Sonntag, 11. April 2010

Gartenarbeit

Heute habe ich einige Zeit im Garten gearbeitet, vor allem vertrocknetes Laub, kleine Äste und Zapfen unter meinen Büschen herausgerecht. Es wird Zeit, denn das sprießende frische Grün kann beim Rechen leicht verletzt werden.

Ich habe gemerkt, wie gut es mir tut, auch im Garten mal ein wenig zu „entrümpeln“. Ich habe auch einige Plastik-Anzuchtschalen, die völlig von Efeu überwuchert waren, herausgezogen und zum Entsorgen bereitgelegt. Auch im Garten habe ich einen Sammeltick. Alles, was nochmal gebraucht werden könnte, hebe ich auf. Das ist ressourcenschonend, aber ich übertreibe es damit.

Die Natur ist natürlich nie „aufgeräumt“ nach menschlichem Maßstab, sondern im Gegenteil gehören Totes und Lebendiges dicht zusammen, und die Natur schafft eher eine kreative Unordnung, die wahrhaft schön ist. In meinem Garten würde ich am liebsten auch alles wild wachsen lassen, das geht aber leider nicht auf kleiner Fläche. Schon die notwendige Rücksichtnahme auf die Nachbarn verhindert das.

Äußerst ungern schneide ich an lebenden Pflanzen herum, was häufig notwendig ist. Und noch schwerer fällt es mir, eine Pflanze regelrecht zu töten, indem ich sie herausreiße, was insbesondere bei Baumschößlingen notwendig ist. Oft lasse ich die Zufallssämlinge einige Jahre lang stehen und erfreue mich beispielsweise an Eichenlaub, unter dem kritischen Blick der Nachbarn. Bevor der Baum richtig tief wurzelt, muß er dann leider doch entfernt werden.

In meinen ersten Gartenjahren habe ich sehr viele Gartenbücher gelesen, viele Pflanzpläne gezeichnet und mir vorgestellt, wie alles werden soll. Ich mußte lernen, daß die Natur nicht so will, wie ich will. Manches wächst, was ich lieber nicht so üppig hätte (z.B. Giersch), anderes, was ich gerne hätte, wächst gar nicht. Ich habe auch gelernt, daß Natur sich ständig wandelt – nicht nur jahreszeitenbezogen, auch durch Wachstum und Sterben. Wenn eine Buschreihe endlich einen guten Sichtschutz in Augenhöhe gab, hätte ich sie am liebsten für immer so konserviert. Aber das ist unmöglich, und einige Jahre später sehe ich auf nackte Stämme, während das Laub weiter oben zu finden ist.

Die Natur ist eine gute Lehrmeisterin für die Selbsterkenntnis. Um eine harmonische Einheit in meinem Garten herzustellen, ist es hilfreich, wenn ich mein Ego zurücknehme und stattdessen versuche, mich in Pflanzen und Tiere und deren Bedürfnisse einzufühlen. Die „unaufgeräumten“ Ecken sind hervorragende Winterquartiere für Igel, die mich Jahr für Jahr beglücken, das bodendichte Gestrüpp bietet Amseln Schutz, manche Beeren, die für Menschen giftig sind, werden von Vögeln gerne angenommen.

Was ich mit Liebe pflanze und umsorge, wächst manchmal ganz hervorragend, manchmal aber auch nicht. Und Töpfe, die lieblos jahrelang unbeachtet herumstehen und deren Tonschale schon völlig zerfallen ist, beherbergen immer noch tapfer lebende Pflanzen, die mich ständig mahnen, mich doch um sie zu kümmern.

Ich möchte gerne in diesem Gartenjahr die angesammelten „Altlasten“ an verschimmeltem Rindenmulch, zerbrochenen Töpfen etc. entsorgen und bei den Pflanzen entscheiden, was bleiben darf und auch umsorgt wird, und was leider sterben muß, weil es bei mir keinen Platz findet. Etwas mehr Klarheit in meinem Garten würde mir guttun.

Daß nichts bleibt, wie es ist, wird mir der Garten dabei immer wieder zeigen. Im Garten (wie im Leben) ist man nie „fertig“.

2 Kommentare:

  1. Ich hatte grad so ein Bild vor mir, wie Du mit diesem Bewusstsein das sich in Deinem letzten Satz "zeigt" im Garten arbeitest und es liebst Dich der Vergänglichkeit hinzugeben. So ein schönes Bild:)

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  2. Schönes Bild? Ah, Eva, Du berührst mit dem Wort Vergänglichkeit bei mir einen wunden Punkt, das ist bei mir doch noch nicht ganz verarbeitet – obwohl ich das Thema Tod doch neulich schon hatte. Es schmerzt etwas, aber ich schmunzele auch, während ich dies schreibe. Heute geht es mir so gut, da haut mich nichts vom Hocker.

    Aber tatsächlich habe ich noch Schwierigkeiten, mich der Vergänglichkeit hinzugeben. Da ist noch zu viel Anhaftung. Alles andere darf schon eher vergänglich sein, aber ICH, das so "wahnsinnig wichtige" ICH/EGO? ;-) Das möchte immer nur wachsen, und wächst doch seit Jahren nur noch in die Breite...

    Ich werde Geduld mit mir üben und mich darauf freuen, wenn bei fortschreitendem Loslassen die überflüssigen Kilos hoffentlich purzeln ebenso wie der Garten sich verändern darf.

    Ich weiß, daß ich auf dem richtigen Weg bin. Wenn man jahrzehntelang in die falsche Richtung gelaufen ist, braucht es halt ein wenig Zeit für die Umkehr, das kann ich mir zugestehen.

    Interessant, daß Du ganz positiv auf meinen so leicht dahingeschriebenen Satz reagierst, diesen verstärkst und dabei bei mir einen Schmerzpunkt triffst. Nur zu, ich liebe unterdessen diesen Schmerz, der Heilung bringt! Das tut mir gut.

    Danke! :-)

    Danke auch nochmal für Deine Buchempfehlungen. Ich habe sehr gerne das jüngste Buch von Samarpan gelesen, und auch Hermann R. Lehner, "Was suchst Du?" habe ich teilweise gelesen. Die vielen Übungen und Anregungen zum Nachdenken/Nachfühlen - zur Selbst-Erforschung - sind mir derzeit zu anstrengend, ich glaube, ich bin schon darüber hinaus, so habe ich zunächst den zweiten Teil gelesen.

    Zur Zeit bin ich begeistert von Eckhart Tolle, er führt noch etwas weiter, finde ich, indem er von einem allgemeinen Bewußtseinswechsel schreibt, der die gesamte Menschheit berührt (es gibt ja sowieso nur ein Bewußtsein). Ich habe seitdem so eine vage Ahnung, daß das Kalender-Ende 2012 (den Begriff habe ich bisher nur aufgeschnappt), die drohende Welt-Wirtschaftskrise und das sich ausweitende "Erleuchtungsbewußtsein" (früher wurden nur Menschen wie Buddha und Jesus erleuchtet, heute immer mehr "Otto Normalbürger") irgendwie zusammenhängen könnten und größere Veränderungen einleiten könnten.

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