Donnerstag, 19. November 2009

Das Gefängnis

In diesem Tagebuch will ich mich der Suche nach der Wahrheit widmen. Meiner Wahrheit. Ich will wissen, wer ich wirklich bin. Ich suche schon mein ganzes Leben lang, ohne daß es mir bewußt war. Zeitweise war meine Suche nach Wahrheit unterbrochen. Seit etwa 1-2 Jahren habe ich sie endlich wieder aufgenommen. Bisher fand meine Suche in verschiedenen geschützten Räumen statt. Jetzt mache ich sie öffentlich.

Das war für mich eine große Hürde, denn viele Jahre lang habe ich mich völlig vor der Welt versteckt. Ich möchte mich nicht mehr verstecken, ich möchte mich endlich zeigen. Zeigen, wie ich wirklich bin. Ich hoffe, daß ich über das öffentliche Schreiben nach und nach selber herausfinde, wer und wie ich wirklich bin. Für mich ist das ein großes Abenteuer.

Für den Einstieg möchte ich etwas über das Gefängnis erzählen.

Es geht hierbei um die Frage, wonach ich in meinem Leben suche. Suche ich nach Glück? Oder suche ich nach Wahrheit?

Zu dieser Fragestellung fallen mir zwei Bücher und ein Film ein: "1984" von George Orwell, "Brave new world" von Aldous Huxley und der Film "Matrix". In diesen Werken geht es jeweils um eine Scheinwelt, ein Gefängnis, das von den Menschen aber nicht als solches wahrgenommen wird. Die Menschen leben in diesem Gefängnis und glauben, das sei das wahre Leben, sie glauben, sie seien glücklich. In Wahrheit werden sie fürchterlich betrogen, jeweils auf unterschiedliche Art und Weise. Sie leben nur eine Fassade, sie werden ausgebeutet, sie leben nicht ihrer eigentlichen Bestimmung gemäß.

In jedem dieser Werke gibt es einige wenige einzelne Menschen, die die Lüge durchschauen und versuchen, aus dem Gefängnis auszubrechen. Das ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Freiheit, so sie erreicht wird, ist in vieler Hinsicht viel härter als das gewohnte Leben. Sie erscheint weniger glücklich. Aber sie ist echt, sie ist wahr. Und sie ist nahezu unerreichbar. "Matrix" endet optimistisch (aber dann gibt es wohl noch einen Folgefilm, der den Optimismus zerstört), die beiden Bücher enden pessimistisch. Aber es lohnt sich eben, für die Freiheit notfalls auch zu sterben.

Nein, ich will nicht mehr nach Glück suchen. Ich suche ab sofort nach Wahrheit! Auch wenn sie zunächst grausam erscheint und nur wehtut. Die Wahrheit ist immer besser als die Lüge! An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Wahrheit zu suchen ist der unbequemere Weg. Ich habe ihn bisher gemieden, das muß ich zugeben. Zeitweise suchte ich schon früher nach Wahrheit, aber dann verlor ich diesen Weg und ging in die Irre. Ich bin vielleicht in der Mitte meines Lebens. Ich habe noch eine Lebenshälfte vor mir, in der ich nach Wahrheit suchen kann. Viel Zeit verloren, aber auch noch etwas Zeit vor mir, hoffentlich.

Die erwähnten Bücher habe ich schon als Schülerin gelesen (sogar im Unterricht!), und sie haben mich tief bewegt. Aber niemals wäre ich damals auf den Gedanken gekommen, daß sie einen ganz realen Hintergrund in MEINEM LEBEN haben. Daß ICH auch nur ein Leben IM GEFÄNGNIS lebe. In dieser Hinsicht war das Buch "Schamane in Deutschland, Band I" von Gerd-Lothar Reschke für mich ein echter Augenöffner. Es war umwälzend. Es hat mir die Augen geöffnet für etwas, das ich zuvor schon geahnt oder teilweise sogar gesehen habe, was aber nun einen neuen und größeren Zusammenhang erhalten hat. Ich habe noch nicht alles verstanden, aber das Wesentliche schon: ich weiß, daß ich im Gefängnis bin, und ich weiß, daß ich da raus will!

In "1984" geht der Weg in die Freiheit über die Privatsphäre eines heimlichen Tagebuchs, um einem totalen Überwachungsstaat zu entkommen. In meinem Fall ist der Weg genau umgekehrt. Über ein öffentliches Tagebuch möchte ich dem Gefängnis meines eigenen Egos entkommen.

In "Brave New World" besteht das Gefängnis in der Konditionierung der Menschen auf Konsum, Sex und die Glücksdroge Soma. Das ähnelt schon sehr stark der Realität in unserer Wohlstandsgesellschaft. Mein Weg in Richtung auf die Freiheit führt weg von Konsum und weg von "Glücksdrogen", wozu man im weiteren Sinne alle oberflächlichen Unterhaltungsangebote zählen kann.

Den Film "Matrix" habe ich leider nur einmal gesehen, und dabei noch das Ende verpaßt. Der Film scheint mir sehr nahe an dem tatsächlichen Problem unserer Wirklichkeit zu sein. In dem Film leben die Menschen nur einen Traum, den sie für die Realität halten. Die Realität ist grausam, die Menschen werden als lebende Energielieferanten von Maschinenwesen mißbraucht. Was in Wahrheit unsere Realität ist, was meine Realität ist, das will ich ja erst noch herausfinden. Ich ahne einiges, und ich habe einiges dazu gelesen, aber ich weiß es nicht. Das Wissen muß und will ich mir erst nach und nach erarbeiten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen