Mittwoch, 6. Oktober 2010

Kraft der Gemeinschaft

Eine der schönsten Erfahrungen an diesem Wochenende war die Verbundenheit mit den anderen teilnehmenden Frauen und dem Leitungsteam (es war ein reiner Frauenkurs). Ich bin ja eher der Typ „einsame Wölfin“ und habe beispielsweise die Gemeinschaftsaufgaben, die meiner Gruppe zugeteilt waren, mehr im Alleingang als gemeinsam mit den anderen gelöst. Erst auf der Rückfahrt wurde mir klar, wie oft andere Frauen mich gefragt hatten, ob sie mir helfen können – nicht nur bei den Gemeinschaftsaufgaben, sondern auch beispielsweise beim Auf- und Abbau meines privaten Zelts. Ich habe meistens abgelehnt, denn ich bin es gewohnt, für mich alleine zu sorgen und alles alleine zu machen.

Erst im nachhinein hat es so richtig „klick“ gemacht. Moment mal, ich bin ja gar nicht ganz alleine auf der Welt, da gibt es auch noch andere Menschen. Und die hängen auch nicht an mir im Sinne einer zusätzlichen Last, sondern die können mich auch entlasten. Und die machen das sogar noch gerne, helfen mir gerne, und gemeinsam geht es womöglich schneller und macht vielleicht sogar mehr Spaß. Die Teamarbeit des Feuerbohrens hat jedenfalls sehr viel Spaß gemacht, und es war ein gemeinsames Erfolgserlebnis. Mir hat sehr gutgetan, wie ich bereits beim Schnitzen des Holzbohrers immer wieder angesprochen wurde, wie ich vorankomme, und es wurde auch konkrete Hilfe angeboten.

Auch bei den Vorbereitungen, um einen Löffel zu schnitzen, wurde mir Hilfe angeboten, die ich dann ausnahmsweise mal annahm. Die Leiterin zeigte mir, wie ich die Axt ansetzen muß, um das Holzstück zu spalten. Und dann führte ich den Hieb alleine aus. Ich kann mich nicht erinnern, wann mir zuletzt jemand in dieser praktischen Weise Hilfe zur Selbsthilfe angeboten hat. Ich kenne es eigentlich nur so, daß ich mir alles alleine (unterstützt allenfalls durch schriftliche Anleitungen) beibringen muß, was überaus mühsam ist, auch wenn ich meistens ganz gut zurechtkomme.

Obwohl ich gar nicht so ein Gruppenmensch bin, hatte ich während der Abschlußrunde das Gefühl, daß hier in sehr kurzer Zeit eine Gruppenseele entstanden ist, daß diese Frauen für ein Wochenende zusammengewachsen waren. Es gab einen sehr harmonischen Umgang miteinander und relativ wenig Rollenspiele, es war ein authentischer Kontakt. Ich würde sehr gerne die eine oder andere mal wiedertreffen, mir vielleicht dann auch noch mehr Zeit für tiefgehende Gespräche nehmen, denn Alleinsein kann ich auch zu Hause, das fehlt mir nicht so.

Auf der Rückfahrt hielt ich kurz hinter dem Camp an, um ein Telefonat per Handy zu führen. Während ich die Nummer anwählte, hielt ein anderes Auto knapp vor mir. Es war offenkundig eine andere Teilnehmerin, die sich vergewissern wollte, daß ich kein technisches Problem mit meinem Auto habe. Irritiert, aber auch berührt, schaltete ich das Handy aus und startete den Wagen, woraufhin der Wagen vor mir auch wieder weiterfuhr.

Irgendwie hat mir dieses Erlebnis „den Rest“ gegeben. Ich war tief berührt von dieser Anteilnahme und Hilfsbereitschaft, in einem starken emotionalen Schwall flossen die Tränen. Nun fielen mir all die kleinen Situationen wieder ein, in denen mir freundlich Hilfe angeboten worden war, was ich nur am Rande registriert hatte. Ich war sehr berührt und beglückt.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Gemeinschaft tut gut. Und wir sind ja auch alle ein Stück weit voneinander abhängig und können gemeinsam mehr bewirken als jeder für sich alleine. Die Gemeinschaft ist mehr als die Summe der Einzelmenschen. Um z.B. ein großes Tipi abzubauen, braucht es viele Hände. Ich habe nur zugeschaut, beim nächsten Mal helfe ich mit.

Ich kann diese Erfahrung nur weiterempfehlen: ein Wildnis-Kursus oder auch eine Gruppenreise in die Wildnis (habe ich in jungen Jahren öfters gemacht) bringt erstaunlich viel Lernerfahrungen in kurzer Zeit, wenn man sich darauf einläßt.

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