Montag, 22. November 2010

Kartoffel-Anbau im Topf

Immer wieder mal befasse ich mich mit dem Thema Selbstversorgung. Das ist auch so ein alter Traum von mir. Unabhängig, autark leben, frei von den Zwängen des Konsumterrors. Anstatt mir einen neuen Beruf zu suchen, mit dem ich Geld verdienen kann, wäre das ja auch eine Alternative: teilweise oder vollständige Selbstversorgung, um mit deutlich weniger Geld als bisher auszukommen.

Nach meinen bisherigen Gartenanbau-Erfahrungen ist das allerdings völlig utopisch. Selbstversorgung kann – für mich - realistischerweise nur eine kleine Ergänzung sein, vielleicht noch mehr für die Seele als für den Körper.

Beispielsweise hatte ich in diesem Jahr ein kleines Projekt Kartoffelanbau im Plastik-Eimer. Ich hatte 4 Container, je etwa 20l groß, von diversen Weihnachtsbäumen aufbewahrt. Für die Erde habe ich einen (zu) stark überlagerten Komposthaufen abgetragen. Als Saatgut habe ich stark durchgekeimte verschrumpelte Kartoffeln aus dem Keller genommen, die ich gerade noch da hatte und sonst hätte wegwerfen müssen.

Ich habe die Container zunächst nur zu etwa 2/3 mit Erde gefüllt und zweimal im Sommer weiter Erde angehäufelt. Das soll ja den Ertrag erhöhen. Die Kartoffelpflanzen wuchsen zuverlässig, kamen aber nicht zur Blüte. Sie standen im Halbschatten (volle Sonnenlage habe ich in meinem Garten quasi nicht). Im Sommer habe ich regelmäßig mit Regenwasser gegossen, als es ganz trocken war auch einige Mal mit Leitungswasser. Gedüngt habe ich nicht, die Komposterde mußte reichen. Ich wollte ja keine Kosten produzieren, da es darum ging herauszufinden, ob so etwas einen realistischen Beitrag zur Haushaltskasse leisten kann – mit gekaufter Erde oder gekauftem Dünger wäre das wohl von vornherein nicht möglich gewesen, zumal ich eine Abneigung gegen Kunstdünger habe.

Ab etwa Mitte September verdorrte das Kraut sehr plötzlich. Ich bin nicht sicher, ob man auch schon vorher ernten kann oder sollte, aber spätestens nach dem Verdorren des Krauts kann ja nichts mehr nachwachsen. Daraufhin habe ich zunächst einen der Eimer geleert, da ich derzeit nur wenig Kartoffeln verbrauche (ich esse ja überwiegend außer Haus) und die Lagerung in der Erde noch am praktischsten ist.

Man sieht ja bei unter der Erde wachsenden Pflanzen das ganze Jahr über nichts davon, wie groß wohl der Ertrag werden wird. Es ist ein schönes Gefühl, so eine selbst gezogene Kartoffel aus der Erde zu ziehen. Für die Seele auf jeden Fall ein Pluspunkt. :-)

Aber hier ging es mir ja um den Ertragstest. Und der war leider enttäuschend. Ich erhielt aus dem ersten (etwas größeren) Eimer nicht viel mehr Kartoffeln heraus, als ich im Frühjahr hineingelegt habe, Gewicht 690g. Gestern erst erntete ich die restlichen 3 Töpfe mit insgesamt 1750g Kartoffeln, also im Schnitt 610g pro 20l Topf.

Ich vermute, daß ich fast mehr Kalorien für das Befüllen und Bewässern der Kartoffeltöpfe verbraucht habe, als ich aus der kleinen Mahlzeit gewinnen kann – das hat also keine Nachhaltigkeit, ist ein netter Freizeitspaß, dient aber nicht dem Überleben während einer möglichen Notzeit. Wenn ich jetzt noch Kosten für Töpfe, Erde, Dünger, Wasser und Saatgut hätte, würde es sich erst recht nicht lohnen.

Für einen echten Selbstversorgerbeitrag müßte ich wahrscheinlich eine große sonnige Anbaufläche haben, die dann ökonomisch bewirtschaftet werden kann. Man bräuchte vermutlich auch Vieh, das guten Dünger produziert oder eine Bezugsquelle.

Das ist für mich nicht realistisch. Ich denke aber, es müßte trotzdem möglich sein, auf meinem kleinen Grund einen Beitrag zu leisten. Zunächst werde ich das Experiment wohl nächstes Jahr wiederholen mit leichten Änderungen. Es fehlt anscheinend an Düngung. Vielleicht kann es helfen, wenn ich die Kartoffelpflanzen mit Küchenabfällen mulche (das Warten auf Kompostierung dauert zu lange).

Passend zur Kartoffelernte gab es heute bei mir Kartoffelpuffer nach dem Rezept aus dem Kriegstagebuch, das Johannes bei schnittpunkt2012.blogspot.com eingestellt hat. Nur geriebene Kartoffeln, etwas Mehl (Kartoffelmehl hatte ich nicht) und Salz, in Fett gebraten. Das Anbraten der Masse müßte ich wohl noch etwas üben...

Schmeckt ganz ok, im echten Notfall bestimmt besser als nur Löwenzahn. ;-)

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