach Hingabe und Verschmelzung, aber vollständige Hingabe ist doch auch sehr schwer. Ich habe auch viel darüber nachgedacht, daß volle Selbst-Verwirklichung mir (d.h. meinem Gehirn ;-)) nicht sehr erstrebenswert erscheint. Wenn ich nur noch in der Gegenwart leben würde, was würde dann aus den ganzen tollen Gedankengebäuden, aus denen ich früher so viel Befriedigung gezogen habe? Das ist offenkundig ein Widerstand, alte Gewohnheiten lege ich nicht so leicht ab.

Wenn ich versuche, die Welt als einen Traum zu sehen, der in meinem Bewußtsein entstanden ist, habe ich immer noch ein Verständnisproblem mit den Träumen anderer Menschen, die sich mit meinem Traum kreuzen (wie kommt es z.B., daß so viele Millionen Menschen aktuell gleichzeitig träumen, daß es frostig kalt ist und viel Schnee fällt?). Vielleicht liegt es daran, daß ich den Träumer personalisiere (auch ein Zeichen für meine Beziehungssucht). Dabei hatte ich doch schon einmal die kurze Einsicht, daß es gar kein Selbst gibt, und auch keinen Gott. somit auch keinen Träumer. Der Traum träumt sich selbst, angefeuert von der unpersönlichen Lebenskraft, und gespiegelt im Bewußtsein aller Menschen: das ist eine These, entsprechend meines aktuellen Verständnisses. Mein intellektuelles Verständnis scheint der tatsächlichen Einsicht immer 1-2 Schritte vorauszueilen, hier ringe ich noch um Verständnis.

„Ich bin Gott“ scheint eine falsche Aussage zu sein. „Ich bin Gott gemeinsam mit allen anderen Menschen und dem ganzen Universum“ scheint eher zu passen. Leider fehlt mir hier noch eine echte Einsicht.

"Ich bin nicht der Körper", das kann ich häufig so wahrnehmen. "Ich bin nicht der Verstand", das ist schon schwieriger wahrzunehmen. "Ich bin Bewußtsein, ich bin die bewußte Anwesenheit", das kann ich zwar wahrnehmen, aber es als alleinige Wahrheit anzunehmen, fällt mir noch schwer. Zu lange war ich der vermeintlichen Persönlichkeit verhaftet.

Freitag, 12. Februar 2010

Arbeit

Meine Arbeitsleistung in dieser Woche lag erneut weit unter dem Soll. Ich hätte für dieses Problem gerne mal eine Lösung, denn das beschäftigt mich schon so lange.

Ich weiß seit wenigen Tagen, daß die Motivation für alle Handlungen in der Welt Liebe ist. Ich möchte gerne aus Liebe tätig sein, aus Liebe zu mir selbst und aus Liebe zu allem, was mich umgibt. Aber ich kann es bisher am Arbeitsplatz nicht umsetzen.

Beim Tanzen heute ging es in einer Übung um einen Wunsch zur Veränderung. Da habe ich mir meine Arbeitssituation vorgestellt: im IST völlig lethargisch. Mir kamen die Tränen, unerwartet. Ich habe gespürt, daß ich unglücklich bin über diese Ist-Situation. Ich will nicht mehr lethargisch vor meinem Bildschirm hocken, ich will Energie einsetzen, ich will mich einbringen.

Aber ich weiß ja immer noch nicht, woher der Willen zur Veränderung kommt und woher die Energie dafür kommt. Im Tanz habe ich mir kein konkretes SOLL vorgestellt, aber ich habe dann versucht, aus der Lethargie herauszukommen und einfach loszugehen. Einfach losgehen, Schritt für Schritt, mit offenen leeren Händen. Meine Empfindung dabei: ich will am Arbeitsplatz nichts für mich erreichen, nichts für mein Ego. Und ich gehe mit leeren Händen, ich habe keine eigene Kraft/Energie einzusetzen, ich empfange diese Energie vom Leben, und kann sie dann allenfalls umleiten, umsetzen für das, was getan werden muß.

Wie ich wieder in einen normalen Arbeitsrhythmus gelange, ist immer noch ein großes Fragezeichen.

Heute nachmittag hatte ich immerhin ein intensives Arbeitsgespräch mit einem Kollegen. Danach stellte ich fest, daß ich mich darin ein wenig verloren hatte. Das fand ich aber nicht unangenehm, sondern stimmig. Direkt danach fand ich den inneren Kontakt zu mir selbst auch wieder. Ich glaube, ich habe Angst davor, daß ich mich selbst verlieren könnte, und daß das noch eine wichtige Blockade ist, die derzeit meine Leistung hemmt. Ja, ich spüre erneut Schmerz, das trifft mich.

Ich möchte dieses friedliche stille Glücksgefühl der Einheit mit mir selbst nicht aufs Spiel setzen. Bei Denkarbeit verliere ich notwendigerweise den Kontakt zum Selbst (ist das wirklich so?). Ich scheue diese deshalb derzeit. Aber ich kann ja danach immer wieder zu mir selbst zurückkehren. Der innere Kontakt ist so stark geworden, seit unterdessen 6 Wochen hält es schon an. Ich möchte es einmal mit dem Vertrauen versuchen, daß ich auch nach notwendiger Arbeit wieder schnell zurückfinden kann. Vielleicht gelingt es mir mit dieser Haltung des Vertrauens leichter, zu einer normalen Arbeitsleistung zurückzufinden. Ich wünsche es so sehr.

Es kann nicht vom Leben gewollt sein, daß ich meine Energie vergeude. Andererseits wird sie ja nicht vergeudet, wenn ich mich intensiv mit Selbst-Erkenntnis befasse. Und habe ich wirklich die Wahl? Für meinen Erwachensprozeß ist es offenbar sehr wichtig, daß er intensiv weiterläuft. Vielleicht löst sich der Arbeitsknoten erst ganz, wenn ich noch weitere Einsichten erlangt habe. Vielleicht brauche ich noch mehr Geduld. Ich will mich nicht zur Arbeit zu zwingen versuchen. Ich warte auf den inneren freudigen und liebevollen Impuls. Aber immerhin habe ich heute erfahren, daß ich mit der Minderleistung nicht mehr glücklich bin. Es macht mich traurig, wenn ich nichts bewirke.

Ich möchte mich einbringen, ich möchte meine Liebe zum Leben ausdrücken. Vielleicht muß ich nur herausfinden, wie ich das am Arbeitsplatz tun kann.

In der Gesprächsrunde nach dem Tanzen fiel mir erneut sehr angenehm auf, daß ich dort wirklich so sein darf, wie ich bin. Ich sprach u.a. darüber, daß ich derzeit nicht mehr an einen freien Willen glaube, und daß ich nicht Körper mit einem Bewußtsein bin, sondern Bewußtsein mit einem Körper. Das ist ja schon sehr „esoterisch“, aber es darf dort alles sein. Es stößt nicht auf Ablehnung, sondern auf interessiertes Zuhören. Sehr schön.

Dienstag, 9. Februar 2010

Liebe

Heute morgen hatte ich eine wichtige Einsicht. Der Austausch mit einem Freund über das Problem des freien Willens brachte mich darauf. Wer hier einen Willen ausüben kann, weiß ich zwar immer noch nicht, aber ich weiß jetzt, was meine Handlungsmotivation nur noch sein kann: LIEBE!

Wenn ich keine Angst mehr vor der Welt habe, wenn ich nichts mehr für mein Ego erreichen will, wenn die Forderungen des Über-Ichs keinen Druck mehr ausüben, wenn ich auch ohne jegliche Handlung rundum glücklich und zufrieden bin, warum sollte ich dann überhaupt noch irgendetwas tun? (unter der Annahme, daß ich irgendwie doch die Wahl habe)

Es gibt nur noch eine Motivation: Liebe! Und zwar bedingungslose Liebe. Liebe, die nichts zurückerwartet, die nichts zurückzuerwarten braucht, weil die Erfüllung ohnehin von innen kommt.

Ich habe geweint, als mir das heute morgen klar wurde, ich war sehr ergriffen. Liebe für das Leben, Liebe für die Welt, Liebe für alle Lebewesen, das ist der Grund dafür, daß diese Welt überhaupt existiert. Und das ist der Grund für jegliche Handlung in dieser Welt.

Die Buddhisten nennen es auch Mitgefühl. Mitgefühl mit allen leidenden Geschöpfen. Aber es ist auch Freude über die Großartigkeit der Schöpfung. Die Welt ist bereits perfekt so, wie sie ist. Aber sie kann immer noch ein wenig perfekter gemacht werden. Aus Liebe.

Ich empfinde oft Liebe, das nimmt zu seit einigen Monaten. Bisher ist die Liebe nicht stark genug, um mich zu Handlungen zu motivieren, die mir schwerfallen. Aber vielleicht kann ich das ändern. Es wäre ein völlig neues Lebensgefühl. Aus Liebe zu handeln statt aus Angst. Das habe ich doch schon vor 20 Jahren bei Erich Fromm gelesen, aber konnte es damals noch nicht umsetzen.

Montag, 8. Februar 2010

Meditationserfahrung

Mit meiner Arbeitsleistung bin ich heute unzufrieden. So geht das nicht weiter. Ich muß es wohl doch mal mit Selbstdisziplin versuchen – auch wenn ich nicht mehr weiß, wer hier wen disziplinieren sollte...

Heute abend dann mein erster Meditationskurs-Termin. Ich hatte wenig Schwierigkeiten mit kreisenden Gedanken, denn ich bin derzeit allgemein recht gut in der Stille verankert. Ich denke generell nicht mehr so viel, im Vergleich zu früher ist das sehr viel weniger geworden. Ich hatte aber starke Schwierigkeiten mit meinem schmerzenden Rücken, ich bin das Sitzen nicht gewohnt. Und ich ließ mich leicht von Geräuschen ablenken.

Es gab eine Übung, die mir eine schöne Erfahrung beschert hat. Wir sollten längere Zeit mit einem Finger Druck auf den Punkt zwischen den Augen ausüben. Da sitzt wohl ein Chakra. Gut, daß ich kaum theoretisches Wissen darüber habe. Als ich den Finger wegnahm, hatte ich eine mich überraschende sehr angenehme Wahrnehmung: es wurde licht und leicht und sehr klar, ich hob unwillkürlich den Kopf an, fühlte mich emporgehoben. Ich empfand Frieden. Der hielt auch danach auf der Rückfahrt an. Ich war sehr stark in mir und kaum in der Welt.

Sonntag, 7. Februar 2010

Geschenk des Lebens

Heute bin ich völlig zufrieden, ich genieße meine freie Zeit und tue den ganzen Tag fast nichts. Außer natürlich die Wildvögel zu versorgen, die dankbare Abnehmer für Äpfel und Streufutter sind. Und ein bißchen Müll sortieren stand auch an. Aber sonst? Wenn ich völlig zufrieden bin mit dem, was ist, wie soll dann jemals wieder ein Handlungsimpuls entstehen?

Das rätsele ich derzeit. Der Fehler in diesem Rätsel ist offensichtlich, daß ich immer noch glaube, es gebe irgendeinen Handelnden, der Impulse setzen könnte. Das Leben handelt von alleine, wenn es ein echtes Bedürfnis gibt. Wenn ich z.B. Hunger habe, dann gehe ich in die Küche und schaue nach, was es dort zu essen gibt.

Aber was sollte über die Deckung von Grundbedürfnissen hinaus geschehen? Alle anderen Handlungen erscheinen überflüssig. Nicht notwendig.

Die innere Verfassung eines Menschen, der Bewußtseinszustand, ändert aber schon etwas am Ablauf der Handlung, das glaube ich zumindest, es ist nicht alles völlig egal. Wenn ich noch von innerer Unruhe angetrieben wäre, dann wäre ich jetzt vermutlich nicht so lethargisch, dann wäre meine Handlung eine andere.

Vielleicht ist es so: das Leben will leben, und je nach Verfassung des menschlichen Gesamtsystems drückt sich das mal so und mal so aus. Also kann ich als Mensch doch etwas beitragen, indem ich meine Verfassung verändere. Nein, nicht ich als Mensch, sondern ich als Bewußtsein. Ich als Bewußtsein kann etwas verändern. Auch mit eigenen Wünschen und eigenem Wollen? Wenn ich aber doch wunschlos glücklich bin, was soll ich mir dann wünschen? Wohinein sollte ich überhaupt noch irgendeine Energie lenken, wenn mich das doch nur von mir selbst ablenkt?

Das Bewußtsein lenkt die Lebensenergie, wenn auch in engen Grenzen. Man schwimmt mit dem Strom des Lebens mit. Aber man kann ein wenig bremsen (das, was ich früher immer getan habe) oder ein wenig beschleunigen. Ist das alles, was man tun kann?

Kann man so etwas wie Absichten formulieren, Vorstellungen entwickeln, Ziele planen? Irgendeinen Sinn muß die menschliche Evolution doch haben, sonst gäbe es sie gewiß nicht. Das Leben will sich anscheinend irgendwie weiterentwickeln. Darf ich daran teilhaben? Darf ich mich in diese Entwicklung einbringen? Mit den individuellen Fähigkeiten, die das Leben mir geschenkt hat? Warum sind wir alle individuell unterschiedlich? Das wäre doch nicht notwendig, wenn es dem Leben/Gott/dem Selbst nur darum ginge, sich selbst zu erfahren.

Sind wir nur auf der Erde, um irgendwie zu überleben und auf den Tod zu warten? Oder sind wir doch auf der Erde, um auch irgendetwas zu bewirken? Und ist das alles vorbestimmt, oder haben wir darauf einen Einfluß? Es MUSS doch irgendeinen individuellen Einfluß geben, sonst wäre das Leben doch ziemlich sinnlos. Nicht ganz sinnlos, denn es geht auch um das Leben als solches. Aber darüber hinaus gibt es noch mehr Sinn, das glaube ich zumindest.

Was will ich mit dem Geschenk meines Lebens anfangen?

Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Zunächst mal scheint der Sinn meines aktuellen Lebens zu sein, meine Alltagsbewältigung zu stabilisieren, auf ein normales Level zu gelangen. Dafür muß ich Ordnung zu Hause schaffen, was ich lange vernachlässigt habe, und ich muß mehr Arbeitsleistung erbringen.

Wenn ich das schaffe, ohne die Stille zu verraten, und wenn ich dabei im Frieden mit mir selbst bleibe, dann wäre das ein guter Neubeginn.

Samstag, 6. Februar 2010

Matrix und ich

Heute ist nach wochenlangem Dauerfrost mit ungewohnten Schneemassen endlich mal Tauwetter: bis zu 40 cm tiefe mit Wasser gefüllte Spurrillen in den Nebenstraßen (die Gullys sind noch weitgehend zugefroren), die Bürgersteige spiegelglatt, durch den Wasserfilm auf dem blanken Eis sehr gefährlich.

Ich mußte für einen Arzttermin das Haus verlassen und war heilfroh, als ich wieder zurück war. Einmal bin ich gestürzt, zum Glück nur wenig schmerzhaft. Ich sah auch, wie ein Fußgänger mit offensichtlich gebrochenem Bein von Rettungssanitätern versorgt wurde. Da sollte man möglichst einfach zu Hause bleiben. Am Nachmittag legte ich mich kurz zum Ausruhen hin und schlief dann unerwartet ein bis zum späten Abend. Für meine Gesundheit war das bestimmt hilfreich. Aber ich bedaure, daß ich den Krankheitstag nicht noch mehr für mich nutzen konnte, und sei es nur für Lesen.

Als ich aufwachte, fühlte ich mich sehr stark als Mensch, als Person. Voll drin in der Identifikation, das ist seit Wochen eher ungewohnt. Das Wissen, das ich unterdessen habe, kann ich wohl kaum wieder vergessen. Aber ist es wirklich sinnvoll für alle Menschen, aus dem Alltagstraum aufzuwachen?

Letzte Nacht sah ich nochmals den 1. Teil von Matrix, diesmal sehr aufmerksam auf die philosophischen Inhalte. Ein Mensch wird dort zum Verräter, weil er die Wahrheit nicht erträgt und lieber wieder zurück in die Matrix will. Und über andere Menschen heißt es, daß sie so angepaßt seien, daß sie nicht „entkoppelt“ werden dürften. Und wer zu alt sei, habe es vielleicht zu schwer, vom alten Leben loszulassen.

Es gibt vielerlei Gründe, warum Menschen, wenn sie die Wahl hätten, lieber Mensch bleiben wollten als „Gott“ zu werden. Und warum auch nicht? Vielleicht schafft Gott den Menschen ja unter anderem auch, um sich selbst in dieser Rolle zu vergessen. Wenn einzelne Menschen aus der Rolle ausbrechen, ist das gut. Aber wenn es alle täten, wäre es für das kosmische Schauspiel gar nicht gut. Dann würde ja niemand mehr seine Rolle ernstnehmen.

Für die Weiterentwicklung der Menschheit scheint es aktuell aber hilfreich zu sein, daß mehr Menschen aufwachen als in früherer Zeit. Früher war das gewiß Geheimwissen, nur sehr wenigen Menschen zugänglich. Heute nicht mehr. Wenn man sucht, gelangt man leicht an Informationen, die dabei helfen, die notwendigen eigenen Erfahrungen zu machen. Insbesondere für die westliche Welt wäre es wichtig, den Ego-Zentrismus und Machtwahn zu überwinden. Da kann es nicht schaden, wenn mehr Menschen wüßten, daß es sie als individuelle Person gar nicht gibt.



Die Geschichte von Neo beschreibt eine typische schamanische Entwicklung, finde ich. Zuerst fühlt man sich als der Auserwählte, als etwas Besonderes. Dann fühlt man sich wie der letzte Dreck und wie ein Sklave des Schicksals, wenn man erkennt, daß man keinen eigenen freien Willen hat und nur eine Marionette im kosmischen Schauspiel ist. Man erkennt dann, daß man das eigene kleine „ich“ zum Wohl des Ganzen hingeben muß, daß man sich vollständig opfern muß. Immerhin diese Entscheidung steht einem frei (glaube ich zumindest). Das „ich“ stirbt und kehrt zu Gott zurück. Im Film Matrix fehlt der vierte Schritt: wenn ein Mensch nach dieser „Todeserfahrung“ noch weiterlebt, wenn er zurückkehrt ins Leben, ist er ein anderer als vorher.

Wie soll Gott auf der Erde handeln, wenn nicht durch den Menschen? Ein erwachter Mensch kann wieder Entscheidungen treffen und handeln, fast so wie früher.


Meine Bronchitis wurde mir gegeben, damit ich nochmal Zeit finde, über diese Fragen nachzudenken. Ich habe ja auch eine Doku über die Entstehung von Matrix gesehen und mir gestern zudem eine Sendung mit philosophischen Kommentaren zum Film angehört. Das hat auf mein Unterbewußtsein gewirkt. Und als ich heute abend aus meinem Heilungsschlaf aufwachte, fühlte ich mich nach langer Zeit mal wieder wie ein handlungsfähiger Mensch.

Ich glaube, das ist das Zeichen für mich, daß ich aus der Lethargie aufwachen soll. Es ist schön, in der Stille zu versinken, aber wenn das jeder täte, ginge es mit der menschlichen Evolution ja nicht voran. Ich habe eine Aufgabe in dieser Welt, ich muß meinen kleinen Beitrag leisten. Ich weiß immer noch nicht, worin der besteht, aber zunächst soll ich anscheinend mein gewohntes Leben weiterleben und besser als bisher unter Kontrolle bringen, Ordnung schaffen.

Ich weiß jetzt, daß nicht „ich“ als Mensch irgendeine Kontrolle habe, aber wenn ich das tue, was für mich vorgesehen ist, dann wird es schon funktionieren. Der Mensch ist nicht völlig unfrei, er kann Entscheidungen treffen. Und wenn diese Entscheidungen in den göttlichen Plan passen, dann führen sie auch zu Handlungen. Das Leben, die Lebenskraft führt diese Handlungen aus, durch den Menschen.

Zu diesem Thema habe ich noch kein detailliertes Wissen, habe nur an verschiedenen Stellen einige Andeutungen dazu gelesen, aus denen ich mir jetzt was zusammenreime. Aber es muß so sein, daß der Mensch auch als Individuum zumindest „etwas“ tun kann, nämlich Entscheidungen treffen, „ja“ oder „nein“ sagen, vielleicht sogar eigene Ideen entwickeln. Es erscheint mir logisch und sinnvoll. Wenn der Mensch zu 100% Marionette wäre, wäre das Schauspiel ja auch sehr langweilig. Was hätte Gott von einem zu 100% vorherbestimmten Theaterstück? 99% Marionette und 1% freier Willen – vielleicht ist es so?

Ich könnte jetzt warten, ob ich noch tiefergehende spirituelle Erfahrungen machen darf. Aber meine bisherigen Erfahrungen waren ja auch nicht nichts (schönes Wortspiel, denn in meiner letzten Erfahrung ging es um das Nichts ;-)). In einzelnen Bausteinen habe ich bereits so viel erfahren dürfen. Das darf ich auch nicht geringschätzen. Vielleicht habe ich genug Willen zur Hingabe bewiesen, so daß ich mich jetzt wieder handlungsfähig fühlen darf. Denn im Lebensalltag kann ich nicht vor jeder Handlung in mich gehen, um herauszufinden, ob es denn nun die richtige Handlung ist. Vielleicht darf ich einfach darauf vertrauen, daß ich schon das richtige tun werde – und falls nicht, dann wird Gott ein Mittel finden, mich wieder aufzuwecken und auf den rechten Pfad zurückzuführen.

Wer trifft in mir die Entscheidungen? Ich glaube, es ist das Bewußtsein. Das ist das, was ich bin, wenn ich in der Dualität bin. Das Gewahrsein/Gott, das wir in Wahrheit alle sind, erfahre ich ja nur, wenn meine individuelle Erfahrung ganz stirbt, in der völligen Verschmelzung. Diese Gnade wurde mir bisher nicht zuteil, aber ich glaube, ich war nahe genug dran, um jetzt mein Leben wieder in die vermeintlich eigenen Hände nehmen zu dürfen. Ich spüre einfach, daß ich handeln soll, sobald die Bronchitis überstanden ist. Es gibt so sehr viel zu tun. Hoffentlich bekomme ich die notwendige Energie dafür.

Es gibt auch Entscheidungen, die vom Unterbewußtsein getroffen werden. Der menschliche Körper funktioniert wie ein Roboter, notfalls auch ganz alleine. Aber in geringem Umfang sind auch bewußte Entscheidungen möglich, glaube ich jetzt. Das Bewußtsein entscheidet, die Lebenskraft stellt die Energie zur Verfügung, der Roboter führt die Handlung aus. Ich werde ausprobieren, ob dieses Modell sich als realitätsnah erweist.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Meditationsübung

Ich habe mich heute krankgemeldet, um meine Bronchitis auszukurieren. Wenn mir das Schicksal so einen Ruhetag beschert, will ich ihn auch nutzen. Es fällt mir schwer, die Gedanken tatsächlich nach innen zu richten und nicht nur darüber zu reden (was ja wieder nur eine Außenaktivität ist, selbst wenn sie von Innenaktivitäten handelt).

Da ich keine Meditationspraxis und einen zudem untrainierten Körper habe, kann ich nicht längere Zeit still sitzen. Wenn ich zu mir selbst finden will, lege ich mich also hin, dabei kann ich gut entspannen. Ich habe mich heute nachmittag hingelegt mit der Absicht, so tief wie möglich in mich hineinzusinken. Ich würde gerne einen tieferen Samadhi-Zustand kennenlernen, als ich bisher erfahren durfte. Kann man sowas üben?

Auf Kommando klappt das nicht. Das Gehirn hat mich weniger mit Worten/Gedanken, aber mit sehr vielen Bildern genarrt, sehr viele teils uralte Erinnerungen, die plötzlich ganz nah waren. Ich habe sie nicht weiter beachtet und mich immer wieder in die Gegenwart zurückgerufen und versucht, mich nicht auf den Kopf, sondern auf die Körpermitte, das gefühlte Herz zu konzentrieren.

Dabei hatte ich zeitweise eine Empfindung, daß ich mein Gehirn sozusagen links liegen lasse, es hinter mir lasse, das fühlte sich sehr unangenehm an, und es gelang mir nicht, länger in diesem Zustand zu verbleiben, es kamen sofort störende Gedanken.

Einige Mal glitt ich beinahe in den Schlaf, vielleicht ein Sekundenschlaf, wenn ich daraus aufschrecke, ist es immer ein sehr köstliches Gefühl, es läßt sich aber nicht festhalten.

Zwei-, dreimal hatte ich einen ganz kurzen Moment, den ich so bisher nicht kenne: es war eine Empfindung von völliger innerer Ruhe, Klarheit und Wachheit. Wunderbar. Aber nur für jeweils einen ganz kurzen Augenblick, auch das ließ sich nicht festhalten.

Und dann hatte ich eine kurze Zeit, die hielt sogar etwas an, da hatte ich das Körpergefühl bis auf 1-2 einzelne Punkte völlig verloren. Und diese Punkte, die ich noch wahrnahm, schienen nicht so recht zu mir zu gehören. Das war ein ganz irres Gefühl, sehr angenehm, sehr leicht. Normalerweise fühlt sich mein Körper sehr schwer und verspannt an, tut gut, davon mal kurz befreit zu sein.

Nach etwa einer Stunde stand ich wieder auf und setzte mich gleich an den Computer. Ich habe jetzt immer noch eine sehr wache Wahrnehmung, fühle mich sehr präsent. Das war gut, ich sollte solche Übungen öfters machen. Ich glaube, ich brauche keine formale Meditationsanleitung (höchstens ein paar Anregungen), ich kann selber herausfinden, was für mich gut funktioniert.

Ich bin nicht der Körper. Der Körper ist mein Wahrnehmungsorgan. Manchmal empfinde ich es tatsächlich schon so. Jetzt gerade bin ich nahe dran. Ich bin nicht dieser Körper, ich nutze ihn. Ich schaue dann irgendwie anders aus diesen Augen, wacher, neugieriger. Es ist spannend. Es fühlt sich nicht so dumpf an wie sonst. Ich muß das Gehirn benutzen, um diesen Text zu tippen, aber ich bin nicht das Gehirn.

Mal sehen, ob ich diese wache Wahrnehmung halten kann, wenn ich gleich ein wenig leichte Hausarbeit mache. Dabei muß ich ja glücklicherweise nicht unbedingt denken.

Fiktion in der Fiktion

Heute abend habe ich eine Dokumentation über die Dreharbeiten zum Film Matrix gesehen. Das fand ich so faszinierend, daß meine Aufmerksamkeit ganz davon aufgesogen wurde. Ich sehe ja nur noch sehr selten Fernsehen oder Filme, da ist die Wirkung umso stärker.

Interessanterweise hat diesen Aufgesogenwerden in einer Fiktion innerhalb des Alltagstraums den Effekt, daß ich die Fiktion der Alltagswelt danach wieder sehr real finde und in früher vertraute Gedankenschleifen zurückfalle. Das habe ich jetzt schon wiederholt beobachtet. Meine Gedanken danach sind immer etwa so:

"Oh, das ist nur ein Film, ich muß wieder in der Alltagsrealität landen. Uups, wer bin ich? [...] Oh, was tue ich eigentlich seit einigen Monaten im Internet? Ich schreibe da ein öffentliches Selbsterkenntnis-Tagebuch. Ich muß wahnsinnig sein, das ist völlig verrückt, das muß sofort beendet und gelöscht werden. Was sollen die Leute denken? Und was ist bloß in mich gefahren, ich muß übergeschnappt sein."

Puuh, erstmal Luft holen. Ich bin noch nicht stabil genug in der Wirklichkeit, um den Traum innerhalb des Traums ohne Schaden auszuhalten. ;-)

Davon – und von einer Bronchitis - abgesehen geht es mir sehr gut. Ich habe gestern und heute keine Zeit gefunden, viel für meinen Blog zu schreiben, weil mich ein Austausch in einem anderen Blog ganz wunderbar in Atem hält. Ich fühle mich endlich nicht mehr so alleine mit meinen Fragen und Nöten. Eine Frau, mit der ich reden kann über das, was mich aktuell so sehr bewegt. Das tut sooo gut.

Montag, 1. Februar 2010

Außenwelt / Innenwelt

Ich bin so erleichtert, daß ich meine Präsentation am Arbeitsplatz hinter mir habe. Ich war sehr präsent und konzentriert. Die starke Angst zuvor war nur Lampenfieber. Als ich angefangen hatte zu sprechen, konnte ich innerlich loslassen. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob ich gut ankomme oder ähnliche Ego-Spiele, ich habe mich einfach auf die Sache konzentriert, und das lief wunderbar. Das beste war, daß ich aus dem Fluß der sich ergebenden Diskussion heraus einen Vorschlag für das weitere Vorgehen machte, den ich mir vorher nicht zurechtgelegt hatte. Und nachher gab es ein Lob vom Abteilungsleiter. Es war eine gelungene Veranstaltung.

Wenn ich nicht darüber nachdenke, wer denn nun handelt, dann klappt es anscheinend mit der Arbeitsleistung. Es ist der drängende innere Prozeß, der mich oft in der Konzentration behindert. Wenn ich es schaffen würde, das während des Arbeitstags auszublenden und auf den Feierabend zu vertagen, dann müßte es mit der Arbeitsleistung eigentlich besser werden.

Auch nach der Veranstaltung habe ich den Schwung genutzt, um einige Verwaltungsaufgaben zu erledigen. Mit Kopfschmerzen zwar, aber es ging.

Ich bewege mich jetzt in zwei verschiedenen Welten. Die Außenwelt läuft weiter fast wie gewohnt, auch am Wochenende empfand ich das so.

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Aber in der Innenwelt herrscht einiger Aufruhr seit meiner Erfahrung von letzter Woche. Meine erste Annäherung an das Nichts ist noch nicht richtig verarbeitet. Es war so sehr kurz und verschwand sofort wieder. Hoffentlich mache ich mir nicht nur was vor, ich habe immer wieder Selbstzweifel. Aber ich muß schon meiner eigenen Wahrnehmung trauen, wem denn sonst? Ich habe für einen winzigen Augenblick eine Umstülpung der Wahrnehmung empfunden, genau wie die Beschreibungen, die ich verschiedentlich dazu gelesen habe. Und dann blitzartig die Einsicht: „Oh je, da ist ja gar nichts, kein (individuelles) Ich, kein Selbst, kein Gott, einfach gar nichts.“

Da ist niemand, der das Lebensschauspiel steuert, auch kein Gott. Das ist sehr schockierend. Niemand lenkt das Leben, kein Individuum. Es lenkt sich irgendwie von alleine.

Zudem habe ich mich als außerhalb des ganzen Lebensschauspiels wahrgenommen, also nicht etwa als Teil vom Ganzen. Das hat wohl das starke Gefühl des Verlorenseins ausgelöst.

Die Erfahrung war offensichtlich unvollständig, denn mein Bezug zum Ganzen ist noch ungeklärt.

Mir hilft hier nur Vertrauen weiter. Auf einer unbewußten Ebene – ohne bewußte Erkenntnis – hatte ich Anfang Januar ja bereits eine starke Empfindung von Heimkommen, ich fühlte mich ganz und vollständig befriedigt, und ich hatte diese starken Glücksgefühle. Allerdings schien es mir, daß das Ich nicht ganz verschwunden war, vielleicht war ich somit nur nahe dran an der Verschmelzung, aber nicht richtig tief drin.

Jedenfalls habe ich das starke Vertrauen, daß mit mir alles richtig ist und mit dem Ablauf der Welt auch. Das muß ich mir immer wieder ins Bewußtsein rufen, und das wird mir auf dem weiteren Weg hoffentlich helfen.

Wir Menschen sind nicht Körper, die ein Bewußtsein haben, sondern wir sind Bewußtsein, das einen Körper hat. Das ist eine völlige Umkehrung der normalen Sichtweise.

Solange dieser Prozeß nicht zu einem Ende gelangt ist, möchte ich mich trotzdem auf einen Gott beziehen, weil mir das die Sache erleichtert.