Freitag, 10. Dezember 2010

beruflicher/materieller Weg

Letzte Nacht hatte ich ein lichtes Bild von Menschen, die nur einen kleinen Teil ihrer Zeit für die Produktion der Dinge geben müssen, die wir für unser materielles Leben brauchen. Vieles von dem, was wir kaufen können, dient nicht wirklich unseren Bedürfnissen, sondern ist schlicht überflüssig. Wenn das auf ein gesundes Maß begrenzt wäre, müßten wir alle weniger Zeit aufwenden, es herzustellen. Im Dienstleistungssektor ist es ähnlich.

Wenn wir alle weniger Zeit für unser materielles Dasein aufwenden müßten, wäre mehr Zeit für innere Entwicklung. Neulich las ich, daß in der Menschheitsgeschichte nur Phasen mit materiellem Überschuß kulturelle Weiterentwicklung ermöglichten. Das entspricht ja auch der Bedürfnispyramide. Diese Art von Freizeit ist also nützlich.

Ich weiß nicht, ob ich mir etwas vormache, wenn ich mir nun vorstelle, meinen bisherigen Job zukünftig halbtags auszuüben (sobald ich es mir leisten kann, dabei könnten der Crash und ein neues Gesellschaftsmodell helfen). Ist es ein Ausweichen vor der Erkenntnis, einen ganz anderen Weg einschlagen zu müssen? Hafte ich damit zu sehr an vermeintlichen Sicherheiten, am Vertrauten, Gewohnten, klebe ich an meiner Vergangenheit?

In diesem Punkt bin ich nicht sicher, vielleicht wird es die Zukunft erweisen.

Seit Monaten schleppe ich ständig Vorräte nach Hause, ich habe im Keller nur noch schmale Gänge zwischen den Stapeln. Auch hier frage ich mich, wenn ich gerade wieder mal bepackt nach Hause komme und kaum Platz finde, noch mehr zu verstauen: habe ich die Grenze zwischen sinnvoller (Krisen-)Vorsorge und ängstlichem Anhaften schon überschritten?

Ich glaube aber, es ist nicht so sehr Angst vor der Zukunft, die mich so extrem zur Vorratshaltung treibt. Ich habe eher den (letztlich illusorischen) Wunsch, ein für allemal genug Vorräte zu Hause zu haben, um endlich unabhängig zu sein – zumindest für einige Monate. Dann würde ich mich am liebsten hier zu Hause einschließen (abgesehen von Spaziergängen in der Umgebung), um ganz tief zur Ruhe zu finden. Das einfache, natürliche, den eigenen Impulsen folgende Leben, das mir der Zivilisationsalltag nicht bietet, könnte ich dann wenigstens für eine gewisse Zeit leben.

Die schönsten Tage sind oft die, an denen ich keine Termine und Verpflichtungen habe und ganz nach meinem eigenen Rhythmus leben kann. Ein Schneechaos, das mich effektiv daran hindern würde, in die Stadt zu fahren, wäre super! Am liebsten wochenlang. ;-)

Andererseits frage ich mich, ob ich bereit wäre, absolut alles hinter mir zu lassen, wenn sich einmal DER überzeugende Weg bieten würde. Manchmal denke ich, ja, das würde ich tun, dann denke ich wieder, nein, ich kann z.B. meine Freundin nicht zurücklassen. Und mitnehmen kann ich sie nur bedingt. Auf dem inneren Weg geht jeder allein.

Heute fühle ich mich recht verletzlich. Gut, daß ich für mich sein kann.

1 Kommentar:

  1. Ich habe mir dieses Jahr so eine Auszeit gegönnt, naja eher *müssen* weil eh nix mehr ging. Es war schwer..ich war hibbelig ich wollte tausend Sachen anfangen, ich konnte mich selbst kaum aushalten.
    Inzwischen kann ich das sehr wohl und ich bin froh, dass ich mal stur sitzen blieb.
    Inzwischen kann ich mir kaum mehr vorstellen wieder ins Getriebe des Alltags und Jobs zu hüpfen...muss ich aber wohl..denn die Millionen sind noch nicht auf meinem Konto ;-/
    Schönen Tag!

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