Mittwoch, 13. Juli 2011

Baummarder

Letzte Woche sah ich erstmals einen Baummarder im Wald. Er überquerte in der Abenddämmerung den Weg vor mir und verschwand sehr schnell im Gebüsch. Diese Begegnung fand ich schon toll. Aber heute durfte ich an einer anderen Stelle gleich 3 von diesen Tieren beobachten. Ich schreckte sie durch meinen gewohnt zu schnellen und lauten Schritt vom Bachufer auf, sie kletterten geschwind auf verschiedene Bäume. Dann beäugten sie mich – und ich sie. Die ganze Zeit kommunizierten sie aufgeregt mit Lauten, die wie eine Mischung aus Husten und Bellen klangen.

Ich hatte keine Ahnung, daß Baummarder dermaßen flink und wendig auf Bäumen herumklettern können, ähnlich agil wie Eichhörnchen. Einer sprang von Baum zu Baum, als ich nicht verschwand und er sich anscheinend nicht mehr auf den Boden traute. Dabei löste er offenbar einen Vogel-Alarm aus. Einige Vögel hörten auf mit ihrem Gesang und stießen Warnlaute aus, die nach meinem Eindruck eher dem Raubtier als mir galten. Insgesamt eine begeisternde Vorführung, deren Zeuge ich sein durfte.

Mir wirkte es, als habe ich das Spiel von Geschwistern unterbrochen, es waren bestimmt Jungtiere. Zu lange wollte ich auch nicht stören. Da sie mich nunmal entdeckt hatten, half es auch nicht, als ich regungslos längere Zeit verharrte. Sie blieben bei ihren aufgeregten Rufen und dem Mißtrauen mir gegenüber. So ging ich denn nach einigen Minuten, um ihren Abendfrieden nicht länger zu stören.

Vorher habe ich Balancierübungen an einigen herumliegenden Baumstämmen gemacht. Ohne Absturz- und Verletzungsgefahr (wegen fehlender Höhe) geht das besonders gut. Ich merke, daß ich meinen Gleichgewichtssinn besser trainieren muß, das läßt nach bei jahrelanger Nicht-Benutzung. Insbesondere mit geschlossenen Augen fange ich sofort an zu wackeln, der feste Stand ist dann erstmal dahin. Mir macht das Üben Spaß, und ich finde es sehr sinnvoll. Ich möchte unbedingt wieder ein höheres Maß an Körperbeherrschung zurückgewinnen, das ich früher (in der Kindheit) noch hatte.

Ich habe auch Lust, mich wieder mehr zu bewegen, das läßt sich gut mit meinen Wald-Aufenthalten verbinden. Für den Sitzplatz habe ich zurzeit weniger Motivation, Stillsitzen muß ich schon den ganzen Arbeitstag lang. Und ich sehe auch mehr Tiere, wenn ich unterwegs bin. Bisher meist nur, weil ich sie dann aufscheuche, aber immerhin.

Ich bin hochmotiviert, demnächst mal unter einem selbstgebauten Dach im Wald zu schlafen, aber das muß noch warten. Zur Überbrückung habe ich mal wieder in meinem Garten geschlafen, als kein Regen angekündigt war. Ich hatte tatsächlich mehr Angst als im Wald. Unerklärliche Geräusche versetzten mir minutenlang einen tüchtigen Adrenalinschub – bis ich schließlich herausfand, daß ich das Weiterbewegen des Minutenzeigers meines Weckers gehört hatte. Puuh, und ich hatte an knackende Äste durch unbekannte Tiere gedacht.

Im Garten könnten mir vor allem Katzen begegnen. Die sind tagsüber gerne bei mir, weil ich so viele Versteckmöglichkeiten biete (leider fallen ihnen deshalb auch immer wieder Singvögel zum Opfer). Und Katzen sind ja – wenn auch gezähmte – Raubtiere. Ob die mich nachts angreifen würden, wenn sie die Gelegenheit hätten und ich ihnen irgendwie unheimlich oder im Weg bin?

Ganz toll finde ich, nachts den Wind spüren zu können und über mir den Sternenhimmel zu sehen. Außerdem komme ich morgens leichter hoch, weil einfach die Tierwelt schon so lange wach ist und die Vögel mich schon ab ca. 3 Uhr mit Gesängen begleiten.

Vielleicht gehe ich demnächst mal nachts oder frühmorgens im Wald spazieren. Das könnte ungewohnte Erlebnisse bewirken. Vor allem möchte ich üben, mich in diesen Situationen nach und nach sicherer zu fühlen – falls es mal eine Notsituation gibt, die mir ähnliches abverlangt. Und bei den drohenden Endzeitszenarien (nicht nur des Finanzsystems, sondern des gesamten zivilisatorischen Gesellschaftssytems) liegt das ja nicht so fern.

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