Dienstag, 31. August 2010

Geld

Unser Geldsystem ist in einer existentiellen Krise. Bei seinen Kritikern gibt es zwei Hauptrichtungen. Die einen befürworten ein zinsloses beliebig vermehrbares Schuldgeld (manchmal auch in der Form von Schwundgeld nach Silvio Gesell). Die anderen befürworten ein auf materiellen Werten beruhendes Geld, z.B. durch ein edelmetallgedecktes Geld. Ich befasse mich seit längerer Zeit mit beiden Denkschulen, möglichst ohne Scheuklappen. Denn ich suche auch nach der Lösung aus dem Gelddilemma.

Es mag ja sein, daß Energie im Universum unbegrenzt ist, aber materielle Wesen sind nach meiner Überzeugung nicht unbegrenzt. Solange wir beschränkte materielle Wesen sind, leben wir in einer Welt der Knappheit. Die Entscheidung für ein Gut ist gleichzeitig die Entscheidung gegen ein anderes. Ressourcen sind nicht unerschöpflich. Güter sind nicht in beliebiger Menge vorhanden, es gibt nicht das Schlaraffenland, in dem uns die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Davon scheint das Konzept des "unendlichen Reichtums" mittels zinslosem Schuldgeld aber auszugehen. Das Drucken und Verteilen von mehr Papiergeld, das nicht auf Werten (sondern nur auf leeren Versprechungen) basiert, fördert zwar die Verteilung von vorhandenen Gütern, aber sorgt nicht dafür, daß neue Güter hergestellt werden. Das Schuldgeldsystem basiert auf Inflation und damit einem Werteverzehr. Wir leben mehr und mehr von unserer früher erschaffenen Substanz. Das können wir auch alle beobachten, wenn wir uns den Zustand von Straßen, öffentlichen Einrichtungen etc. ansehen.

Einige glauben, daß die Menschheit die materielle Welt verlassen wird, in eine höhere Dimension aufsteigen wird, in der es weder Geld noch Nahrung im herkömmlichen Sinne geben soll. Das mag sein, aber solange wir (auch) materielle Wesen sind, brauchen wir Nahrung, die aus echten Rohstoffen besteht, und zu deren Bezug brauchen wir echtes, wertgedecktes Geld, wenn es kein Betrugssystem mehr sein soll. Geld ist nicht einfach eine Verrechnungseinheit, Geld ist ein Tauschmittel.

Das Problem, warum es trotz der wahnsinnigen Gelddruckerei zu wenig Geld auf der Welt zu geben scheint, liegt weniger am Zins, sondern an der fast unendlich möglichen Geldvermehrung aus heißer Luft gepaart mit staatlicher Verschwendungssucht und überbordender Bürokratie. In grauer Vorzeit konnten Menschen ihre Arbeitskraft 1:1 mit anderen Menschen tauschen. Heute muß ein Arbeitnehmer mehrere Stunden arbeiten, um sich die Arbeitsleistung einer Stunde eines anderen Arbeitnehmers leisten zu können. Das ist pure Sklaverei, Ausbeutung. Ich sehe die Ausbeuter sowohl im Staat - leider fördert unsere Form von Demokratie die Bestechung von Wahlbürgern durch vermeintliche staatliche Geschenke, die in Wahrheit das Volk selber bezahlt - zum anderen fließen die gigantischen Zinsgewinne aus dem Schuldgeldsystem in die Taschen weniger Superreicher an der Spitze der Pyramide.

Dieses Pyramidenspiel / Kettenbriefsystem / Schneeballsystem wird zwangsläufig irgendwann zusammenbrechen, denn nichts in dieser Welt wächst unendlich. Auch Staatsschulden nicht. Es wird kollabieren, vermutlich dauert es nicht mehr lange.

Danach brauchen wir ein neues Geldsystem - und hoffentlich wird nicht wieder einfach eine neue Runde im gleichen miesen Spiel gespielt.

Der Weg, um inneren Abstand zu gewinnen von materiellen Reichtümern, führt nicht durch die Verachtung des Geldes, glaube ich. Zunächst muß man Geld wertschätzen, als konzentrierte Energie, als den Lohn der Arbeit. Dafür sollte es auch einen inneren Wert haben, und nicht nur als virtuelle Zahlen auf dem Bankkonto existieren.

Zu innerem Reichtum findet nicht, wer eine künstliche Barriere zwischen sich und dem Materiellen errichtet. Man muß eher durch die Materie hindurchgehen, hindurchschauen. Nicht Ablehnung und Abgrenzung von der Materie ist der Weg, sondern Akzeptanz. Und dann tiefergehen. Materie ist nicht tot, sie ist höchst lebendig. Alles ist lebendig, alles ist beseelt.

Ich nähere mich allmäglich dem Verständnis der Aussage, daß alles von Menschen Geschaffene aus Gedanken besteht. Ich sehe z.B. die Fenster in meinem Büro. Menschen haben sich das ausgedacht. Sie sind durch Überlegung und durch sehr viel Ausprobieren dahingekommen, einen durchsichtigen Gegenstand, der Licht durchläßt, aber Wärme drinnen läßt, für sehr praktisch zu halten. Durch die Kraft der Imagination haben Menschen sich Fenster vorgestellt – und dann haben sie nach und nach die Fähigkeiten entwickelt, so etwas tatsächlich zu erschaffen. Menschen sind Schöpfer.

Aber nicht das Ego ist der Schöpfer. Das Leben ist der Schöpfer, der Mensch gibt nur sein Bewußtsein dazu. Und die Gedanken, die aber auch vom Leben selbst kommen.

Man kann ein Fenster nicht aus purer Luft erzeugen, es nur imaginieren, das reicht nicht. Es braucht die Materie dazu, die verarbeitet und verwandelt wird. Ein Fenster kann ich anfassen, das ist "echt" – im materiellen Sinne. Genauso muß nach meiner Überzeugung das universelle Tauschmittel, das wir benutzen, um Güter zu tauschen, "echt" sein. Es muß materiell sein, es muß eine materielle Substanz haben. Nur Zahlen in einem Elekronengehirn reichen nicht aus. Sie sind genauso Luft wie der bloße Gedanke von einem Fenster Luft ist.

Unser auf purer heißer Luft basierendes weltweites Schuldgeldsystem wird zwangsläufig zusammenbrechen – wenn die Menschen erkennen, daß es nur auf Lüge basiert, nicht auf echten Werten.

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