Samstag, 30. Januar 2010

Arbeitsstreß, selbstgemacht

Ich muß wahnsinnig sein. Am Montag muß ich eine wichtige Präsentation halten, und ich bin überhaupt nicht vorbereitet. Den Entwurf für die Folien habe ich gemacht, die Erstellung der Folien durfte ich glücklicherweise delegieren. Aber ich habe überhaupt nicht meinen Vortrag geübt. Und aus dem Stehgreif kann ich sowas nicht. Ich habe letztes Jahr einige sehr erfolgreiche Präsentationen gemacht, die hatte ich aber tagelang geübt.

Ich habe große Angst vor dem Termin am Montag. Es hilft auch nichts, wenn ich mir sage, daß das doch alles nur in dem von mir selbst geträumten Traum stattfindet, daß ich sowieso kein Jota an der Handlung ändern kann usw. usf. Ich bin voll identifiziert mit dieser Angst zu versagen. Das ist die „Musterschülerin“ in mir, die immer alles perfekt machen wollte. Diese Musterschülerin mußte jetzt schon so oft ihr völliges Versagen erdulden, ist auch schon recht kleinlaut geworden, aber sie ist nicht verschwunden.

Und so starre ich wie paralysiert auf diese Powerpoint-Folien, unfähig, mich damit wirklich zu befassen und mir einen Vortrag dazu einfallen zu lassen. Ich muß es laut sprechen, nur so funktioniert die Einübung bei mir. Und das mag ich nicht tun, solange mein Büro-Kollege anwesend ist. Ich suche jetzt, ob ich einen freien Raum finde, wo mein „Selbstgespräch“ nicht unangenehm auffällt.

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Ich glaube, daß ich die Erkenntnisse häppchenweise serviert bekomme, damit ich nicht völlig aus dem Alltagsleben herausfalle. Eine vollständige Erleuchtungserfahrung, so wie ich sie mir anhand verschiedener Beschreibungen vorstelle (was ja schon ein Unding an sich ist), würde mich vermutlich so destabilisieren, daß ich für einige Zeit gar nicht mehr (denkend) arbeiten könnte. Derzeit wahre ich ja noch halbwegs die Fassade, genau wie in meinem heutigen Alptraum (da bricht dann innen schonmal eine tragende Konstruktion zusammen, aber außen merkt man es nicht). Offenbar ist das in meiner Rollenbeschreibung so vorgesehen.

Ja, ich habe immer noch Angst davor ganz loszulassen. Dabei würde vermutlich alles, selbst die Präsentation, wesentlich reibungsloser ablaufen, wenn ich (Ego) endlich vollständig loslassen würde… Wenn es das Ego eigentlich gar nicht gibt, wie kann das Ego dann überhaupt loslassen? Noch so ein unlösbares Rätsel.

Ob diese Umstülpung der Wahrnehmung wohl demnächst öfters passieren wird? Diesen Schrecken habe ich im Verlauf des heutigen Tages fast überwunden. Es könnte doch auch spannend und interessant sein zu sehen, was dann passiert. Das Ungewisse ist faszinierend. Beruhigend für mein Gehirn ist immerhin, daß ich jetzt von vielen Menschen gelesen habe, die diese Erfahrung hinter sich haben, und die trotzdem noch „normal“ in dieser Welt zu funktionieren scheinen. Also kann es ja wohl so wild auch nicht sein.

Wer bin ich?

These: „Ich bin die Seifenblase im Nichts, die mir nach meiner Nichts-Erfahrung gestern abend mein Gehirn als inneres Bild angeboten hat.“

Früher habe ich gerne Denksportaufgaben gelöst, das hat dem Gehirn Spaß gemacht. Wie löst man ein Rätsel, das nur ohne Denken gelöst werden kann?

Indem man das Denken einfach nicht beachtet und stattdessen einfach IST. Das ist mir ja in meiner Versenkungserfahrung vor einigen Wochen auch beinahe schon gelungen. Aber nicht ganz. Es war immer noch ein Ich da, das die Glückseligkeit genossen hat.

Gestern war zum ersten Mal ganz kurz gar kein Ich mehr da. Ich sehe jetzt im Vergleich dazu, daß ich bisher bei meinen vermeintlichen „außerhalb-des-Verstands“-Erfahrungen immer nur bis zum Beobachter vorgedrungen war (der auch nur ein Gedanke ist, wie ich verschiedentlich gelesen habe).

Ob ich will oder nicht: dieser Prozeß scheint bei mir weiter fortzuschreiten, in seinem eigenen von mir nicht beeinflußbaren Rhythmus.

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