Sonntag, 6. Juni 2010

Freier Tag

Heute habe ich sehr lange im Garten gearbeitet. Bei wunderbarem Sommerwetter. Temperaturen nur wenig über 20°C, nicht zu warm und nicht zu kalt. Ich liebe diese Tage, die ich mir ganz selber einteilen kann, keine Termine oder Besorgungen habe, an denen ich Haus und Grund nicht verlassen muß. Dann kann ich mich einschwingen auf meinen eigenen Rhythmus. Es gab heute auch im Haushalt einiges zu tun, das erledigte ich parallel. Ich brauche keinen Müßiggang, um glücklich zu sein. Keine 5 Minuten habe ich faul in der Sonne gesessen. Das ist gar nicht notwendig. Es gibt mir eine tiefe Befriedigung, wenn ich die Arbeit tun kann, die zu mir paßt. Ich liebe die Arbeit in meinem unmittelbaren Umfeld.

Es wäre schön, mehr Zeit dafür zu haben. Andererseits liebe ich auch meine finanzielle Unabhängigkeit. Ich strebe an, irgendwann von meinem Kapital leben zu können. Das wäre echte Unabhängigkeit. Ich spare regelmäßig in weltweit gestreute Aktienfonds, denn nur wer produktiv investiert, hat Aussicht auf Erträge in der Zukunft. Die gesetzliche Rente basiert auf einem Kettenbriefsystem und ist zum Niedergang verurteilt. Vermutlich gibt es in 20 Jahren eine Art Einheitsrente auf niedrigem Niveau, unabhängig von der Höhe der Einzahlung. Wenn ich mich selber ernähren könnte, von keiner Behörde abhängig wäre, das wäre wunderbar. Dann könnte ich mich ganz der Arbeit in und an meinem Garten widmen, auch im übertragenen Sinne. Ich würde auch gerne mein Renteneintrittsalter selber bestimmen oder fließend hineingleiten.

Da mein Garten trotz sehr begrenzter Fläche sehr wild und hochgewachsen ist, mit einer Stimmung wie in einem Wald oder auf einer Lichtung, fühle ich mich dort sehr wohl und frei. Ich schaffe es sogar, das Kindergeschrei der Nachbarn und die intensiven Grillgerüche auszuhalten und trotzdem ganz bei mir zu sein.

Ich habe heute einige Kräutertöpfe eingepflanzt und einige Beerensträucher erstmal umgetopft, weil noch nicht klar ist, wo sie noch Platz finden. Aber sie wollten alle aus den engen Containern heraus, in denen sie kaum atmen können. Ich hoffe, ich kann in den nächsten Jahren noch mehr Beerenfrüchte ernten, die sind auf den Wochenmärkten schwer zu bekommen, dabei liebe ich sie doch so. Noch ein paar verwilderte Nutzpflanzen sind außerdem eine gute Krisenvorsorge.

Auch ohne Krise hätte ich Freude daran. Es ist sooo toll, irgendetwas aus dem eigenen Garten zu ernten, egal was.

Für ein Ameisenvolk führte meine Gartenarbeit heute zu einer Katastrophe. Sie hatten sich im Ballen eines alten Kübels eingenistet, und ich brauchte heute diesen Kübel. Ich habe den Ballen auf meinem Kompost zerlegt, er war voller Ameisenpuppen und junger Tiere. Sie können sich dort ein neues Heim bauen, denn bis zum nächsten Jahr muß ich dort nicht mehr dran. Aber im nachhinein bereue ich, daß ich den Ballen nicht komplett gelassen habe, ich hätte ihn ja vollständig im Kompost eingraben können, dann wäre die Umsiedelung für die Ameisen weniger dramatisch verlaufen. Ich wollte unbedingt die verwilderten Schnittlauchzwiebeln aus der Mitte retten. Nun weiß ich nicht mal, ob diese am neuen Standort anwachsen werden. Tut mir leid, liebe Ameisen, das nächste Mal gehe ich behutsamer mit Euch um.

Der Tag war heute zutiefst befriedigend und erfüllend. Natürlich ist das nur gelungen, weil ich dabei wenig in meine Gedanken verstrickt war, auch wenn diese unablässig kreisten. Ich habe sie kaum zur Kenntnis genommen. Ich habe ein sattes, tiefes Wohlgefühl und bin jetzt rechtschaffen müde.

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