Dienstag, 6. April 2010

Ernährung

Es gibt noch etwas, das mich aus der inneren Ruhe bringt. Informationsüberflutung zu Themen, für die ich "mal etwas tun müßte". Überhaupt das ganze "Müssen". Da schaltet sich ganz schnell der Moralapostel im Kopf ein, und vorbei ist es mit der Lebensfreude.

Ich finde, das Leben in der heutigen Zivilisationswelt ist unglaublich kompliziert geworden. Die Technik hat mindestens genauso viele Probleme geschaffen, wie sie gelöst hat. Mir scheint sogar, daß die Probleme überwiegen.

Heute bin ich – beileibe nicht zum ersten Mal – auf das Thema Ernährung gestoßen. Eine Rohkost-Seite hat mich angesprungen. Die angeblich gesündeste und am wenigsten Leid unter anderen Lebewesen verursachende Ernährung besteht aus Früchten und Nüssen, ergänzt mit Wildkräutern. Dabei werden keine Lebewesen getötet und auch kaum verletzt. Es wird auf industriell stark veränderte Produkte sowie auf künstliche Chemieprodukte wie Aromastoffe etc. verzichtet, ebenso auf ungesundes denaturierendes Kochen/Braten/Backen, es wird Energie gespart, der Flächenverbrauch der Landwirtschaft wird drastisch reduziert usw. Das sind viele gute Argumente. Aber es erscheint so extrem und nur unter sehr schwierigen Bedingungen durchführbar.

Mich deprimiert es, so etwas zu lesen. Wenn ich meine aktuelle Ernährung (normale Mischkost) mit einem solchen Ideal vergleiche, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Das ist ein schlechter Ratgeber, denn Schuldgefühle motivieren nie langfristig zu einem anderen Verhalten.

Tatsache ist: ich muß mich dringend um eine Ernährungsumstellung bemühen. Nicht zum ersten Mal. Seit ich zurückdenken kann, habe ich Gewichtsprobleme. Es ärgert mich, denn ich ernähre mich gar nicht sooo ungesund, und ich esse auch nicht übermäßig. Bei meiner Veranlagung und der berufsbedingt mangelnden Bewegung müßte ich aber ständig sehr diszipliniert essen, um mein Gewicht dauerhaft zu reduzieren und dies auch zu halten. Ich habe mich schon mit Dutzenden von Ernährungstheorien befaßt (ohne sie alle auszuprobieren) – und hatte nie das Gefühl, die für mich ultimativ richtige Ernährung gefunden zu haben.

Am besten wäre es, den eigenen Körperinstinkten zu vertrauen – aber die sind ja durch jahrzehntelange Fehlernährung korrumpiert. Der eigene Appetit ist fehlgeleitet, das natürliche Sättigungsgefühl beschädigt. Nahrung ist heutzutage sehr viel Sucht. Beispielsweise ist Weizen stark suchterzeugend, ebenso Milch (außerdem starke Allergieauslöser). Beides verschleimt außerdem den Körper und kann nur sehr schlecht verwertet werden. Ich weiß das alles, aber wer mag sich schon ohne Brot und Milchprodukte ernähren?

Das Leben zeigt mir ganz deutlich, daß meine Nahrung mich krank macht. Ich leide, teilweise seit Jahren, unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, stark gestörter Darmflora, starkem Übergewicht und Insulinresistenz (Diabetes im Anfangsstadium).

Ich werde es sachte angehen. Fürs erste werde ich den Rohkost-Anteil meiner Nahrung erhöhen sowie Nahrung mit einfachen Kohlenhydraten reduzieren zugunsten von (noch) mehr Gemüse/Vollkornprodukten (komplexe Kohlenhydrate).

Ich kann eine gesteigerte Aufmerksamkeit nicht auf alle meine Problemthemen gleichzeitig lenken, das würde mich überfordern. Aber nachdem es am Arbeitsplatz endlich wieder läuft, steht mehr Bemühen um meine Gesundheit ganz oben auf der Prioritätenliste. Wichtig ist dabei, nicht in eine miesepetrige Verzichts-Philosophie abzugleiten (die wäre ego-gesteuert), sondern mit Lust und Genuß ans Essen zu gehen.

Heute habe ich nach Feierabend zwei Stunden im Garten gearbeitet und dabei mein (leider sehr kleines) Gemüsebeet von Löwenzahn befreit. Diesen habe ich spontan danach zu einem Gemüse verarbeitet. Zusammen mit Kartoffeln und etwas Tomate sehr lecker, auch wenn die Bitterstoffe ungewohnt sind.

Wie kann mir die Selbsterkenntnis bei der Ernährungsumstellung helfen? Mehr Bewußtheit natürlich, um Suchttendenzen sofort zu erkennen und innezuhalten. Weniger Lebensangst, und dadurch hoffentlich auch endlich weniger Notwendigkeit für einen "Schutzpanzer" in Form von Körperfett. Mehr Hinwendung zur geistigen Welt und dadurch weniger Notwendigkeit, durch einen schweren Körper der Materie stark verhaftet zu sein.

Vielleicht zeigt das Leben mir auf die eine oder andere Weise, wie ich mich ernähren soll. Die Pflanzen, die wild in meinem Garten wachsen, sind gewiß ein Zeiger. Löwenzahn soll ja entschlackend und entgiftend sein. Kein schlechter Anfang.

Mit oder ohne freien Willen: ich fühle mich seit einiger Zeit wieder handlungsfähig. "Folge dem Offensichtlichen", gibt Suzanne Segal als Rat. Für mich ist offensichtlich, daß ich mich um meinen Körper / meine Gesundheit stärker bemühen möchte.

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