Dienstag, 8. Dezember 2009

bei mir selbst

Und jeden Tag ein bißchen stärker. Ich habe jetzt meine Heilmittel gefunden, die ich nur kontinuierlich anwenden muß.

1. Anstöße von außen (das kann ich nur insofern beeinflussen, daß ich dafür offen bin)
2. inspirierende Lektüre
3. dieser Blog
4. Kontakt zur Natur

Das alles dient dem Zweck, den Kontakt zu mir selbst zu stärken.

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Heute nachmittag hatte ich Gelegenheit, meine neue Stärke anzuwenden. Ich mußte am Arbeitsplatz unter (eigenverschuldetem) Zeitdruck ein Dokument fertigstellen. Der Kollege, an den ich es weiterleitete, wies es zunächst schroff zurück: zu spät, zu schnell gestrickt, um morgen einem Gremium vorgelegt zu werden.

Ich ging in den Dialog und erreichte, daß ich mit einigen Nachbesserungen das Dokument durchbekam. Für die Nachbesserungen brauchte ich noch Beratung eines anderen Kollegen. Mit beiden Kollegen hatte ich bisher kaum Kontakt und empfand noch vor wenigen Monaten eine starke innere Hemmschwelle. Die war heute nicht existent. Meine Angst vor Menschen löst sich nach und nach in nichts auf. In dem Maß, in dem ich die Angst vor mir selbst verliere, verliere ich auch die Angst vor anderen Menschen – das vermute ich, das erscheint mir schlüssig.

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Ich glaube unterdessen, daß ich mich von ungewohnten Worten unnötig habe verwirren lassen. Ich glaube, ich kenne das Gefühl bereits, daß das Ich sich auflöst. Ich empfinde dabei aber keine Todesangst, weil mir dieses Gefühl schon so vertraut ist! Vielleicht liegt es daran, daß ich als Kind bereits einmal so starke Todesangst erlebt habe, daß ich den Kontakt zu meinem Körper verloren habe. Vom Körper loszulassen, fällt mir seitdem ganz leicht. Neu war für mich jetzt nur das Loslassen vom Verstand. Auch das kannte ich zwar schon, mir war aber der Zusammenhang nicht bewußt.

Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ich bei mir selbst bin. Für Momente steht die Welt dann still. Und danach fühlt sich der Körper und das Handeln etwas fremd an, bis man sich wieder eingewöhnt hat (ich hatte das Gefühl heute abend erneut, als ich einige Zeit im Dunkeln in der Heide stand). Dieses Gefühl ist mir von Kindheit an vertraut, das ist doch überhaupt gar nichts Neues! Und auch nichts Besonderes! (auch wenn ich es leider einige Jahre lang verloren hatte und erst in diesem Jahr wiedergefunden habe)

Mir war früher nur nicht bewußt, daß dabei das Denken aufhört, auch wenn ich mich jetzt erinnere, daß es natürlich in diesen Momenten immer so war. Und ich habe auch nie gemerkt und das empfinde ich auch heute noch nicht so, daß sich dabei das ICH auflöst. Vielleicht muß man das auch gar nicht so bezeichnen.

Klar ist: wenn ich bei mir selbst bin, dann ist da tiefe Stille. Frieden. Innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Stille Freude, leises Glück. Warum muß man diese Befindlichkeit mit dem abschreckenden Wort "Nichts" bezeichnen? Das frage ich mich gerade. Unter "Nichts" habe ich mir irgendeine finstere Hölle vorgestellt und totale Sinnlosigkeit.

Stille ist das Gegenteil von Sinnlosigkeit. Stille ist Erfüllung. Stille ist der Urgrund von allem. Ich finde dort umfassende Liebe, nicht überschwenglich, sondern eher sanft.

Allerdings muß ich zugeben, daß ich in der Regel auch der Stille ausweiche, daß ich mich ablenke. Es bedarf einer bewußten Entscheidung, sich mit sich selbst zu konfrontieren. Und möglicherweise kneife ich ja noch vor einer tiefergehenden Erfahrung, da will ich weitergehen!

Vor einigen Tagen bekam ich eine Werbemail mit dem Titel "Keine Angst vor der stillen Nacht!" Total passend, da ich mich gerade mit meiner Angst vor der Einsamkeit auseinandersetzte. ;-) Ich muß mich ab und zu daran erinnern, daß diese Angst völlig überflüssig ist. Ich will mich jetzt immer damit konfrontieren, wenn es sich anbietet. Das macht stark!

Was mir noch nicht klar ist: gibt es das Ich als Handelnden oder nicht? Aber ich muß ja nicht alle Rätsel auf einmal lösen. ;-) Mir geht es heute gut. Besser als gestern. Ich mache mich jetzt nach und nach unabhängig von externer "Bedürfnisbefriedigung". Für immer!

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