Dienstag, 1. Dezember 2009

vorläufige Erlösung

Heute nachmittag schaffte ich es schließlich, die für heute notwendigsten Arbeiten zu erledigen. Besser als nichts, ich war darüber froh. Insgesamt bin ich aber insbesondere mit meiner Programmieraufgabe stark im Verzug. Ich will sie unbedingt bewältigen, die verbleibende Arbeitszeit im Jahr wird knapp.

Mit der Grenze, an der ich heute war, der starken Kontaktbedürftigkeit, werde ich vermutlich noch häufiger konfrontiert werden. Ich schaffte es heute aus eigener Kraft, einen kleinen Schritt weiterzukommen als bisher und ein wenig Distanz zu meiner Rolle zu gewinnen. Am Abend las ich dann eine Nachricht, über die ich mich freute, und die mein Kontaktbedürfnis fürs erste befriedigte. Damit ist die Bedürftigkeit als solche allerdings nicht erlöst, denn das muß ich selber tun, und das fällt mir schwer.

Nach der Arbeit war ich zur Stabilisierung meines Seelenhaushalts noch zu dem Ort im Wald gefahren, den ich provisorisch zu meinem Kraftort gemacht habe. Es tut mir sehr gut, die Stille wahrzunehmen (auch wenn die Stille in Stadtnähe nie ganz vollkommen ist, in der Ferne gibt es leider immer Motorengeräusche). Heute war ein klarer und kalter Vollmondabend, dadurch war die Sicht recht gut, das reduzierte meine Angst. Es ist immer eine Mutprobe, im Dunkeln dort hinzufahren, auch wenn ich mich immer nur wenige Schritte von meinem Auto entferne. Ich möchte selbstsicherer dabei werden, denn von der Angst abgesehen beruhigt mich der kurze Aufenthalt dort immer, er führt mich ein wenig näher zu mir selbst.

Es erscheint mir immer etwas unwirklich, daß es diese stille, friedliche Natur auch hier in Deutschland gibt, ganz nah an meinem Alltag, und daß ich dafür nicht ins Ausland in Urlaub fahren muß. Ich kann dieses Erlebnis jederzeit haben, ich muß nur die Angst vor der Begegnung mit unangenehmen/gefährlichen Menschen überwinden. Vor der Natur und/oder vor Tieren habe ich dagegen kaum Angst. Ich würde im nächsten Sommer auch gerne mal draußen zelten, leider ist das in Deutschland fast überall verboten, wir leben in einem schrecklich unfreien Land.

Nachts alleine im Wald zu stehen, das ist wie in einer anderen Wirklichkeit. Ich schaue da etwas hinter die Alltagsfassade. Aus Angst und aus Bequemlichkeit habe ich wie die anderen Zivilisationsmenschen ja normalerweise eine dicke Wand zwischen mir und der Natur: asphaltierte Straßen, Autoblech, Häuserwände etc. Wenn ich das nur mal für ein paar Minuten hinter mir lasse, fühle ich mich einerseits schutzloser, aber andererseits auch viel näher bei mir selbst. Ich beziehe daraus Eigenstärke. Ich muß allerdings aufpassen, daß ich mich darüber nicht wichtig mache und für besonders mutig halte oder so. Kein Grund, das Ego aufzublasen. Der direktere Kontakt zur Natur sollte eigentlich demütiger machen. Ich bin ein Teil des Ganzen, nicht mehr und nicht weniger.

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