Freitag, 21. Dezember 2012

ANGST

Es baut sich Angst in mir auf. Es ist ziemlich kalt und windig draußen. Und es wird immer dunkler. Wie werde ich wohl morgen den Sonnenaufgang erleben? Ich hätte gerne ein Biwak gebaut, das warm und trocken ist, um mich ganz auf die mir wichtigste Erfahrung konzentrieren zu können – unter der Erde zu liegen, wie in einem Grab, und zu verschmelzen mit der Erde. Jetzt habe ich mir klargemacht, daß es keinen Sinn hat, an diesem Wunsch festhalten zu wollen. Ich stelle mich besser darauf ein, daß es feucht und kalt wird – dann leide ich hoffentlich nicht so. Das hier ist eine Survivalübung. Es geht ums Überleben. Alles andere ist nachrangig. Ich werde mich warm anziehen. Aber auch da will ich nicht übertreiben. Wie wahrscheinlich wäre es wohl in einer echten Survivalsituation, 5 Schichten warme Kleidung am Körper zu tragen? Ich bin gut darin, mich zwar einer schwierigen Situation zu stellen, aber noch jede Menge Rückfalloptionen vorzusehen. An Wildniswochenenden habe ich immer das Auto voller Gepäck dabei – für alle Fälle. Heute abend will ich das Auto etwas weiter weg parken, damit es nachts nicht so auffällt. Und ich muß nochmal in mich gehen, was ich noch als Notreserve mit ins Erdloch nehme, und auf was ich verzichte. Brauche ich z.B. eine zweite Taschenlampe, falls die Batterien schwächeln oder sie mir im Laub verlorengeht? Wie wahrscheinlich wäre es, überhaupt eine Taschenlampe dabei zu haben im echten Notfall? Nehme ich noch einen zweiten, wärmeren Schlafsack mit? Ich könnte damit zumindest den Kopfbereich etwas auspolstern. Und zur Not, wenn ich stark friere, könnte ich auch reinkriechen. Aber will ich das? Tja, ich gehe hier in eine mir unbekannte Situation. Ich weiß nicht so genau, was mich erwartet, obwohl mein Verstand seit Wochen alle Szenarien durchspielt, die er sich vorstellen kann. Diese Angst ist ein gutes Gefühl. Sie bringt mich ganz zu mir selbst. Dann ist es kein Spiel mehr, sondern eine echte Erfahrung. Ein paar Stunden der Vorbereitung bleiben mir noch.

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