Sonntag, 2. Mai 2010

Garten hat Seele

Heute habe ich längere Zeit im Garten gearbeitet. Ich möchte meinen Mini-Versuchs-Acker vergrößern und brauche dafür mehr Sonnenlicht und mehr freie Beetfläche. Also müssen Pflanzen zurückgeschnitten werden und andere ausgerissen werden. Ich mache das sooo ungern. Was wächst, das wächst. Es ist alles lebendig. Wer bin ich denn, daß ich entscheiden darf, was wachsen darf und was nicht?

Ich hätte lieber einen großen Wald statt einen kleinen Garten. Da dürfte dann alles so wachsen, wie es wachsen will, und absterbende Bäume dürften einfach umfallen und liegenbleiben.

Wenn ich schon eine rankende halbwilde Rose zurückschneiden muß, tut es mir weh, die Zweige mit dem saftig-frischen Laub einfach zu entsorgen. Daraufhin habe ich kurzentschlossen die ganzen kleinen Blättchen abgezupft. Ich werde sie trocknen und Tee daraus kochen. Ich habe zwar noch nie von Rosenblätter-Tee gehört (wohl von Rosenblüten-Tee), aber giftig ist das jedenfalls nicht. Also sollte es trinkbar sein.

Dann habe ich Giersch ausgerissen, im Bemühen, auch die langen Wurzeln möglichst aus der Erde zu bekommen (sonst ist es sinnlos). Zum Essen zu viel, zum Wegwerfen zu schade. So habe ich mir hier die Arbeit gemacht, die Wurzeln vom Pflanzengrün zu trennen. Die Wurzeln kommen in die Biotonne, weil die auf dem Kompost sofort weiterwachsen würden, das Grün auf den Komposthaufen. Dabei schreckte ich einen großen Frosch auf, der es sich im Kompost gemütlich gemacht hatte. Ich liebe es, wenn sich Wildtiere in meinem doch eher städtischen Garten einfinden. Ich habe dann immer das Gefühl, es im großen und ganzen richtig zu machen.

Durch meinen achtsamen Umgang mit den Pflanzenresten bin ich nicht sehr gut mit der Arbeit vorangekommen. Ich kann einfach nicht der Natur so zackzack meinen Gestaltungswillen aufzwingen, wie das andere anscheinend tun. Es geht nicht. Ich würde meine eigene Seele damit vergewaltigen.

Es ist ähnlich wie mit dem Gerümpel in meinem Haus. Ich kann mich nur sehr schwer von etwas trennen, denn alles hat eine Seele – selbst alter Krempel. Und lebende Pflanzen sowieso. Wenn ich sie schon töte, dann sollen sie wenigstens noch einen Nutzen haben.

Ich suche eine neue Balance, denn zu viel Ballast belastet meine Seele, herzloses Entsorgen aber auch. Heute ist es mir gut gelungen. :-)

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