Freitag, 4. Dezember 2009

angstfrei

Nach dem letzten Blog-Eintrag habe ich mich über mich selber amüsiert. Ich fand es komisch, daß ich blind im Kreis gelaufen bin auf der Suche nach Stütze von außen, obwohl ich spätestens seit dem Sommer wissen müßte, daß ich mir selber genug Stütze geben kann. Wenn ich solcherart zur Selbstironie durchdringe, bin ich immer auf dem Weg der Besserung.

Ich bekomme jetzt meine Themen (die ich als Denkanstöße bzw. durch meinen inneren Prozeß vorgesetzt bekommen habe) "ich suche nach Lebenshilfe", "als Schamanin muß ich mir selber dienen", "ich kreise um die Scheinwichtigkeit meines eigenen Ichs" und "ich suche nach Bedürfnisbefriedigung" unter einen Hut.

Ich will mich in erster Linie immer nach meiner eigenen Inneren Führung richten, sofern ich den Kontakt dazu sicher spüre. Ansonsten richte ich mich nach Impulsen von "außen", wenn ich dem Urheber dieser Impulse zutraue, mehr Durchblick zu haben als ich selber. In beiden Fällen geht es letztlich darum, den Kontakt zum Wahren Selbst herzustellen, das keine Individualität kennt. Daran muß ich noch weiterarbeiten, das ist bei mir noch schwammig.

Ich bin total erleichtert darüber, daß ich mich nicht erneut abhängig machen muß. Da war ich offenbar nicht nur meiner unberechtigten Angst vor dem Alleinsein, sondern auch einer falschen Vorstellung erlegen. Von beidem kann ich jetzt dankbar ablassen. Anscheinend wäre auch eine Lehrer-Schüler-"Beziehung" viel weniger hierarchisch und viel mehr auf Augenhöhe, als ich bisher geglaubt habe. Aber das lasse ich mal entspannt auf mich zukommen.

Beim Tanzen am Abend gab es sehr viele Übungen zum Thema Angst, Mut und Monster, die mich bedrohen. Äußere Monster fielen mir spontan nicht ein, und so habe ich nochmal die Angst herausgeholt, mit der ich mich in dieser Woche so intensiv auseinandergesetzt habe: die Angst, für mich selber einzustehen, und zwar ganz alleine. Ich habe mich da nochmal reingesteigert, die Angst wahrgenommen, aber auch meine Fähigkeit ihr entgegenzutreten.

In der Abschlußrunde erzählte ich nach einigem Zögern von diesem Selbsterkenntnis-Blog. Es schadet ja nicht, ein wenig mehr Öffentlichkeit herzustellen, aber andererseits will ich damit auch nicht angeben. Deshalb habe ich die Web-Adresse auch noch nicht weitergegeben, das würde ich im Fall von konkretem Interesse aber tun. Es gab sehr interessierte Rückfragen zu dem Sinn und Zweck eines solchen öffentlichen Tagebuchs. Tja, das frage ich mich ja selber. ;-)

Bisher kann ich aus eigener Erfahrung folgendes feststellen: der Blog konfrontiert mich mit wunden Punkten, denen ich bisher eher ausgewichen bin, er bringt mich zu mehr Wahrhaftigkeit, die Alltagslügen lassen sich nicht mehr so leicht durchhalten – und er macht mich stärker und selbstbewußter.

Zudem kanalisiert er sehr effektiv meine Schreibwut, die ich jetzt nicht mehr per Email an meinen Mitmenschen auslassen muß. Wer hier liest, tut dies freiwillig, ich dränge mich niemandem auf. Er dient mir als Spiegel für die Selbsterkenntnis, und er ist ein ganz tolles Hilfsmittel, mit dem ich mich selber "therapiere" bei bestimmten Alltagsproblemen.

Meine Angst vor der Öffentlichkeit war auch nur eine Art von Egozentrik. Als würde die ganze Welt ausgerechnet auf mich schauen, wenn ich als die 500-millionste Bloggerin hier meine Stimme erhebe. In Wahrheit interessiert das doch so gut wie niemanden, was ich hier schreibe. Auch in dieser Hinsicht bin ich allein, das world wide web kann auch ganz schön einsam sein. Für mich ist das eher heilsam, glaube ich.

Nach dem Tanzen fuhr ich erneut in den Wald. Ich fühlte mich dort so nahezu angstfrei wie noch nie an diesem Ort und ging tiefer in den Wald hinein als bisher - im fahlen Mondlicht, die Taschenlampe nur für einen Notfall in der Tasche. Wovor sollte ich Angst haben, wenn sowieso nur das geschieht, was mir in gewisser Weise vorherbestimmt ist?

Ich fühle mich heute Nacht stark, aber ohne Überheblichkeit. Das ist ein gutes Gefühl! :-)

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