Donnerstag, 20. Dezember 2012

Letzte Vorbereitungen für den 21.12.12

Dieses Programm läßt mich wirklich über mich selbst hinauswachsen. Sehr erstaunlich, wozu ich fähig bin. Heute morgen bin ich zum ersten Mal in meinem Leben 7km gelaufen (in 70 Minuten) und direkt im Anschluß ohne Pause habe ich 2,5 Stunden an meinem Biwak gearbeitet. Beides war sehr anstrengend. Bei naßkaltem Wetter, aber immerhin ohne Regen, dafür war ich dankbar. Dann war ich sehr erschöpft, bin nach Hause gefahren, habe geduscht, ein wenig gegessen und ein paar Stunden auf dem Sofa halbschlafend verbracht. Gerne hätte ich richtig geschlafen, aber es gibt ja noch so viel für Weihnachten vorzubereiten, das hielt mich halbwach. Beim Laufen war mir heute sehr bewußt, daß ich die Verbindung mit unserer natürlichen Umwelt suche. Ich suche sie beim Laufen, aber auch bei allen Wildnisaktivitäten. Wenn der Zivilisationsüberbau und meine Denkmuster von mir abfallen, komme ich näher zu mir selbst und näher zur Natur. Ich suche z.B. immer den Kontakt zu den Bäumen entlang meiner Strecke. Heute spürte ich ihre Energie ganz nah. Aber noch nicht so nah, daß ich mich wirklich verbunden fühlen würde. Ich werde dahinkommen, da bin ich ganz sicher. Mein Geist war heute recht frei, das machte es mir leichter. Ich fühlte mich überwiegend wohl während der Anstrengung. Nur meine Knie machen etwas Probleme, ich hoffe, das legt sich wieder. Am Biwak habe ich eine Tür für das Erdloch gebaut: ein Gitter aus Weidenzweigen. Als ich es über das Loch legte und mit Laub bedeckte, beugte es sich bedenklich nach unten. Ja klar, so ein Gitter sollte normalerweise senkrecht stehen. Ich brauche leider einen waagerechten Deckel. So verstärkte ich das Gitter noch mit Querstreben und zwei stabileren Ästen. Nun hält es besser. Als Kompromiß habe ich mir erlaubt, das Gitter zunächst mit Plastiktüten abzudecken und dann erst Laub darauf zu werfen. So wird das wenigstens einigermaßen regendicht, denn die Laubschicht wird nicht dick genug werden können für Regendichtigkeit und eine gute Wärmeisolisierung - denn dann würde das eine Falle, aus der ich mich nicht mehr selber befreien kann. Ich muß halb liegend, halb hockend diese Tür nach oben stemmen können. Ich habe es heute zweimal ausprobiert. Es geht, aber nur im engen Kontakt zum aufgeweichten Boden und den matschigen Blättern kann ich mich irgendwie da herauswinden. Wenn ich morgen noch Zeit finde, werde ich die Laubschicht auf dem Gitter noch mit einem zweiten daraufgebundenen Gitter stabilisieren, das war mir heute zu viel. Im Biwak habe ich aktuell oberhalb des Körpers nur ca. 10 cm Luft bis zur Abdeckung, das ist schon etwas klaustrophobisch. Auf der Abdeckung liegt eine Moosschickt und darauf etwa 30-40cm Laub, das wird leidlich reichen, wenn es nicht gerade einen Platzregen gibt. Über dem Kopf habe ich viel Luft, vielleicht 40cm bis zur Tür. Genau da wird mir aber die Wärme verlorengehen. Überhaupt ist mir rätselhaft, wie Wärme in einem Kokon aus sehr feuchtem kaltem Laub entstehen soll. Ich habe heute länger dort gelegen, und es ist sehr kalt von unten. Deshalb werde ich nicht ohne zivilisatorische Hilfsmittel in dem Loch übernachten können. Es ist so eng, daß ich mir kaum vorstellen kann, darin auch noch in einen Schlafsack zu kriechen und dann den Deckel über mir zu schließen. Ich hätte dann bestimmt Angst, in der Enge nicht mehr aus dem Schlafsack herauszukommen. Also weiß ich immer noch nicht ganz, wie ich das nun machen werde. Ich hoffe, daß ich meinen Rucksack mit einigen Utensilien noch mit in den Kopfbereich nehmen kann – zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls möchte ich unter anderem eine Flasche Wasser und ein Messer mitnehmen. Vielleicht auch mein Handy. Und eine Flöte, um auf mich aufmerksam zu machen, falls Menschen in die Nähe meines Biwaks kommen. Gestern hatte ich in der inneren Vorbereitung eine Angstattacke, weil mir bewußt wurde, daß dieses Erdloch vermutlich früher mal von einem illegalen Fallensteller oder Jäger genutzt wurde. Und kürzlich ist jemand dort mit einem Bein durchgebrochen, die Spuren hatte ich gefunden. Nun hatte ich Angst, es könnte jemand in meiner Biwaknacht um dieses Loch herumschleichen und mir dort begegnen. Vor Menschen habe ich viel mehr Angst als vor allen natürlichen Gefahren. Ich kann ja nicht wissen, welche Gesinnung Menschen haben, die nachts in den Wald gehen. Aber ich habe mich wieder beruhigt, es war wohl eine Ausgeburt meiner Phantasie. Heute bei Tageslicht sah mein Biwakloch nun unverändert und vorbereitet für meinen Aufenthalt aus. Und das komische Gestell, das ich dort vor Wochen gefunden hatte (und das möglicherweise genutzt wird, um Tierfelle aufzuspannen), war doch nicht mehr so frisch wie in meiner Erinnerung. Etliche Äste hatten einen roten Pilzbewuchs. Muß also nicht sein, daß der Ersteller ausgerechnet morgen kommt, um nach seinem Erdloch zu sehen. Morgen steht wieder Laufen auf meinem Programm, aber nur 5km. Danach werde ich den Deckel nochmal entfernen und versuchen, das Laub im Inneren so umzuschichten, daß ich mehr Platz nach oben habe, aber dafür seitlich die Isolierung dichter wird. Habe ich heute schon versucht, ist schwierig, weil es so eng geworden ist. Und evt. lasse ich dann schonmal die notwendigen Sachen im Loch, dann muß ich damit nicht im Dunkeln hantieren. Ich freue mich sehr auf diese Erfahrung. Und unterdessen bin ich auch sicher, daß ich vom Universum beschützt sein werde, wenn ich mich dieser Herausforderung stelle.

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