Sonntag, 7. März 2010

Mitgefühl

Mir gehts gut. Ich hatte heute einen angenehm ruhigen Tag. Gestern und heute habe ich nach mehrmonatiger Pause wieder mit einfachen Anfänger-Yoga-Übungen begonnen. Das will ich möglichst beibehalten, denn mein Körper hat es sehr, sehr nötig.

Vielleicht kann ich das weiterhin bestehende Problem des freien Willens einfach pragmatisch lösen: ich tue das, was ich für richtig halte, und wenn es nicht das richtige sein sollte, dann werde ich schon daran gehindert werden, und dann wird einfach irgendeine andere „richtige“ Handlung geschehen. Durch Grübeln komme ich bei dem Thema jedenfalls nicht weiter.

Ich lese weiterhin querbeet alles mögliche. Dabei stelle ich immer wieder fest, wie erschreckend unwissend ich bin. Zum einen fehlt mir theoretisches Wissen, das ich jetzt aber schnell aufbaue, zum anderen fehlen mir praktische Erfahrungen, die sich nur langsam realisieren lassen.

Heute hatte ich zwei Kontakte mit einem Freund und einer Freundin, die mir deutlich gemacht haben, wie weit ich mich schon von der Alltagssicht entfernt habe. Das macht mich etwas traurig, weil mir so die Gesprächspartner abhanden kommen für die Themen, die mich brennend interessieren.

Ich habe vermutlich den Fehler gemacht, mich auf falsche Art und Weise von meinem Körper zu desidentifizieren. Die körperlichen Empfindungen zu negieren ist der falsche Weg. Es geht auch nicht darum, den Körper „hinter sich“ zu lassen, sondern umgekehrt darum, alles in den Körper und in mich hineinzulassen. In einem Buch von Gangaji habe ich sehr kraß die Aufforderung gelesen, sich das Herz „brechen“ zu lassen. Sich immer wieder einzulassen, immer tiefer, den Schmerz der ganzen Welt in sich aufzunehmen, und dabei aber wahrzunehmen, was unter dem ganzen Schmerz unberührt davon bleibt. Das trifft mich, und das scheint mir der richtige Weg zu sein. Keine Distanzierung vom Leiden, sondern volles Mitleiden, im Bewußtsein, daß darunter Frieden und Glückseligkeit ruhen.

In den letzten Tagen hatte ich immer wieder kurze, spontane Tränenausbrüche, nicht sentimental, sondern voller Mitgefühl, in ganz unterschiedlichen Situationen. Es gibt so unglaublich viel Leid in der Welt. Wenn das Zurückstellen meiner Ego-Verstandes-Zentriertheit und die Hingabe an das, was IST, in mir unbekannter und unerklärlicher Weise zur Verringerung des Leids in der Welt beiträgt, dann ist das für mich ein großer Ansporn, auf meinem Weg der Selbsterkenntnis weiterzugehen.

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