Sonntag, 17. April 2011

Coyote Mentoring

Mein zweites Wildnispädagogik-Wochenende war überwältigend. Ich bin so voll von Eindrücken, daß ich kaum weiß, wo ich mit dem Schreiben beginnen soll.

Ich habe die Lehr- und Lernmethode des Coyote Mentoring kennengelernt. Die ist völlig anders als der aus der Schule gewohnte Frontalunterricht. Hier wird Neugierde geweckt und mit Fragen wird der Schüler dazu motiviert, selber nachzuforschen, selber Lernerfolge zu erzielen.

Unterdessen stelle ich Parallelen fest. Als ich im 3. oder 4. Schuljahr war, hatte ich das Glück, ein anderes Schulsystem (als das deutsche) zu besuchen. Und dort wurden genau solche Methoden angewandt.

Ich erinnere mich, daß wir alleine oder zu zweit eine Aufgabe bekamen, ein Referat zu beispielsweise einem Tier vorzubereiten. Wir durften selbständig in der Schulbibliothek Bücher dazu lesen und Materialien suchen. Die Fakten oder die kleine Geschichte wurden auf Folien geschrieben und auf dem Overhead-Projektor der ganzen Klasse präsentiert. Kopien dieser Vorträge wurden später an alle ausgeteilt, so daß am Ende jeder eine Sammlung hatte.

Genau diese Aufgabe wurde uns jetzt auf dem Seminar auch als Hausaufgabe gestellt. Damals schrieb ich über das Eichhörnchen. Diesmal werde ich über den Erlenzeisig schreiben.

Als Kind war ich unglaublich stolz auf meine Arbeit. Es war toll, daß uns zugetraut wurde, „den Unterricht“ selber vorzubereiten.

Ich erinnere mich auch, daß wir mit Lupe ausgerüstet in den Wald gingen, um Moos und kleine Tiere zu untersuchen.

Mehrmals im Jahr gab es einen Wandertag. Der war aber nicht so langweilig, wie ich das aus deutschen Schulen kenne: wir bekamen genaue topographische Karten in kleinen Teams, suchten den Weg im Wald, der mit bunten Plastikbändern markiert war, und an Kontrollpunkten mußten wir mit einer Stecknadel genau den Punkt unseres aktuellen Orts markieren. Jeder Meter Abweichung bedeutete einen Punktabzug. Im Alter von 8-10 Jahren konnten wir also schon Karten lesen und uns im Gelände orientieren.

Manchmal gab es auch Stationen mit irgendwelchen Aufgaben, oder wir mußten im Wald versteckte Tafeln mit Buchstaben suchen, die dann später zu einem Lösungswort zusammengesetzt werden mußten.

Andere Aktionen fanden mit Mülltüten bewaffnet statt: wir reinigten nach dem langen Winter die Wald- und Wegränder von Müll.

Findet so etwas wenn schon nicht an Grundschulen, dann zumindest an deutschen Kindergärten statt? Heutzutage vielleicht manchmal schon, aber gewiß noch nicht flächendeckend.

Ich kann mich gut erinnern, wie begeistert ich davon war, und wie sehr ich mich wertgeschätzt fühlte. Das sind sehr schöne Kindheitserinnerungen.

Ja, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie natürliche Lehrmethoden wirken. Ganz ähnlich wie beim Coyote Mentoring.

Vielleicht dient diese Weiterbildung ja vor allem dem Zweck, meine kranke Kinderseele zu heilen. Durch den Umzug nach Deutschland zurück ist damals etwas in mir abgerissen. Die Wunde ist bis heute nicht verheilt, ich sehne mich nach diesem „Paradies meiner Kindheit“ zurück. Und jetzt kommt ein wenig des damaligen Geistes zu mir zurück. Das ist so schön. Ich bin sehr dankbar. :-)

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