Samstag, 9. Januar 2010

Selbst-Erinnerung

Heute morgen war ich wieder sehr intensiv in dem Zustand, in dem ich seit einigen Tagen – mit Unterbrechungen – bin. Ich möchte ihn hier nochmal beschreiben.

Ich bin erfüllt von Frieden, Glück und Liebe. Dieses Gefühl scheint aus der Körpermitte zu kommen, ich lokalisiere es irgendwo im Brustkorb. Das Verstandes-Ich scheint dabei nicht verschwunden zu sein, aber es ist nicht mehr so dominant, es ist im Hintergrund. Daneben scheint es auch noch einen Beobachter zu geben (das ist ja wohl auch ein Teil des Verstands), aber auch dieser ist im Hintergrund.

Manchmal verschwinden alle Ich-Anteile und übrig bleibt eine Empfindung von einem pulsierenden Leben, das aus sich selbst heraus lebt (das empfinde ich als an den Atem gekoppelt: "es atmet", nicht "ich atme"). Und eben diese liebevollen, friedvollen Gefühle. Es ist wunderbar, ich wünschte, ich könnte immer in diesem Zustand verbleiben, ich bin darin glücklich. Es ist ganz anders als der gewohnte Zustand und fühlt sich dabei doch völlig natürlich und normal an. Im Gegenteil: der gewohnte Zustand entpuppt sich jetzt als der wahrhaft "unnormale".

Seit Tagen liegt dieser liebevolle Zustand allem anderen zugrunde, während darüber teilweise auch das Verstandes-Ich fast wie gewohnt tätig ist (allerdings meist ohne dieses Gefühl von "Ich bin im Kopf", vielleicht sollte ich es eher als normale Verstandestätigkeit bezeichnen), beides ist voneinander unabhängig. Ich deute meine Empfindung entsprechend meines angelesenen Wissens so, daß ich jetzt einen Kontakt hergestellt habe zu dem liebevollen Urgrund, der uns alle trägt, also dem universellen Selbst (auch wenn ich es noch nicht als universell erlebe). Ich bin offenkundig in die Selbst-Erinnerung eingesunken, so intensiv und anhaltend wie nie zuvor (soweit ich mich zurückerinnern kann).

So wie gestern erlebte ich auch heute, daß im Verlauf des Arbeitstags das Denk-Ich stärker in den Vordergrund rückte und der Kontakt zu diesem Zustand nachließ. Wenn ich mich darauf besann, konnte ich ihn aber meist wiederherstellen, je länger der Tag dauerte, desto schwerer fiel es mir allerdings.

Nach einem abendlichen Spaziergang war die Empfindung aber wieder sehr stark vorhanden. Ich empfinde es wirklich als einen Durchbruch, da der Zustand auch deutlich länger anhält als meine üblichen Stimmungsschwankungen. Und er hat auch nichts von der Euphorie, die mich manchmal bei positiven Erfahrungen erfaßt, und die meist nach einiger Zeit in ihr Gegenteil umschlägt. Dieser neue Zustand ist wie eine Grundlage, auf der alles weitere sich abspielt.

Ich bin anscheinend angekommen, heimgekommen bei mir selbst. Und deshalb vermutlich hat meine innere Unruhe, die mich monatelang angetrieben hat, auch nachgelassen.

Am Arbeitsplatz hatte ich heute noch eine Erkenntnis in Ergänzung zu dem, was ich gestern schon schrieb. Während eines Gesprächs mit einem Kollegen über weitere Änderungen an einem Programm (mit dem ich vor Weihnachten überhaupt nicht klargekommen war), fiel mir blitzartig auf, daß ich völlig klar denken kann, das Denken fiel mir ganz leicht! Das war schon ewig nicht mehr so, wenn es um Programmierung ging. Und in der gleichen Sekunde wußte ich warum: es war Angst, die mich am Denken gehindert hatte! Mein Gehirn hatte Angst vor dem Prozeß, der in mir abläuft (ich hatte nur Kopfschmerzen und Denkunfähigkeit wahrgenommen, aber es muß Angst gewesen sein). Mein Gehirn versteht nicht, was mit mir derzeit passiert, und versucht verzweifelt die Kontrolle zu behalten. Angst und Unverständnis sind die Ursache meines Konzentrationsproblems. In dem Maße, wie die Angst zurückgeht, werde ich wieder arbeiten können, da bin ich jetzt sehr zuversichtlich. Und aktuell lockert sich die Angst anscheinend.

Als ich heute anfing, über das plötzlich wieder klare Denken nachzudenken, kamen die Kopfschmerzen allerdings sofort zurück. Es ist offenkundig: die Blockade liegt im Kopf selbst. Der Verstand hat Angst vor dem Tod des Ichs.

Ich werde das weiter beobachten. 1-2 Wochen erfolgreiche Arbeitsleistung wären für mich der Beweis, daß ich auf der richtigen Spur bin.

Und es wäre gut, wenn ich irgendwie eine Bestätigung dafür bekommen könnte, daß alles gut läuft bei mir, und daß für Angst kein Grund besteht. Das Buch von Suzanne Segal hat mir diesbezüglich anscheinend schon geholfen. Darin las ich nämlich letzte Nacht und heute morgen, und das empfand ich auch gleich als sehr beruhigend. Und heute gab es dann diese wichtige Einsicht, die blitzartig da war, und von der ich sofort wußte, daß sie wahr ist.

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Nachtrag: Kurz nachdem ich diesen Blog-Beitrag online gestellt hatte, fiel mir folgendes auf: mein Ego bemächtigte sich dieses veröffentlichten Erfolgserlebnisses und fing an, Bewertungen vorzunehmen im Verhältnis von "Ich" zu anderen Personen. Zum Glück habe ich es gleich gemerkt. Auf das spirituelle Ego muß ich wirklich höllisch aufpassen, davon will ich mir mein neues Lebensgefühl nicht versauen lassen. Das Leben ist wunderbar! Aber nur ohne Ego!

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