Dienstag, 30. August 2011

Nächtliches Bad

Ich hatte ein wunderbares Wildnis-Seminarwochenende. Mir gibt allein schon das Draußensein so sehr viel Kraft. Die Akkus sind wieder voll aufgeladen. Zusätzlich zu dem Seminarprogramm habe ich für weitere Krafterlebnisse gesorgt: einmal bin ich nachts einen dunklen Waldweg zu einem Bach gelaufen und habe dort gebadet. Wunderbar. Das kalte Wasser auf meiner Haut. Ich lebe. Ich hatte weder Badesachen noch Handtuch dabei. Nackt im (flachen) Wasser zu liegen ist ganz anders: der Kontakt zum Wasser ist viel direkter und umfassender. Ganz vom Wasser umschlossen zu sein, war für mich erfrischend, belebend und reinigend zugleich. Es ist ein Ritual.

Ich ließ mich danach in der noch recht milden Luft lufttrocknen. Dann noch etwas feucht in die Klamotten, die auf dem Rückweg ins Camp schnell trockneten.

Ich mag Erfahrungen, die ein wenig „neben der Spur“ liegen. An einem warmen sonnigen Nachmittag in ein überfülltes Schwimmbad zu gehen, ist irgendwie viel zu einfach. Mir macht es viel mehr Spaß, wenn ein bißchen Überwindung erforderlich ist, wenn Schwierigkeiten auf dem Weg liegen.

Ich habe genug Möglichkeiten, bequem und faul zu sein. Deshalb bin ich überaus dankbar, wenn ich die Möglichkeit habe, mal an meine Grenzen zu gehen, diese auszutesten und schrittweise zu überwinden.

In diesem Frühjahr hatte ich noch bei jedem Schritt abseits von vorgegebenen Waldwegen das ungute Gefühl, etwas „Verbotenes“ zu tun. Außerdem bin ich bei sehr vielen Geräuschen zusammengezuckt, ebenso bei jeder unerwarteten Berührung durch einen Zweig oder ein Insekt.

Und jetzt gehe ich barfuß und ohne Taschenlampe nachts durch den Wald, und es ist ok. Ich hatte allerdings allerdings gleich 3 Taschenlampen dabei, ich sichere mich immer noch sehr stark ab. Und die sporadischen blinkenden Leuchtpunkte neben dem Weg machten mir Angst. Ich habe dann doch einige Male dort hingeleuchtet – und konnte nicht herausfinden, was den Lichtpunkt verursacht hat. Bei den fliegenden Lichtpunkten handelte es sich wohl im Glühwürmchen. Am Boden konnte ich aber keine verursachenden Tiere entdecken.

Erst am zweiten Abend fand ich heraus, was es vermutlich ist: Sterne, die in Wassertropfen auf der Vegetation reflektieren. Das ist zumindest meine Erklärung, denn meine Lampe leuchtete genau auf einen großen Wassertropfen auf einem Blatt. . Ein Stern, der so weit weg ist, bringt einen kleinen Wassertropfen zum Funkeln. Das ist eigentlich kein Grund, um Angst zu haben. Es ist eher zauberhaft schön. ;-)

Angst entsteht oft durch Unwissen. Wir haben Angst vor der Ungewißheit. Wir suchen Sicherheit. Auf mich trifft das jedenfalls besonders zu.

Der Wald ist überhaupt nicht dunkel nachts. Jedenfalls nicht vollständig. Wege durch den Wald sind erkennbar an dem helleren Boden, zumindest wenn dieser einen starken Sandanteil hat. Selbst ohne Mond leuchten die Sterne genug, um zumindest schattenhaft Bäume erkennen zu können. Nur bei wolkenverhangenem Himmel wird es schwieriger.

Bei meinen Versuchen, die Leuchtpunkte zu identifizieren, fiel mein Lichtstrahl auf zwei leuchtende Augen. Eine ähnliche Begegnung vor einigen Monaten hat mich noch stark erschreckt, jetzt war da Neugierde. Gerne hätte ich das Tier identifiziert. Aber es entfernte sich rasch von mir, nur kurz sah ich noch seine Augen, dann war es fort. Von der Höhe der Augen über dem Boden könnte ich auf ein marderartiges Tier schließen. Schade, jetzt, wo ich dies schreibe, fällt mir ein, daß ich nach den Tierspuren auf dem sandigen Boden hätte suchen können. Trotz meiner mangelnden Erfahrung hätte ich da vielleicht etwas erkennen können. Auf die Idee kam ich nicht, dafür war ich dann doch nicht entspannt genug.

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