Mittwoch, 17. März 2010

Dankbarkeit

Es ist wie ein Wunder: ich kann wieder arbeiten! Jetzt schon den dritten Tag in Folge. Monatelang habe ich mich vergeblich herumgequält, alles mögliche ausprobiert, um wieder in einen Arbeitsrhythmus zu gelangen. Ich weiß wirklich nicht, was jetzt anders ist. Ich kann wieder gut und konzentriert arbeiten. Und wenn ich eine kurze Pause mache, finde ich ganz schnell zu mir selbst. Kein Problem. Die Balance ist da: ich kann bei mir sein, und ich kann in der mentalen Arbeit versinken. Ob letzteres nun ein unbewußter Zustand ist – oder ein in positivem Sinn ich-loser Zustand – das weiß ich nicht, und es ist mir auch herzlich egal!

Das Gehirn kann seine Arbeit offenkundig auch ohne anwesenden Ich-Gedanken erledigen, genauso wie der Körper das auch kann. Das ganze Grübeln und Konzeptebilden hat sich selbst ad absurdum geführt. Es ist sonnenklar, daß das ganze Nachdenken über mein Arbeitsproblem wenig genutzt hat.

Was ist jetzt anders? Irgendetwas hat sich gelöst, von ganz alleine. Vielleicht hat Zeit eine Rolle gespielt. Vielleicht hat eine Rolle gespielt, daß ich eine lange Zeit sehr viel bewußte Aufmerksamkeit auf die am Arbeitsplatz ablaufenden inneren Prozesse gelenkt habe. Vielleicht hat eine Rolle gespielt, daß ich einige unangenehme und normalerweise gerne verdrängte Emotionen durchlebt habe. Am Boden dieser Emotionen fand ich Kraft. Vielleicht habe ich damit die Kraft befreit, wieder freier zu fließen. Ich weiß es nicht, es sind alles müßige Spekulationen.

Meine Empfindung heute ist tiefe Dankbarkeit. Es besteht keine Gefahr mehr, daß das Ego übermütig/hochmütig wird. Nicht einmal Stolz ist vorhanden. Ich bin einfach glücklich, wie es jetzt ist.

In der S-Bahn sprach mich heute eine Frau auf meine aktuelle Lektüre an und erzählte mir von einem Stille-Retreat, an dem sie einmal teilgenommen hat. Das war eine sehr nette Unterhaltung (früher wäre mir das nie passiert, daß mich fremde Menschen in der Bahn ansprechen, da hatte ich wohl eine abweisende Ausstrahlung – das ist heute ganz anders). Ich möchte sehr gerne mal an einem Retreat teilnehmen, weiß aber noch nicht, wann es dafür an der Zeit ist. Ich glaube, es hat derzeit keine so hohe Priorität.

Heute abend beim Gymnastik-Kurs merkte ich, wie stark meine Muskeln erschlafft sind während der wochenlangen Glatteis-Periode. Mein Körper sehnt sich nach Bewegung. Gleichzeitig habe ich aber gemerkt, daß ich nicht mehr so viel Lust habe, auf Kommando bestimmte Bewegungen zu machen und dabei auch noch über die Schmerzgrenze zu gehen. Ich habe viel mehr Lust auf freie, ungehemmte Bewegung oder alternativ Bewegung mit bewußter Achtsamkeit wie beim Yoga. Ich werde den Gymnastik-Kurs also nicht verlängern und mir lieber etwas anderes suchen.

Danach machte ich noch einen ganz kurzen Spaziergang am Fluß. Ein frischer milder Frühlingswind tat mir sehr, sehr gut. Ich drückte den Elementen gegenüber meine Dankbarkeit aus.

Ich fühle wieder Kraft, die sich entfalten will. Ich habe den Eindruck, daß ich mich nach Monaten der empfundenen Machtlosigkeit wieder freier fühlen darf. Irgendwie habe ich ja Teil an diesem wunderbaren Leben. Und DAS LEBEN IST FREI!

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