Montag, 1. Februar 2010

Außenwelt / Innenwelt

Ich bin so erleichtert, daß ich meine Präsentation am Arbeitsplatz hinter mir habe. Ich war sehr präsent und konzentriert. Die starke Angst zuvor war nur Lampenfieber. Als ich angefangen hatte zu sprechen, konnte ich innerlich loslassen. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob ich gut ankomme oder ähnliche Ego-Spiele, ich habe mich einfach auf die Sache konzentriert, und das lief wunderbar. Das beste war, daß ich aus dem Fluß der sich ergebenden Diskussion heraus einen Vorschlag für das weitere Vorgehen machte, den ich mir vorher nicht zurechtgelegt hatte. Und nachher gab es ein Lob vom Abteilungsleiter. Es war eine gelungene Veranstaltung.

Wenn ich nicht darüber nachdenke, wer denn nun handelt, dann klappt es anscheinend mit der Arbeitsleistung. Es ist der drängende innere Prozeß, der mich oft in der Konzentration behindert. Wenn ich es schaffen würde, das während des Arbeitstags auszublenden und auf den Feierabend zu vertagen, dann müßte es mit der Arbeitsleistung eigentlich besser werden.

Auch nach der Veranstaltung habe ich den Schwung genutzt, um einige Verwaltungsaufgaben zu erledigen. Mit Kopfschmerzen zwar, aber es ging.

Ich bewege mich jetzt in zwei verschiedenen Welten. Die Außenwelt läuft weiter fast wie gewohnt, auch am Wochenende empfand ich das so.

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Aber in der Innenwelt herrscht einiger Aufruhr seit meiner Erfahrung von letzter Woche. Meine erste Annäherung an das Nichts ist noch nicht richtig verarbeitet. Es war so sehr kurz und verschwand sofort wieder. Hoffentlich mache ich mir nicht nur was vor, ich habe immer wieder Selbstzweifel. Aber ich muß schon meiner eigenen Wahrnehmung trauen, wem denn sonst? Ich habe für einen winzigen Augenblick eine Umstülpung der Wahrnehmung empfunden, genau wie die Beschreibungen, die ich verschiedentlich dazu gelesen habe. Und dann blitzartig die Einsicht: „Oh je, da ist ja gar nichts, kein (individuelles) Ich, kein Selbst, kein Gott, einfach gar nichts.“

Da ist niemand, der das Lebensschauspiel steuert, auch kein Gott. Das ist sehr schockierend. Niemand lenkt das Leben, kein Individuum. Es lenkt sich irgendwie von alleine.

Zudem habe ich mich als außerhalb des ganzen Lebensschauspiels wahrgenommen, also nicht etwa als Teil vom Ganzen. Das hat wohl das starke Gefühl des Verlorenseins ausgelöst.

Die Erfahrung war offensichtlich unvollständig, denn mein Bezug zum Ganzen ist noch ungeklärt.

Mir hilft hier nur Vertrauen weiter. Auf einer unbewußten Ebene – ohne bewußte Erkenntnis – hatte ich Anfang Januar ja bereits eine starke Empfindung von Heimkommen, ich fühlte mich ganz und vollständig befriedigt, und ich hatte diese starken Glücksgefühle. Allerdings schien es mir, daß das Ich nicht ganz verschwunden war, vielleicht war ich somit nur nahe dran an der Verschmelzung, aber nicht richtig tief drin.

Jedenfalls habe ich das starke Vertrauen, daß mit mir alles richtig ist und mit dem Ablauf der Welt auch. Das muß ich mir immer wieder ins Bewußtsein rufen, und das wird mir auf dem weiteren Weg hoffentlich helfen.

Wir Menschen sind nicht Körper, die ein Bewußtsein haben, sondern wir sind Bewußtsein, das einen Körper hat. Das ist eine völlige Umkehrung der normalen Sichtweise.

Solange dieser Prozeß nicht zu einem Ende gelangt ist, möchte ich mich trotzdem auf einen Gott beziehen, weil mir das die Sache erleichtert.

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