Mittwoch, 16. März 2011

Arbeitstag

Heute mußte ich wieder an den Arbeitsplatz. Ich kann es nicht ändern: ich empfinde es als gigantische Zeitverschwendung, 11 Stunden unterwegs zu sein für so eine sinnlose Tätigkeit. Es nutzt der Gesellschaft nichts, was ich da tue, es schadet ihr eher. Meine Tätigkeit dient u.a. dem Ausbau des vollständigen Überwachungsstaats (wir liefern Daten an diverse Behörden) – das ist nun wirklich völlig nutz- und sinnlos.

Aber ich sehe kurzfristig keinen Ausweg und so bleibt mir nur es zu ertragen. Kein Wunder, daß meine depressive Stimmung daraufhin anhält.

An so einem Arbeitstag habe ich morgens und abends je 5-10 Minuten Fußweg zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln und in der Mittagspause nochmal so viel Zeit, wie ich mir nehme, meist so 10-15 Minuten für einen kurzen Spaziergang. Das ist nicht gerade viel Bewegung und auch nicht viel frische Luft (sowieso ist es ungesunde Großstadtluft). Heute fuhr ich auf der Rückfahrt kurz in den Wald. Der Wald war sehr still und selbst im Dunkeln einladend und innerlich wärmend (bei 3°C). Trotzdem wurde es mir schnell unheimlich, nicht wegen der Waldbewohner, aber wegen der Menschen, die dort nachts herumschleichen könnten.

Vielleicht probiere ich mal vor der Arbeit dorthin zu fahren, aber vermutlich wird dafür meine innere Unruhe zu groß sein. Ich will den Arbeitstag immer gerne so schnell wie möglich hinter mich bringen, weil danach erst ein bißchen Leben beginnt.

Schwer erklärbar, daß ich in den ersten Wochen des Jahres tatsächlich gut und sogar recht gerne arbeiten konnte. Vielleicht habe ich dabei einen Teil meiner Seele einfach abgeschaltet. Als menschlicher Roboter funktioniere ich phasenweise ganz gut. Aber richtiges Leben ist das nicht. Trotzdem denke ich auch, daß andere Menschen sehr viel trostlosere Arbeitsbedingungen haben, mit denen ich auch nicht tauschen will.

Anläßlich des Atomunglücks in Japan denke ich darüber nach, wie es denn wohl mit der Energieversorgung der Zukunft weitergehen könnte. Da alternative Energien auch massive Probleme aufwerfen, kann ich darin nicht die Lösung sehen. Mir scheint, die Lösung könnte nur in einer radikalen Reduktion unseres Konsumniveaus liegen. Die Industrie voran müßte Energie sparen, also müßten wir wegkommen von Industrienahrung, Industriemedikamenten und Industrieprodukten aller Art. Zurück zu Ackerbau, Viehzucht, Jagen, Sammeln und Handwerk. Und Fortbewegung vielleicht wieder mit Pferdekutschen? Das ist in den dichtbesiedelten westlichen Staaten vermutlich nicht möglich – in armen überbevölkerten Entwicklungsländern auch nicht.

Es ist sehr schwer, von einem Lebensstandard Abstriche zu machen, an den man sich über lange Zeit gewöhnt hat. Es kann nur jeder bei sich selbst anfangen. Falls mir im Verlauf des Jahres nichts besseres einfällt, könnte ich ja zumindest mal meine Arbeitszeit auf 4 Tage pro Woche reduzieren, das würde mir schon eine gewisse seelische Entlastung bringen. Bisher scheue ich den daraus folgenden Konsumverzicht und die Reduktion an vermeintlicher Sicherheit. Aber Geld bietet aktuell ja sowieso keine Sicherheit mehr, solange der Weltfinanzsystemcrash noch aussteht. Mehr Zeit für den Aufbau von Überlebens-Knowhow wäre vielleicht die bessere Wahl.

Auf Dauer komme ich aus meinen wiederkehrenden depressiven Gefühlen vermutlich nur heraus, wenn ich aktiv etwas zur Verbesserung meiner Lage tue (und das annehme, was ich selber nicht ändern kann). Ich will kurzfristig zumindest eine Lösung für den fehlenden Naturkontakt finden. Ich brauche möglichst jeden Tag Berührung mit der Natur. Zumindest werden die Tage ja langsam länger, wenn auch die Temperaturen hier auf Winterniveau verharren.

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