Dienstag, 5. Juli 2011

trauriger Wald

Ich bin traurig. Heute war ich erneut auf der Suche nach einem Waldabschnitt, der sich für den Bau einer Laubhütte eignet. Ich habe zwar einen Eichenwald gesehen, der sehr viel altes Laub bietet, aber dieser Abschnitt ist völlig einsichtig von einem Wanderweg und auf der anderen Seite von einem Feld. Es gibt hier überhaupt kein Unterholz und keine jungen Bäume, nur Altbestand, total einseitig.

An einer anderen Stelle sah ich lichten Mischwald, ebenfalls ohne jegliche Deckung, dafür aber mit viel aufgehäuftem Schnittholz von den letzten Baumfällaktionen. Totholz ist gut für den Wald, aber wenn es vom Menschen aufgeschichtet wird oder in großen Massen liegengelassen wird, scheint es mir auch nicht natürlich zu sein. Der Wald sieht einfach nur traurig aus. Dazu überall Müll, den unbedarfte Zeitgenossen liegenließen. Und überall, wo ein Auto vorfahren kann, wird kübelweise Gartenmüll in die Vegetation entleert, was den vermüllten Eindruck noch verstärkt, da es lange dauert, bis diese unnatürlich aufgeschichteten organischen Abfälle zur Erde zurückkehren.

Ich frage mich ernsthaft, wo in diesem total zerstückelten und insgesamt sehr kleinen Gebiet (das aber als großartiger Wald gilt, denn mehr gibt es in dieser Region nicht) die Rehe eine Rückzugsmöglichkeit finden, die ich doch ab und an auf meinen Streifzügen (leider) aufgeschreckt habe. Rundherum sind entweder Siedlungen, die sich wie Krebsgeschwüre nah sogar an die winzigen Naturschutzgebiete heranfressen, oder Ackerland, das Wildtieren auch nur wenig zu bieten hat.

Auch für meinen Wunsch nach mehr Wildnisnahrung gibt es wenig Möglichkeiten. Es ist sehr enttäuschend, wie wenig tatsächlich im Wald wächst. Am meisten findet sich noch an den Wegrändern, mit etwas mehr Sonnenlicht und vermutlich reichlich Düngung durch Hunde.

Ich wollte heute gerne Samen von Wildpflanzen ernten, um sie später an anderer Stelle auszustreuen, aber ich fand rein überhaupt nichts. Die Pflanzen, die überhaupt zu sehen waren, waren zumeist noch im Blüte-Stadium. An zwei Stellen, die im Frühjahr dicht mit Taubnessel bewachsen waren, fand ich überhaupt nichts mehr vor. Laut Bestimmungsbuch sollten diese jetzt noch Blattwerk zeigen, haben sie etwa schon komplett eingezogen? Vielleicht habe ich mich auch im genauen Ort vertan.

Wenn ich in den nächsten Jahren nicht wieder zeitaufwendig nach eßbaren Pflanzen suchen will, muß ich mir die wenigen Fundstellen, wo zumindest eine Art zahlreich vorkommt, tatsächlich aufschreiben.

Was es in diesem Wald reichlich gibt, sind Zecken. Fast von jedem Spaziergang bringe ich mir eine mit. Gerade eben spürte ich ein Krabbeln am Unterarm – das war schon wieder eine, die ich ausnahmsweise mal entdeckte, bevor sie sich festgebissen hat.

Es gibt einige schöne Ecken in diesem Wald, aber insgesamt scheint er mir im Ungleichgewicht zu sein. Oft sehe ich mir sinnlos erscheinende Zerstörung, etwa rabiat umgeknickte Äste selbst an den geschützteren Stellen. Es gibt dort mehrere Reiterhöfe, Bauernhöfe, Gaststätten, Kinderspielplätze, Wildpark, Reitwege, Spazierwege und einige von Radlern und Inline-Skatern gerne genutzte Asphaltstrecken. Insgesamt scheint der Wald übernutzt zu sein von zu vielen erholungssuchenden Menschen mit zu vielen verschiedenen Bedürfnissen (wo sollen die auch alle hin, Deutschland ist einfach stark überbevölkert).

Wenn ich dann noch die Wege verlasse, habe ich immer ein schlechtes Gewissen, weil das ja noch mehr Störung für die Tier- und Pflanzenwelt bedeutet. Hoffentlich kann ich es damit rechtfertigen, daß ich mehr über den richtigen Umgang mit der Natur lernen möchte.

Und dann würde ich beispielsweise gerne dazu beitragen, dort wieder mehr einheimische Pflanzen anzusiedeln. Dazu werde ich lernen müssen, wann genau welche Pflanzen Samen entwickeln und wie und wo diese einzusammeln sind. Auch Baumsetzlinge könnte ich (heimlich) pflanzen, in meinem Garten keimen jedes Jahr reichlich Eiche, Ahorn und Walnuß, die ich ja doch leider ausreißen muß. Es wäre gut zu wissen, welche Pflanzen der Förster bevorzugen würde.

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