Donnerstag, 4. Februar 2010

Meditationsübung

Ich habe mich heute krankgemeldet, um meine Bronchitis auszukurieren. Wenn mir das Schicksal so einen Ruhetag beschert, will ich ihn auch nutzen. Es fällt mir schwer, die Gedanken tatsächlich nach innen zu richten und nicht nur darüber zu reden (was ja wieder nur eine Außenaktivität ist, selbst wenn sie von Innenaktivitäten handelt).

Da ich keine Meditationspraxis und einen zudem untrainierten Körper habe, kann ich nicht längere Zeit still sitzen. Wenn ich zu mir selbst finden will, lege ich mich also hin, dabei kann ich gut entspannen. Ich habe mich heute nachmittag hingelegt mit der Absicht, so tief wie möglich in mich hineinzusinken. Ich würde gerne einen tieferen Samadhi-Zustand kennenlernen, als ich bisher erfahren durfte. Kann man sowas üben?

Auf Kommando klappt das nicht. Das Gehirn hat mich weniger mit Worten/Gedanken, aber mit sehr vielen Bildern genarrt, sehr viele teils uralte Erinnerungen, die plötzlich ganz nah waren. Ich habe sie nicht weiter beachtet und mich immer wieder in die Gegenwart zurückgerufen und versucht, mich nicht auf den Kopf, sondern auf die Körpermitte, das gefühlte Herz zu konzentrieren.

Dabei hatte ich zeitweise eine Empfindung, daß ich mein Gehirn sozusagen links liegen lasse, es hinter mir lasse, das fühlte sich sehr unangenehm an, und es gelang mir nicht, länger in diesem Zustand zu verbleiben, es kamen sofort störende Gedanken.

Einige Mal glitt ich beinahe in den Schlaf, vielleicht ein Sekundenschlaf, wenn ich daraus aufschrecke, ist es immer ein sehr köstliches Gefühl, es läßt sich aber nicht festhalten.

Zwei-, dreimal hatte ich einen ganz kurzen Moment, den ich so bisher nicht kenne: es war eine Empfindung von völliger innerer Ruhe, Klarheit und Wachheit. Wunderbar. Aber nur für jeweils einen ganz kurzen Augenblick, auch das ließ sich nicht festhalten.

Und dann hatte ich eine kurze Zeit, die hielt sogar etwas an, da hatte ich das Körpergefühl bis auf 1-2 einzelne Punkte völlig verloren. Und diese Punkte, die ich noch wahrnahm, schienen nicht so recht zu mir zu gehören. Das war ein ganz irres Gefühl, sehr angenehm, sehr leicht. Normalerweise fühlt sich mein Körper sehr schwer und verspannt an, tut gut, davon mal kurz befreit zu sein.

Nach etwa einer Stunde stand ich wieder auf und setzte mich gleich an den Computer. Ich habe jetzt immer noch eine sehr wache Wahrnehmung, fühle mich sehr präsent. Das war gut, ich sollte solche Übungen öfters machen. Ich glaube, ich brauche keine formale Meditationsanleitung (höchstens ein paar Anregungen), ich kann selber herausfinden, was für mich gut funktioniert.

Ich bin nicht der Körper. Der Körper ist mein Wahrnehmungsorgan. Manchmal empfinde ich es tatsächlich schon so. Jetzt gerade bin ich nahe dran. Ich bin nicht dieser Körper, ich nutze ihn. Ich schaue dann irgendwie anders aus diesen Augen, wacher, neugieriger. Es ist spannend. Es fühlt sich nicht so dumpf an wie sonst. Ich muß das Gehirn benutzen, um diesen Text zu tippen, aber ich bin nicht das Gehirn.

Mal sehen, ob ich diese wache Wahrnehmung halten kann, wenn ich gleich ein wenig leichte Hausarbeit mache. Dabei muß ich ja glücklicherweise nicht unbedingt denken.

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