Mittwoch, 1. Juni 2011

Feuerbohren I

30.05.11

Bei mir zu Hause sieht es langsam aus wie bei einem Waldschrat. Seit Monaten schon sammele ich bei jeder Gelegenheit Zundermaterial für das Feuermachen. Mit frischen Ideen vom Wildnis-Seminar zurückgekehrt und mit einem Berg an herausfordernden Hausaufgaben habe ich mich gleich heute an die Arbeit gemacht.

So galt es unter anderem, Pappeln in meiner Umgebung zu finden, die möglichst auch noch etwas Totholz abgeworfen haben sollten. Pappeln sind mir nicht sehr vertraute Bäume. Also habe ich erstmal nachgesucht und mir Blatt- und Baumform eingeprägt. Wo wachsen sie? Aha, feuchtigkeitsliebend und häufig verbreitet. Schnellwachsend, groß, sehr weiches Holz – ideal für das Erzeugen von glimmendem Holzstaub mittels Feuerbohrer.

Am Flüßchen fand ich keine Pappeln, nur einige hinter einer eingezäunten Pferdeweide. Dem Elektrozaun wollte ich mich nicht aussetzen. Stattdessen fand ich einen dicken Buchenast, der für das Handstück des Bohrers taugt, und zwei gute Feuersteine. Auch gut, ich nehme es gerne so, wie es kommt, wenn ich unterwegs bin.

Dann hörte ich noch die lauten Bettelrufe von Spechtküken und konnte kurz einen Elternteil beim Anflug auf die Höhle beobachten. Seit kurzer Zeit habe ich öfters so interessante Beobachtungen, stolpere auch über Kaninchen-Bauten (könnten auch vom Fuchs stammen, da kenne ich mich noch wenig aus) oder entdecke Vogelnester. Sehr bewegend, wie schnell sich die Wahrnehmung verändert, da ich mich endlich darauf einlasse. Früher habe ich auf Spaziergängen selten irgendwas „besonderes“ sehen können.

Nachdem es mit den Pappeln zunächst nicht klappte, suchte ich noch nach einem gebogenen Stück Totholz für den Bogen. Obwohl überall Äste herumlagen, war das gar nicht so einfach. Schließlich nahm ich zwei Fichtenäste mit und noch ein kleines Stück Fichte in Stiftform und der genau richtigen Länge für eine Spindel.

Zuhause schnitzte ich dann schnell und wenig genau eine Spindel aus dem weniger gut geeigneten Fichtenast. Ich möchte so schnell wie möglich meine ersten Solo-Erfahrungen mit dem Feuerbohrer sammeln.

Der erste Test erfolgte dann aber mit einem alten Set aus einem früheren Seminar. Ich probierte es auf die Schnelle in meinem Bad auf den Fliesen – da kann wenigstens nichts anbrennen.

Die zu dicke Spindel sprang aber immer wieder aus dem gespannten Bogen heraus. Ich verstehe nicht ganz, warum der Bohrer aus starrem Totholz sein soll – mit etwas mehr Flexibilität ginge das Einspannen der Spindel bestimmt viel leichter und sie würde nicht so oft herausspringen. Das werde ich bei späteren Experimenten berücksichtigen.

Der lange Bogen ist auch unhandlich für eine Person (normalerweise wird er von zwei Personen bedient, während eine dritte mit dem Handstück die Spindel auf das Brett klemmt), hier brauche ich einen neuen. Und auf dem glatten Boden rutscht das Brett zu leicht weg.

Immerhin gelangte ich dahin, daß heißer Holzstaub entstand und es leicht angekokelt roch. Ein erstes Erfolgserlebnis!

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