Sonntag, 10. Januar 2010

Ernüchterung

Nach wiederholtem Hinweis von fckw habe ich jetzt (endlich!) begriffen, daß mein wunderbarer Glückszustand aus der letzten Woche bedeutungslos ist, da er nur temporärer Natur ist (und er ist ja in der Tat seit gestern auch wieder vorbei). Das hat mich gerade völlig ernüchtert.

Zudem gab es Kritik von ihm, daß ich nicht richtig zuhöre. Das höre ich auch nicht zum ersten Mal, aber es war mir als Schwäche bisher nicht so bewußt, also schaue ich da doch mal genauer hin. Vermutlich bin zu verliebt in meine eigenen Interpretationen und bin so nicht richtig offen, weder für Bücher, die ich lese, noch für Hinweise, die ich bekomme. Ich baue mir meine eigene Vorstellungswelt und passe alles, was ich finde, in mein Gedankengebäude ein. Das ist MIST! Ich fühle mich gerade als totale Versagerin.

Es fehlt mir an Offenheit und an Dialogfähigkeit. Ich kreise wieder mal zu sehr um mich und nehme mich und meine Gedankenwelt viel zu wichtig.

Vielleicht sollte ich mal meine Interpretationen hier völlig rauslassen und nur noch beschreiben, was ich tatsächlich beobachte und wahrnehme. Vermutlich reduziert das meine Einträge um die Hälfte.

Heute vormittag habe ich mich stark damit beschäftigt, daß ich mich selbst annehmen will, mit allen Licht- und Schattenseiten, und einschließlich des Egos. Ich habe das Ego als "heimtückisches Monster" bezeichnet, das ist natürlich hart. Aber so hart empfinde ich mir gegenüber gar nicht. Ich möchte liebevoller mit mir umgehen.

Gerade merke ich, daß ich Unsinn schreibe: wenn "ich" mit "mir" liebevoller umgehen möchte, glaube ich ja immer noch, daß dieses Ich in meinem Kopf irgendeine Handlung beeinflussen kann. Das kann es aber gar nicht. Aber ich könnte aufhören, mich zu bewerten. Die Bewertung ist das Problem, nicht die Handlung.

Mir ist seit gestern aufgefallen, daß ich sehr liebevoll mit meiner Lebensgefährtin umgegangen bin, weit mehr als in den letzten Wochen. Unser Kontakt war fließend und schön.

Meine Aufmerksamkeit war heute fast ausschließlich im Kopf (bei starken Kopfschmerzen), da kreisten die Gedanken sehr stark um diesen Zustand, den ich jetzt als unbedeutend anerkennen mußte. Also so gesehen ein vergeudeter Tag. Schade.

Ich möchte gerne dem Rat von Suzanne Segal folgen: "Folge dem Offensichtlichen". Ich möchte mir möglichst keine Gedanken mehr darüber machen, was ich tun soll, denn ich habe ja jetzt verstanden (zumindest intellektuell), daß die Gedanken meines Gehirns keine Handlungen auslösen, der Handelnde ist außerhalb dieses Körpers.

Ich blicke nicht mehr durch, ob ich auf dem Gebiet des Bewußtseins überhaupt schon irgendetwas begriffen habe. Irgendwas mache ich anscheinend grundlegend falsch.

Die Interpretationen meines Verstands sind das Problem, bzw. es wird zum Problem, wenn ich diese Interpretationen für die Wahrheit halte. Die Wahrheit liegt außerhalb meines Verstands. Gedanken sind einfach Gedanken, ich darf mich nicht damit identifizieren. Ich bin nicht mein Verstand. Und ich bin nicht mein Körper. Soviel zumindest habe ich begriffen - und auch schon wiederholt erfahren.

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