Samstag, 23. Januar 2010

Arbeitswoche

Einige Erlebnisse aus meiner Arbeitswoche möchte ich noch schildern.

Ich hatte eine Besprechung mit mehreren Teilnehmern zu leiten. Ich habe dabei festgestellt, daß ich gar nichts tun muß außer voll anwesend zu sein. Ich war dabei in meiner friedlichen Grundstimmung. Die Diskussions-Atmosphäre war trotz stark unterschiedlicher Teilnehmer sehr angenehm, es war fließend und produktiv. Ich hatte eine starke Empfindung, daß wir gemeinsam ein Arbeitsergebnis schaffen, und daß der Sinn unserer Arbeit dabei einfach im Tun selber liegt, nicht im Ergebnis. Ich muß gar nichts „leiten“ oder „führen“, ich muß nur zulassen, daß jeder Teilnehmer seinen Beitrag leistet. Unsere Arbeit war nicht gekünstelt, sie war sachbezogen, niemand versuchte sich in Selbstdarstellung. Ich habe mich sehr stark als Teil dieser Gruppe gefühlt, so wie jeder andere auch. Die „Gruppenenergie“, wenn es so etwas gibt, war gut.

Ich erlebe in letzter Zeit häufiger solche Situationen. Früher wollte ich immer überall die Kontrolle haben, vor allem über mich selber, aber auch über andere. Und ich wollte perfekt sein, die Fäden selber in der Hand halten, alles möglichst alleine entscheiden, alles besser wissen usw. Seitdem das alles weggefallen ist (dieses Machtdenken), mache ich so angenehme Erfahrungen mit meinen Kollegen, das hätte ich mir früher kaum vorstellen können.

Und wunderbarerweise erlebe ich auch mehrfach, daß andere Kollegen mir Aufgaben abnehmen, die ich nicht geschafft habe, und daß mein Beitrag gar nicht so wahnsinnig wichtig ist, wie ich früher immer geglaubt habe. Ich darf das natürlich nicht auf Dauer ausnutzen, meine Arbeitsleistung ist immer noch unterdurchschnittlich (zumindest nach Wahrnehmung meines Über-Ichs, denn Kollegen und Chef sind mit mir überwiegend zufrieden!). Auch daß ich eine Woche krank war, hat dem Gesamtergebnis anscheinend nicht geschadet, da werden halt einige Aufträge etwas verschoben. Ich werde von meinen Kollegen und Vorgesetzten mitgetragen, so empfinde ich es, das ist ein sehr gutes Gefühl.

Dennoch bleibt derzeit noch der Stachel, daß ich nicht meine volle Leistungsfähigkeit abrufen kann, weil ich lange Pausen mache, in denen ich mich mit mir selbst beschäftige. Da meine Leistungsfähigkeit aber zum Teil dem Ehrgeiz und der Überheblichkeit meines Egos entsprang, ist es vielleicht ganz gut, daß ich jetzt nicht mehr so perfekt bin. Wenn alle mit mir zufrieden sind (außer mir), wo ist dann das Problem? Das Problem ist das Gewissen, und zwar das Gewissen, das nicht vom Kopf kommt. Ich hoffe also, daß ich meine Arbeitsleistung in der nächsten Zeit stabilisieren kann. Und zwar durch Loslassen, dann fließt die Lebensenergie freier durch mich.

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