Mittwoch, 9. März 2011

Nature Deficit Disorder

Meine Bronchitis hat erstmal gewonnen, ich mußte mich krankschreiben lassen. Die Symptome waren mir zu stark, um mich damit noch ins Büro zu quälen. Gestern war ich Arbeiten, habe aber nicht viel geschafft, weil ich mich schlapp fühlte und abends gar etwas fiebrig. Es stehen gerade keine wichtigen Termine an, mein letzter Auftrag ist erfolgreich abgeschlossen, der nächste hat aktuell keinen hohen Zeitdruck. So kann ich es mir erlauben, meine Krankheit hoffentlich auszukurieren. Und gleichzeitig bekomme ich so vom Schicksal noch etwas Verarbeitungszeit.

Ich hatte gerade eine Einsicht: ich leide an „Nature Deficit Disorder“. Hört sich wie eine neue Modekrankheit an... ich habe den Begriff erstmals vernommen. Also, ich muß das eigentlich gar nicht etikettieren, mir ist einfach eben klargeworden, daß ich massiv an mangelndem Naturkontakt leide. Das macht mich krank! Und deshalb genese ich von meiner Erkältung auch am besten, wenn ich jetzt meine wenigen „freien“ Tage nicht nur zum Ruhen, sondern vor allem für Aufenthalt draußen nutze. Eine bessere Medizin kann es für mich gerade gar nicht geben.

Der Aufenthalt in geschlossenen Räumen ist extrem ungesund und belastend. Er entfremdet uns von unserer natürlichen Herkunft. Körperlich sind wir Säugetiere, die einen engen Kontakt zur Natur (und zu Artgenossen) brauchen. Ich war im Winter praktisch überhaupt nicht draußen, abgesehen vom Arbeitsweg und ganz kurzen Wegen in der Mittagspause. Nicht einmal Einkäufe habe ich gemacht, weil ich wochenlang von meinen Vorräten zehren konnte. Entsprechend groß ist jetzt mein Natur-Defizit.

In den letzten Jahren habe ich auch viel zu viel Zeit im Keller vor dem PC verbracht. Das will ich unbedingt ändern. Vielleicht kaufe ich mir endlich mal einen Laptop, den ich auch im Wohnzimmer oder draußen zum Tagebuchschreiben nutzen kann.

Ich will mal sehen, ob ich schon heute nachmittag einen Spaziergang im Wald machen kann, um einen Sitzplatz zu suchen. Ich muß mich jetzt bremsen, um mich wirklich auf meine Genesung zu konzentrieren, anstatt viel Zeit auf die mich absolut anspringende Hausarbeit zu verwenden. Ganz ohne geht es leider auch nicht. Das war schon immer so: Krankheits- und Urlaubstage muß ich unter anderem auch für Hausarbeit verwenden, für die mir sonst die Zeit fehlt. Nicht sehr gesund, aber derzeit nicht zu ändern.

Ich bin ganz erleichtert über meine Einsicht. So, wie ich vor einigen Jahren mein Kontaktdefizitsyndrom schrittweise geheilt habe, muß ich jetzt mein Naturdefizitsyndrom heilen. Ich muß einen Weg der Integration in meinen Alltag finden. Beruflich wird es auch eine Veränderung geben müssen, aber vielleicht muß diese ja doch nicht so umwälzend sein, wie ich befürchtet habe.

3 Kommentare:

  1. Gute Besserung!
    Ich les gleich *Vom Glück in der Natur zu gehen* von Thoreau ;) Und morgen gehts auch mitm Radl ganz gemütlich in die Felder.
    LG

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  2. Danke für die Genesungswünsche :-)

    Nein, so ein Buch möchte ich jetzt lieber nicht lesen, das würde ja noch mehr schmerzen als ohnehin schon...

    Viel Freude beim Fahrradfahren. Das will ich im Frühjahr auch wieder beginnen.

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  3. Interessant wie jeder anders drauf reagiert: ich werd bei solchen Geschichten immer ganz ruhig und freue mich über die Bestätigung meiner Gedanken und bekomm noch mehr Lust meinem inneren Weg zu folgen...

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