Dienstag, 24. November 2009

unbefriedigte kindliche Bedürfnisse

Ich war heute zur Probe bei einem Yoga-Kurs. Die Voraussetzungen waren günstig, ich fühlte mich wohl und entspannt, keine quälenden Konflikte, nur wenige störende Gedankenfetzen.

Ich habe versucht, mich tiefer fallen zu lassen, loszulassen vom Verstand, mich in mich selbst fallen zu lassen. Inwieweit ich das mit dem Willen beeinflussen kann, weiß ich nicht, aber ich habe es halt versucht. Ich hatte folgende Empfindungen (ich weiß nicht, ob die echt oder zusammenphantasiert waren): einmal spürte ich um mich herum etwas wie einen dicken Brei, der mich hielt und mir Energie gab. Und dann spürte ich, daß ich nicht weit entfernt von etwas war, das pure Losgelöstheit und Glückseligkeit verströmte. Ich kam nahe dran, aber das Glücksgefühl konnte sich nicht in mir ausbreiten, es gab eine Barriere. Schmerz hielt mich zurück, Schmerz aus unerfüllten Bedürfnissen.

Nach dem Kursus verspürte ich zwar eine gesteigerte Aufmerksamkeit/ Bewußtheit, aber nicht das weite, friedvolle Gefühl von dem ersten Yoga-Abend in der letzten Woche, sondern eher eine gedämpfte Traurigkeit.

Egal, ob nun vom Verstand zusammengesponnen oder nicht, ich nehme das als Anstoß. Denn um das Thema Bedürfnisse wollte ich mich sowieso kümmern. Wenn frühkindliche Bedürfnisse unbefriedigt geblieben sind (und das ist im Prinzip bei jedem Menschen so, denn Eltern können niemals perfekt sein), dann leidet der Erwachsene noch darunter, und bestimmte Alltagssituationen stoßen ihn immer wieder darauf.

Ich leide u.a. unter folgenden unbefriedigten Bedürfnissen: angenommen sein, willkommen sein, so sein dürfen, wie ich wirklich bin, mich nicht verstellen müssen, nicht allein sein müssen, generell Zuwendung erhalten, Anerkennung bekommen, mich mitteilen dürfen usw.

Solange ich die unerfüllte Bedürftigkeit in mir nicht erlöse, werde ich mich immer wieder abhängig von externer Bedürfnisbefriedigung machen. Und ich werde immer wieder ganz unnötig leiden, an dem vom Gehirn wiederbelebten Kindheitsschmerz.

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Liebe kleine Louise, ich weiß, daß Du da in mir drin bist, ich spüre Dich gerade heute sehr gut. Du bist oft traurig, weil Du Dich nach Mama und Papa sehnst, die aber nicht da sind. Du brauchst Deine Eltern, Du bist noch so klein. Du fühlst Dich oft allein und verlassen, Du sehnst Dich so sehr nach einem Lächeln und einem liebevollen Blick. Ich weiß, wie sehr Du Dich sehnst, ich weiß, wie oft Du vergeblich wartest, und ich weiß, wie sehr Du eine Mama brauchst.

Ich verspreche Dir jetzt eines, liebe kleine Louise: ich bin heute erwachsen, und ich kann heute Deine Mama sein. Ich werde Dich niemals im Stich lassen, hörst Du das? Ich werde immer für Dich da sein. Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn Du mich brauchst, dann bin ich für Dich da. Du kannst nicht immer alles bekommen, was Du Dir wünschst, aber ich lasse Dich niemals allein, ich bin da. Ich halte Deine kleine Hand und ich nehme Dich in den Arm, wenn Du es brauchst. Ich habe Dich sehr lieb. Ich finde, Du bist ein ganz wundervolles Kind. Du bist auf dieser Welt und bei mir willkommen. Willkommen auf der Erde, kleine Louise.

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Liebe Louise, Du bist jetzt schon etwas größer. Du bist in dem Alter, in dem Du nicht mehr immer alles sofort bekommen kannst, was Du haben möchtest. Ich bin Deine Mama, und ich möchte Dich anleiten, damit Du einmal groß und selbständig wirst. Ich will Dich zu einem freien Menschen erziehen. Ich weiß, ich bin oft nicht gut mit Dir umgegangen, war ungeduldig und unachtsam, manchmal habe ich Dich sogar bestraft, wenn Du etwas nicht so gemacht hast, wie ich es wollte. Ich schäme mich dafür. Bitte verzeih mir.

Ich verspreche Dir heute: ich werde Dich nur noch gewaltfrei erziehen. Ich werde Geduld mit Dir haben und mit Respekt mit Dir umgehen. Du bist zwar noch ein Kind, aber doch schon ein vollwertiger Mensch. Und so möchte ich Dich auch behandeln. Ich will Dich führen, und Du kannst mir vertrauen. Ich möchte Dir beibringen, wie man lernt. Und ich möchte, daß Du mit Freude lernst. Ich werde Dich nie mehr bestrafen. Ich möchte mit Dir Freundschaft schließen. Komm mit, ich zeige Dir, wie wunderbar das Leben ist. Und zeige Du mir Deine Lebensfreude, denn das kannst Du vielleicht sogar noch besser als ich. Weil ich größer bin als Du und schon mehr Erfahrungen gemacht habe, ist es aber gut für Dich, wenn Du auf mich hörst. Komm mit, folge mir, es gibt so viel für Dich zu entdecken.

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