Mittwoch, 2. Dezember 2009

Angst vor der Eigenständigkeit

Nachdem ich diesen Blog seit etwa zwei Wochen führe, ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Ich will mich damit u.a. auf eine mögliche Teilnahme an der Phönix-Schule für Selbsterkenntnis und Exzellenz vorbereiten. Was genau dafür an Vorbereitung notwendig ist, weiß ich nicht, ich habe dazu aber einige Hinweise erhalten und mache mir darüber hinaus eigene Gedanken dazu.

Ich würde hier gerne in einen Zustand kommen, in dem ich einfach ganz entspannt protokollieren kann, was im Verlauf meines Prozesses abläuft, ohne Erwartungen an den weiteren Verlauf. Ob und wann ich dabei einen Punkt erreiche, an dem eine Schulteilnahme möglich ist, sieht man dann. Auch wenn ich diese Teilnahme gerne erreichen möchte, wäre ich bei meinem Schreiben hier im Blog gerne weitgehend unabhängig davon.

Denn zunächst mal nutze ich das Schreiben hier als Hilfsmittel, um einige Probleme meines Alltags zu lösen. Das ist für mich so oder so nützlich, auch unabhängig von der Schule. Ich nutze für die Problemlösung Methoden zur Selbsterkenntnis, die ich früher in anderen Zusammenhängen kennengelernt habe, und ich nutze Methoden und Anregungen aus den wiederholt erwähnten Büchern.

Daß ich mich hier dennoch stark auf die Schule beziehe, hat einen psychologischen Grund: es gibt mir Halt. Ohne diesen Bezug würde ich hier vermutlich nicht schreiben, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, und ich würde mich noch mehr ausgeliefert und alleine fühlen als ohnehin schon.

Es ist für mich schwierig, diesen öffentlichen Raum zu betreten, ich wage mich damit ins Ungewisse vor. Eine Zeitlang halte ich das aus. Gestern war ich an einer Grenze, an der ich es nicht mehr aushielt, an der ich einen zusätzlichen Halt suchte, einen Kontakt, um mich nicht so alleine zu fühlen.

Das Grundproblem ist nicht gelöst, stelle ich gerade fest. Ich halte es nur für eine relativ kurze Zeit aus, hier ganz allein für mich zu stehen. Dann werde ich das eben üben. Ich will mich weiter einlassen und dabei meine Grenze weiter verschieben.

Ich bekomme zur Zeit weder Begleitung noch Führung für meinen Weg, obwohl ich beides gerne hätte. Ich soll anscheinend erstmal zeigen, was ich alleine bewältige. Vielleicht soll ich auch zeigen, daß ich unabhängig genug bin, ganz auf eigenen Füßen zu stehen. Und ich soll anscheinend zeigen, ob ich die Schulteilnahme wirklich will und ob ich bereit und in der Lage bin, in meinem Leben etwas zu verändern. Nur gedankliche Einsicht nutzt ja nichts, es muß immer eine konkrete Umsetzung im Leben erfolgen. Das ist für mich allerdings nichts Neues.

Ich fühle mich heute den ganzen Tag stark verunsichert. Ich habe Angst. Das muß ich mir erstmal eingestehen. Es kann nur besser werden, wenn ich hinschaue. Also, wovor habe ich Angst?

Ich habe Angst, ganz allein auf eigenen Füßen zu stehen. Und zwar ganz generell, für mein gesamtes Leben. Ich brauche immer irgendeinen Menschen, an den ich mich klammern kann.

Aber nur so kann ich doch frei werden. Wenn ich mich traue, mich nur noch auf mich selber zu verlassen. Wenn ich mich mir selbst anvertraue.

Ich entkomme der Dualität und der Bezogenheit nur, wenn ich mich einem größeren Ganzen anvertraue. Wenn mein wahres Selbst von der Ganzheit gar nicht getrennt ist (was ich bisher nur gedanklich nachvollzogen habe), dann kann der Schritt doch eigentlich nicht so schwer sein. Es entlastet mich ja andererseits auch von Verantwortung, wenn nicht mein kleines Denk-Ich alle Entscheidungen treffen muß, sondern wenn ich darauf vertrauen kann, daß es eine umfassendere Wahrheit gibt, die ich nur zulassen muß.

"Loslassen und mich dem Fluß des Lebens hingeben", das ist ein innerer Auftrag an mich, den ich bisher nicht umgesetzt habe. Aus Angst, offenbar. Im Sommer habe ich eine für meine Verhältnisse ungewöhnlich unabhängige und gefährliche Reise unternommen. Da hatte ich auch Angst. Die ich aber ausgehalten habe. Es war an der Grenze zur Überforderung, aber ich habe diese Reise gemeistert. Und mich hinterher sehr stark und unabhängig und frei gefühlt.

Seitdem bin ich aber daran gescheitert, diese Erfahrung auch ins normale Alltagsleben zu übertragen.

Verdammt, es wird Zeit nach über 40 Jahren, nicht mehr an Mamas oder Papas Rockzipfel zu hängen, sondern ganz eigenständig zu werden.

Auf dieser Reise habe ich mich übrigens einem größeren Ganzen anvertraut. Ich war ganz sicher, daß mir nichts Schlimmes geschehen wird (es sei denn, es soll so sein), daß ich geborgen und beschützt bin – nicht von mir selber, sondern vom Leben oder von diesem Etwas, was mich innerlich zu dieser Reise berufen hat.

Wenn ich mich ganz der Führung des Lebens anvertraue, dann kann mir eigentlich nichts Schlimmes geschehen. Dieser Inneren Führung, die nichts Individuelles mehr ist, sondern eins ist mit dem Ganzen, wie ich jetzt gelernt habe (immer noch nur rein gedanklich), möchte ich mich jetzt anvertrauen. Ich möchte loslassen und mich hingeben. Und dann brauche ich auch keine Angst mehr zu haben, denn dann geschieht nur, was sowieso geschehen soll, und das erfahre ich schon früh genug.

Jetzt fühle ich mich etwas besser. Hoffentlich hält das für den Rest des Tages, denn heute abend bin ich auf einem Konzert, wo ich gerne mit allen Sinnen und ganz wach anwesend wäre.

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