Freitag, 24. Dezember 2010

Weihnachten

Es ist wichtig, sich vor einem großen Fest wie Weihnachten Arbeit zu machen – damit gibt man sich selbst und den anderen Wertschätzung. Ohne Fleiß kein Preis.

Jedes Jahr wieder schimpfe ich bei den letzten Vorbereitungen still vor mich hin, weil es einfach zu viel, zu viel, zu viel ist. Und doch: ohne diese Anstrengung, diese letzten Großkampftage, nach denen ich nur noch ermattet aufs Sofa sinken möchte, wäre Weihnachten doch nur halb so schön.

Es ist der Kontrast zu der Arbeit vorher, der den Weihnachtsfrieden mit viel Ruhe und Beschaulichkeit erst richtig genießen läßt.

Ich wäre gerne rechtzeitig fertig, aber das klappt nie. Egal wie früh ich mit den Vorbereitungen anfange (meist Anfang Dezember), sie dauern immer bis in den Heiligen Abend hinein. Wenn ich früh bin, gibt es um 21:00 Uhr Abendessen, wenn es spät wird, halt erst nach Mitternacht. Was solls, der nächste Tag ist frei, wir können ausschlafen und müssen dann endlich mal nichts mehr tun. (Fast) alles, was bis dahin unerledigt geblieben ist, darf bis zum neuen Jahr ruhen.

Dieses Jahr war es besonders erschwert durch den frühen Wintereinbruch. Nachdem ich diese Woche drei- oder viermal mein Auto unter einer Schneedecke herausgraben mußte, hatte ich echt genug. Muß das sein?

Aber nein, es ist doch wunderbar, daß es endlich mal weiße Weihnachten gibt, oft genug habe ich mich vergeblich danach gesehnt. :-) Da muß ich die Unannehmlichkeiten halt inkaufnehmen. Eine kurze Strecke muß ich heute noch fahren, aber ich bin dankbar, daß ich mich nicht auf Autobahnen oder in überfüllten Zügen noch ins große Verkehrschaos stürzen muß.

Es bleibt noch viel zu tun, aber nachdem ich jetzt am frühen Nachmittag absehen kann, daß ich wohl rechtzeitig fertig werde, legt sich langsam die Stille auf mich. Heilig Abend ist so ein besonders stiller Abend.

Auch die Nachbarn sind dann endlich mal zurückgezogen, und vergessen ist mein Ärger darüber, daß ich deren Wegabschnitt immer miträumen muß (den Passanten zuliebe), weil sie sich einfach nicht zuständig fühlen. Ich habe trotzdem Frohes Fest gewünscht, nicht ausgerechnet heute muß ich diesen Streit ausfechten.

Ja, es ist schwer, zur ersehnten Harmonie zu gelangen. Viele Familien tragen Fehden aus an den Feiertagen, wie danach immer zu lesen ist. Kein Wunder, wenn sich alles so auf diese wenigen Tage konzentriert. Das ganze Jahr sollte diese besinnlichen Stunden haben, das wäre besser. Und wieder einmal nehme ich es mir für das nächste Jahr vor, die Adventszeit mit weniger Trubel zu verbringen.

Ich hoffe, ich habe mich durch Depression und Wut der letzten Tage schon durchgegraben. Das ist ja ganz normal, daß alles Verdrängte zum Vorschein kommt, sobald der Alltag hinter einem liegt.

Aber ich spüre schon die Stille in mir, und so wird es wohl gelingen. Der besondere Zauber, das Licht der Weihnacht kann sich den Weg in mein Herz bahnen.

Ich wünsche allen ein frohes, friedliches und besinnliches Weihnachtsfest!

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Schwermut

Völlig unerwartet befällt mich Schwermut heute abend. Ich fühle mich einsam. Morgen beginnt endlich der ersehnte Weihnachtsurlaub mit ganz viel Zeit für mich. Was ist los? Ich hätte doch allen Grund, zufrieden zu sein. Ich hatte ein gutes Jahr, habe sehr viel ausprobiert, tolle Erfahrungen gemacht, viel hinzugelernt, neue Perspektiven entwickelt.

Nachdem ich einige Stunden lang mehr unbewußt versucht habe, das ungute Gefühl zu verdrängen, will ich jetzt doch lieber hinschauen. Erfahrungsgemäß ist das ja die einzige Lösung.

Ich habe eben mein Gefühl als Person visualisiert. Erst war es nicht klar, dann sah ich mich als Mädchen im Alter von etwa 12 Jahren, kein Kleinkind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. SIE ist einsam und unglücklich, fühlt sich unbeliebt und nicht wertgeschätzt.

SIE möchte so gerne Beachtung finden, einen lebendigen Austausch haben. Von Gleichaltrigen fühlt sie sich nicht angenommen, von Erwachsenen noch nicht ernstgenommen. SIE fühlt sich Gleichaltrigen teils überlegen, teils einfach anders. Es gibt wenig gemeinsame Basis.

Hat SIE damals angefangen, zu viel zu essen, um zu kompensieren? Aber es hilft doch nicht, Essen in sich hineinzustopfen, wenn es eigentlich an Liebe fehlt.

Wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit habe ich Unmengen an Vorräten ins Haus geschleppt, viel zu viel, wie immer. Ich finde es toll, alles im Haus zu haben, zwischen den Jahren keinen Supermarkt mehr betreten zu müssen und auch noch im Januar und Februar weitgehend von den Vorräten zehren zu können.

Andererseits finde ich die Schlepperei schrecklich, und wenn ich an der Supermarktkasse einen randvoll gefüllten Einkaufswagen erst entleere und dann wieder einlade (und dann ins Auto lade und wieder auslade, durch den Schnee trage und dann noch stundenlang zu Hause verstaue), frage ich mich jedesmal, ob es nicht auch mit weniger Zeug ginge. Warum mache ich das?

Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, ein Schutzpolster. Und Essen schafft eben auch immer ein Befriedigungsgefühl. Jedenfalls kurzzeitig.

SIE möchte aber nicht einfach nur mit Essen vollgestopft werden, SIE möchte Beachtung. SIE möchte, daß ich Zeit mit IHR verbringe. Zeit zum Reden, Zeit für Zärtlichkeit, Zeit für Intimität, Zeit auch zum Spielen. SIE möchte sich zeigen dürfen, ohne Rollen spielen zu müssen. SIE möchte einfach so sein, wie sie ist, und so angenommen werden.

SIE braucht Begleitung beim Übergang in die Pubertät. Eine gute Freundin.

Die gute Freundin will ich IHR sein. „Komm, zeig mir, wer Du bist, was Du kannst, was Dir wichtig ist, ich habe Zeit für Dich.“

Ich glaube, SIE braucht eine ältere Freundin. Nicht die Mutter, sondern vielleicht eine gute Bekannte der Eltern, eine Nachbarin, oder eine Verwandte. Eine Tante vielleicht. Ich hatte als Kind eine Lieblingstante. Leider verlor sich die Bindung etwas vor dem Eintritt in die Pubertät. Und sie starb viel zu früh – bevor ich eine tiefere erwachsene Bindung zu ihr aufbauen konnte.

Dann will ich IHR jetzt mal eine gute Tante sein. IHR Zeit schenken. SIE möchte so gerne mal frei von Pflichten sein, die früh schon auf ihr lasteten. SIE war zu früh zu vernünftig. Warum nicht mal wieder unvernünftig sein? Der Berufsalltag liegt ja jetzt für 10 Tage hinter mir, Gott sei Dank!

Ich habe noch viel zu tun in den nächsten zwei Tagen, aber ich will es mit Augenmaß tun. Und dabei versuchen, die Balance zu halten zwischen Müssen und Wollen. Ich habe schließlich Urlaub. Und den habe ich mir auch verdient.

Dann werde ich SIE mal fragen, was SIE denn gerne in der freien Zeit tun würde. Vielleicht ja was ganz anderes? SIE lächelt ein wenig. Ah, ich glaube, das wird schon. :-)

Das schönste an der Weihnachtszeit ist doch nicht das Essen, sondern das Zeithaben. Zeit für die Dinge, die im Alltag meist zu kurz kommen. Und Zeit für Menschen, die ich liebe.

Dienstag, 14. Dezember 2010

zauberhafter Winter

Nach einer kurzen Tauperiode, die gerade reichte, um einige durchgefrorene Gießkannen zu retten, gab es heute schon wieder sehr viel Schnee. Absolut untypisch für diese Jahreszeit. Heute abend war ich zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Gefährliche Glätte auf den Straßen, aber einfach traumhafte Landschaft. Es ist so selten, daß der Schnee dick gepudert auf allen Zweigen der Pflanzen liegenbleibt und nicht sofort wieder wegtaut. Diese weiß gefrosteten Bäume sehen magisch aus, finde ich. Wunderschön.

Trotz der Alltagshektik – und dann noch unter schneebedingt erschwerten Bedingungen – kommt bei mir ein Weihnachtsfrieden auf. Es sind schon viel weniger Autos unterwegs wie sonst, fast wie an Heilig Abend – da wird es draußen auch immer so still.

Dann dieser mystische Landschaftsanblick, der klirrende Frost. Mir geht da das Herz auf. Und ich vergesse, was ich noch alles erledigen muß vor den Feiertagen. So komme ich doch noch zu etwas Stille in der Adventszeit.

Freitag, 10. Dezember 2010

Staatswirtschaft

Wir sehnen uns alle nach einer besseren Welt. Diejenigen, die glauben, das durch mehr Umverteilung erreichen zu können, irren sich aber. Umverteilung beruht auf einem Zwangssystem. Der Staat muß einigen Menschen mit Gewalt etwas wegnehmen, das er dann nach Abzug der erheblichen Bürokratiekosten anderen Menschen geben kann (etwas anderes sind Versicherungen, die auf freiwilliger Basis abgeschlossen werden - aber was an unserer "Sozialversicherung" ist freiwillig???).

Im Ergebnis und auf längere Sicht werden wir alle ärmer. Ganz direkt trifft es diejenigen, die für die Umverteilung abgeben müssen. Indirekt trifft es aber auch die Empfänger der vermeintlichen staatlichen Wohltaten. Denn jeder staatliche Eingriff in die Freiheit der Menschen führt zu Unglück und Armut. Ich kann das noch nicht mit eigenen Worten erklären, aber die Wirtschaftstheorie der Österreichischen Schule für Nationalökonomie hat mich diesbezüglich überzeugt.

Ich glaube, es ist so ähnlich wie bei Schulmedizin versus Naturheilkunde. Schulmedizin macht schnelle, rasch wirkende Eingriffe mit langfristig verheerenden Nebenwirkungen. Naturheilkunde wirkt langsam, dafür mit weniger Nebenwirkungen. Wenn der Staat in das Wirtschaftsleben eingreift, ist es so ähnlich. Die Wirkung ist oft schnell, aber die Nebenwirkungen sind verheerend.

Wir haben keine Marktwirtschaft. „Soziale Marktwirtschaft“ ist ein Widerspruch in sich. Es gibt einerseits freie, natürliche Marktwirtschaft, die sich aus den freien Handlungen der Menschen von selbst entwickelt. Und auf der anderen Seite gibt es staatliche Planwirtschaft. Wir unterscheiden uns da nur graduell vom untergegangenen Ostblock. Unser System wird genauso untergehen – an Überschuldung auf jeden Fall, evt. auch am Freiheitswillen der Menschen (nur leider haben die meisten anscheinend noch nicht bemerkt, daß wir in einer Diktatur leben, also wird es wohl noch etwas dauern).

beruflicher/materieller Weg

Letzte Nacht hatte ich ein lichtes Bild von Menschen, die nur einen kleinen Teil ihrer Zeit für die Produktion der Dinge geben müssen, die wir für unser materielles Leben brauchen. Vieles von dem, was wir kaufen können, dient nicht wirklich unseren Bedürfnissen, sondern ist schlicht überflüssig. Wenn das auf ein gesundes Maß begrenzt wäre, müßten wir alle weniger Zeit aufwenden, es herzustellen. Im Dienstleistungssektor ist es ähnlich.

Wenn wir alle weniger Zeit für unser materielles Dasein aufwenden müßten, wäre mehr Zeit für innere Entwicklung. Neulich las ich, daß in der Menschheitsgeschichte nur Phasen mit materiellem Überschuß kulturelle Weiterentwicklung ermöglichten. Das entspricht ja auch der Bedürfnispyramide. Diese Art von Freizeit ist also nützlich.

Ich weiß nicht, ob ich mir etwas vormache, wenn ich mir nun vorstelle, meinen bisherigen Job zukünftig halbtags auszuüben (sobald ich es mir leisten kann, dabei könnten der Crash und ein neues Gesellschaftsmodell helfen). Ist es ein Ausweichen vor der Erkenntnis, einen ganz anderen Weg einschlagen zu müssen? Hafte ich damit zu sehr an vermeintlichen Sicherheiten, am Vertrauten, Gewohnten, klebe ich an meiner Vergangenheit?

In diesem Punkt bin ich nicht sicher, vielleicht wird es die Zukunft erweisen.

Seit Monaten schleppe ich ständig Vorräte nach Hause, ich habe im Keller nur noch schmale Gänge zwischen den Stapeln. Auch hier frage ich mich, wenn ich gerade wieder mal bepackt nach Hause komme und kaum Platz finde, noch mehr zu verstauen: habe ich die Grenze zwischen sinnvoller (Krisen-)Vorsorge und ängstlichem Anhaften schon überschritten?

Ich glaube aber, es ist nicht so sehr Angst vor der Zukunft, die mich so extrem zur Vorratshaltung treibt. Ich habe eher den (letztlich illusorischen) Wunsch, ein für allemal genug Vorräte zu Hause zu haben, um endlich unabhängig zu sein – zumindest für einige Monate. Dann würde ich mich am liebsten hier zu Hause einschließen (abgesehen von Spaziergängen in der Umgebung), um ganz tief zur Ruhe zu finden. Das einfache, natürliche, den eigenen Impulsen folgende Leben, das mir der Zivilisationsalltag nicht bietet, könnte ich dann wenigstens für eine gewisse Zeit leben.

Die schönsten Tage sind oft die, an denen ich keine Termine und Verpflichtungen habe und ganz nach meinem eigenen Rhythmus leben kann. Ein Schneechaos, das mich effektiv daran hindern würde, in die Stadt zu fahren, wäre super! Am liebsten wochenlang. ;-)

Andererseits frage ich mich, ob ich bereit wäre, absolut alles hinter mir zu lassen, wenn sich einmal DER überzeugende Weg bieten würde. Manchmal denke ich, ja, das würde ich tun, dann denke ich wieder, nein, ich kann z.B. meine Freundin nicht zurücklassen. Und mitnehmen kann ich sie nur bedingt. Auf dem inneren Weg geht jeder allein.

Heute fühle ich mich recht verletzlich. Gut, daß ich für mich sein kann.

spirituelle Einflüsse

Heute war die Diskrepanz zwischen spiritueller und alltäglicher Welt so groß, daß ich mich krankgemeldet habe. Den größten Teil des Tages habe ich verschlafen bzw. ruhig auf dem Sofa gelegen.

Ich habe etwas Sorge, daß ich mich den falschen Einflüssen öffnen könnte. Deshalb bleibe ich immer skeptisch, wenn ich von außergewöhnlichen Erfahrungen lese, die außerhalb des Alltagsbewußtseins liegen. Ich glaube diese authentischen Schilderungen zwar, aber da ich sie in meine Erfahrungswelt nicht einordnen kann, bleibt es eine Geschichte, die mit mir nicht so viel zu tun hat.

Ich glaube, ich blockiere mich damit dafür, tiefer einzutauchen.

Insbesondere, wenn ich von irgendwelchen Wesenheiten außerhalb der Erde lese, Außerirdische, Ufos, Engel usw., dann mag ich mich nicht tiefer einlassen. Es ist nicht so sehr Angst, die mich hindert, es ist eher ein Unbehagen, selber als Mensch an Bedeutung zu verlieren oder gar an Kontrolle.

Adventsfrieden und Zukunftsvision

Heute abend war das Tanzen mal wieder magisch. Es ging um Spiritualität, wir haben u.a. „indischen Tempeltanz“, ein „Voodoo-Ritual“ und einen balinesischen „Schütteltanz“ getanzt. Dann in der Gruppe ein Einschwingen in Sufi-Musik. Es gelang mir recht gut, dabei den Kopf loszulassen. Alles querbeet, für mich gar kein Problem. Solange Musik Seele hat, ist es egal, wo sie herkommt.

Weitere Tanz-Themen: ein Tropfen Wasser im Ozean. Weihrauch, der zum Himmel aufsteigt. Schön...

Und zum Abschluß einfach unser eigenes Bild von Spiritualität. Das Bild, was mir dabei kam, war von dem Buch inspiriert, das ich gerade lese („Das weiße Land der Seele“, Olga Kharitidi). Eine Felsspalte im Gebirge, mit klirrendem Eis gefüllt, darunter Feuer, dessen Licht nach außen strahlt. Ich „sah“ in ein tiefes dunkles Loch hinein – ohne Angst, mit ein wenig brennender Sehnsucht und gleichzeitig Erfüllung.

Ich würde so gerne mehr sehen, tiefer blicken, hinter die Erscheinungen blicken.

Nach dem Tanzen fuhr ich zu meinem Platz im Wald, um den kostbaren Moment der inneren Stille noch etwas auszukosten. Ich finde es traumhaft schön, im Dunkeln durch eine vom Schnee doch erhellte Winterlandschaft zu fahren. Wenig Verkehr um die späte Uhrzeit, das liebe ich. Stille, Einsamkeit, tiefer innerer Frieden. Gruß an die Bäume - und an den Sternenhimmel.

Leider finde ich in der Adventszeit selten solche Augenblicke, obwohl ich mich so sehr danach sehne. Der Alltag kostet einfach zu viel Zeit (abends meist nach 20:00 Uhr zu Hause, dafür erst um 2:00 ins Bett und zu wenig Schlaf, das ist auf Dauer kein guter Rhythmus).

Ich beschäftige mich weiterhin viel mit verschiedenen Wirtschafts- und Geldtheorien. Daß es zum Schuldencrash kommen wird, steht für mich fest. Die große Frage ist: was kommt dann, wie geht es weiter?

Arbeitsteilung ermöglicht uns unser Leben in Wohlstand. Wenn jeder alles alleine machen müßte, wäre das Leben sehr viel „primitiver“. Obwohl ich eine Sehnsucht nach Vereinfachung habe, wäre ein Schritt weit zurück in ein Leben als Selbstversorger wohl nicht das richtige. Das ginge nicht mit der großen Anzahl an Menschen, die derzeit auf der Erde leben. Und ich möchte auch nicht ganz auf den gewohnten Zivilisations-Komfort verzichten.

Die mühsame Feldarbeit früherer Zeiten oder auch das Sammeln und Jagen haben den Menschen zwar stärker in die Natur eingebunden, aber es fehlte auch Muße (bzw. noch mehr fehlten die Mittel) für das, was wir heute Freizeit nennen. Vielleicht ist Freizeit doch nicht so schlecht (wie ich neulich dachte), wenn sie denn gut genutzt würde – z.B. in kultureller oder spiritueller Hinsicht.

Heute kam mir die Idee, daß es in einer Gesellschaft ohne den Wachstumszwang, der durch den Zinseszins auf ungedecktes Schuldgeld entsteht, also eine Gesellschaft mit einem echten wertgedeckten Geld und einem sehr schlanken Staat (wenig Steuern und Abgaben, wenig Bürokratie, viel Freiheit) in Kombination mit der heutigen sehr effektiven Technik und hochspezialisierten Arbeitsteilung möglich sein sollte, daß jeder ein Auskommen mit einem Halbtagsjob finden könnte. Der Rest des Tages wäre dann zur freien eigenen Verfügung, ohne den Druck, damit Geld im heutigen Sinne verdienen zu müssen, für eigene Projekte, für freies, unabhängiges eigenständiges Leben.

Ich habe immer davon geträumt, finanziell unabhängig zu sein, aber nur halbtags arbeiten zu müssen.

Aktuell würde ich meine freien halben Tage für Spaziergänge im Schnee, Beobachten von Vögeln am Futterplatz oder auch im Wald, Plätzchen backen und Basteln verwenden – alles Dinge, für die ich nie Zeit finde.

Manchmal macht mir mein Job ja sogar Spaß. Ich hatte diese Woche zwei sehr gute Tage und zwei mäßige. Wenn ich einen echten Ausgleich hätte, könnte ich mir vorstellen, diesen Job weiterzumachen. Er ist eben das, was ich der Gesellschaft auf Kopf-Ebene geben kann. Für Körper und Seele bräuchte ich daneben etwas völlig anderes.

Vielleicht ist das mein beruflicher Weg. Das würde mich von der Notwendigkeit entbinden, mit einem ganz neuen Beruf Geld verdienen zu müssen – ich würde meine anderen Aktivitäten einfach für mich oder vielleicht gegen Aufwandentschädigung machen. Als Voraussetzung bräuchte ich eine andere Gesellschaftsform – die nach dem Crash gar nicht so unwahrscheinlich ist (vorausgesetzt, wir vermeiden bzw. beenden die Diktatur von links oder rechts, die sich leider immer breiter macht). Weniger staatlicher und überstaatlicher (weltweiter) Machbarkeits- und Machtwahn, mehr Freiheit für die Menschen. Das wäre deutlich billiger als heute, und die Menschen dürften wieder selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben – und wofür nicht.

Ich würde mich gegen überflüssige Statussymbole und für mehr sinnerfülltes Leben entscheiden. :-)

Einen für mich sehr wichtigen Schritt zu mehr Freiheit habe ich diese Woche gemacht. Besser gesagt: das hat sich durch (un)geduldiges Abwarten von selber erledigt. Endlich bin ich einen weiteren Teil meiner Immobilienfinanzierung los. Ein Schuld-Mühlstein weniger. Ich bin so erleichtert und dankbar. Ein Bein raus aus der Schuld-Sklaverei. Mit dem anderen Bein stecke ich noch drin, aber ich bin da jetzt handlungsfähiger, weil der Knebel-Vertragsteil beendet ist. Man sollte keine Immobilienschulden für eine selbstbewohnte Immobilie machen. Das ist keine Investition, sondern Konsum. Konsumschulden sind Mist. Die führen in die Sklaverei. Genauso wie die Staats-Konsumschulden. Die versklaven ein ganzes Volk.

Bevor wir unsere Ketten abschütteln können, müssen wir erst im Steinbruch die Schuld abarbeiten. Es geht schneller, wenn wir in unserer gleichzeitigen Rolle als Gläubiger der Staatsschulden auf deren Rückzahlung verzichten. Das bedeutet: keine gesetzliche Rente mehr (oder nur noch auf Niveau von Hartz IV für alle bedürftigen Rentner), keine gesetzliche Kranken- und Arbeitslosenversicherung, auch hier nur Hilfeleistung für Bedürftige. Jahrzehntelang einbezahlt – nichts rausbekommen, darauf läuft es sowieso hinaus. Warum nicht gleich den harten Schnitt machen? Dann haben wir wenigstens die Chance, noch etwas neues aufzubauen – sagen wir für alle bis Mitte Vierzig. Für Ältere müßte es Übergangsregeln geben.

Ach, übrigens: wer jetzt noch dem Staat Geld in den Rachen wirft, wird nie wieder etwas davon wiedersehen.

Ich bin für FREIHEIT STATT SOZIALISMUS. Dabei glaube ich, daß echte innere und äußere Freiheit sehr viel sozialer wäre als unsere heutige Scheinsolidarität, die in Wahrheit Menschen entmündigt – denn wir Menschen sind soziale Wesen, wir sehnen uns nach Verbindung. Und im Kern sind wir ja sowieso alle gleich. :-)

Heute spanne ich hier einen weiten Bogen, aber das muß auch so sein, damit ich endlich für mich und für die Gesellschaft eine Vision entwickeln kann – meine Vision, andere können ja andere Visionen haben.

Was mich neben der Frage meines weiteren beruflichen Wegs am meisten beschäftigt, ist mein weiterer spiritueller Weg. Ich habe das Christentum nach früherem intensiven Einlassen schon lange hinter mir gelassen, habe mich zuletzt ein wenig mit Buddhismus und immer mal wieder mit Schamanismus befaßt. Ich suche keine Glaubenslehre (keinen „...ismus“), ich suche das, was meinem Inneren entspricht. Ich finde mich bereits in Aussagen ganz unterschiedlicher Religionen und spiritueller Lehren und Lehrer wieder, denn der Kern der Botschaft ist ja immer der gleiche, aber dennoch fehlt mir noch etwas für meinen eigenen Weg. Vielleicht sollte ich nach einer Schamanin suchen, bei der ich in die Lehre gehen kann. Aber ich denke immer, wenn es so sein sollte, dann würde es sich schon so fügen. Also weitergehen, und offen sein, für was auch immer kommt.

Ich wünsche allen, die hier mitlesen, eine wundervolle, friedliche Adventszeit und eine gute Vision für eine neue Welt.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Schnee

Nun hat es auch hier Schnee gegeben und ich hatte heute abend die Wahl zwischen Tanzen und dem Nachkommen meiner Räumpflicht. Ich habe mich fürs Schneeschippen entschieden, auch um etwas Ruhe in den Alltag zu bekommen und nicht gleich wieder weiterzuhetzen. Die ungewöhnlich kalte Witterung erschwert den Alltag schon spürbar, obwohl wir mit Licht und Wärme und anderen zivilisatorischen Erleichterungen ja sehr gesegnet sind. Ich bin froh, daß ich doch noch ein wenig von den Elementen mitbekomme – aber ich hätte gerne mehr Zeit dafür.

Es ist nicht schön, bei Schnee auf zugigen Bahnhöfen auf die verspäteten und in der Vorweihnachtszeit völlig überfüllten Züge zu warten. Ich finde, bei Schneefall sollte es arbeitsfrei für alle geben – genauso wie bei Temperaturen über 30°C im Sommer. ;-)

Früher haben die Menschen rechtzeitig Vorräte für den Winter eingelagert, und bei Schneefall sind sie einfach zu Hause geblieben und haben die Ruhe genossen – so stelle ich mir das etwas romantisch verklärt vor.

Wenn ich darüber nachdenke, welche Arbeit ich lieber machen würde, fällt mir meist nur ein, daß ich lieber gar keiner Erwerbsarbeit nachgehen würde. Ich würde gerne einfach frei sein, mir meine Lebenszeit selber einteilen. Natürlich würde ich da auch arbeiten, aber nur für mich oder mein nächstes Umfeld, zur unmittelbaren Erfüllung meiner Bedürfnisse.

Es wäre schön, finanziell unabhängig zu sein – dann könnte ich mir ein Leben nach meinem Geschmack erlauben. Vielleicht würde ich dann nach einiger Zeit einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, wegen der Anregung und der Kontakte, die das bietet. Für Geld zu arbeiten und sich selbst oder ein Produkt zu vermarkten, stößt mich aber irgendwie ab. Ich mache das, weil ich das Geld zum Lebensunterhalt brauche, aber es gefällt mir nicht. Ich mag nicht in eine vorgefertigte Rolle schlüpfen, die mein Arbeitgeber für mich vorsieht. Ist eine nicht-monetäre Gesellschaft denkbar? In der heutigen arbeitsteiligen Gesellschaft wohl nicht. Anscheinend sehne ich mich zurück in eine Stammesgesellschaft, was natürlich völlig unrealistisch ist...

Ich glaube, mich spricht die Krisenvorsorge auch deshalb so stark an, weil ich sehr gerne mal eine Zeitlang ganz unabhängig nur von meinen Vorräten leben würde – und im Rahmen eines Finanzcrashs wäre das sozusagen „erlaubt“.

Tja, solange das System weiterläuft, bleibt mir nichts übrig, als im Hamsterrad weiter mitzulaufen.

Der Blick in den verschneiten Garten ist heute wunderschön. Es ist so hell, daß kein Licht notwendig ist, da finde ich mich im Wohnzimmer bei nur einem brennenden Teelicht gut zurecht. Eine geschlossene Schneedecke besänftigt immer, finde ich. Es wird so still. Geräusche werden gedämpft, und es sind – in den Wohngebieten - weniger Menschen und Autos unterwegs. Ich liebe Schnee. Hoffentlich gibt es weiße Weihnachten. :-)