Dienstag, 26. Januar 2010

Wer handelt?

Heute war ein recht „normaler“ Tag. Am Nachmittag hatte ich eine längere Phase, in der ich konzentriert einige Arbeiten erledigte, die ich länger vor mir hergeschoben hatte. Schwer zu sagen, ob ich dabei im Alltagsschlaf war oder ob einfach die Lebensenergie frei floß.

Als ich aufmerkte, war ich fast „erschrocken“ über meine Arbeitsleistung. Prompt klappte es danach nicht mehr so gut. ;-)

Ich habe heute viel darüber nachgedacht, wer denn nun entscheidet und beeinflußt, ob ich wieder normal arbeits- und leistungsfähig werde.

Mein Selbstbild sieht aktuell so aus: ich bin Gott/Göttin, der/die sich in der Identifikation mit dieser Frau selbst verloren und vergessen hat. Das ist aber keine eigene Erfahrung, das ist nur mein Glauben, anhand von dem, was ich gelesen und für plausibel gefunden habe (und was mich tief berührt).

[In einer Besprechung heute morgen, in der ich nur zuhören mußte, fiel es mir leicht, in allen Menschen um mich herum „Gott“ zu sehen, in jeweils anderer Verkleidung, und ich fand alle liebenswert, auch die Kollegen, die ich bisher nicht so mochte. Ich habe so viel Liebe in mir, sie wächst seit einigen Monaten schon. Ich stellte mir auch vor, daß diese ganze Veranstaltung nur zu dem Zweck abgehalten wird, daß Gott sich selbst erfahren kann, und daß die Inhalte sekundär sind, es geht nur um den Ablauf als solchen - das ist meine Interpretation sehr frei nach Nisargadatta Maharaj.]

Mein normales Ich-Bewußtsein ist aber nach wie vor bei mir als Mensch. Und als Mensch bin ich handlungsunfähig, das habe ich als echte Einsicht erfahren. Wenn ich jetzt beschließen soll, etwas zu tun, was aus dem gewohnten Trott der letzten Monate ausbricht, z.B. bessere Arbeit zu leisten, dann weiß ich nicht, wer entscheidet. Und wer handelt? Was ist Willen? Und wer hat oder ist Willen?

Es scheint naheliegend und vernünftig zu sein, daß ich nun nach dem Ende der Depression und nach meinen wunderbaren Erfahrungen endlich wieder zu einem „vollwertigen“ Mitglied der Gesellschaft werde. Es kann auf Dauer nicht richtig sein, daß ich mich für eine Arbeit bezahlen lasse, für die ich nur einen Teil der vorgesehenen Arbeitszeit einsetze.

Ist es nur Bockigkeit, die mich noch hindert?

Ich hatte heute einmal den Gedanken, und er war von starken Emotionen begleitet, daß ich dieses Leben als Geschenk erhalten habe. Ich habe diesen Körper als Geschenk erhalten, und wenn ich dieses Geschenk zurückweise, ist es ein Frevel. Ich habe das Recht (und vielleicht sogar die Pflicht), diesen Körper zu sinnvollen Handlungen einzusetzen. Und dazu gehört eben u.a. die Arbeitsleistung.

Mein Weg scheint zu sein, mehr zu glauben als zu wissen, und auf dieser Basis sinnvoll zu agieren.

Darf ich es jetzt einfach wagen, die „göttliche“ Perspektive einzunehmen und mir vorzustellen, daß „ich selbst“ = Gott durch diesen Körper handelt? Denn nur so entkäme ich meiner Zwickmühle. Ich hatte aber noch nicht die „offizielle Erleuchtungserfahrung“, die mich dazu berechtigen würde. [Das ist so, als würde ich ein Sakrament annehmen, für das ich noch nicht vorbereitet und geweiht bin.]

Mit der Vorstellung mich hinzugeben, keinen eigenen Willen zu haben, kann ich einfache Alltagssituationen bewältigen. Für die berufliche Arbeit, die aus anstrengendem Denken besteht, reicht Hingabe aber nicht. Da ist Einsatz und Willen gefragt, Programmieren ist eher eine „männliche“ Tätigkeit, mit Hingabe erreiche ich da nicht viel. Und da der Wille nicht mehr aus dem Ego kommen darf, muß er eben „von Gott“ kommen, wie auch immer.

Ich bleibe an dem Thema dran, denn das ist nach wie vor mein größtes Problemfeld, auch wenn es sich jetzt langsam aufzuhellen scheint.

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