Mittwoch, 20. Januar 2010

Buddhi-Zustand

Gestern machte ich spätabends noch den Spül (um nicht die ganze Hausarbeit wie zuletzt auf das Wochenende zu schieben). Das Ego war dabei aktiv, weil es mit dem aktuellen Stand der Dinge (so wie im gestrigen Blog-Beitrag geschildert) nicht zufrieden ist. Es machte mir sofort schlechte Laune, ich beobachtete dies und bemühte mich, nicht zu sehr daran zu haften. Natürlich habe ich in den letzten Tagen phasenweise wieder viel gelitten (Schamgefühle, falscher Stolz etc.), aber das ist ok, das mahlt das Ego weiter klein, und es geht vorbei.

Sehr spät legte ich mich bei ruhiger Musik aufs Sofa, um zur Stille in mir zurückzufinden. Ich schlief dabei ein. Als ich nachts erwachte, war die schlechte Laune vertrieben, ich fühlte mich wieder gut bei mir. Und ich sah nochmal ganz klar, was mich in der Selbsterkenntnis so weit vorangetrieben hat: es war mein übergroßes Bedürfnis nach Hingabe, ich sehnte mich so sehr danach, mich hingeben und verschmelzen zu dürfen.

Ich habe mich zu dem ersten richtigen Meditationskurs meines Lebens angemeldet (das ist schon ein wenig grotesk). Als ich im letzten Herbst erstmals an einer buddhistischen Meditation teilnahm, hatte ich auch bereits starke Glücksgefühle. Das war allerdings eine Form von Euphorie, die schnell vorbeiging. Ich bin gespannt, ob dieses eher stille, friedliche Glücksgefühl, das ich nun schon seit einigen Wochen als untergründige Stimmung genießen darf (neben den starken Glücksgefühlen, die zeitweise obendrauf kommen), von längerer Dauer ist.

Seitdem die Depression vertrieben ist, kann ich mich am Arbeitsplatz wieder konzentrieren, und das ist wie ein Wunder. Es reicht allerdings noch nicht für eine volle Leistung, ich mache zwischendrin längere Pausen, daran werde ich zu arbeiten haben. Ich beobachte in den letzten Tagen auch, daß es mir sehr schwerfällt, einen Anfang zu finden, das kostet mich viel Überwindung. Aber wenn ich dann dabei bin, geht es viel besser als vor dem Jahreswechsel. Ich bin jetzt sicher, daß ich meine derzeitige Arbeit erstmal weitermachen soll. Ob sich später etwas anderes entwickelt, werde ich dann sehen.

Ich habe heute nochmals den Bericht von Esther Veltheim gelesen:

http://reines-sein.de/s_x_g_veltheim.htm

Jetzt habe ich ein Wort für meine Erfahrung: „Buddhi-Zustand“. Das könnte es sein. Daß ich darauf nicht stolz sein darf, ist mir klar, dieser Versuchung erliege ich auch nicht mehr (oder wenn doch, dann merke ich es schnell und komme wieder davon runter). Aber es fällt mir schwer, die Glücksgefühle hinter mir zu lassen. Nach langen Jahren einer leichten Depression bringe ich es derzeit nicht fertig, diese Glücksgefühle nicht zu genießen. Und wer sie genießt, ist natürlich das Ego.

Es ist für mich zu früh, mich ganz vom Ego zu verabschieden. Ich will die Glücksgefühle wenigstens zum Arbeiten nutzen.

Ich habe auch einen Text über Jhana-Meditation gefunden, in dem von 8 Vertiefungen die Rede ist. Nach der Beschreibung könnte es sein, daß ich die 4. Stufe erreicht habe.

http://www.budd-ges.de/Meditation/Jhana.htm

Ich bin ja so erschreckend ahnungslos bei diesen Themen. Aber es ist gut, daß ich erst jetzt im nachhinein diese Informationen erhalte. Davon war ich jedenfalls nicht beeinflußt.

Nach dieser Beschreibung wird erst in der 5. Vertiefung erkannt, daß es keine separaten getrennten Körper gibt. Und in dieser Stufe verliert man das Körpergefühl. Das war bei mir eindeutig nicht der Fall. Und das wäre für mich derzeit vielleicht noch zu gefährlich.

Während ich diese Texte lese, ist in mir ein Gefühl von Frieden und von stillem Glück. Ich spüre aber auch eine neue innere Unruhe. Ich habe wie schon öfters das Gefühl, daß mein Brustkorb eingeschnürt ist. Es ist, als wäre mein Herz immer noch eingeengt, als wolle es sich noch mehr weiten, noch mehr öffnen. Ich möchte noch mehr Fesseln sprengen.

Ob ich tatsächlich abwarte, bevor ich neue gefährliche Meditationsexperimente mache, ist fraglich. Mit Führung wäre es ungefährlicher, aber letztlich ist das Selbst der Führer. Es kann mir nichts Schlimmes passieren, es geschieht ohnehin nur das, was geschehen soll. Und an Mut mangelt es mir nicht. Ich werde mich aber erst prüfen, ob der Drang vom Ego kommt oder vom Selbst.

Ich spüre eine starke Sehnsucht danach, mich noch mehr hinzugeben, noch mehr zu verschmelzen. Ich habe gar nicht viel Angst, ich habe sehr viel Vertrauen.

Laut dem oben genannten Text über Meditation gibt es einen mühelosen Weg mit schnellem Verständnis, wenn folgende fünf Fähigkeiten stark entwickelt sind: Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit.

Willenskraft habe ich, auch wenn man mir das angesichts meiner Alltagsprobleme nicht anmerkt (der Willen hat mich halt in eine andere Richtung gelenkt). Achtsamkeit und Geistessammlung entwickele ich erst seit kurzer Zeit, aber da bin ich anscheinend schon fortgeschritten. Weisheit möchte ich mir selber nicht zuschreiben.

Aber ich spüre erneut die Sehnsucht weiterzugehen. Wenn Gott mich ruft, dann will ich mich ihm überlassen.

5 Kommentare:

  1. Deine Selbstbeurteilung bezüglich des Textes und der "vierten Stufe" scheint korrekt zu sein. Dazu gibt es aber mehrere Dinge zu sagen:

    1. Diese Stufen, die da geschildert sind, stammen aus der Therevada-Tradition. Dabei handelt es sich um zunehmende Absorptionsstufen, die durch Konzentrationsmeditation erreicht werden können. Im Hinduismus wird Absorption sehr allgemein als "Samadhi" bezeichnet. Es wird im Therevada-Buddhismus an diversen Orten betont, dass diese Art von Meditation nicht zur Einsicht in die drei Daseinsmerkmale (Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit, Nicht-Selbst - also vereinfacht gesagt "Ich-Illusion") führt. Der Begriff "Jhana" wird, was die Sache leider sehr verwirrend macht, jedoch in zweierlei Weise benutzt: Als Absorptionsstufen, wie hier bereits besprochen. Wenn jedoch von "Vipassana-Jhanas" die Rede ist, dann ist das was anderes, dann bedeutet das verschiedene Stufen, die durchlaufen werden, wenn Achtsamkeitsmeditation (oder Einsichtsmeditation oder Vipassana) ausgeführt wird. Hier unterscheiden sich die verschiedenen Systeme wiederum, manche nennen vier, andere bis zu ca. 14 Vipassana-Jhanas. Daniel M. Ingram hat sich die Mühe gemacht, die verschiedenen Vipassana-Jhana-Systeme miteinander zu vergleichen, siehe hier:

    http://www.interactivebuddha.com/mctb.shtml

    (Siehe das Buch, welches als PDF heruntergeladen werden kann.) Ohne die entsprechenden Erfahrungen nützen diese Beschreibungen jedoch relativ wenig.

    2. Das Erreichen irgendeiner Stufe, egal welcher, macht die Stufe selbst nicht permanent. Du fällst immer wieder in den "Normalzustand" zurück. Daraus schliessen einige nicht-buddhistische Schulen, es sei notwendig, Absorptionszustände permanent zu machen (im Hinduismus wird oft "Nirvikalpa Samadhi" als höchstmöglicher Absorptionszustand bezeichnet). In der Realität gelingt das jedoch niemandem. Ramana Maharshi, welcher dem Advaita Vedanta (einer hinduistischen Schule) zugerechnet wird, beschreibt das so, dass Nirvikalpa Samadhi zwar für lange Zeit eingenommen werden kann (es gibt glaubwürdige Berichte von Yogis, welche über mehrere Tage in diesem Zustand verweilen können), jedoch nicht zum Durchschauen der Ich-Illusion führt.
    Im Therevada-Buddhismus wird behauptet, dass die Vipassana-Jhanas erneut und erneut durchlaufen werden müssen. Nur in wenigen Fällen gelingt es dabei einer Person, die wirklichen Einsichtsstufen (Pfadbewusstsein und Fruchtbewusstsein - Zusammenfallen des eigenen Bewusstseins mit dem Nirvana) zu erreichen. Dabei ist es jedoch ausschliesslich dieser blitzartig auftauchende und sofort wieder vergehende Moment, welcher echte Einsicht liefert. Zumindest wird das so im Therevada-Buddhismus dargestellt.

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  2. 3. Es ist korrekt, dass die Praxis von Hingabe - üblicherweise an Gott oder Guru - ebenfalls zu Absorptionszuständen führen kann. Vermutlich kann diese Praxis ebenfalls zum Durchschauen der Ich-Illusion führen und zwar in dem Sinne, als die Person jeglichen Willen, eine Eigenexistenz zu führen, vollkommen aufgibt. Die Motte wird von dem Feuer des Lichts verbrannt, zu welchem sie sich hingezogen führt. Der Fokus liegt hier viel weniger auf Einsicht, als viel mehr auf freiwilliges Aufgeben jeglicher Ich-Bezogenheit. Dies führt meiner Meinung nach im Endeffekt, wenn korrekt angewendet, zum selben Resultat. So betont beispielsweise Ramana Maharshi, dass Bhakti (Hingabe) und Jnana (Wissen/Einsicht/Verständnis) letztlich dasselbe sind. In Wahrheit ist das eine ohne das andere nicht möglich. Die Sufis und die christlichen Mystiker haben diese Praxis perfektioniert. Im tibetischen Buddhismus wird diese Praxis als "Guru-Yoga" oder auch "Ishtadeva-Yoga" bezeichnet. Ein Beispiel für diese Praxis findet sich im Buch von Irina Tweedie "Der Weg durch's Feuer".

    4. Somit ist auch deine Frage beantwortet: Samadhi bedeutet Absorption und nicht Erwachen/Einsicht.

    5. Und noch als letztes, weil das ebenfalls oft nicht oder missverstanden wird (und es im Neo-Advaita so gut wie nie herausgearbeitet wird): Es gibt tatsächlich verschiedene "Tiefen der Einsicht". Manche Menschen dringen da einfach weiter vor als andere. Suzanne Segal ist auch hier ein kompletter Ausnahmefall, ihre Einsicht ist nicht bloss spontan sondern obendrein aussergewöhnlich tief. Danach benötigt sie mindestens zehn Jahre zur psychologischen Integration.

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  3. 6. Und noch als letztes: Wenn du das Buch von Daniel M. Ingram durchblätterst und die verschiedenen Vipassana-Jhanas anschaust, dann wirst du schnell sehen, dass sich dort "Hochs" und "Tiefs" abwechseln, dass also Glücksgefühle lediglich eine Wegmarke sind, die danach prompt von unangenehmen Phasen abgelöst werden. Dabei kann ein Mensch beliebig lange zwischen all diesen verschiedenen Stufen hin und her zirkulieren, ohne zu den tieferen Stufen durchzudringen. Mit anderen Worten: Es handelt sich keineswegs um einen idealtypischen Ablauf im Sinne "von A nach B, von B nach C, von C nach D und angekommen". Sondern eher "A-B-C-B-C-B-A-B-C-D-C-B-A-B-A-B-A-A-A-B-A-...". Kurz gesagt: Einsicht ist nicht "machbar".

    7. Ich habe dir jetzt viele Informationen zusammengestellt, die ich selbst in mühseliger Kleinarbeit zusammensuchen musste. Damit tue ich dir jedoch nicht nur einen Gefallen. Diese Informationen sind aus einer gewissen Perspektive kontraproduktiv, da sie automatisch in dir gewisse bereits vorhandene Tendenzen verstärken werden, egal ob du das nun willst oder nicht.

    Wenn du ehrlich bist mit dir selbst, wirst du schnell selbst feststellen, dass all diese Informationen vollständig nutzlos sind. Sie helfen dir nicht die Bohne. Sie werden dir höchstens eine gewisse intellektuelle Überlegenheit garantieren, die spätestens dann abfällt, wenn du verstehst, dass du trotzdem als Mensch vergänglich bist. In Wahrheit bist du voll von derartigem Wissen über die Welt, welches dir ständig vorgaukelt, etwas zu wissen, die Welt zu begreifen und zu durchschauen und alles im Griff zu haben, während du nichts weisst, nichts begreifst und ohne die geringste Kontrolle durch's Leben gehst. Und selbst das bleibt so lange eine hohle Phrase, die man in jedem billigen Esoterikbüchlein nachlesen kann, bis du es am eigenen Leib erlebst.

    In Wahrheit weisst du noch nicht einmal, ob du selbst wirklich existierst.

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  4. Herzlichen Dank, fckw,

    Deine vielen Hinweise sind für mich sehr kostbar, ich werde allem in Ruhe nachgehen.

    Einige Gedanken dazu schon vorweg: gerade heute habe ich mich selber schon vom Höhenflug der Gefühle heruntergeholt. Ich bin zu der Ansicht gelangt, daß ich mich von meinen Gefühlen lossagen muß. Von ALLEN Gefühlen, nicht nur von den Glücksgefühlen. Mir scheint, daß der Hinweis „dramatisches Theater“ darauf zielt. Ich muß das alles loslassen. Das fällt mir sehr, sehr schwer, weil ich mich stark mit meiner Emotionalität identifiziere – noch stärker als mit meinem Verstand. Ich habe jetzt nur einen inneren Widerspruch, weil ich das Gefühl der Hingabe und der Sehnsucht nach Verschmelzung ja als Leitfaden für meinen Weg brauche. Das ist dann vielleicht das Gefühl, das ich als letztes auch opfern muß, damit schließlich emotionale Leere übrigbleibt, eine reine unberührte Leinwand.

    Ich habe mich in den letzten Monaten schon Schritt für Schritt losgesagt von Dingen, an denen ich haftete, vor allem im intellektuellen, aber auch im emotionalen Bereich. Ich bin schon einige Tode gestorben. Auch mit dem Tod meiner gesamten Person habe ich mich bereits konfrontiert – und es auch durchlitten. Vermutlich nicht weitgehend genug. Dann werde ich das zu gegebener Zeit vertiefen. Ich mache das alles sehr autodidaktisch, ich orientiere mich aber an den Büchern, die ich lese. Ich kann mich sehr stark in die Vorstellung versenken, etwas zu opfern, ich durchleide es dann wirklich. Manchmal mache ich ein unterstützendes Ritual dazu. Ich nutze den Blog, um mich zu dem Opfer zu bekennen. Und vor allem folge ich dabei dem, was mir von der Eingebung spontan in den Sinn kommt, und was mir stimmig und naheliegend erscheint. Ich hoffe, daß ich damit der richtigen Stimme folge, also nicht dem Ego, sondern dem Selbst.

    Mein Weg verlief im letzten Jahr so, daß ich von verschiedenen Menschen Hilfe erhalten habe, die ich auch gerne angenommen habe. Vom Leiter der Phönix-Schule bin ich bisher nicht als Schülerin angenommen worden, er hat mich jedesmal zurückgewiesen. Das erfolgte aber immer in Kombination mit treffsicheren (meist schmerzhaften) Hinweisen für meinen weiteren Weg, die ich oft nicht gleich verstanden habe. Es ist ein sehr seltener Kontakt ausdrücklich ohne eine feste Beziehung (nach der ich mich so sehr sehne). Und jetzt schickt er mich für mehrere Monate alleine los, ohne mir irgendwelche Hoffnungen für die Zeit danach zu machen. Ich vertraue ihm. Das wird schon seinen Sinn haben.

    Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als mich jetzt von mir selbst führen zu lassen.

    Ich übe bereits – auch im Alltag - die innere Einstellung „ich bin völlig willenlos, ich ergebe mich ganz und gar, ich entscheide nichts und ich handele nicht, ich lasse alles mit mir geschehen, was mit mir geschehen soll“. In Kombination damit übe ich Präsenz, Anwesenheit im Hier und Jetzt, was ich derzeit noch ungeheuer anstrengend finde und natürlich auch nicht den ganzen Tag durchhalte. Ich kann aber schon sehr gut meine Gedanken zur Ruhe kommen lassen. Ich glaube, daß das für mich der richtige Weg ist. Er paßt auch zu dem, was ich bisher über bhakti gelesen habe (nur wenige Sätze bei Maharshi, aber ich werde dazu recherchieren). Ein wenig intellektuelle Erkenntnis brauche ich natürlich ergänzend auch.

    Deine Informationen führen nicht dazu, daß ich mich intellektuell oder emotional errege, diese Gefahr ist bei mir kaum noch vorhanden. Sie helfen mir nur, meine bereits gemachten Erfahrungen einzuordnen. Ich bin bisher wie eine ahnungslose Patientin, die ein medizinisches Wörterbuch liest und sich ihre eigenen Krankheiten (fehl-)diagnostiziert. Deine Rückmeldung, daß ich meine Erfahrung gemäß meiner Schilderung richtig eingeordnet habe, hat für mich deshalb einen sehr hohen Wert. Es gibt mir wenigstens ein kleines Stückchen Sicherheit, auf das ich ansonsten bisher völlig verzichten mußte.

    Soweit erstmal, ich melde mich wieder. Und vielen Dank nochmals!

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  5. Hallo fckw,

    gestern habe ich sehr viel geschrieben (3 Blog-Beiträge), das ist teilweise eine direkte Reaktion auf Deinen Kommentar. Ich habe u.a. versucht darzustellen, woran ich mich orientiert habe, da ich ja keine Meditationserfahrung habe. Aus den Zitaten aus Reschkes neuem Buch kannst Du vielleicht ersehen, warum ich neulich davon ausgegangen bin, daß das Ich vernichtet werden muß – das war wohl nur ein sprachliches Mißverständnis zwischen uns.

    Dann habe ich den Begriff „Erwachen“ so benutzt, wie ich ihn bisher verstanden habe („jetzt ganz da sein“, so wie Kinder es erleben). Du benutzt Erwachen parallel zu Einsicht. Letzteres ist bei mir ja eindeutig noch nicht vorhanden.

    Ich möchte mich nicht selbst belügen, davon habe ich nichts. Ich ringe um eine realistische Einschätzung meiner (relativen) Position im Erkenntnis-Prozeß.

    Zu mir scheint die Beschreibung von OWK zur „psychologischen Erleuchtung“ zu passen. Du hattest ähnliches auch schonmal vermutet, und ich habe ja vor allem psychologische Methoden auf mich angewandt. Ich bin also in der Schattenarbeit weit vorangekommen. Damit gerate ich in einen Zustand, in dem ich von Masken und Rollenspielen weitgehend frei bin, also im psychologischen Sinne authentisch und frei agieren kann. Dazu kommt Präsenz, wenn ich es für einzelne Momente schaffe, in meinem Bewußtsein nicht mit dem Verstand und nicht mit dem Körper identifiziert zu sein, sondern mit meiner Existenz, meinem Sein, meiner Lebenskraft. Das ist, so wie ich es jetzt verstanden habe, Erwachen auf einer ersten Stufe. Das ist noch nicht die Einsicht/Befreiung im spirituellen Sinne.

    Diese Art von „psychologischer Erleuchtung“ scheint der Zustand zu sein, der auch bei Teilnahme an Satsangs erreicht werden kann. Das schreibt OWK, und das scheint auch zu dem zu passen, was Du von Deiner eigenen Erfahrung mit Neo-Advaita beschrieben hattest. In diesem Sinne wäre ich dann jetzt „angekommen“ (auch wenn ich diesen Zustand noch nicht länger halten kann).

    Meditation zum Erreichen von Absorptionszuständen werde ich wohl weiter üben, weil es mir so schöne Erfahrungen beschert hat. Vor Nirvikalpa Samadhi habe ich allerdings etwas Angst.

    Mir macht Mut, daß Du den Weg der Hingabe an Gott (die Hingabe an den Guru werde ich wohl überspringen) als möglichen Weg auch zur echten Einsicht beschreibst. Das Buch von Irina Tweedie werde ich mir besorgen. Diesen Weg will ich weitergehen.

    Die Tabelle über Jhana-Zustände schreckt mich derzeit eher ab, weil dort so viele unangenehme Phasen beschrieben werden. Mein Englisch ist nicht so gut, ich werde in diesem Buch von Daniel M. Ingram nur auszugsweise lesen, das wird Zeit brauchen.

    Daß Einsicht nicht „gemacht“ werden kann, verstehe ich. Sie ist ein Geschenk. Aktuell habe ich zudem wieder Angst vor einer solchen Einsicht – d.h. wohl, daß ich noch nicht dafür bereit bin. Verständnis und Bereitschaft müssen langsam wachsen.

    Ich fürchte den totalen Kontrollverlust einer solchen Einsicht und klammere mich an die scheinbare Kontrolle, obwohl ich in einzelnen Situationen bereits erlebt habe, daß ich keine Kontrolle habe.

    Falls Du noch etwas zur Klärung meiner Lage beitragen kannst und möchtest, freue ich mich. Ich habe jetzt sehr viel Lesestoff zu bewältigen (habe mir auch eine Einführung in Advaita Vedanta gekauft). Gestern habe ich gemerkt, daß ich das Lesen dosieren muß. Zu viel auf einmal führt mich weg von mir selbst, das will ich keinesfalls. Wenn ich merke, daß ich mich intellektuell in irgendwas reinsteigere, will ich konsequent immer erst wieder zur Ruhe kommen.

    Danke nochmals für Deine ausführlichen Erläuterungen, die haben mir sehr weitergeholfen!

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