Donnerstag, 24. März 2011

Schutzraum beim Tanzen

Heute endlich fand ich den seit Tagen ersehnten sicheren und geschützten Raum – beim Tanzen. Schon kurze Zeit nach der Bewegung zur Musik löste sich der Schmerzknoten und ich konnte weinen. Ich lag dann eine Zeitlang am Rand des Raumes, weinte und war dankbar, daß das einfach so sein durfte. Ich fühlte mich sicher und von der Gruppe akzeptiert, und so konnte ich loslassen und mich innerlich mit Mutter Erde verbinden. Die Musik klang dann so schön, ging so in mich rein, da gab es einen magischen Moment. Das hat gutgetan. Danach ging es mir besser.

Es wäre schön, einen solchen Ort auch in freier Natur zu finden. Aber wenn mir das nicht gelingt und dafür in der wenig anheimelnden Gymnastikhalle bei grellem Neonlicht, ist es mir auch recht.

Erst am Ende des Abends erfuhren wir, worum es heute ging. Wir haben uns tänzerisch unserm Es, Ich und Über-Ich nach dem Modell von Sigmund Freud genähert. Das Es war bei mir ein junger Wolf, ein Welpe noch, der neugierig, aber auch noch sehr vorsichtig die Welt erkunden wollte (und das bei meiner Hunde-Angst, aber genau darum geht es ja bei mir: Angst vor der inneren Natur, der wilden Natur, den unbewußten Trieben). Das Über-Ich stand für Anpassung. Ja, ich suche auch immer noch den Schutz der Anpassung, scheue die Scham des ganz zu mir selbst Stehens.

Und das Ich stand für „Ich bin ich“, für Authentizität. Das kann ich ja schon ganz gut leben, aber es ist auch immer noch Scheu und Scham dabei. Mir scheint, es lösen sich seit einiger Zeit immer weitere Scham-Schichten von mir ab.

Der letzte Tanz war eine Aufstellung reihum: drei Tänzerinnen stellten meine drei Anteile dar und tanzten gemeinsam Wolf/Freiheit, „Ich bin Ich“ und Anpassung. Erst war ich sehr irritiert von ihrer Darstellung, denn jede war weitgehend für sich alleine, da paßte wenig zusammen, doch dann mußte ich lachen. Ja, das war ein guter Spiegel: bei mir gibt es solche Kontraste, da paßt wenig zusammen. Trotzdem konnte jeder Anteil für sich ganz gut klarkommen, alle schienen sich soweit wohlzufühlen. Die Anpassung konnte sich gegen den jungen freiheitliebenden Wolf nicht durchsetzen, der tanzte einfach fröhlich vor sich hin. Ich wünschte, ich wäre immer schon soweit.

Habe ein sehr friedliches schönes Gefühl jetzt. Ich bin froh, daß ich mich zum Tanzen heute aufraffen konnte trotz schlechter Stimmung vorher. Es lohnt fast immer, dem Körper tut es sowieso gut, sich mal zu bewegen, und der Seele hilft es auch.

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