Montag, 4. Juli 2011

tote Amsel

Es war wohl keine so gute Idee, die tote Amsel aufzubewahren, die ich letzte Woche im Wald gefunden hatte. Ich wollte mal sehen, ob ein so kleiner Körper nicht trocknet, ohne stark zu verwesen. Der Körper war unverletzt und ich mochte ihn nicht aufschneiden, um die inneren Organe zu entfernen. Vorsichtshalber hatte ich das Tier in einen Pappkarton gelegt und diesen in meine Duschwanne gestellt. Nach drei Tagen Abwesenheit traf ich dann an, was ich schon befürchtet hatte: Maden.

Zum Glück waren die Maden in der glatten Duschwanne gefangen – zumindest hoffe ich, daß keine entwischt ist. Mir wurde jetzt erst das hohe Risiko bewußt. Schließlich lagere ich Lebensmittel in der Nähe. Wenn die befallen würden, wäre das mit sehr viel Ärger, Zeitaufwand und Kosten verbunden.

Als ich die Amsel im Wald aufgefunden hatte, waren etliche Fliegen daran. Offenbar hatten diese schon Eier gelegt. Schade. Ich mochte gerne den kleinen Körper in die Hand nehmen, und wollte den Vogel gerne unversehrt als Anschauungsmaterial lassen. So einfach klappt es also nicht. Nun habe ich den Karton mitsamt dem krabbelnden Inhalt entsorgen müssen.

Ich habe bisher einfach sehr wenig Berührung mit Tod und verwesenden Körpern gehabt. Es riecht sehr seltsam süßlich-moderig. Das muß wohl Verwesungsgeruch sein. Unangenehm. Vielleicht muß ich als „Gegengift“ mal wieder ein kleines Feuerchen in meinem Bad entzünden. Lieber würde ich diese Experimente ja nach draußen verlegen, da wäre es kein Problem. Aber bei der engen Nachbarschaft ist das leider unmöglich. Und im Wald habe ich noch kein passendes verschwiegenes Plätzchen gefunden.

Der Tod gehört zum Leben. Und nur aus dem Tod kann wieder neues Leben entstehen. Die Natur recycelt alles.

Vielleicht fische ich den Karton morgen wieder aus meiner Mülltonne heraus und begrabe die Amsel lieber in meinem Garten. Heute fehlte mir der Mut, in den Karton hineinzusehen, und es war auch schon zu dunkel, um sich draußen darum zu kümmern.

So, jetzt habe ich kurz entschlossen mit weißem Salbei geräuchert. Jetzt ist die Luft im Bad wieder zuträglich und ich fühle mich wohler.

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