Dienstag, 9. März 2010

Enneagramm

Über ein Buch von Eli Jaxon-Bear bin ich auf das Enneagramm gestoßen. Dieses System kannte ich bisher nicht. Ich bin davon überzeugt, daß es für mich eine wichtige Botschaft beinhaltet, und so habe ich mich in die Beschreibungen der 9 Charakter-Fixierungen vertieft und auch einige Selbsttests im Internet gemacht.

Die Charakterfixierung liegt unterhalb der Persönlichkeit und bindet unmittelbar das Bewußtsein an die menschliche Inkarnation. Dieser Ego-Knoten ist demnach der letzte Knoten, der aufzulösen ist, wenn ich das richtig verstanden habe.

Ich glaube, meine Fixierung liegt im emotionalen, „hysterischen“, Bereich. Einer der Tests ordnete mich als Typ 4 ein, „Träumer/ Romantiker/ Individualist/ Künstler“. Bei einem anderen Test lag Typ 4 nur an dritter Stelle nach Typ 9 (Friedensstifter) und Typ 5 (Denker).

Viele der Beschreibungen passen nicht so gut, andere dafür umso besser. Ich bin unsicher, aber gehe mal fürs erste davon aus, daß ich eine Typ-4-Fixierung habe. Meine starke Emotionalität wäre dann ein Symptom dieser Fixierung. Und meine Aufgabe wäre, diese Emotionalität loszulassen. Das finde ich furchtbar. Ich kann auf vieles verzichten, aber darauf nicht. Das ist mein Wesenskern, das bin ich – oder was ich dafür halte. Das, was ich wirklich bin, liegt ja noch unterhalb des Ego-Knotens. Sich mit diesem Knoten zu konfrontieren, ist nach Eli Jaxon-Bear „der Punkt der wirklichen Hingabe“.

Es bedeutet, auf Individualität völlig zu verzichten. In jedem einzelnen Moment meines Lebens könnte ich mich dazu entscheiden. Ich glaube, ich war noch nie unterhalb dieses Knotens. Ich habe mich noch nie als reines Bewußtsein erfahren. Ich hatte zwar schon einige spirituelle Erfahrungen, aber mir scheint, sie gingen nie so tief. Oder wenn, dann habe ich es nicht gemerkt oder nicht so interpretiert.

Wenn ich das nächste Mal eine intensive Emotion erfahre und gerade ungestört bin, will ich mal versuchen, tiefer in das Gefühl hinabzusteigen. Ich bleibe meistens beim Schmerz hängen, bei Traurigkeit. Ich weine gerne, ich liebe es. ;-) Weinen löst etwas, und es fühlt sich sehr, sehr echt an. Nun scheint klar: es ist nicht echt, es ist nur ein Ausdruck meiner Fixierung. Es muß noch etwas darunter geben.

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Warum aufschieben? Nachdem ich die vorigen Zeilen geschrieben hatte, habe ich mich sofort an einen ruhigen Ort zurückgezogen und in mich hineingespürt. Sehr schnell kam ich an den Punkt des Schmerzes. Tränen flossen. Ich bin sooo traurig. Was ist darunter? Darunter liegt Wut. Ich bin wütend, daß ich hier eingesperrt bin. Ich will raus hier! Mein Brustkorb fühlte sich wieder einmal wie eingekerkert an, schmerzhaft, blockiert.

Was kommt dann, was ist darunter? Tiefer kam ich irgendwie nicht. Ich fühlte noch eine diffuse stille Ruhe, diese war aber nicht erlösend. Ich brach die Übung nach einiger Zeit ab. Während ich dies aufschreibe, ist Wut das vorherrschende Gefühl. Vielleicht kann ich mich nochmal tiefer einlassen. Wut gehört bei mir zu den stark unterdrückten Gefühlen, die ich extrem selten empfinde.

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Ich bin nochmal reingegangen in die Wut. Es ist eine intensive Wut auf Gottvater: „Warum hast Du mich hier eingesperrt, Du Mistkerl?“ Ein Punkt mitten auf meinem Brustbein schmerzt intensiv. Ich gelange leider nicht unter die Wut.

Wenn unterdrückte Wut das unterste meiner Gefühle ist, dann könnte dies auch für eine 9-er-Fixierung sprechen, das kam bei einem der Tests ja auch heraus. Ich werde diese Übungen fortsetzen. Ich will fühlen, was noch tiefer liegt. Ich will endlich raus aus dem Gefängnis.

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Nachtrag: was ich im letzten Eintrag über Mitgefühl geschrieben habe, ist demnach auch nicht ganz echt, auch zu sehr der Fixierung an der Emotionalität verhaftet. Vielleicht ist es so, daß echtes Mitgefühl der bedingungslosen göttlichen Liebe entstammt und ohne Tränen auskommt.

2 Kommentare:

  1. Liebe Louise

    Es fühlt sich sehr stark und wunderschön an was Du hier beschreibst. Bei mir kommt auch immer wieder das Gefühl auf, dass ich noch mehr tun muss, noch mehr begreifen und noch härter an mir arbeiten damit ich "es" schaffe. Aber in letzter Zeit durchschaue ich auch diesen Antrieb als List des Ego mich weiterhin im Schmerz zu behalten. Ich glaube es hört erst auf wenn man alles restlos so annehmen kann wie es ist. Sogar die Bemühungen des Ego.

    Dein Text ist für mich eine Mischung aus tiefster Weisheit die spricht und dem Ego das dann seine Interpretationen dazu macht. Einfach wunderschön!

    Eine herzliche Umarmung, Eva

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  2. Herzlichen Dank, Eva,

    Du tust mir gut. :-) Dabei hatte ich ein leicht unbehagliches Gefühl, hier öffentlich Gott zu beschimpfen. ;-) Aber das ist ja nur ein Ausdruck meiner vorhandenen Wut-Energie, die viel zu lange unterdrückt war. Heute habe ich gelesen, daß Verspannungen im Schulter-/Nacken-Bereich meist auf unterdrückte Wut hinweisen, das ist bei mir dann ein Volltreffer.

    Ich kann schon so vieles annehmen, was ich vor wenigen Monaten noch abgelehnt habe an mir bzw. an meinem Leben, bis auf eines: ich komme nicht damit zurecht, daß meine Arbeitsleistung stark schwankend ist, und daß ich mich für nicht erbrachte Leistung bezahlen lasse. Ich habe das Problem schon von allen möglichen Seiten beleuchtet, es macht mich fertig. Manchmal fließt es auch am Arbeitsplatz ganz frei und wie von alleine, und dann gibt es wieder Tage, die schon morgens verlorengehen, wenn ich mich im Internet irgendwo festlese.

    Was ich nochmal ausprobieren werde: ich will in diese partielle Arbeitsblockade mal ganz tief hineinspüren, um so vielleicht herauszufinden, was sie mir sagen will. Ich vermute, es gibt da noch eine unbewußte Gefühlsreaktion, die sich nur so blockierend ausdrücken kann. Wenn ich diese ins Bewußtsein hole, löst sich die Blockade vielleicht. Und auch in meine Körper-Verspannungen will ich hineinspüren.

    Du siehst, ich nehme mir Deinen Rat zu Herzen, in den Schmerz hineinzugehen und ihn ganz zu fühlen. Ich würde so sehr gerne mal bis auf den Grund der Emotionen gelangen und durch das Schwarze Loch hindurchfallen – in die Freiheit. ;-) Bisher gelang mir das nur zeitlich entkoppelt, so löste sich gestern die Wut im Verlauf des Tages, ohne daß ich es bewußt mitbekam. Ich übe noch.

    Danke für Deine Aufmerksamkeit
    und viele liebe Grüße,
    Louise

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