Donnerstag, 14. Januar 2010

sich verlieren

Das Tanzen heute abend war wunderbar. Ich konnte das Denken gut abschalten. Ich bin zeitweise ganz aufgegangen in der Bewegung.

In einer Übung hat meine Partnerin Hochmut und Zurückweisung getanzt, während ich gegen diesen Widerstand Demut, Hingabe und Liebe getanzt habe. Das war schwer, aber das hat mir sehr gutgetan. Eine gute Übung für das Ego.

In einer anderen Übung sollten wir uns erden. Das gelang mir erst überhaupt nicht, obwohl ich das früher immer gut konnte. Erst spät fiel der Groschen: ja klar, ich habe meine individuelle Mitte verloren, da klappt es nicht wie früher mit der Erdung. Nachdem das klar war, war Erdung wieder möglich – wie auch immer das funktioniert hat (?).

Dann sollten wir uns im Tanz verlieren: wunderbar. Ich habe mich ja bereits verloren. Danach sollten wir uns wiederfinden. Das ging gar nicht. Ich will mich ja gar nicht wiederfinden. Ich habe mir dann vorgestellt, daß ich mich "in allem" wiederfinde, das ging einigermaßen. Aber genau an diesem Punkt ist es bei mir noch diffus.

Die individuelle Person habe ich verloren. Heute habe ich erstmals Leere wahrgenommen, beim Tanzen in diesen Übungen. Die Mitte ist leer, ich bin nur eine leere Hülse.

Aber was finde ich stattdessen wieder? Das ist noch unklar, obwohl diese Glückszustände der letzten Tage dafür sprechen, daß ich irgendetwas gefunden habe, was den Verlust der individuellen Person mehr als ausgleicht. Die Theorie dazu kenne ich ja ein wenig, aber das in der Praxis erworbene Wissen fehlt noch.

Die Selbstwahrnehmung ist eigenartig, ungewohnt, fremd. Aber ich fühle mich dabei sehr gut.

3 Kommentare:

  1. Das, was du hier als "Leere" bezeichnest ist nicht Leere (Shunyata) wie es der Buddhismus kennt, sondern Abwesenheit von irgendwelchen Gedanken oder eines Ich-Gefühls oder dergleichen sonst. Das mag schön, beglückend und angenehm oder auch unangenehm oder was auch immer sonst sein, aber es ist nicht endgültige Einsicht in die wahre Natur der Dinge.

    Ich bleibe dabei: Du hast allem Anschein nach noch nicht wirklich die Ich-Illusion durchschaut, sondern hast dich in Vorstellungen überwiegend psychologischer Natur verfangen.

    Das ist ein weitverbreites Problem des heutigen Neo-Advaita Vedanta. Dort wird weitgehend auf eine formale Meditationspraxis verzichtet, und es wird im Satsang versucht, Konzepte zu vernichten. Papaji ist hierfür mindestens teilweise verantwortlich. (Er selbst meditierte übrigens äusserst intensiv über Jahre hinweg.) Das ist überaus wertvoll, aber es ist in praktisch allen Fällen nicht hinreichend für echte Erkenntnis. Die Leute, die dann zum Satsang gehen, verwechseln irgendwelche Energiephänomene (vorübergehende innere Ruhe, energetische Ausdehnung usw.) mit wirklicher Einsicht.

    Ich habe selbst lange gebraucht, um das zu verstehen, nicht zuletzt, weil diese Neo-Advaita Lehrer diesen Umstand niemals unzweideutig vermitteln. Vermutlich kennen sie ihn noch nicht einmal selbst. Suzanne Segal, so tief ihre Einsicht auch gewesen sein mag, besass praktisch kaum vermittelbares Wissen über Meditation. Ihre Einsicht war spontan, mühelos. Wie sollte sie also wissen, wie sie Einsicht anderen Menschen zugänglich machen sollte? Ähnliches gilt für Eckhart Tolle.

    Ihnen fehlt somit das Wissen um die Werkzeuge, wie normale, "unbegabte" Menschen wie ich selbst in die Tiefe ihrer eigenen Einsicht vordringen können. Die wenigsten Menschen - und damit meine ich wirklich die wenigsten - sind in der Lage, ohne diese Werkzeuge zu tieferer Einsicht zu gelangen.

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  2. Hallo fckw,

    danke, daß Du hier noch mitliest. Das weiß ich sehr zu schätzen.

    „Das, was du hier als "Leere" bezeichnest ist nicht Leere (Shunyata) wie es der Buddhismus kennt, sondern Abwesenheit von irgendwelchen Gedanken oder eines Ich-Gefühls oder dergleichen sonst. Das mag schön, beglückend und angenehm oder auch unangenehm oder was auch immer sonst sein, aber es ist nicht endgültige Einsicht in die wahre Natur der Dinge.“

    Das glaube ich Dir, danke für den Hinweis bzgl. „Leere“.

    „Ich bleibe dabei: Du hast allem Anschein nach noch nicht wirklich die Ich-Illusion durchschaut, sondern hast dich in Vorstellungen überwiegend psychologischer Natur verfangen.“

    Ich sehe es selber so, daß ich noch nicht zur wirklichen Erkenntnis gelangt bin. Ich habe die Empfindung, daß ich in irgendeinem Zwischenstadium bin. Aber auch die intellektuelle Erkenntnis ist ja schon viel wert, denn anfangs verursachte allein schon der Begriff "Ich-Illusion" bei mir nur Abwehr und Panik. Meine aktuelle Erfahrung ist wunderschön, heute war dieses Glücksgefühl wieder sehr stark. Aber es ist eben nicht die Erkenntnis. Ich empfinde es zwar als stimmig, wo ich derzeit stehe (bitte lies dazu meinen neuen Beitrag „Gottes Drehbuch“), aber vielleicht verfalle ich da auch meinen Vorstellungen.

    Ich war noch nie bei einem Satsang und habe mich nicht mit Vedanta befaßt, der Name Papaji sagt mir nichts. Zum Thema Selbsterkenntnis habe ich vor allem Reschke gelesen, dazu ein wenig Maharaj und Maharshi, die Berichte von Veltheim und Segal und alles auf der Webseite von U.G. Krishnamurti. Das ist nicht viel, vermute ich.

    „Suzanne Segal, so tief ihre Einsicht auch gewesen sein mag, besass praktisch kaum vermittelbares Wissen über Meditation. Ihre Einsicht war spontan, mühelos. Wie sollte sie also wissen, wie sie Einsicht anderen Menschen zugänglich machen sollte? Ähnliches gilt für Eckhart Tolle.“

    Auch Eckhart Tolle sagt mir nichts. Den Bericht von Suzanne Segal finde ich einfach wunderschön, weil sie eine Ahnung davon vermittelt, wie stark und glücksbringend sich ihre Wahrnehmung der Welt und ihrer selbst verändert hat.

    „Ihnen fehlt somit das Wissen um die Werkzeuge, wie normale, "unbegabte" Menschen wie ich selbst in die Tiefe ihrer eigenen Einsicht vordringen können. Die wenigsten Menschen - und damit meine ich wirklich die wenigsten - sind in der Lage, ohne diese Werkzeuge zu tieferer Einsicht zu gelangen.“

    Ja, das glaube ich Dir auch. Die Frage, die ich Dir jetzt stellen muß, ist klar: wo bzw. bei wem finde ich diese Werkzeuge? Hast Du noch andere Vorschläge neben dem offensichtlichen? Bist Du eigentlich Teilnehmer der Phönix-Schule? Das konnte ich nicht zweifelsfrei erschließen.

    Für eine erneute Anfrage betreffend Phönix-Schule warte ich noch auf den „richtigen Zeitpunkt“. Vielleicht ist der jetzt gekommen, „zufällig“ hatte ich letzte Nacht selber schon diesen Gedanken.

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  3. Also fckw, Deine Hinweise wirken bei mir wie eine Bombe mit Zeitverzögerung. War beim letzten Mal auch schon so. Du spiegelst mir so perfekt meine eigenen Zweifel, das ist sehr gut, das konfrontiert mich erneut damit. Erst letzte Nacht hatte ich Angst, verrückt zu werden wegen dieses merkwürdigen Selbstwahrnehmungsgefühls. Und jetzt schreibst Du etwas von psychologischen Vorstellungen. So wie Du beim letzten Mal sogar etwas von einer psychischen Störung geschrieben hast - das trifft genau meine Ängste, die ich abarbeiten muß.

    Was mir alles so durch den Kopf ging, seit ich Deinen Kommentar heute nachmittag las:

    - „Ich bin hier in einem psychologischen Vorschul-Trainingsprogramm zur Erreichung der Schulreife für die Phönix-Schule“. Das löste Schamgefühle aus, es war mir peinlich.

    - „Ich bin wie eine Marionette, die hier zwecks Erreichung der Schulreife behandelt wird, ohne irgendeinen eigenen Einfluß nehmen zu können.“ Das amüsierte mich, ich fand es lustig.

    - „Ich bin der/die/das Wahrnehmende, nicht das Wahrgenommene.“ Ich kann es noch nicht sehen, ich erlebe es noch nicht, aber ich weiß jetzt, daß es DAS ist, was mir noch fehlt. Ich habe die Ich-Illusion sozusagen erst halb durchschaut, diese zweite Hälfte fehlt mir noch.

    Das arbeitet weiter in mir. Irgendwas ist hier jedenfalls total irreal. Ich habe starke Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen stehen für die Angst meines Gehirns, das weiß ich unterdessen, ich habe es oft erlebt.


    Zweites Thema, das in mir arbeitet: ich habe in den letzten Tagen eine Art Selbsterziehungsprogramm genossen (und auch hier: ich werde behandelt, ich behandele nicht).

    Wenn ich folgsam war, hatte ich Glücksgefühle. Wenn ich nicht folgsam war, verschwanden die Glücksgefühle. Das war wiederholt so. Das witzige, ungewohnte, absurde daran: es war nicht der Moralapostel im Kopf, der hier die Erziehungsmaßnahmen durchsetzte, sondern genau umgekehrt: eine mysteriöse fremde Instanz schenkte mir Glücksgefühle, wenn das Ego still und demütig war – und umgekehrt. Das fühlt sich ähnlich irreal an wie das oben Geschilderte.

    Die Gefühle werden vom Verstand ausgelöst, sie gehören zu diesem Körper-Psyche-Komplex. Aber das bin nicht ich, das ist nur die Schauspielerin, die ich betrachte.

    Mir fehlt der Sprung weg vom Verstandes-Ich nach.... ich weiß nicht... Eben fühlte ich mich ganz nah dran, daß irgendwas klick macht. Vielleicht habe ich Glück und es kommt über Nacht. Ich bin aufgeregt, vielleicht löst sich das Rätsel bald.

    Ist das Durchschauen der Ich-Illusion das gleiche wie das Erwachen? Ist es das Ziel der Phönix-Schule oder ist es ein Zwischenziel?

    Ist Selbsterinnerung das gleiche wie Samadhi? Und kommt das Durchschauen der Ich-Illusion vorher oder nachher?

    Hast Du auf Deinem Weg jemals irgendeine Frage beantwortet bekommen? Ich so gut wie nie. Ich bin total ausgehungert nach passender direkter Einwirkung. Ich habe mich lange genug alleine mit Büchern beschäftigt, finde ich.

    Bei mir fallen Anfang und Ende irgendwie in einem Punkt zusammen, den Eindruck hatte ich schon öfters. Wenn ich endlich schulreif für die Phönix-Schule sein werde, werde ich auch schon fast am Ziel sein, so scheint es mir zumindest.

    Kannst Du mir noch irgendwelche Informationen oder Hinweise geben, die mir weiterhelfen könnten, damit es klick macht?

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