Mittwoch, 14. Mai 2014

zurück im Leben und im Training


3 km gelaufen in unter 24 min. Das ist nicht schlecht nach vier Wochen erzwungener Trainingspause. Das Gefühl in den Beinen und im gesamten Körper war nicht ganz so ungewohnt wie nach den zwei Monaten Trainingspause nach meiner Bauchoperationen. Müde bin ich jetzt schon.

Was ist passiert? Ich beschreibe es mal stichpunktartig.

Eine Woche Survivaltraining in Italien: viel ungewohnte Handarbeit, tolle Naturerfahrungen, Erlernen neuer Fertigkeiten, Inspiration.

Eine kleine Brandblase an der linken Hand. Hand schmerzt. Blase aufgestochen, Pflaster drauf, nicht weiter beachtet. Hand schwillt an. Dann schwellen die Finger an. Hand verharrt in leichter Krümmung, Finger steif. Hand nicht mehr benutzbar und stark schmerzend.

OK, es ist der Tag vor der geplanten Rückfahrt. Da fahre ich doch erstmal nach Hause und sehe dann weiter. Die Fahrt am Karfreitag (wie passend) ein einziger Leidensweg mit schwerem Gepäck, nur einer Hand und starken Schmerzen. Unterdessen nehme ich Schmerzmittel, die helfen kaum.

Zurück zuhause glaube ich immer noch, dass sich die Schwellung schon wieder zurückziehen wird, wenn ich die Hand nun endlich richtig schonen kann. Ich möchte so gerne Ostern feiern. Erst am Ostersonntag lasse ich mich in die Notaufnahme eines Krankenhauses fahren.

Diagnose: Hohlhandphlegmone, Handrückenphlegmone, Unterarmphlegmone. Habe das bis heute nicht gegooglet, aber steht für eine sehr schwere Entzündung der Hand.

Sofortige Notoperation unter Vollnarkose. Hand wird innen und außen großflächig aufgeschnitten und die entzündeten Stellen gereinigt.

Déjà vu. Schon wieder bin ich ungeplant als Notfall im Krankenhaus. Das wird bald zur Routine. ;-) Na gut, ich komme schließlich gerade von einem Survivaltraining. Was braucht der Mensch? Ein Dach über dem Kopf, Wärme in der Nacht, Nahrung und Wasser. Das bekomme ich dort. Mir geht es gut. Die Schmerzen unter dem dicken Gipsarm sind erträglich. Was will ich noch mehr? :-)

8 Tage später 2. Operation, wieder Vollnarkose. 10 Tage später werden die Fäden gezogen, und ich werde auch die leichtere Plastikschiene los.

Das war vor 5 Tagen. Seitdem darf ich wieder trainieren, vor allem so anspruchsvolle Bewegungen wie einen Finger zu strecken oder gar zu beugen. Oh, ich habe auch ein Handgelenk: läßt sich das bewegen?

Es fühlt sich so an, als seien die Beugemuskeln meiner Finger am Handrücken festgetackert. Das ist normal nach dieser Operation. Ich darf die Muskeln und Sehnen mit viel Training über den Schmerz hinaus nach und nach wieder beweglich machen.

Alles klar: Training bis zum Schmerz kenne ich. Ich bin dankbar, daß ich für meine Heilung jetzt auch physisch etwas tun kann (bisher nur mental).

Ich werde wieder ganz gesund werden. Und selbstveständlich setze ich meine Survivalausbildung fort. :-) HOOYA!

6 Kommentare:

  1. Hallo Louise,

    erst gestern hab ich mich noch gefragt, wo Du steckst. Na, wie gut, dass Du auf dem Weg der Besserung bist!

    Aber sag mal, können diese Not-OP's auch ein Hinweis sein, dass Du Deinen Körper nicht nur fordern sollst sondern ihm auch mehr Beachtung in Form von Erholung gönnen sollst? Ist nur so ein Gedanke, der mir kam, als ich das alles las. Ich denke, dass Du auf einem guten Weg bist, vielleicht fehlt noch ein bisschen die Balance zwischen Anforderung und Entspannung?

    Ich wünsche Dir jedenfalls auch weiterhin gute Besserung!

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    1. Hallo Clara,

      danke für die Anteilnahme. Ich denke viel darüber nach, wofür die Not-Operationen stehen. Du hast schon recht. Es hat auch etwas mit Überforderung zu tun. Ich versuche mit Gewalt etwas zu erzwingen, was noch nicht reif ist.

      Aber die entscheidende Botschaft ist: ich sehne mich so sehr nach Freiheit, daß ich mich dafür schlimm verletze. Denn Kranksein bedeutet ein bißchen Freiheit innerhalb des Systems.

      Ich will aber mehr, ich will raus aus dem System. Erst wenn mir das gelungen ist, gibt es keine Notwendigkeit mehr für diese schmerzhaften Erfahrungen. Und davon habe wirklich genug. Die seelischen und körperlichen Schmerzen reichen für sehr lange Zeit. Muß ich nicht ständig wieder haben.

      Und doch geht es mir jetzt gut. Die Hand erholt sich.

      Liebe Grüße
      Louise

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  2. Liebe Louise
    Erst einmal - schön, dass Du wieder da bist! Und gleichzeitig bin ich auch ein wenig schockiert - ich hätte nicht gedacht, dass eine Brandblase derartige Auswirkungen haben könnte... Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz gute Genesung!
    Liebe Grüsse
    Ariana

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    1. Liebe Ariana,

      vielen Dank, schön, daß Du bei mir noch mitliest, obwohl ich so selten schreibe.

      Bettnachbarinnen von mir hatten infizierte Katzen- oder Hundebisse, und eine Frau hatte sich nur leicht bei der Küchenarbeit geschnitten.

      Wie oft hat man eine kleine Verletzung und beachtet diese nicht weiter. Wenn gefährliche Keime eindringen (bei mir waren es Streptokokken) und der Körper dafür disponiert ist (die geistig-seelische Komponente spielt eine große Rolle nach meiner Überzeugung), dann kann man an einer kleinen Verletzung sterben!

      War mir vorher auch nicht bewußt, deshalb bin ich ja auch viel zu spät zum Arzt gegangen. Operation und zwei Wochen Antibiotika (die ich normalerweise zutiefst ablehne) haben meine Hand und weiteres gerettet.

      Ich bin dankbar. :-)

      Liebe Grüße,
      Louise

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  3. Respekt! Und: Gute Besserung!
    Erstaunlich Dein gelassener Umgang damit (so liest es sich jedenfalls).
    Ja ...und: schön wieder von Dir zu lesen!
    Liebe Grüße

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    1. Hallo Regenfrau,

      ja, die Gelassenheit ist hart erarbeitet. Im Krankenhaus habe ich den Schock möglichst wenig an mich herangelassen, obwohl das sehr schwer war, als schon am Morgen nach der OP das erste Mal der Gipsverband geöffnet wurde und ich mich mit den Operationswunden konfrontieren mußte... Das sah nicht danach aus, als könne man jemals wieder viel mit der Hand arbeiten...

      Ich habe auf guten Rat hin sofort mit positiver Vergegenwärtigung einer völlig gesunden Hand begonnen und mir mehrmals täglich vorgestellt, wie ich damit wieder arbeite und trainiere.

      Ob es geholfen hat, weiß ich nicht zu beurteilen, ich kenne den normalen Genesungsverlauf nicht Aber ich kann jetzt doch schon wieder einige Dinge machen und bin soweit zufrieden.

      Trotzdem habe ich gerade einige Tage Depression hinter mir, weil ich mir eine noch schnellere Heilung gewünscht hatte. Nicht für meinen Bürojob, aber für mein Wildnisseminar, das mir sehr sehr wichtig ist. Ich werde es mit Behinderung fortsetzen, und das machte mir zu schaffen.

      Jetzt habe ich diese Begrenzung als offenbar für mich sinnvolle und wichtige Erfahrung akzeptiert, und jetzt ist die Gelassenheit wieder da. :-) Fühlt sich besser an damit.

      Liebe Grüße,
      Louise

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