Mittwoch, 15. Juni 2011

Waldspaziergang

Heute war ich mal wieder im Wald auf der Suche nach einem passenden Fleck, um später mal eine Laubhütte zu bauen. Mir schien, daß vor mir schon etliche andere Menschen Laubhütten im Wald gebaut haben, ich fand einige eindeutige Überbleibsel. Auch offenbar bewußt zurechtgelegte flache Steine wie von einer Feuerstelle oder vielleicht sogar einem Backofen fand ich. Es gibt offenkundig Wildnisgruppen oder auch einzelne Wildnisfreunde hier in der Umgebung. Ich fand auch einen Gruppensitzplatz mit Baumstämmen im Kreis auf einer Lichtung.

Dann fand ich auch auf 3*3m² plattgedrücktes Gras – da hat bestimmt kürzlich ein großes Zelt gestanden, vielleicht ja über Pfingsten.

Lieber wäre mir, ich würde „unberührte“ Natur finden, weil dann die Wahrscheinlichkeit geringer wäre, daß ich dort von anderen Menschen entdeckt würde. Aber der Wald ist einfach zu klein, das wird mir kaum gelingen.

Ich habe mir eine Stelle ausgeguckt, an der bereits zwei halb schräg liegende Bäume ein natürliches Dach bilden, das nur ergänzt werden müßte. Es wäre nur 50-100m vom nächsten Waldweg entfernt und angrenzend an ein bebautes Grundstück, ich müßte mich dort sehr ruhig und unauffällig verhalten. Schwierig, da der Aufbau einer solchen Hütte einige Stunden in Anspruch nehmen dürfte und auch alles andere als lautlos wäre. Ich werde diese Arbeit wohl auf mehrere Tage verteilen – mit dem Risiko, daß mein Unterschlupf vorzeitig entdeckt wird. Mal sehen, ob ich diese Aktion allein in Angriff nehme.

Eine Wildnis-Freundin hat mir vorgeschlagen, zusammen die Laubhütte zu bauen, und ich habe gleich zugestimmt. Das ginge schneller und wäre deutlich angstfreier. Unabhängig davon würde ich es aber gerne auch mal ganz alleine wagen.

Es würde mir viel innere Unabhängigkeit geben, wenn ich die Angst vor der Nacht draußen weiter abbauen könnte. Sonst bin ich immer darauf bedacht, nachts unter ein festes Dach zu gelangen. Aber warum eigentlich? Unsere Vorfahren hatten das auch nicht.

Im Bogen kehrte ich an meinen zweiten Sitzplatz zurück, den ich im zeitigen Frühjahr genutzt hatte. Es war sehr schön, dort mal wieder übers Moor zu schauen und die deutlichen Veränderungen zu sehen. Das Wollgras faszinierte mich. Einige Spaziergänger und Jogger kamen vorbei. Sie störten meine innere Einkehr weit weniger als vor Monaten. Ich fühle mich schon recht heimisch im Wald dort.

Ich machte einen Versuch, mit Feuerstahl und Feuerstein Glut zu erzeugen – und beim allerersten Schlag fing der Zunder Glut ein. Ein Glückstreffer! Ein Feuer wollte ich dort ja nun nicht entzünden, es sollte nur eine Übung sein, deshalb löschte ich den Zunder sorgfältig. Weitere Versuche klappten dann natürlich nicht – ohne Not läßt sich das Feuer eben nicht empfangen.

Auf dem Rückweg landete ein Buchfink wenige Meter vor mir auf der Erde. Ich beobachtete ihn, wie er mit kleinen, schneller Hüpfern über den Weg huschte und hier und dort etwas aufpickte. Als ich nach einer Mücke an der Schläfe griff, flog er auf. Offenbar hatte er mich vorher nicht wahrgenommen.

Dann hörte ich noch einige Mal ein besonders lauten Knacken bzw. Brechen von großen Ästen. Erst überlegte ich, ob Rehe so laut durchs Unterholz brechen, aber dann gelangte ich zu der Überzeugung, daß es sich um einen Menschen handeln muß. Prompt war mir etwas mulmig, und ich war froh, daß ich dann zügig zum Auto zurückkehren konnte.

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