Samstag, 16. Januar 2010

noch nicht reif für die Wahrheit

Gestern abend fühlte ich mich in einem Moment ganz dicht an der Wahrheit. Die gewohnte Sicht auf die Realität erwies sich als völlig irreal, und es war mir, als müßte sich jetzt gleich die tatsächliche Wirklichkeit offenbaren.

Aber der Moment ging vorbei, und ich weiß auch warum. Ich bin noch nicht reif für die Wahrheit. Es hat sich wieder falscher Ehrgeiz in mir geregt (der Wunsch, das Ziel zu erreichen) und falscher Stolz (das wäre doch eine tolle „Leistung“, wenn ich das so schnell und fast ganz alleine schaffen würde).

Mein Ego steht mir im Weg, ganz offensichtlich.

Gestern nachmittag fiel mir eine Flasche mit einem Smoothie zu Boden, sie zerbrach und der klebrige Inhalt ergoß sich auf einen Teppichboden. Während ich auf den Knien den Boden scheuerte, fragte ich mich, warum das wohl passiert ist. Die Antwort war sofort da: es geht um die Demutsgeste. Und ich habe sofort gespürt, wie schwer mir das immer noch fällt.

Es wird wohl so sein, wie ich gestern auch schon vermutete. Ich muß noch schmoren, bevor ich die Wahrheit erkennen darf. Ich muß im übertragenen Sinne noch viele Fußböden schrubben. Ich muß noch mehr bezahlen. Ich muß den Ehrgeiz und den falschen Stolz komplett loslassen. Ich muß den eigenen Willen komplett ablegen. Ich muß mich vollständig dem Schicksal überlassen, muß akzeptieren, daß ich aus eigener Macht vollkommen handlungsunfähig bin.

„Ich ergebe mich. Dein Wille geschehe. Meine tägliche Ernüchterung gib mir heute.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen