Sonntag, 31. Januar 2010

Selbstironie

Am Wochenende war ich mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt und hatte nur wenig Zeit für mich alleine. Dennoch habe ich wie gewohnt beobachtet, wie der Prozeß weiter in mir abläuft. Das Grusel-Gefühl, das meine erste Annäherung an die Leere bei mir verursacht hatte, habe ich gut überwunden. Ich bin bereit für eine tiefere Erfahrung, so es denn sein soll.

Am Samstag schwankte ich zwischen Weinen und Lachen. Es scheint so zu sein, daß das Gewinnen von Erkenntnis untrennbar mit der Einsicht in die eigene Ohnmacht gekoppelt ist – bzw. daß die Ohnmacht der Erkenntnis sogar vorangeht. Somit besteht keine Gefahr, daß sich ein einzelner Mensch, der zu Erkenntnis gelangt ist, irgendwie über die Schöpfung erheben kann. Zudem scheint der Endpunkt der Erleuchtungserfahrung, soweit ich es bisher verstanden habe, dahinzugehen, daß man gar nichts mehr weiß und gar nichts mehr versteht. Darin liegt eine unglaublich tiefe Komik. Ich habe mich schon köstlich darüber amüsiert. ;-) Ich habe sowieso ein Faible für Selbstironie, das kommt hier voll zum Zuge.

Mir scheint, daß sich mein Gehirn schrittweise darauf vorbereitet, mit dem Schock weiterer Erfahrungen umgehen zu können. Die intellektuelle Einsicht läuft der tatsächlichen Erfahrung bei mir voraus. Mich beruhigt diesbezüglich, daß ich in „Pointers“ gelesen habe, daß der Sucher zuerst seine Bereitschaft erklären muß, sich selbst nicht mehr als getrennte Person zu sehen, und dann kann erst nach und nach Einsicht entstehen. Dann läuft das bei mir wohl gut, ich habe sowieso unterdessen sehr viel Vertrauen in meinen Prozeß.

Heute hatte ich über einige Stunden eine tiefe, schrecklich brennende Sehnsucht, nahezu unerträglich. Als sich dann endlich Gelegenheit für einen kurzen Rückzug ergab, legte ich mich aufs Bett, schloß die Augen und dachte nur: „Hier bin ich, Gott, nimm mich und mach mit mir, was Du willst.“ Ich kam ein wenig zur Ruhe, die Sehnsucht brannte aber zunächst weiter. Aber 1-2 Stunden danach kam wieder ein stiller Frieden in mir auf und ein Lächeln zauberte sich mir ins Gesicht. Ich fühle mich wieder ganz und bis auf weiteres befriedigt. Es geht mir gut heute abend.

Hoffentlich hält das eine Weile an. Morgen nachmittag muß ich meine Präsentation halten, die ich am Freitag zumindest noch zweimal geübt hatte. Ganz unvorbereitet bin ich also nicht. Wenn ich das hinter mir habe, kann ich mich vielleicht tiefer fallen lassen – in die nächste Erfahrung, so Gott will.

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